26.04.2008

Ein Schatz zum Verlieben - Kritik + Trailer

Ein Schatz zum Verlieben (6/10)

Nachdem die US-Kritiker zu
Ein Schatz zum Verlieben (OT: Fool's Gold) wenig Nettes zu sagen hatten, war ich auf eine mittlere Katastrophe vorbereitet. Zwar hat mich Ein Schatz zum Verlieben nicht gerade vom Hocker gerissen, doch gab es einiges, was mir ganz gut gefallen hat (Matthew McConaugheys beeindruckenden Körper meine ich damit nicht, obwohl Eye-Candy natürlich nicht schadet. Netter Bonus), zum Beispiel die Hintergrund-Story der beiden (geschiedenen) Hauptfiguren Finn (McConaughey) und Tess (Kate Hudson). Es ist schließlich nicht gerade an der Tagesordnung bei romantischen Komödien, dass wir gezeigt bekommen, warum gerade diese beiden zusammenkommen sollen, dass sie tatsächlich Gemeinsamkeiten außer der erotischen Anziehung haben. Hier kommt das gut 'rüber. Leider drängt sich aber die Abenteuer-Geschichte zu sehr in den Vordergrund, so dass gute Möglichkeiten für Comedy zwischen den beiden - z. B. aus ihrer gemeinsamen Vergangenheit, dem Rosenkrieg -- verschenkt werden.

Ich hatte das Gefühl, dass diesem Genre-Mix aus romantischer Komödie und Abenteuer eher ein Rohentwurf als ein gut überarbeitetes Drehbuch zu Grunde liegt. Die Idee zu Ein Schatz zum Verlieben stammt vom Autorenteam John Claflin und Daniel Zelman, die auch am Remake Anacondas - Die Jagd nach der Blutorchidee beteiligt waren und They Nest - Tödliche Brut zusammen geschrieben haben. Das Drehbuch zu Ein Schatz zum Verlieben haben Claflin, Zelman und Andy Tennant (Auf immer und ewig) geschrieben, der hier auch Regie führte.

Benjamin "Finn" Finnegan (Matthew McConaughey, demnächst in Tropic Thunder) wird vom Pech verfolgt. Sein Boot geht in Flammen auf und kentert, nun hat er hohe Schulden und soll deshalb sogar von Bigg Bunnys (Kevin Hart, demnächst in Ein Mann für alle Unfälle, Superhero Movie) Männern ermordet werden. Nicht weiter verwunderlich, dass sich seine Frau Tess (Kate Hudson) scheiden lässt. Ausgerechnet jetzt, wo Finnegan eine neue Spur gefunden hat, die zu einem gekenterten Schiff und einem wertvollen Schatz führen könnte. Er überzeugt seine Ex-Frau Tess, mit ihm zusammen der Spur zu folgen. Beide können den Arbeitgeber von Tess - den kreuzfahrenden Milliardär Honeycutt (Donald Sutherland) -- dazu bewegen, sich an der Schatzsuche zu beteiligen.

Ein Schatz zum Verlieben
enthält eine gute Liebesgeschichte um ein Paar, das tatsächlich Gemeinsamkeiten hat, und eine nette Storyline, in der Honeycutt seine Tochter Gemma (Alexis Dziena) besser kennen lernt. Dabei sind es erst einmal Alexis Dziena und Donald Sutherland, die viele der Gags liefern müssen, später die Antagonisten um Bigg Bunny.

Allerdings ist die Abenteuergeschichte, besonders wenn es um die (schlecht motivierten) Antagonisten geht, eher schwach und nicht gut eingearbeitet. Da helfen auch Meer, Sonne und Unterwasser-Aufnahmen nicht...

