Filmemacher Michael Manns neuer Thriller Public Enemies mit Johnny Depp (Sweeney Todd, demnächst: The Imaginarium of Dr. Parnassus) als Gentleman Bankräuber und Gangsterboss John H. Dillinger ist ein beeindruckender Film, der noch lange nachwirkt. Die Drehbuchautoren Ronan Bennett (Lucky Break - Rein oder raus), Ann Biderman (Fräulein Smillas Gespür für Schnee, Primal Fear) und Michael Mann (Miami Vice, Heat) präsentieren uns eine Story ohne einen "Helden", dem wir die Daumen drücken können, die aber trotzdem funktioniert. Wer eine Neuauflage von Michael Manns fabelhaftem Heat (einer meiner Lieblingsfilme) erwartet, der muss umdenken, denn Public Enemies ist zwar nicht minder fabulös, allerdings auf eine ganz andere Art. Wenn die Kamera auf riesigen Einschlaglöchern im Mauerwerk verweilt, die sich nur wenige Zentimeter neben dem Kopf des Menschen befinden, auf den geschossen wurde, dann wird klar, dass es Mann hier nicht um den Spaß an den gut choreographierten Schießereien geht. Die nicht zuletzt aufgrund des Tons als realistisch wahrgenommenen Schießereien in Public Enemies beeindrucken und sorgen für Gänsehaut.
Der Film will uns nicht unbedingt die Hauptfiguren als Menschen näher bringen oder uns mit cool choreographierten Schießereien unterhalten, sondern bringt uns auf interessante Weise einen der Vorgänger des derzeitigen War on Terror, den War on Crime näher - verblüffende Ähnlichkeiten inbegriffen, Heldenverehrung ausgeschlossen. Das Drehbuch basiert auf dem gleichnamigen Sachbuch von Bryan Burrough (Die Nabisco Story), das über die Welle der Kriminalität während der Depression und die Geburt des FBI berichtet, Fokus: die Jahre 1933 und 1934 (Buch Link: Public Enemies).
1933 - vier Jahre nach dem spektakulären Börsencrash leidet das Land unter Arbeitslosigkeit und Armut, viele können ihre Hypotheken nicht mehr zahlen und verlieren ihre Häuser an die Banken. Bankräuber John Dillinger (Johnny Depp) macht - wie noch etliche andere prominente Kriminelle der Zeit - ständig Schlagzeilen und wird von großen Teilen der Bevölkerung bewundert und wie ein Volksheld verehrt. Später sehen wir Dillinger bei einer seiner Festnahmen - zu diesem Anlass gibt er eine Pressekonferenz, die uns zeigt, dass die Journalisten ihn tatsächlich auch behandeln wie einen Filmstar und im Blitzlichtgewitter mit ihm scherzen. Die Komplizenschaft der Presse, die die Stimmung in der Bevölkerung noch anheizt, weil das Zeitungen verkauft, ist ein interessanter Aspekt, der im Film mehrmals angesprochen wird.
Dillingers Gang kleidet sich elegant, verfügt über schnelle Autos und Maschinengewehre, mit der sie zur Not alles niedermäht. Dem hat die Polizei erst einmal wenig entgegenzusetzen.
Das sollte genügen, damit der Direktor des Bureau of Investigation (Vorgänger des FBI), J. Edgar Hoover (Billy Crudup, Watchmen), für seine Verbesserungsvorschläge grünes Licht und die von ihm beantragten Gelder bewilligt bekommt, das tut es aber nicht. Ganz im Gegenteil, Hoover wird von dem betreffenden Ausschuss als inkompetenter Theoretiker hingestellt und seine Karriere scheint vorüber. (Bild links: Billy Crudup als Hoover. Bild (c) Universal Pictures)
Melvin Purvis (Christian Bale, Terminator - Die Erlösung) ist Agent beim Bureau of Investigation. Wir sehen ihn zum ersten Mal bei der Verfolgung des von Dillinger verstoßenen Charles "Pretty Boy" Floyd (Channing Tatum, GI Joe, demnächst: Fighting). In dieser Schlüsselszene schleicht Purvis wie ein Jäger auf der Pirsch hinter Floyd her, bewaffnet mit einem einfachen Gewehr. Den eh' schon verletzten Floyd erlegt Purvis zwar (und stellt sich in der üblichen Jäger-mit-erlegter-Beute Pose über ihn), doch ist klar, dass das Bureau auf diese Art gegen Leute wie Dillinger nichts ausrichten kann.
