28.10.2007

Enttarnt - Ryan Phillippe, Chris Cooper und Laura Linney

Jetzt auf DVD: Enttarnt - Verrat auf höchster Ebene

Der Spionage-Thriller Enttarnt basiert auf wahren Begebenheiten - was Enttarnt nicht davon abhält, spannend und gleichzeitig auch noch wirklich witzig zu sein. Es gibt zwar keine Verfolgungsjagden bei 200 km/h oder Schießereien - dafür aber eine der spannendsten Szenen, die sich je in einem Verkehrsstau abgespielt hat.

Generalstaatsanwalt John Ashcroft verkündet am 20. Februar 2001 die Verhaftung des FBI-Agenten und Spions Robert Hanssen, der über 20 Jahre lang Informationen verkauft und auch mehrere Menschen ihr Leben gekostet hat. Enttarnt zeigt uns, wie ein Neuling das schafft, was viele erfahrene FBI-Agenten nicht schafften: Einen der gefährlichsten Spione der US-Geschichte zu überführen.

Der ehrgeizige Eric O'Neill (Ryan Phillippe) will unbedingt FBI-Agent werden. Als er zum Assistenten von FBI Agent Robert Hanssen (Chris Cooper) gemacht wird, ist er deshalb nicht erbaut. Hanssen ist ein kleines Licht im Bureau. Agent Burroughs (Laura Linney) erklärt, dass Hanssen wegen Sexualdelikten überprüft werden soll. Es ist O'Neills Aufgabe, ihr täglich zu berichten, was ihm auffällt. Das scheint nicht gerade ein Job zu sein, der Eric viel Lob' und Ehr', geschweige denn die gewünschte Beförderung einbringen wird. Eric ist gefrustet und ungeduldig, führt aber trotzdem seinen Job gewissenhaft aus.

Es ist Chris Coopers Hanssen, der unwahrscheinlich viel Witz zu diesem Film bringt - manch eine Komödie wäre froh, so viele Lacher zu bekommen. Hanssen ist enttäuscht und verbittert darüber, dass er vom FBI nie die Anerkennung bekam, die ihm zusteht. Trotz allem versucht er, Eric sein Wissen darüber, wie das FBI funktioniert, zu vermitteln.

Das FBI, das Hanssen Eric und uns erklärt, ist eine Behörde wie jede Andere. Wer einen neuen PC braucht, stellt einen Antrag - und wartet. Hanssen demonstriert, dass man sich die Anträge schenkt und sich statt dessen einfach einen neuen PC nimmt. Er bringt Eric auch dazu, ein Gemälde von einem Kollegen zu stehlen. Hey, es zeigt schließlich nur zwei Typen auf 'nem Boot...

Während wir vermuten, dass Hanssen clever und immer auf der Hut ist, legt Eric einen intelligenten und gleichzeitig blauäugig daherkommenden jungen Mann hin, der fasziniert an Hanssens Lippen hängt. Nach ein paar Tagen - etwa 40 Minuten Film - hat er die Schnauze voll und sagt das Burroughs - und erfährt dann erst, dass Hanssen ein Spion ist, den sie schon seit Jahren versuchen, dingfest zu machen, aber einfach nicht überführen können.

Zu diesem Zeitpunkt hat Hanssen Erics deutsche Frau Juliana (gespielt von der Kanadierin Caroline Dhavernas) kennengelernt, war mit den O'Neills in der Kirche, etc. Eine Vertrauensbasis ist hergestellt. Einfach genial. Für Eric aber auch erschreckend.

Wohl am erstaunlichsten ist, welche Entscheidung der ehrgeizige O'Neill am Ende von Enttarnt trifft...

Der Cast ist super, allen voran natürlich Chris Cooper (Operation: Kingdom, Syriana, Jarhead, Capote) und Ryan Phillippe (Flags of Our Fathers), von dem wir in 2008 eine ganze Menge zu sehen bekommen werden. Auch Laura Linney (Jindabyne, der Exorzismus von Emily Rose) ist in der Rolle als toughe FBI-Agentin völlig überzeugend.

