13.06.2007

Hot Fuzz - Zwei abgewichste Profis

Hot Fuzz - zwei abgewichste Profis ist die neue genre-übergreifende Cop/Action-Komödie (mit einem Schuss Splatter) der Macher von Shaun of the Dead. Hot Fuzz ist ein Spoof. Wenn also auf den Kinoplakaten steht: "Sie sind Stahlhart. Sie sind Bad Boys. Sie sterben langsam.", dann ist das halbwegs ehrliches Marketing. Wenn Hot Fuzz als "Comedy Hit" bezeichnet wird, dann fehlt dabei der Zusatz "in Großbritannien". Nach Hollywood und Bollywood wirft ja auch Queenwood immer mehr Fließbandprodukte auf den internationalen Markt, die an Originalität viele Wünsche offen lassen.

Hot Fuzz - zwei abgewichste Profis ist nicht nur ein wenig origineller Spoof, eine Parodie, es scheint auch sehr von einer anderen Parodie "inspiriert" worden zu sein. Hot Fuzz wäre gerne so witzig, charmant und ansehnlich wie die leider unterbewerteten Hollywood Cops, schafft das aber überhaupt nicht - trotz etlicher Parallelen. Meinen Freunden würde ich empfehlen, sich lieber Harrison Ford und Josh Hartnett in dem witzigeren Spoof Hollywood Cops anzusehen statt des selbstverliebten überheblichen Kopiebreis Hot Fuzz - zwei abgewichste Profis. (Hollywood Cops hatte den Kicker - ein Action Star, der in einer Action-Parodie das Genre auf die Schippe nimmt. Und natürlich Herzensbrecher Hartnett, der auch hier als Cop/Yoga-Lehrer/Schauspieler jede Menge Herzen massiert.)

Leider schrieb Simon Pegg nicht nur wieder am Drehbuch mit, sondern spielt auch hier die Hauptrolle (wie auch schon bei Shaun of the Dead). Mit dieser Besetzung hat man Hot Fuzz - zwei abgewichste Profis keinen Gefallen getan. Einen Schauspieler wie Clive Owen in diesem Film zu sehen hätte sicher mehr Spaß gebracht.

Diese mit abgeschmackten und langweiligen Stereotypen gespickte Brit-Komödie hat einen vielversprechenden Start, vergisst aber danach oft, lustig zu sein. Wer langweiliges Dorfleben parodiert läuft nun mal Gefahr, dass die Parodie auch nicht sonderlich aufregend ausfällt.


Hot Fuzz fängt damit an, dass Sgt. Nicholas Angel (Simon Pegg) deshalb von London auf's Dorf nach Sandford versetzt wird, weil er seinen Job zu gut macht - was die anderen Polizisten schlecht dastehen läßt. Wer sich beim Anblick von Chief Inspector Kenneth (Bill Nighy) freut, dem sei gleich gesagt, dass Bill Nighy, der uns als Rockmusiker in Tatsächlich... Liebe so viel Vergnügen bereitet hat, an- oder ausgezogen, hier leider nur in einem winzigen Cameo zu sehen ist. (Der fabulöse Schauspieler ist derzeit auch wieder mit den Pirates of the Caribbean unterwegs.)

Eigentlich könnte die Versetzung Sgt. Angel völlig egal sein - denn seine Freundin Jeanine (Cate Blanchett) hat ihm eh' gerade den Laufpass gegeben. Von Cate Blanchett, der einzigen Augenweide in diesem Film, sind nur die Augen zu sehen. Kein Scherz. Bei ihrem Auftritt trägt sie Mundschutz und Haarnetz und man rätselt erst einmal, wieso einem diese blauen Augen so verdammt bekannt vorkommen.... Von Blanchett gibt's also nur ein Cameo. Auch Hollywood Cops wartet mit Cameos auf - Isaiah Washington (derzeit noch Grey's Anatomy), Dr. Dre, Robert Wagner, Eric Idle, etc.