Schade eigentlich. Man kann sich aber auf die Liebesgeschichte und auf Sutherland/Dziena konzentrieren, vielleicht sich auch noch freuen, dass man Malcolm-Jamal Warner (Theo aus Die Bill Cosby Show) 'mal wieder zu sehen kriegt. Es gibt, wie gesagt, auch jede Menge Eye-Candy und Donald Sutherland, der hier nicht seinen blanken Hintern zeigt (wie damals in Space Cowboys), sondern ganz den Gentleman spielt - und in der Rolle kann er super überzeugen. [Demnächst bekommen wir Donald Sutherland auch in der TV-Serie Dirty Sexy Money in einer ähnlichen Rolle zu sehen]

Gegen Genre-Mixes habe ich im Prinzip nichts (Mr. & Mrs. Smith hat mir gefallen) und gerade bei romantischen Komödien geht die Tendenz derzeit sehr zum Mix, wird die romantische Komödie doch ständig für tot erklärt. Einem Mix aus romantischer Komödie und Abenteuer wie hier in Ein Schatz zum Verlieben stehe ich mit gemischten Gefühlen gegenüber, denn Abenteuer-Filme sind nicht gerade mein Lieblings-Ding.

Ja, wer Matthew McConaughey hier sieht, der versteht, dass die Paparazzi-Fotos, die ihn mit einem "Kumpel" am Strand beim Work-out zeigen, nicht gestellt waren. Mich hat das Zurschau-Stellen seines Körpers nicht genervt, ich empfand das als Bonus. Kate Hudson war wohl zur Zeit des Drehs schwanger und ist in einigen Szenen eher im Hintergrund und bedeckt. Die Chemie zwischen McConaughey und Hudson hat trotzdem gestimmt, auch wenn die Bewegung in der Love-Story stellenweise schlecht getimet und erzwungen schien. Statt Hudson musste Alexis Dziena ständig im Bikini durch die Gegend laufen, was irgendwie optisch nicht gut kam.

Die Filmmusik passte sehr gut zu Sommer, Sonne, Strand und Meer. Den Original Soundtrack gibt's hier, man kann auch 'reinhören:>> Ein Schatz zum Verlieben (Fool's Gold)

Die Ein Schatz zum Verlieben DVD (OT: Fool's Gold) kommt natürlich zuerst auf Englisch, im September: >> Fool's Gold [UK IMPORT]

Ein Schatz zum Verlieben
-- deutscher Trailer
(1:55)



Original-Trailer Fool's Gold (Ein Schatz zum Verlieben) -- (2:14)



Ein Schatz zum Verlieben - Fool's Gold
Drehbuch: John Claflin, Daniel Zelman, Andy Tennant
Regie: Andy Tennant (Hitch - Der Date Doktor, Sweet Home Alabama - Liebe auf Umwegen, Anna und der König)

Ein Schatz zum Verlieben - Cast:
Benjamin Finnegan - Matthew McConaughey
Tess Finnegan - Kate Hudson
Nigel Honeycutt - Donald Sutherland
Gemma Honeycutt - Alexis Dziena
Biggbunny - Kevin Hart
Cordell - Malcolm-Jamal Warner
Moe - Ray Winstone
Curtis - Brian Hooks
Alfonz - Ewen Bremner

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23.04.2008

Patrick Dempsey, Michelle Monaghan in London

Grey's Anatomys 'McDreamy', Patrick Dempsey, Michelle Monaghan und Regisseur Paul Weiland erschienen in London zur dortigen (Welt?)Premiere ihrer neuen romantischen Komödie Verliebt in die Braut (OT: Made of Honor). Deutscher Kinostart: 15.05.08. Update: hier geht's zu>>> Verliebt in die Braut Kritik und Trailer

Patrick Dempsey
(TV: Grey's Anatomy. Verwünscht) und Michelle Monaghan (Nach 7 Tagen.... ausgeflittert, Gone Baby Gone - Kein Kinderspiel) spielen in dem Film die Hauptrollen der befreundeten Tom und Hannah, Kevin McKidd (TV: Rom. Hannibal Rising, Die letzte Legion) spielt Hannahs Bräutigam.

Natürlich gibt's jetzt jede Menge Patrick-Dempsey-Videos dazu....