Das Greenhorn O'Neill soll tatsächlich wesentlich dazu beigetragen haben, dass der Spion Hanssen letztlich vor seiner Pensionierung endlich dingfest gemacht werden konnte.

DVD-Link: Enttarnt - Verrat auf höchster Ebene

Enttarnt - Verrat auf höchster Ebene Trailer




Drehbuch: Adam Mazer, William Rotko und Billy Ray
Regie: Billy Ray

Länge: 110 Minuten. FSK: 12

Enttarnt Cast:

Eric O'Neill: Ryan Phillippe
Robert Hanssen: Chris Cooper
Agent Burroughs: Laura Linney
Juliana O'Neill: Caroline Dhavernas

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21.10.2007

Invasion - zwei Halbe machen kein Ganzes


Über die Unstimmigkeiten bei der Produktion von Invasion hatten wir bereits berichtet. Diese vierte Adaption des Romans The Body Snatchers von Jack Finney hat darunter bestimmt gelitten, denn Invasion reisst keinen vom Hocker. (Trailer/clips aller Versionen sind hier zu sehen.) Was ist nun aus der - weithin doch bereits bekannten - Körperfresser-Geschichte geworden? Ein Alien-Virus reist auf einem Satelliten zur Erde, die Menschen werden zu emotionslosen Gestalten, die mit Vorliebe starren Blicks auffällig in der Gegend herumstehen wie Die Kinder des Zorns - und weiter?

Tatsächlich ist Invasion zwei halbe Filme. Zwei sehr unterschiedliche halbe Filme, die auch im zusammengeschnittenen Zustand beim besten Willen keinen ganzen Film ergeben. Zumindest keinen, der Sinn macht und eine durchgängige Story hat. Die Action Hälfte weiss nichts mit dem ganzen Drama anzufangen und umgekehrt. Äußerst unbefriedigend, das Ganze.

Die eine Hälfte von Invasion (vermutlich die Hirschbiegel Hälfte) beschäftigt sich mit der geschiedenen Psychiaterin Carol (Nicole Kidman, Verliebt in eine Hexe, die Dolmetscherin, Die Frauen von Stepford), die um das Sorgerecht für ihren Sohn Oliver (Jackson Bond) kämpft. In diesem halben Film bekommen wir Szenen präsentiert, die zeigen sollen, welch gute Mutter Carol ist. Sie macht Frühstück, sie simst ihrem Sohn "guten Morgen", sie bringt ihn zur Schule etc.

Der Sohn ist eventuell auch der Grund dafür, dass Carol keine romantische Beziehung mit ihrem guten Freund Ben (Daniel Craig, Casino Royale, Infamous, München), einem Arzt, eingehen will. Und das, obwohl seine Eltern (ja, auch die lernen wir kennen!) eine Ehe zwischen den beiden befürworten und schon an Enkelkinder denken. Ben scheint an ihr interessiert zu sein, laut Drehbuch, allerdings kommt von der Eiskönigin keine halbwegs überzeugende Rückmeldung. Bei einer (sinn- und zwecklosen) Cocktailparty lässt Carol ein paar smarte Sprüche ab, die anscheinend schwierig auswendig zu lernen waren. Kidman sieht man die Anstrengung an.

Wo führen alle diese Set-up Szenen hin, was bringt uns dieses Wissen? Abgesehen von der Erkenntnis, dass Nicole Kidman in der Muterrolle zero überzeugt? Nix. Das ganze Set-up hatte vermutlich in der ursprünglichen Fassung von Newcomer Dave Kajganich (Drehbuch) und Regisseur Oliver Hirschbiegel (Der Untergang, Das Experiment) ein Pay-off. Nur leider - das kriegen wir nie zu sehen.

Eventuell gehört eine Szene, in der Nicole Kidman - in Bleistiftrock und Stöckelschuhen - zur U-Bahn rennt, zu dieser Hälfte. Auf jeden Fall kann man die Szene unter Comedy und/oder 50er Jahre Damsel in Distress ablegen. Hey, hat da schon wieder einer Hommage gebrüllt?