Einmal in Sandford angekommen, trifft unser über-eifriger Sgt. auf das stereotype Esemble aus "exzentrischen britischen Dorf-Unikaten", die wir schon ad nauseam in unzähligen Brit Filmen gesehen haben. (z. B. Vier Hochzeiten und eine Beerdigung, Lang lebe Ned Devine, Der Engländer, der auf einen Berg stieg..., etc. etc.etc.) Hot Fuzz - zwei abgewichste Profis macht hier keine Ausnahme.

Angel eckt mit seiner Geradlinigkeit und dem Übereifer auch in Sandford an und bekommt - wie nicht anders zu erwarten - einen Partner, der das genaue Gegenteil ist. Danny (Nick Frost) ist fett, faul und ein Film-fan mit einer ansehnlichen DVD-Sammlung, der ständig von irgendwelchen Filmen erzählt. (In Hollywood Cops ist Josh Hartnett, halb so alt wie Harrison Ford, ein Cop der an einer Karriere als Schauspieler arbeitet und deshalb öfter über Filme redet oder "Szenen nachstellt" usw.)

Das verschlafene Sandford, das schon oft den Titel "Village of the Year" bekommen hat, will diesen auch in diesem Jahr wieder gewinnen - und alles, was dem Spießertum auch nur irgendwie unpassend erscheint, das wird platt gemacht. Andererseits sind saufende Teenager und völlig besoffen Auto fahrende Cops ein akzeptierter Fakt der geheuchelten Idylle.

Im weiteren Verlauf von Hot Fuzz - zwei abgewichste Profis wird öfter mal die Glaubwürdigkeit aus dem Fenster geworfen, rennt Scream-mäßig eine vermummte Gestalt mit Messer durch die Gegend und werden unpassenderweise Splatter-Tatorte gezeigt (deshalb gab's wohl FSK 16, was mich etwas überrascht hat. Richtige Thrills braucht man keine zu erwarten).

Der Lach-Faktor von Hot Fuzz - zwei abgewichste Profis erreicht keinesfalls Brüller-Niveau (wie z. B. die Hochzeits-Crasher). Auch nicht Kicher-Niveau (wie z. B. Die Eisprinzen oder eben Hollywood Cops). Hot Fuzz ist eher ein mildes Grins-Movie. Vorausgesetzt, dass die Zuschauer nicht den Anspruch haben, eine neue und originelle Rahmen-Story oder zumindest einen gut aussehenden Cast sehen zu wollen. In dem Fall sollten sie sich fernhalten, denn das gibt's bei Hot Fuzz - zwei abgewichste Profis beides nicht. Dabei plätschert der Film so vor sich hin (wohl auch, weil man immer wieder damit beschäftigt ist sich zu überlegen, aus welchem Film man die eben gesehene Szene kennt). Nur gegen Ende des Films war ich drauf und dran, einfach aufzustehen und zu gehen. Wer es allerdings lustig findet, eine ewig lange "Shoot-out im Supermarkt mit viel Geschwätz, weil das ja nun der Gipfel des Humors ist" Szene zu sehen, der wird auch damit kein Problem haben. Die anderen Zuschauer der Preview haben ebenfalls nicht laut gelacht. Es blieb während der gesamten Vorstellung verdächtig ruhig für eine "Hit Comedy"

Die DVD ist bereits seit dem 11. Juni als Hot Fuzz [UK IMPORT] zu haben, also schon vor dem hiesigen Kinostart am 14.06. Man hat die Wahl zwischen der Single-DVD und Hot Fuzz/Shaun Of The Dead [UK IMPORT].

Selbstverständlich gibt es auch einen Hot Fuzz Soundtrack - ab 15. Juni zu haben.

Drehbuch: Edgar Wright und Simon Pegg; Regie: Edgar Wright - wie auch schon bei Shaun of the Dead.

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