Patrick Dempsey, Michelle Monaghan und Paul Weiland bei der Verliebt in die Braut Pressekonferenz. Film-Ausschnitte zeigen Patrick Dempsey im Kilt und ohne Hemd. Ähem. (1:26)




Patrick Dempsey und Regisseur Paul Weiland sagen ein paar Worte zu Verliebt in die Braut. (1:22)



Clip aus Verliebt in die Braut - Made of Honor - Dempsey und Monaghan.(1:34)

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22.04.2008

The Happening -

The Happening - deutscher Kinostart: voraussichtlich: 12.06.2008
Genre: Thriller --- FSK: ? --

The Happening ist der neue Film von Filmemacher M. Night Shyamalan, über den schon seit Monaten die wildesten Gerüchte im Internet kursieren. Der Arbeitstitel The Greenhouse Effect, also der Treibhaus-Effekt, führte zu allerlei Diskussionen.




The Happening - deutscher Trailer (


The Happening Cast:

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17.04.2008

Street Kings Kritik + Trailer - mit Keanu Reeves, Hugh Laurie

Street Kings (9/10)

Viel Action, etliche Tote, eine spannende Geschichte mit -zig interessanten Wendungen, die einen völlig in ihren Bann zieht, und mittendrin Keanu Reeves, Oscar-Gewinner Forest Whitaker, gelegentlich auch "Dr. House" Hugh Laurie und "Sucre" (aus Prison Break) Amaury Nolasco - was will man mehr?

Ein bitteres, sarkastisches Ende vielleicht? Keine Bange, auch das hat Street Kings zu bieten - schließlich basiert Street Kings auf einer Story von James Ellroy, dessen Romane Vorlagen für z. B. L.A. Confidential und Black Dahlia waren. Für das Drehbuch zu Street Kings verantwortlich sind James Ellroy, Newcomer Jamie Moss und
Kurt Wimmer (Ultraviolet, Der Einsatz, Equilibrium). Filmemacher David Ayer führte Regie. Street Kings ist David Ayers zweite Regiearbeit nach Harsh Times - Leben am Limit. Ayer wurde vor allem durch seine Arbeit als Drehbuchautor (Harsh Times, Training Day, und als Co-Autor von u. a. S.W.A.T.) bekannt.

Detective Tom Ludlow (Keanu Reeves ) säuft, erschießt Verbrecher lieber, statt sie zu verhaften und frisiert Tatorte sowie seine Berichte, damit alles mit dem Gesetz konform scheint. Sein Vorgesetzter Captain Jack Wander (Forest Whitaker, 8 Blickwinkel. Next: Powder Blue) drückt beide Augen zu, weil durch die Erfolge von Tom - gerade hat er einen Kinderprostitutions-Ring gesprengt, wobei natürlich alle Verdächtigen draufgingen - Wander selbst in den Medien gut dasteht und befördert wird. Auch die Kollegen, die selbst alle bestimmt genug Dreck am Stecken haben, stehen hinter Tom. Wer sich nicht einfügt, der wird aus der Abteilung entfernt.

Wie Toms Ex-Partner Terrence Washington (
Terry Crews), der nun im Verdacht steht, mit der gefürchteten Abteilung für Internal Affairs zusammen zu arbeiten und Tom auffliegen lassen zu wollen. Es liegt eine Schlinge um Toms Hals und die zieht sich mit jeder Szene weiter zu. Wander warnt Tom vor Washington, doch der sucht lieber die Auseinandersetzung.

Auch Captain Jason Biggs (
Hugh Laurie, TV: Dr. House) warnt Tom, nicht zu weit zu gehen und bietet ihm Hilfe an - doch spielt er Tom zuerst etwas vor, so dass der nicht weiss, ob er ihm trauen kann. Detective Diskant (Chris Evans, Fantastic Four: Rise of the Silver Surfer, Sunshine) ist noch so jung und wenig raffiniert, dass ihn Tom, der ihn nur "Disco" nennt, gleich durchschaut. Doch bald steht Tom völlig alleine da und hat keine Ahnung, wem er eigentlich noch vertrauen kann - und braucht dringend Unterstützung.

Ja, auch Tom ist verwitwet, wie so einige Action-Helden. Was allerdings nicht bedeutet, dass hier wieder einmal eine Klischee-Hintergrundgeschichte geliefert wird. Wir bekommen nur einige winzige Happen der Geschichte zu hören, alle ultra-kurz und super platziert und jedes Detail überrascht. Sehr gut eingearbeitet. Die wenigen Szenen, in denen wir Tom mit seiner derzeitigen Geliebten Grace (Martha Higareda) sehen, verdeutlichen lediglich, dass er keine Beziehung haben kann. Und schon gar nicht mit einer Frau, die so gar keine Ahnung davon hat, in was für einer Welt Tom eigentlich lebt...