Hoover nutzt die Schlagzeilen, die Purvis mit der Erfassung von Floyd macht, erklärt Dillinger zum Staatsfeind und ruft eine Spezialeinheit mit Sitz in Chicago in's Leben, deren Leitung er dem Held des Tages überträgt -- Melvin Purvis. Mit dem ernsthaften Purvis als Gallionsfigur und dem medienträchtigen Erfolg gelingt es Hoover, seine Pläne eines landesweiten Bureaus, des FBI, langsam zu verwirklichen. Für den Anfang wird seine Spezialeinheit mit Maschinengewehren und anderen Waffen ausgerüstet. Für den Zuschauer ist es spannend zu sehen, auf welchem Stand die Ermittlungsmethoden damals waren.
Der War on Crime wird seinem Namen gerecht und entwickelt sich zum erbitterten Krieg. Bald findet sich Purvis in einer Situation ähnlich der eines Soldaten an der Front wider. Er beißt die Zähne zusammen und schluckt "für den Erfolg der Mission" seine Skrupel hinunter -- und übertritt das Gesetz.
Später im Film sehen wir Purvis, der überraschend in ein Verhör hineinplatzt, bei dem eine Frau gefoltert wird. Entsetzt bricht er das "Verhör" ab und trägt die Frau auf seinen Armen aus dem Raum. Purvis hatte anscheinend keine Ahnung, auf was er sich mit Hoover wirklich eingelassen hat. (Inzwischen sind Hoovers Amtsmißbräuche und haarsträubende Aktivitäten ja hinreichend bekannt. Ebenso die Kurzfristigkeit von Purvis Karriere unter Hoover. )
Währenddessen schlägt Dillinger einen Vorschlag seines "Kollegen" Alvin Krapis (Giovanni Ribisi) aus, der ihn an einem lukrativen Geschäft beteiligen und dann aussteigen will. Dillinger ist nicht an einem Ausstieg interessiert, er genießt seinen Status, lebt nur im Hier und Jetzt. Seiner Liebsten Billie Frechette (Marion Cotillard) erzählt er allerdings von seinem Wunsch, mit ihr gemeinsam alt zu werden...
Vielleicht konnte er sich einfach nicht vorstellen, wie sich alles entwickeln würde - nicht zuletzt aufgrund seiner Existenz. Dillinger hat Hoover zum Aufstieg verholfen und dadurch zur Gründung des FBI beigetragen.
Während sich die Buchvorlage von Bryan Burrough mit einer ganzen Reihe von Public Enemies der Zeit beschäftigt (Bonnie und Clyde, Dillinger, Ma Barker, Machine Gun Kelly usw.), befasst sich der Film eigentlich ja nur mit einem erklärten Public Enemy - Dillinger. Doch scheint der Plural des Titels sehr passend, wenn man sich die Hauptfiguren und die Auswirkungen ihrer Taten ansieht - und den totalen Überwachungsstaat nicht für erstrebenswert hält.
So manch ein Erdenbürger, der in den Jahren seit 9/11/2001 unter den Unannehmlichkeiten beim Reisen gelitten hat, fragt sich, wessen Macht diese Neuregelungen eigentlich demonstrieren -- Die Macht der Gesetzgeber, die die Daumenschreiben weiter gedreht haben, oder die Macht derer, die man mit diesen Regelungen zu kontrollieren versucht? Dillinger grinst und tippt sich an den Hut in der Gewissheit, dass sein Vermächtnis in alle Ewigkeit bestehen wird...
Public Enemies -- Genre: Thriller -- deutscher Kinostart: 06.08.2009 -- Länge: 140 Minuten, FSK: ab 12 Jahren
Drehbuch: Ronan Bennett und Ann Biderman und Michael Mann, basierend auf dem Buch Public Enemies von Bryan Burrough.
Regie: Michael Mann (Miami Vice, Collateral, Heat)
Soundtrack-Link: Public Enemies
Public Enemies deutscher Trailer
Johnny Depp über seine Rolle als Joseph Dillinger und seinen Bezug zum Film Public Enemies.
Christian Bale über seine Rolle als Agent Purvis (engl.)
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31.08.2009
Public Enemies
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Grace Kritik +Trailer
Autor und Regisseur Paul Solet liefert mit Grace keinen Horror, sondern einen rechten Ekel-Film ab. Anscheinend ursprünglich inspiriert vom Schwangerschafts-Horror Rosemary's Baby schießt Solet allerdings über alle Grenzen hinaus und lässt jedwede Idee von "gutem Geschmack" oder von Horror, der einem eine wohlige Gänsehaut bereitet weit, weit hinter sich zurück. So weit, dass ich dafür plädiere, unter den Kinositzen Spucktüten und eine Prise "Riechsalz" bereitzuhalten. Es gibt jede Menge Blut, rohes Fleisch und fast meint man, den Fliegen anlockenden Gestank wahrnehmen zu können.