Nun hat der halbe Action-Film aus der Feder der Wachowski-Brüder (Matrix, V wie Vendetta) und unter Regie von James McTeigue (ditto Flicks) wenig Zeit und vermutlich begrenztes Geld, um die Action anzubringen.

Ihre eingeschränkte Mimikfähigkeit macht Kidman etwas zu schaffen und wirkt seltsam. Die Gesichtslähmung gehört bestimmt zur Rolle der Carol, ist eine Auswirking des Alien-Virus, mit dem sie ihr Ex-Mann Tucker (Jeremy Northam, The Statement, Gosford Park) auf äußerst charmante Weise infiziert hat.

Kidman ist eigentlich ab dem Moment die Idealbesetzung, ab dem Carol versuchen muss, keine Emotionen zu zeigen, um nicht aufzufallen. Das Virus lässt die Menschen (völlig und überhaupt nicht wie die Stepford Weiber) zu emotionslosen Gestalten werden. Um ihr altes (eigentlich ebenso blutleeres) ich beibehalten zu können, darf Carol noch dazu auf keinen Fall einschlafen.

Die Zuschauer können bestätigen, dass das kein leichtes Unterfangen ist, ist es doch schwierig, bei dieser (bis auf die letzten 15 Minuten) spannungsfreien Story die Augen offen zu halten. Es passiert nicht sonderlich viel Aufregendes in Invasion. Das finden auch die Figuren, die nicht 'mal selbst von der einen oder anderen Erkenntnis überrascht sind. Carols Sohn Oliver wurde infiziert, verändert sich aber trotz Schlaf nicht? Ach, der ist halt immun. Klar. Wie das geht, interessiert in der Story niemanden. Wir haben zwar nach -zig Jahren noch keine Kur für AIDS, aber so'n olles Alien-Virus, hey, das kriegen wir innerhalb von 'ner Woche oder so geregelt, wie der Film später zeigt.

Story-mäßig hält nichts zusammen, das Tempo orientiert sich anscheinend an der Deutschen Bahn Anno 2007 und auch visuell braucht man von den Regisseuren Oliver Hirschbiegel und James McTeigue nicht viel erwarten. Nächstes Mal holt besser Tom Tykwer, der hat mit Perfume gezeigt, wie man 60 Millionen fabulös aussehen lässt und kann bestimmt auch einen tollen score komponieren. Oder Paul Greengrass (Bourne Ulitmatum) für's atemberaubende Tempo, tolle Stuntszenen und furiose Schnitte - und ab geht die Post.

Hat der Flop Die Frauen von Stepford eigentlich kein deutliches Signal gesendet? will man gerne fragen. Offensichtlich nicht, sonst wäre man nicht auf die Idee gekommen, eine weitere Adaption des weithin bekannten Romans von Jack Finney, The Body Snatchers, zu ordern und zu allem Unglück auch noch die Kidman zu casten, die nicht nur ein gebügeltes Gesicht zur Schau trägt, sondern auch eine seltsam Lara-Croft-mäßige Oberweite. Sowat soll ja mütterlich wirken. Vergebliche Liebesmüh.

Die seltsame Message, die der Film ablässt? Wir können entweder emotionslose Zombies sein und in einer Welt ohne Krieg und Konflikte leben - oder wir sind Menschen und bekriegen und verklagen uns. Laut smarty-pants Carol haben wir's ja schon echt weit gebracht, zivilisationstechnisch.