In Street Kings stehen sich zwei Arten von "dirty Cops" gegenüber: die einen, die dem Gesetz nicht trauen und um der Gerechtigkeit willen selbst Richter und Henker spielen und die anderen, deren vorrangiges Interesse die eigene finanzielle Absicherung und ein sicherer Job beim LAPD bis zur Rente ist.

Man kann sich von Street Kings einfach nur 109 Minuten gut unterhalten lassen, aber man kann sich auch so seine Gedanken dazu machen. Zum Beispiel, dass es nicht möglich ist, den Polizeiapparat zu kontrollieren - ganz egal, wie schön die Gesetze auch aussehen, auf dem Papier. Da wird kräftig Politik und Karriere gemacht. Da wird vertuscht, unterschlagen, untergeschoben und nicht zuletzt gemordet. Das ist kein neues Thema, sicher. Aber hier wird es uns mit einer solchen Deutlichkeit vor Augen geführt, dass einem schlecht werden kann. Erbarmungslos.

Thematisch liegt Street Kings auf einer Linie mit Harsh Times - Leben am Limit. Zwei Protagonisten, für die Gewaltanwendung zur Ausbildung gehörte und die diese jetzt als selbstverständlichen Teil des Lebens betrachten, als Antwort auf jedes Problem. Weder Street Kings noch Harsh Times - Leben am Limit beleidigt uns mit einem Happy End. Gut so.

David Ayer hat sich für Street Kings auch ein paar der Darsteller aus Harsh Times wieder vor die Kamera geholt, teils für winzige Nebenrollen. Terry Crews spielt Terrence Washington, Michael Monks ist als Pathologe zu sehen, Emilio Rivera und Noel Gugliemi sind auch in der kleinsten Rolle nicht zu übersehen und Kenneth Choi ist auch kurz dabei. Der Cast ist klasse.

Street Kings

Drehbuch: James Ellroy und Kurt Wimmer (Ultraviolet, Der Einsatz, Equilibrium) und Jamie Moss (Newcomer)
Regie: David Ayer (Harsh Times - Leben am Limit)

Street Kings Cast:
Detective Tom Ludlow - Keanu Reeves
Captain/Commander Jack Wander - Forest Whitaker
Captain James Biggs - Hugh Laurie
Detective Paul Diskant - Chris Evans
Detective Terrence Washington - Terry Crews
Detective Cosmo Santos - Amaury Nolasco (TV: Prison Break. Transformers, next: Armored)
Sargeant Mike Clady - Jay Mohr
Grace - Martha Higareda
Coates - Common

Street Kings - deutscher Trailer (1:45)



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13.04.2008

Tödliche Entscheidung Kritik - Ethan Hawke, Philip Seymour Hoffman

Tödliche Entscheidung (9,5/10)

Genre: Drama/Thriller -- FSK: 16 -- deutscher Kinostart: 10.04.2008

Zwei Dinge vorneweg: Tödliche Entscheidung (OT: Before the Devil Knows You're Dead) ist ein sehenswerter und spannender Film. Nix wie hin und angucken, am besten in der OV. Und zweitens... Drehbuchautor Kelly Masterson ist - entgegen anders lautenden Presseberichten - ein Mann. Hihi, kann ja mal passieren. Mehr zu Kelly Masterson und dem Drehbuch gleich. Worum geht's in Tödliche Entscheidung?

