20.02.2011

Hereafter Kritik + Trailer - Damon, Eastwood - Das Leben danach

In dem interessanten Drama Hereafter - das Leben danach spielt Matt Damon (Der Informant!, demnächst: True Grit, Der Plan) ein Medium, das Kontakt mit Verstorbenen aufnehmen kann. Auch in den beiden anderen Handlungssträngen scheint es um das Leben nach dem Tod zu gehen. Oberflächlich betrachtet. Das darunterliegende kritische Thema hat jedoch wenig mit dem Tod oder gar dem Jenseits zu tun.

Regie führte Clint Eastwood (Gran Torino Der fremde Sohn) nach einem supersmarten Drehbuch von Peter Morgan (Die Queen, Frost/Nixon). Morgan hat gesagt, dass er bei diesem Drehbuch entgegen seiner Gewohnheit "ganz instinktiv oder gefühlsmäßig" vorgegangen sei. Diese Aussage passt sehr gut zu dem eigentlichen Thema von Hereafter. Instinkt. Bauchgefühl. Eingebung.

Der Amerikaner George Lonegan (Matt Damon) braucht einen Menschen nur zu berühren, schon sieht und fühlt er dessen Schmerzen, Vergangenheit und Wahrheit und kann mit seinen verstorbenen Freunden und Familienmitgliedern in Kontakt treten. Sein Bruder Billy (Jay Mohr, Street Kings, TV: Ghost Whisperer, Gary Unmarried) hat in der Vergangenheit dafür gesorgt, dass George seine Gabe versilberte. Er kann nicht verstehen, dass er das nun strikt ablehnt und lieber für weit weniger Geld in der Fabrik arbeitet und bearbeitet George unablässig, damit der sich wieder gegen Bezahlung als Medium zur Verfügung stellt.


Nachdem wir schon eine ganze Reihe Superhelden gesehen haben, die sich eher unglaubwüridg über ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten beklagt und herumhgejammert haben, wird uns mit George eine Figur vorgestellt, deren Problem wir im Laufe von Hereafter verstehen lernen. Wir können nachvollziehen, warum er seine Gabe als Fluch versteht. Sie isoliert ihn von anderen Menschen. Wir reden gern von Ehrlichkeit und Offenheit und Intimität in Partnerschaften, doch jeder Mensch setzt dem Informationsaustausch gesunde Grenzen. George kann es nicht verhindern, dass er diese Grenzen ungewollt überschreitet.

Die französische Nachrichtenreporterin Marie LeLays (Cécile de France) verbringt ihren Urlaub zusammen mit ihrem Liebhaber und Kollegen Didier (Thierry Neuvic) in Indonesien. Als Didier zu faul ist, um Mitbringsel für seine Kinder zu besorgen, geht Marie statt ihm einkaufen. Während ihrer Shoppingtour bricht ein Tsunami über das Dorf herein und Marie ertrinkt dabei fast. Sie schwankt zwischen Leben und Tod kommt erst wieder zu sich, als ihre Retter sie schon aufgegeben haben. Marie hatte ein Nahtoderlebnis, das sie nie mehr loslassen und ihr Leben komplett verändern wird.

Dieses Nahtoderlebnis per se und seine visuelle Umsetzung (helles Licht, schemenhafte Gestalten) insbesondere ist definitv ein Schwachpunkt, der die Zuschauer vom eigentlichen Thema ablenkt und (nicht ganz unverständlich) die Kritiker auf den Plan ruft. Da hätte man sich besser etwas anderes einfallen lassen.  Aber egal.

Die Nachrichtenreporterin Marie LeLays erlebt das, was jeder Atheist oder Nihilist durchmacht, wenn er plötzlich ein einschneidendes Erlebnis hat, das seine Weltanschauung über den Haufen zu werfen droht. Als sie merkt, dass sie das Erlebnis nicht einfach wegstecken kann und es auch nicht weiter verheimlichen will, bekommt sie große Schwierigkeiten und verliert sogar ihren Job, der ihr plötzlich nicht mehr so enorm wichtig erscheint. Es wäre natürlich viel einfacher, wenn ihr Erlebnis religiöser Natur gewesen wäre und sie sich einer der Kommerzreligionen anschließen könnte, doch das war es nun einmal nicht. Es war irgendetwas, aber was, verdammt? Und mit wem kann sie jetzt darüber reden? Didier scheidet ganz klar aus. Wie kann sie andere Menschen finden, die ähnliche Erlebnisse hatten und dabei von vornherein die Scharlatane aussortieren?

London. Die 11-jährigen Zwillinge Marcus und Jason  (gespielt von Frankie MacLaren und George MacLaren) haben schon früh gelernt, sich die neugierigen Sozialarbeiter vom Hals und ihrer heroinabhängigen Mutter den Rücken frei zu halten. Als der "ältere" Bruder Jason bei einem Unfall umkommt, ist das für den schüchternen Marcus natürlich eine Katastrophe. Er muss unbedingt mit seinem toten Bruder in Kontakt treten, denn alleine kann er nicht zurechtkommen. Er sucht nach einem Medium und trifft auf eine Menge Scharlatane.

Marcus lässt sich von den Betrügern nicht beirren, denn er hat etwas, was anderen Kindern seines Alters schon längst von ihren Eltern ausgetrieben wurde: Instinkt und die Fähigkeit, selbst zu denken. Er verlässt sich einfach auf seinen "gesunden Menschenverstand", sein Bauchgefühl.

Marie hat diesen Vorteil nicht. Sie hat sich jahre- oder gar jahrzehntelang die Welt durch die Linse des Mainstreams angesehen, der einzig "vernünftigen" Linse. Sie hat sich - wie das heute so üblich ist - der Illusion hingegeben, dass der politisch korrekte Mainstream vorurteilsfrei wäre, sich dem Diktat der Mitte ohne zu überlegen hingegeben. Nun das. Nur eines ist ihr klar: Die fest in der Vergangenheit und im Mainstream verwurzelten Kommerzreligionen bieten auch keine Antwort. Sie ist vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben verwirrt, weil bekanntlich nicht sein darf, was weder die Wissenschaft geprüft und für richtig befunden noch der Papst oder sonst ein Kirchenrepräsentant abgesegnet hat. Doch alles, was weder hier noch da hineinpasst wird für gewöhnlich der Lächerlichkeit preisgegeben. Arme Marie. Willkommen im New Age.

Ein Künstler ist gut beraten, sich nicht erklärend oder analysierend zu seinem Werk zu äußern. Zum einen sagen viele Werke mehr über ihren Creator aus, als wir jemals wissen wollten (mir fällt dazu Milan Kunderas Brechmittel Immortality aka Die Unsterblichkeit ein), zum anderen hat auch der Schöpfer des Werkes selbst oft nicht den völligen Überblick darüber, was er da so ganz unbewusst alles hineingepackt hat. Außerdem erlebt bekanntlich jeder Zuschauer den Film anders, weil jeder ja auch ein ganz anderes Erfahrungsarsenal zum Tisch bringt. Das ist besonders bei Hereafter so und das macht den Film so spannend...

Die DVD ist jetzt bestellbar:
Hereafter - Das Leben danach


Hier geht's zum Soundtrack:
Hereafter: Original Motion Picture Score

Hereafter - Das Leben danach Trailer deutsch



Hereafter - Das Leben danach Kleines Making Of deutsch



Hereafter - Das Leben danach -- Genre: Drama -- deutscher Kinostart: 27.01.11 -- Länge: 129 Minuten -- FSK: ab 12 Jahren
Drehbuch: Peter Morgan
Regie: Clint Eastwood

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