15.06.2007

Ocean's 13 (Ocean's Thirteen)

Ich hatte mich so gefreut auf Ocean's 13 - Steven Soderbergh und seine diesjährige Who's-Who-in-Hollywood Truppe: Brad Pitt, George Clooney, Al Pacino, Ellen Barkin, Andy Garcia, Matt Damon, Don Cheadle, etc. Klar, freut man sich auf die. Aber dann: Riesenenttäuschung. An das Soderbergh Remake Ocean's Eleven (des Klassikers mit u. a. Frank Sinatra, Dean Martin und Sammy Davis jr.) reicht auch dieser Flick wieder in keiner Weise heran. Ocean's 13 fehlt es fast völlig an Spannung, es wurde unnötig in die Länge gezogen und auch der Humor, über den man sich im Trailer und auch in den Promotion-Interviews amüsieren konnte, kommt so unterernährt daher wie Christian Bale in The Machinist. Ocean's 13 eignet sich für einen DVD-Abend mit frischem Popcorn und gutgelaunten Freunden, die einige der Längen überbrücken können. In's Kino muss man dafür nicht.

Ocean's 13 sieht wie gewohnt klasse aus mit atemberaubenden Sets und Schauspielern - aber das alleine reicht ja nun nicht. Die Tickets mit Überlängenzuschlag für die 122 Minuten-Angelegenheit ist auch dieser 3. Teil im staubtrockenen Sequel-Sommer 2007 nicht wirklich wert. Bei diesem Film habe ich zwischendurch echt gemerkt, wie lang er ist. Das war z. B. bei Departed überhaupt nicht der Fall.

Den Zuschauern bleibt absolut nichts anderes zu tun als einfach nur zuzusehen, wie unsere Genies Wunder bewirken. Es gibt nichts mitzudenken, kein Puzzle, das man zusammensetzen kann. Es gibt auch auf emotionaler Ebene für die Zuschauer nichts zu tun - man muss keine Daumen drücken, um niemanden zittern, kann niemanden anfeuern - einfach null emotionales Investment. Die wenigen Wendungen kommen aus dem Nichts und sind ebenso schnell auch wieder vergessen. (Bei Grey's Anatomy z. B. kann man wunderbar sehen, wie plant und pay off funktioniert. Kein Wunder sitzen die Leute oft lieber vor'm TV)

Das Ocean's 13 Autorenteam Brian Koppelman/David Levien bricht z. B. die bekannte Regel, dass Zufälle nur am Anfang des Films okay sind, um diesen auf Touren kommen zu lassen. Später in der Story kommt das nicht so gut an. Hätte man auf die allzu praktischen Zufälle verzichtet, wäre die Geschichte dadurch vermutlich interessanter geworden. Die Autoren haben es sich generell mit Ocean's 13 ein bisschen zu leicht gemacht - man ging wohl einfach davon aus, dass die Fans der Danny Ocean Gang ihre Kinokarten schon kaufen werden.

Da wird in einer Szene, die an Swordfish erinnert, mal eben ein Computer-Spezialist aus dem Hut gezaubert, der uns die Unmöglichkeit des Plans verklickern soll. Oder Linus (Matt Damon, teilweise mit Nasenprothese zu sehen) klebt sich ein kleines aber super-effektives Pheromon-Pflaster, den "Gilroy" an, um Abigail (Ellen Barkin) zu manipulieren. Die Szene erinnert einen ja mal so gar nicht an Das Parfum. Aber sie war deshalb auch zumindest halbwegs witzig. Von Koppelmann/Levien kommen übrigens noch andere Filme auf uns zu, allerdings ist einer davon eine Literaturverfilmung und beim anderen hat noch ein dritter Autor dran mitgeschrieben. Vielleicht wäre es eine gute Idee gewesen, nicht für jeden Ocean's Teil neue Drehbuchautoren anzuheuern?

Ocean's 13 fehlt es völlig an Spannung, da die Handlung ohne große Komplikationen abläuft - taucht ein Hindernis auf, wird es sogleich auf manchmal fragwürdige Weise gelöst. Die Kritik am Casino-Geschäft, die eingestreut wird, bekommt nicht genug Raum und hat deshalb keine Power. Statt dessen wird viel zu viel Zeit an ein kindisches Subplot um einen Restaurantkritiker (David Paymer) verschwendet. Apropos verschwendet: Ellen Barkin? Kann man in ihrer Rolle als Abigail nur als Alibi-Frau bezeichnen. Der Humor ist dünn gesät und die Antagonisten Willie Bank (Al Pacino) und Terry Benedict (Andy Garcia) bekommen auch zu wenig interessantes zu tun, um uns richtig gegen sie auf die Palme zu bringen und um genügend Konflikt zu schaffen.

Eingangs wird uns gezeigt, warum Willie Bank aus dem Casino-Geschäft gedrängt werden soll: Er hat Reuben (Elliott Gould) derart rücksichtslos mit einem Deal zu seinem neuen Casino über den Tisch gezogen, dass dieser einen Herzinfarkt erleidet. Das ruft Danny Ocean's 13 Mann Gang auf den Plan. Schnell ist entschieden, dass Willie Bank, der sich für sein neues Casino mit allerlei Geldgebern in's Boot setzen musste, einen höllischen Verlust erleiden muss (500 Mio.), um von eben jenen Geldgebern aus dem Casino gehievt zu werden. Alle Banks-Betriebe haben bis jetzt immer 5 Sterne, sorry, Diamonds bekommen, worauf er sehr stolz ist. Auch das soll für dieses Casino (mit Hotel und diversen Restaurants, is klar) verhindert werden.

Die anderen Kritikpunkte, die man Ocean's 13 noch anführte und die auch nötig sind, um Willie Bank übel aussehen zu lassen und uns gegen ihn aufzubringen, gingen in der dahinplätschernden Story völlig unter. Schade eigentlich.

Da ist zum einen der Fakt, dass dieses Milliarden-Unternehmen seine Würfel für billig unter widrigsten Arbeitsbedingungen in Mexiko herstellen lässt. Dann werden die Serviererinnen als "Models" geführt, damit man sie aufgrund ihres Aussehens nach belieben feuern kann, wofür in dem Fall Abigail zuständig ist. Und die Küchenchefs? Importiert - mit Visen, die man sich ergaunert hat (dabei hat Reuben geholfen). Die sind also vermutlich auch unterbezahlt und arbeiten unter schlechten Bedingungen.

Alles in allem betrachtet würde ich mir das Kino sparen und auf die DVD warten, die vielleicht ja dieses Jahr noch erscheinen wird. Update: Ocean's 13 DVDs sind inzwischen erschienen!

Ocean's 13
Drehbuch: Brian Koppelman, David Levien
Regie: Steven Soderbergh
Produzent: Jerry Weintraub

Ocean's 13 Cast
Danny Ocean: George Clooney
Rusty Ryan: Brad Pitt
Willie Bank: Al Pacino
Terry Benedict: Andy Garcia
Linus/Lenny: Matt Damon
Abigail: Ellen Barkin
Reuben: Elliott Gould
Basher: Don Cheadle
Virgil: Casey Affleck
Turk: Scott Caan
Frank: Bernie Mac

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