Reisen, eine anspruchsvolle sexy Ehefrau und harte Drogen vom High Society Dealer - Andrew "Andy" Hanson (Philip Seymour Hoffman, Der Krieg des Charlie Wilson, demnächst: Die Geschwister Savage) finanziert sich seinen teuren Lebensstil durch "kreative Buchhaltung" an seinem Arbeitsplatz in einer Immobilienfirma. Als eine Steuerprüfung ansteht, wird Andy wieder kreativ. Er plant einen Raubüberfall auf das Juweliergeschäft seiner Eltern. Die Drecksarbeit - sprich: die Durchführung des Überfalls - soll sein jüngerer Bruder Hank (Ethan Hawke, demnächst: Tonight at Noon, Staten Island) übernehmen. Hank zu manipulieren und unter Druck zu setzen ist relativ einfach, ist der geschiedene Familienvater doch mit den Unterhaltszahlungen schon 3 Monate in Verzug und hält den Druck und sein schlechtes Gewissen eh' kaum noch aus. Hinzu kommt, dass er mit Andys Ehefrau Gina (Marisa Tomei, Wild Hogs, demnächst War, Inc.) ein Verhältnis hat und sie liebt.

Was der berechnende Andy nicht einkalkuliert hat sind Hanks Skrupel. Denn der heuert nun wiederum den Kleinkriminellen Bobby (Brian F. O'Byrne, Rezept zum Verlieben. Als nächstes in Tom Tykwers The International) an, der letztlich allein - und entgegen der Instruktionen von Hank, bewaffnet - den Überfall durchführt. Auch hat Andy sich am Tag des Überfalls nicht noch einmal rückversichert, dass tatsächlich die sehbehinderte Angestellte den Laden betreut. Beim Raubüberfall wird Bobby von Mutter Nanette Hanson (Rosemary Harris, Spiderman 3) erschossen, die selbst lebensgefährlich verletzt wird. Beute? Null. Kurze Zeit später fängt der mit der Arbeit der Polizei unzufriedene Vater Charles Hanson (Albert Finney, Das Bourne Ultimatum) an, selbst zu recherchieren. Und Mitwisser gibt es auch noch...

Völlig high sagt Andy in einer Szene zu seinem Dealer, dass in der Buchhaltung immer alle Rechnungen wunderbar aufgehen. In seinem Leben aber nicht, da stimmt die Summe nicht, nichts passt zusammen. Das Leben kann man, wie man an dieser Geschichte sieht, auch nicht so manipulieren, dass sich alles wunderbar fügt... Und wenn man den Film ganz gesehen hat, dann wird man sich nicht mehr fragen, wieso Andy so gewalttätig ist, sondern eher, woher der immer nur reagierende, naive und romantische Hank eigentlich seine Skrupel hat....

Tödliche Entscheidung funktioniert exzellent als Familiendrama mit interessanten Figuren aber auch als Thriller, der die Spannung bis zum schockierenden Ende hält.

Was besonders gut funktioniert für Tödliche Entscheidung ist der Umgang des Drehbuchautors Kelly Masterson mit Zeit und Erzählperspektive. So sehen wir zuerst den schief gelaufenen Überfall, dann springen wir 3 Tage zurück und sehen, wie Andy alles angeleiert hat. Durch den ständigen Wechsel der Erzählsperpektive erfahren wir auch viel über die Motivation von Andy und auch Hank. Ihre Entscheidungen sind völlig nachvollziehbar und machen in dem Moment für den Menschen auch Sinn, wenngleich sich hinterher die Situation dadurch noch verschlimmert. Später in der Geschichte kommt auch noch die Perspektive des recherchierenden Vaters hinzu, was die Spannung noch erhöht.

Was mich ein bisschen stört, jetzt so im Nachhinein, sind die weiblichen Figuren. Die schießwütige Mutter, die keifende Ex-Ehefrau, Bobbys Witwe, aber vor allem Gina, Andys Ehefrau und Hanks Geliebte. Gina ist eine Hure, die unter dem Deckmäntelchen des Trauscheins sich aushalten lässt und sich für den Sex den Bruder greift. Klar wird die Story getrieben von den Fehlern und Charakterschwächen der Figuren. Doch während man bei Hank und Andy nicht nur deren Fehler, sondern auch ihre Verzweiflung sieht, die Hilflosigkeit und auch die Motivation verstehen kann (zumindest bei Hank völlig), bleibt Gina die Hurenfigur, die sich meistbietend verkauft - und wenn keine Kohle mehr da ist, dann ist auch Gina weg.