Madeline Matheson (Jordan Ladd, Grindhouse, Death Proof, Hostel II) ist eine der Frauen, die unbedingt ein biologisches Kind haben müssen, um weiterleben zu können. Nach 3 Jahren Hormonbehandlung und Fehlgeburten ist es endlich soweit - sie ist schwanger. Sie und ihr Mann Michael (Stephen Park) haben sich entschieden, dieses Mal der Hebamme Patricia (Samantha Ferris, Spiel mit der Angst) zu vertrauen. Und das, obwohl Schwiegermutter Vivian (Gabrielle Rose) Madeline unbedingt ihren Leibarzt Dr. Sohn (Malcolm Stewart, demnächst: Helen, Moon) aufzwingen will. Madelines Wahl scheint Sinn zu machen, denn Patricia kann gerade noch eine Fehler Dr. Sohns verhindern.
Doch dann haben Madeline und Michael einen Autounfall, bei dem Michael um's Leben kommt. Madeline erfährt, dass auch ihre ungeborene Tochter Grace gestorben ist. Sie ist nicht bereit, auch dieses Kind aufzugeben und will es "austragen". Beim Geburtstermin geschieht ein Wunder, Grace erwacht zum Leben. Bald zeigt sich aber, dass mit dem Baby etwas nicht stimmt. Es stinkt (wie eine Leiche), zieht die Fliegen an und interessiert sich mehr für Blut als für Muttermilch...
Es ist wohl der Horror-erfahrenen Hauptdarstellerin Jordan Ladd (Tochter von Charlie's Angel Cheryl Ladd) zu verdanken, dass dieser Film seit Anfang des Jahres auf unzähligen Filmfestivals gezeigt wurde. Die kranken Figuren, einschließlich der Schwiegermutter Vivian, üben anfänglich eine Faszination aus und man fragt sich, wie's weitergeht. Nach der Geburt von Baby Grace geht's allerdings dann steil bergab.
Filmemacher Solet war nicht sonderlich erfolgreich damit, seinen 6-minütige Kurzfilm Grace zu einem gerade 'mal 85 Minuten langen Film auzuweiten. Ich hätte mir mehr Plot und Horror und weniger Ekel-Szenen gewünscht. Der Film macht einfach keinen Spaß.
Grace -- Genre: Horror -- deutscher Kinostart: steht nicht fest. Deutschlandpremiere: Fantasy Filmfest 2009 -- FSK: nicht bewertet
Drehbuch: Paul Solet (Langfilmdebut)
Regie: Paul Solet (Langfilmdebut)
Grace Trailer (engl.)
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Madeline Matheson (Jordan Ladd, Grindhouse, Death Proof, Hostel II) ist eine der Frauen, die unbedingt ein biologisches Kind haben müssen, um weiterleben zu können. Nach 3 Jahren Hormonbehandlung und Fehlgeburten ist es endlich soweit - sie ist schwanger. Sie und ihr Mann Michael (Stephen Park) haben sich entschieden, dieses Mal der Hebamme Patricia (Samantha Ferris, Spiel mit der Angst) zu vertrauen. Und das, obwohl Schwiegermutter Vivian (Gabrielle Rose) Madeline unbedingt ihren Leibarzt Dr. Sohn (Malcolm Stewart, demnächst: Helen, Moon) aufzwingen will. Madelines Wahl scheint Sinn zu machen, denn Patricia kann gerade noch eine Fehler Dr. Sohns verhindern.
Doch dann haben Madeline und Michael einen Autounfall, bei dem Michael um's Leben kommt. Madeline erfährt, dass auch ihre ungeborene Tochter Grace gestorben ist. Sie ist nicht bereit, auch dieses Kind aufzugeben und will es "austragen". Beim Geburtstermin geschieht ein Wunder, Grace erwacht zum Leben. Bald zeigt sich aber, dass mit dem Baby etwas nicht stimmt. Es stinkt (wie eine Leiche), zieht die Fliegen an und interessiert sich mehr für Blut als für Muttermilch...
Es ist wohl der Horror-erfahrenen Hauptdarstellerin Jordan Ladd (Tochter von Charlie's Angel Cheryl Ladd) zu verdanken, dass dieser Film seit Anfang des Jahres auf unzähligen Filmfestivals gezeigt wurde. Die kranken Figuren, einschließlich der Schwiegermutter Vivian, üben anfänglich eine Faszination aus und man fragt sich, wie's weitergeht. Nach der Geburt von Baby Grace geht's allerdings dann steil bergab.
Filmemacher Solet war nicht sonderlich erfolgreich damit, seinen 6-minütige Kurzfilm Grace zu einem gerade 'mal 85 Minuten langen Film auzuweiten. Ich hätte mir mehr Plot und Horror und weniger Ekel-Szenen gewünscht. Der Film macht einfach keinen Spaß.
Grace -- Genre: Horror -- deutscher Kinostart: steht nicht fest. Deutschlandpremiere: Fantasy Filmfest 2009 -- FSK: nicht bewertet
Drehbuch: Paul Solet (Langfilmdebut)
Regie: Paul Solet (Langfilmdebut)
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