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Trailer/Szenen aller 4 Body Snatcher Filme, inkl. Invasion

Invasion (OT: The Invasion) FSK: 12

Regie: Oliver Hirschbiegel, James McTeigue
Drehbuch: Dave Kajganich nach einem Roman von Jack Finney. (Re-writes: Andy & Larry Wachowski)

Cast:
Carol: Nicole Kidman
Ben: Daniel Craig
Oliver: Jackson Bond
Tucker: Jeremy Northam
Dr. Galeano: Jeffrey Wright

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Chuck und Larry - Feuer und Flamme


Chuck und Larry - wie Feuer und Flamme (9/10)

Jetzt auf DVD! Hier geht's zu Trailer und DVD: Chuck & Larry - Wie Feuer und Flamme

Eine Komödie mit Adam Sandler (Die Liebe in mir, Die Wutprobe, Klick) und Kevin James (King of Queens, Hitch), in der die beiden so tun, als seien sie schwul. Kann man da mehr erwarten als nur Schwulenwitze, Slapstick und Stereotypen? Ja. Chuck und Larry - wie Feuer und Flamme schafft es, Vorurteile und Homophobie in Eulenspiegel-Manier auf die Schippe zu nehmen und ganz im Sinne von Till lachen beide Seiten - die eine eben über sich selbst. So sah das auch ein Vertreter der von GLAAD (Gay & Lesbian Alliance Against Defamation), der in dem Film einen "Aufruf zur Gleichberechtigung und für Respekt" sah.

Wenn man hört, dass das geniale Drehbuch zu Chuck und Larry - wie Feuer und Flamme aus der Feder von Barry Fanaro (Men in Black II) und dem eingespielten Autoren-Team Alexander Payne und Jim Taylor (beide: Sideways, About Schmidt, Election, u.a.) stammt, erklärt das natürlich einiges. Sandler, der auch als Produzent agiert hat, konsultierte GLAAD und soll (aufgrund eines schwulen Familienmitglieds) ein besonderes Interesse an dem Thema haben.

Chuck & Larry - wie Feuer und Flamme fängt erst einmal wie erwartet an.... Larry (Kevin James) ist Witwer mit 2 Kindern und nicht unähnlich seiner King of Queens Figur und Chuck (Adam Sandler) ist Single und genießt sein Dasein als Playboy. So verschieden die beiden Feuerwehrmänner auch sein mögen, sie haben doch einiges gemeinsam. Z. B. haben beide anscheinend keine schwulen Freunde und kennen die Szene gar nicht. Larrys Sohn Eric (Cole Morgan) würde in Ma Vie en Rose nicht auffallen, was Larry nur mit "geht Baseball spielen" kommentiert... Diese Ignoranz wird bald zum Problem, denn....

Als Larrys Frau vor rund zwei Jahren starb, vergass er in seiner Trauer, einen neuen Erben in der Lebensversicherungspolice einzutragenen. Nun ist die Frist abgelaufen und die einzige Möglichkeit, seine Kinder im Todesfall versorgt zu wissen ist via einer neuen Partnerin. Doch Larry hat damit nix am Hut. Bleibt nur eins: die Partnerschaft mit Chuck. Der ist ihm eh' einen Gefallen schuldig. Ist ja schließlich nur auf dem Papier, also kein Ding.

Als ein Kontrolleur der Versicherung auftaucht und weitere unangekündigte Kontrollen androht wird klar, dass "Papierschwul" nicht ausreicht. Die beiden müssen sich zu möglichst vielen Leuten outen, um nicht aufzufliegen. Die sexy Anwältin Alex (Jessica Biel, Next) hat noch einen Rat: nix wie 'rauf nach Kanada und heiraten! In dem Moment, in dem Chuck und Larry im Taxi zur Kapelle fahren, dreht sich die Komödie vom erwarteten Standard hin zu etwas, das Herz und Hirn hat und sehenswert ist.

Plötzlich bemerken die beiden die homosexuellen Leute um sie herum. Dann sehen sich Chuck und Larry mit der Homophobie im Freundeskreis und am Arbeitsplatz konfrontiert - und sie sind nicht bereit, diese kampflos hinzunehmen. Auch lernen sie die Szene kennen, was natürlich etliche Überraschungen für die beiden bereit hält.

Ving Rhames (Mission Impossible III)
hat eine kleine Rolle als Fred, ein schwuler Feuerwehrmann, in der er u. a. splitterfasernackt ein witziges Tattoo präsentiert, Kevin James Bruder Gary Valentine (spielt Danny Heffernan in King of Queens) tritt als Feuerwehrmann Karl auf, Lance Bass singt, Dave Matthews huscht mehr oder weniger durch's Bild, David Spade zeigt Bein in Drag und auch Richard Chamberlain (angezogen, kein Drag) hat ein Cameo.