Kelly Masterson schrieb das Drehbuch zu Tödliche Entscheidung schon vor 8 Jahren und hatte schon nicht mehr daran geglaubt, dass es verfilmt werden würde. Es ist sein erstes Drehbuch. Masterson schrieb nach seinem Theologie-Studium etliche Theaterstücke, für die er auch Auszeichnungen einheimsen konnte. Doch mit Drehbüchern ist es nicht so einfach wie mit Theaterstücken....

In einem Interview für die Writers Guild of America, West (also der Autorengewerkschaft) erzählt Drehbuchautor Kelly Masterson, dass er direkt vor der Arbeit an Tödliche Entscheidung den Roman Reservation Road (deutscher Titel: Eine Sekunde nur) von John Burnham Schwartz gelesen hatte. [In dem Roman geht es auch um zwei Männer, die durch eine Tragödie verbunden sind und die mit den Auswirkungen kämpfen, mit Fragen der Schuld, der Moral und Verantwortung.] Masterson war von der Erzählstruktur fasziniert und davon, wie die Geschichte abwechselnd aus der Perspektive der beiden Männer erzählt wird. Die Struktur ist in der Tat ähnlich. Reservation Road wurde auch verfilmt und kommt ab 19.06.08 in deutsche Kinos unter dem Titel Eine Sekunde nur (mit Joaquin Phoenix und Mark Ruffalo in den Hauptrollen). Filminfos + Trailer dazu:>> Ein einziger Augenblick

Kelly Mastersons Drehbuch Tödliche Entscheidung wurde für mehrere Preise nominiert, unter anderem für den begehrten Indepedent Spirit Award. Auch die fabelhafte Leistung des Esemble Casts wurde für mehrere Preise nominiert und gewann den Gotham Award, den Boston Society of Film Critics Award und den Satellite. Die Performances der Schauspieler sind tatsächlich alle so gut, dass man keinen besonders hervorheben kann.

Regie-Altmeister Sidney Lumet musste den Produzenten vermutlich keine Dailies zum Absegnen vorlegen und hatte vermutlich viele Freiheiten inklusive Final Cut. Im großen und ganzen ist Tödliche Entscheidung sehr professionell gemacht. Zwei Sex-Szenen (eine mit Marisa Tomei und Philip Seymour Hoffman und eine mit Marisa Tomei und Ethan Hawke) geben dennoch Anlass zu Kritik.

Es ist schon fast lächerlich, wie sehr der 83jährige Lumet an den alten double standards festhält: Da muss Marisa Tomei nur mit einem Spitzen-Höschen bekleidet vor der Kamera herumlaufen, während Ethan Hawke auf dem Bett liegt - natürlich auf dem Bauch. Für die allererste Szene von Tödliche Entscheidung, einer Kopulations-Szene Tomei/Hoffman mit Spiegelschrank und so, wird Hoffmans Hintern gnädig mit einem Kissen halb verdeckt (vielen Dank, wenigstens das), während Frau Tomei der Welt ihre Nippel im Verlauf der Szene natürlich im Close-Up präsentieren muss. Wir würden gerne vorschlagen: wenn schon derartig überflüssige Shots sein müssen, dann wenigstens das gleiche Maß an Eye-Candy von den Männern. Ethan Hawk ist schnucklig genug. Alternativ könnte man natürlich auch mehr Zurückhaltung üben --- und sich die überflüssigen Shots zu einem Privat-Reel zusammenschneiden und für die private Peep-Show mit nach Hause nehmen. Nur so 'ne Idee.

Tödliche Entscheidung (OT: Before the Devil Knows You're Dead)

Drehbuch: Kelly Masterson
Regie: Sidney Lumet (Find Me Guilty - Der Mafiaprozess, Gloria, Sterben und erben)

Tödliche Entscheidung Cast:
Hank - Ethan Hawke
Andy - Philipp Seymour Hoffman
Gina - Marisa Tomei
Charles Hanson - Albert Finney
Nanette Hanson - Rosemary Harris
Bobby - Brian F. O'Byrne

Tödliche Entscheidung deutscher Trailer (2:21)



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12.04.2008

Ice Age 3 - Trailer

Voraussichtlicher Starttermin: 01.07.2009. Ja, das ist leider keine Tippfehler. 2009, Leute. Es soll ein globaler Release werden, mit Starttermin 1. bzw. 2. Juli. Der Termin dürfte ziemlich feststehen, da ja bekanntlich in den USA am 4. Juli Independence Day ist, ein wichtiger Feiertag, den man mit BBQs, Familie und Feuerwerk feiert. Vor allem eben mit der Familie, weshalb man wohl auf dieses Feiertag-Wochenende setzt, an dem viele in 2009 Freitag und Montag frei haben und Ice Age 3 nicht wie seine Vorgänger schon im März in die Kinos bringt.