Alles in allem hat mich Chuck und Larry - wie Feuer und Flamme sehr positiv überrascht. Eine Komödie, die nicht nur witzig ist, sondern auch Herz und Hirn hat - das ist 'ne ganze Menge.

Videos: Adam Sandler, Kevin James und Jessica Biel bei SNL (Interview und etliche Ausschnitte)
Kevin James promoted Chuck und Larry bei David Letterman.

Chuck & Larry - Wie Feuer und Flamme. Länge: 110 Minuten FSK: 12

Drehbuch: Barry Fanaro, Alexander Payne und Jim Taylor
Regie: Dennis Dugan

Cast:
Chuck Levine: Adam Sandler
Larry Valentine: Kevin James
Alex: Jessica Biel
Capt. Tucker: Dan Aykroyd
Fred: Ving Rhames
Clinton: Steve Buscemi
Renaldo: Nicholas Turturro
und Dave Matthews, Lance Bass, Richard Chamberlain, Michael Buscemi, Rob Corddry, Rob Schneider, Sandlers Ehefrau Jackie und Mutter Judith u. a.

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Ratatouille

Ratatouille ist eine der angenehmsten Kino-Überraschungen dieses Jahres - und ein Riesenspass. Ein Film, der sowohl Erwachsenen als auch Kindern Spass macht und dabei wichtige Themen auf intelligente Weise behandelt. Da geht es um Teamwork, die Unwichtigkeit von Herkunft wenn es um Talent und Karriere geht und welche Rolle die Familie dabei spielt. So ganz nebenbei bekommen die (Restaurant-)Kritiker noch einen Seitenhieb versetzt - bevor man sich mit ihnen versöhnt.

Die Ratte Remy ist ein sehr talentierter Künstler in der Küche. Er vergleicht kochen mit Musik, mit Poesie. Seine Leidenschaft mach Remy zu einem Aussenseiter, der auf wenig Verständnis stösst. Remys einziger Freund Emile kann Remys Leidenschaften und Talent zwar nicht wirklich verstehen, aber er akzeptiert seinen Freund so wie er ist. Obwohl Emile befürchtet, dass die ganzen Dinge, die Remy tut - lesen! Kochen! Fernsehen! - bestimmt kriminell sind und Konsequenzen haben werden. Remy erklärt, dass sein Vater nicht alles wissen kann. Deshalb liest er. Mit all dem, was Dad nicht weiss, kann man Bücher füllen. Und hey, das hat man getan...

Während seine Artgenossen sich mit Abfällen begnügen, will Remy etwas Neues erschaffen, er will kreieren. Wenn man ist, was man isst, dann will Remy lieber etwas wirklich Gutes essen. Macht Sinn, oder? Dafür sucht er sich die Grundstoffe in den Küchen der Menschen, nicht in deren Abfalltonnen. Ein gefährliches Unterfangen (für eine Ratte), was dazu führt, dass Remy von seinem Vater und seiner Gruppe getrennt wird. Sein Talent, sein Glaube an sich selbst und ein bisschen Glück verhelfen Remy letztlich dazu, seinen Traum zu leben. Er wird sogar Koch im Restaurant Gusteau's.

Remy hat nämlich ein Vorbild: Auguste Gusteau, sternendekorierter Meisterkoch. Dessen Buch hat er gelesen, dessen Leitspruch "jeder kann kochen" hat er sich zum Motto gemacht. Und dessen Geist begleitet ihn. (Mich erinnert das sehr an Fernsehkoch Martin Yan und dessen Koch-Show Yan Can Cook. Der sagte auch immer Yan can cook - and so can you.)

Remy findet sich allein in Paris und im Restaurant seines mittlerweile verstorbenen Vorbilds Gusteau. Dort hilft er dem talentfreien Küchenjungen Linguini aus der Patsche und wird zu einer Art Küchen-Cyrano. Er dirigiert Linguini (durch ziehen an dessen Haaren) am Kochtopf und später auch mehr oder weniger absichtlich in eine Beziehung mit der Köchin Colette.


Es gibt im Laufe der Ratatouille Geschichte allerlei Verwicklungen und Überraschungen, grandiose Verfolgungsjagden, die sehr viel Spass machen und Weisheiten, die weit über die Plattheiten, die oft in Kinderfilmen anzutreffen sind, hinausgehen.

Der gefürchtete Restaurantkritiker Anton Ego (nomen est omen oder so), der mit seiner harschen Kritik das Gusteau's einen Stern kostete (und Auguste Gusteau das Herz brach, woraufhin er starb) lässt in der OV einen Spruch ab, der einen grinsen lässt: Hit me with your best shot. Pat Benatar lässt grüßen. Die Kunst - sei es nun die Kochkunst, Musik, Film, wasauchimmer - ist international und verbindet uns. Auch Anton Ego trifft beim Ratatouille diese Erkenntnis....

Remy
und sein Talent, welches es zu verwirklichen gilt, stehen in Ratatouille im Vordergrund. Die Familie hat die Aufgabe, ihn zu unterstützen und/oder in Frieden ziehen zu lassen. Für viele Eltern von Künstlern gleich welcher Art sicher keine leichte Aufgabe, weshalb etliche Familien daran scheitern. Das Autorenteam von Ratatouille hat die Problematik geschickt in die Story eingebaut und sehr schön gelöst.

Auch wird in Ratatouille unterstrichen, wie wichtig Teamarbeit ist und dass man damit mehr erreichen kann, als durch irgendwelche Konkurrenzkämpfe. Teamarbeit, Zusammenhalt und Freundschaft sind zentrale Werte. Remy ist proaktiv und geht trotz aller widrigen Umstände seinen Weg. Wie sein Idol Gusteau schon sagte: Nur wer die Vergangenheit hinter sich lassen kann, der kann die vielen Möglichkeiten bemerken, die die Zukunft bietet.

Zum Film gibt es das Ratatouille (PC+MAC) Computerspiel, das viele begeisterte Gamer gefunden hat und hier geht's zur DVD: > Ratatouille (Einzel-DVD)

Ratatouille FSK: 0

Regie: Brad Bird. Drehbuch: Brad Bird nach einer Geschichte von Jan Pinkava, Jim Capobianco und Brad Bird, Emily Cook, Kathy Greenberg.

Disney's Ratatouille
Homepage
ist super gemacht - mit Trailer und Spielen!

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03.10.2007

Die Fremde in Dir -- Jodie Foster und Terrence Howard


Die Fremde in Dir (9.5/10)

Update: Ab 1. Februar auf DVD zu haben (mit Trailer):>> Die Fremde in Dir

Die Fremde in Dir ist ein exzellentes Drama mit ein paar Thriller-Momenten, tollen schauspielerischen Leistungen und einer Story, die von Anfang bis Ende interessant ist. Jodie Foster spielt in Die Fremde in Dir (OT: The Brave One) die Radiomoderatorin Erica Bain, die einen äußerst brutalen Überfall knapp überlebt, bei dem ihr Verlobter David umgebracht wird. Obwohl Erica im Laufe dieses Films einige Gewalttäter umbringt, ist dies kein Rache-Film. Die Fremde in Dir befasst sich mit dem Thema Gewalt auf faszinierende Weise und bleibt dabei erschreckend realistisch.

In den ersten Minuten beobachten wir Erica Baine (Jodie Foster), typisch liberale Vertreterin der gehobenen New Yorker Mittelklasse. Sie moderiert eine Radiosendung über New York, die sich mit den positiven Momenten der Vergangenheit befasst. Erica ist gebildet, ihr Verlobter David (Naveen Andrews) ist Arzt, sie lebt in einer großzügig geschnittenen Wohnung und hat keine Sorgen. Die Frau hat es nicht nötig, sich mit den Hässlichkeiten der Stadt zu befassen - sie nimmt sie gar nicht wahr. Diese Minuten haben eine seltsam nervöse Spannung, jeden Moment erwartet man die Katastrophe. Als sie eintrifft, ist die Szene länger und viel brutaler in der Darstellung, als ich erwartet hätte. Und obwohl ich wusste, dass die Szene kommen wird, hatte sie eine Menge Power.