Der Original-Titel für Ice Age 3 lautet Ice Age: Dawn of the Dinosaurs. In dem Trailer-snippet kann man schon sehen, dass wir mit den Dinosauriern jede Menge Fun haben werden.

Regie führt - wie bei den vorhergehenden zwei Ice Age Filmen - wieder Carlos Saldanha. Blue Sky Studios (Ice Age 1+2, Horton hört ein Hu) produziert wieder, d. h. Produzentin Lori Forte (die auch die ersten beiden Ice Age Filme produzierte) und John Donkin (Ice Age 1, Robots).

Was einen immer ärgern kann ist, dass auch bei dieser Ankündigung seitens 20th Century Fox wieder die Drehbuchautoren unterschlagen werden. Gerade so, als würden sich der Herr Regisseur und die Produzenten die Story während der Produktion aus den Fingern saugen. Oder gerade so, als würde es keinen Unterschied machen, wer das Drehbuch schreibt.

Nach einiger Recherche komme ich zu diesem Schluss: Gerüchten zufolge stammt das Drehbuch zu Ice Age 3 von dem Autorenteam Michael Berg und Peter Ackerman, die - damals zusammen mit Michael J. Wilson - auch das Drehbuch zu Ice Age 1 geschrieben hatten. [Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass man sich damals für Ice Age 2 ein anderes Autorenteam zusammengestellt hatte, das aus Gerry Swallow, Peter Gaulke und Jim Hecht bestand. Diese 3 scheinen allerdings mittlerweile mit diversen anderen Projekten vollauf beschäftigt zu sein.]

Ice Age 3 - Die Dinosaurier sind los Trailer deutsch

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10.04.2008

Outsourced - Auf Umwegen zum Glueck -- Kritik


Outsourced (9/10)

Outsourced - Auf Umwegen zum Glück ist eine der wenigen Low-Budget Produktionen, die es überhaupt schaffen, in deutschen Kinos gezeigt zu werden - schon deshalb sollte man sich den Film ansehen. Aber es gibt noch eine ganze Reihe anderer Gründe, die für Outsourced - Auf Umwegen zum Glück sprechen und dabei spiele ich nicht auf das Prädikat besonders wertvoll an, das dem Film erwartungsgemäß verliehen wurde. Wer Bollywood-Schmalz erwartet, der wird allerdings enttäuscht werden. Humor dagegen gibt's genug.

Der Film behandelt nicht nur ein aktuelles Thema (diverse Aspekte der Globalisierung) auf äußerst unterhaltsame Weise, sondern beschreibt auch recht präzise einige der Erfahrungen, die unsereiner in Indien unweigerlich macht. Ich wurde öfters an meinen eigenen Indien-Aufenthalt erinnert und nickte zustimmend mit dem Kopf. Zwar sind die Erfahrungen eines Mannes, der beruflich in Indien ist, unter'm Strich positiver als die einer alleinreisenden Rucksack-Touristin, aber authentisch sind sie allemal. Man merkt deutlich, dass John Jeffcoat, der das Drehbuch zusammen mit George Wing (50 erste Dates, demnächst: High T) geschrieben hat, seine eigenen Indien-Erfahrungen eingearbeitet hat. (Jeffcoat war 5 Monate als Austauschschüler in Nepal und reiste später auch durch Indien. Ich? 2 Monate.) Gedreht wurde in Mumbai und auch in Seattle, wo Jeffcoat und Wing leben und arbeiten.