Ericas altes Leben gibt's plötzlich nicht mehr. Sie traut sich nicht mehr vor die Tür. Ohne melodramatisch zu werden, werden die Auswirkungen des Überfalls gezeigt. Eine illegal erworbene Pistole hilft ihr dann, diesen inakzeptablen Zustand zu ändern. Bald kommt die Pistole unerwartet zum Einsatz und mit der Zeit macht Erica Bekanntschaft mit der Fremden in ihr - so nennt sie die Seite, die der Gewalt fähig ist.

Die Fremde in Dir ist kein Rachefilm, sondern zeigt das Dilemma, mit dem sich viele von uns - vor allem wohl Frauen in den Großstädten - konfrontiert sehen. Wer absolut kein Opfer sein will, sich nicht völlig ausliefern will, muss sich (aus-)rüsten, denn mit reden bewirkt man bei gewaltbereiten Tätern absolut nichts. Doch Gewalt fordert immer Opfer. Immer. Wie man's dreht und wendet, der Täter bekommt immer das, was er will. Er drückt dem Gegenüber seinen Willen auf. Er macht selbst eine Frau wie Erica Bain zum gewaltbereiten Menschen.

Erica will kein Mitleid, will nur wieder ein normales Leben führen, will einfach kein Opfer sein. Sie ist überrascht, dass beim Schießen ihre Hand nicht zittert. Sie hätte sich das alles ganz anders vorgestellt. Als Detective Mercer (Terrence Howard) ihren Fall recherchiert, hat er bald eine Ahnung, dass Erica nicht nur Opfer war, sondern jetzt auch Täterin ist. Und er macht ihr klar, dass er kein Mitleid kennt, sollte er sie überführen können. Und Erica? Sie vermutet zu jeder Zeit, dass sie eine Grenze überschreitet. Viele Leute in der Stadt sehen das gar nicht so. Doch - ist Ericas Annahme korrekt? Wenn sie der Protagonist in einem Superhelden-Film wäre, dann hätten wir mit ihren Aktionen kein Problem. Aber so? Frauen, die sich wehren, kommen meist nicht gut an.

Auch für Detective Mercer bringt der Fall einen Wendepunkt. Was ist Notwehr und was nicht mehr? Wo hört Selbstverteidigung auf und fängt Selbstjustiz an? Die Fremde in Dir zeigt auf, dass diese Frage nicht so leicht zu beantworten ist, wie vielleicht angenommen.

Die Fremde in Dir ist ein beeindruckender Film, der einen noch lange nach seinem Ende beschäftigen kann. Wenn ein Mensch halb totgeschlagen wird und zu den Auswirkungen der Tat gehört, dass der Mensch jetzt bereit ist, sich und andere gegen Gewalttäter zu verteidigen - gehört er dann zu den Tätern oder zu den Opfern oder gibt es noch ein dritte Gruppe? Das Opfer Erica Bain quält sich, wie viele Opfer, mit Schuldgefühlen. Die Entscheidung, die Detective Mercer letztlich trifft, ist die Entscheidung eines Menschen, dem der "Zyklus der Gewalt" nicht unbekannt ist.

Link zur DVD und Trailer: Die Fremde in Dir

Der Soundtrack zum Film: Die Fremde in dir (OT: The Brave One )

Die Fremde in Dir
FSK
: 16 Länge: 122 Minuten

Drehbuch: Bruce A. Taylor, Roderick Taylor und Cynthia Mort
Regie: Neil Jordan

Cast:
Erica Bain: Jodie Foster
Detective Sean Mercer: Terrence Howard
David Kirmani: Naveen Andrews
Detective Vitale: Nicky Katt
Carol: Mary Steenburgen

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