Outsourced - Auf Umwegen zum Glück beginnt in Seattle, wo Todd Anderson (Josh Hamilton, Die Bourne Identität, Wer hat Angst vor Jackie O.?) ein Call-Center für ein Kitsch-Versandhaus leitet. Das Management beschließt dann aus Kostengründen (sprich: zur Gewinnmaximierung), dieses Call-Center in's Billiglohnland Indien zu verlegen und Todd dorthin zu schicken, um die indischen Call Center Agenten und seinen Nachfolger Puro (Asif Basra, demnächst auch in Tandoori Love) einzuarbeiten. Todd will das zwar nicht machen, aber ihm bleibt keine Wahl. Indien oder Arbeitslosigkeit, was darf's denn sein? Also packt er widerwillig seine Koffer.

Kaum ist Todd in Indien angekommen, quartiert ihn Puro trotz seines Protests kurzerhand im Haus von Aunti Ji (Sudha Shivpuri) ein. Auch am Arbeitsplatz läuft nicht alles wie geplant. Anstatt gleich sein Ziel in Angriff zu nehmen - die Gesprächsdauer soll drastisch verkürzt werden - merkt Todd, dass er erst einmal den Call Center Agenten die Grundzüge der amerikanischen Kultur vermitteln muss. Es ist nämlich so, dass die Agenten so tun müssen, als seien sie in Chicago und nicht in Mumbai, weshalb auch die Arbeitszeit 18:00 bis 6:00 Uhr ist.

Outsourced - Auf Umwegen zum Glück zeigt sehr clever auch die Alltagsprobleme auf, mit denen Firmen in Ländern der neuen Märkte zu kämpfen haben. Fast könnte man neidisch werden, wie diese Probleme mit Kreativität und Erfindungsreichtum gelöst werden können -- auf eine Art und Weise, die bei uns durch Bürokratie, Gesetze und Verordnungen längst nicht mehr möglich ist.

Diesen Erfindungsreichtum sieht man überall. Zum Beispiel auch in einer witzigen Szene, in der Todd ein Fladenbrot serviert wird, auf dem man deutlich den VW-Schriftzug erkennen kann. Wie jetzt? Nun ja, als "Pfanne" diente anscheinend eine ausgemusterte VW-Radkappe..... aktives recycling also. Dieser VW-Pfannkuchen ist aber auch ein gutes Bild für die Globalisierung per se. Genial!

Es ist nicht zuletzt diese kreative Kraft und der Enthusiasmus der Menschen, die Todd die dringend benötigte Motivation geben. Er sieht nicht nur mehr die negative Seite der Globalisierung, die er ja am eigenen Leib erfahren hat, sondern auch die Chance, die die Globalisierung für Menschen in den aufstrebenden Ländern (zumindest vorübergehend) sein kann. Eine Chance, wie sie auch Call Center Agentin Asha (Ayesha Dharker, Die Hüterin der Gewürze, Star Wars: Episode II - Angriff der Klonkrieger) verdient hat, die ihn mit Rat und Tat unterstützt und ihm auch die Kultur näher bringt.

Wie eingangs erwähnt, sehen wir Todd am Anfang mit seinem Kulturschock kämpfen. Das ist sehr schön und einfühlsam gemacht, authentisch eben, und jenseits der üblichen Klischees.

Das Autoren-Team John Jeffcoat und George Wing beeindruckt auch mit dem klischeefreien Ende, das sie der Geschichte geben - und mit dem Humor. Im Kern ist Outsourced - Auf Umwegen zum Glück eine Geschichte über Arbeitnehmer und ihren Platz im globalen Arbeitsmarkt. Eine Geschichte also, bei der man sich heute schon fast fragt, weshalb sie jetzt erst erzählt wird.

John Jeffcoat hat auch eine Doku über Indien gedreht, die wir hoffentlich auch zu sehen kriegen werden.

Jetzt auf DVD zu haben - unterstützt die Filmemacher! >Outsourced - Auf Umwegen zum Glück

Update: Outsourced kommt (wieder) in's Kino! Kinostart Österreich: 12.06.2009

Outsourced - Auf Umwegen zum Glück
Drehbuch: John Jeffcoat und George Wing
Regie: John Jeffcoat

Outsourced - Auf Umwegen zum Glück Cast:
Todd - Josh Hamilton
Puro - Asif Basra
Asha - Ayesha Dharker
Aunti Ji - Sudha Shivpuri

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