24.10.2009

Kritik Away We Go - Auf nach Irgendwo

Wenn das erste Kind unterwegs ist, dann verfallen die zukünftigen Eltern oft in Panik. So geht das auch Burt (John Krasinski, Ein verlockendes Spiel, demnächst: Wenn Liebe so einfach wäre) und Verona (Maya Rudolph, Idiocracy, demnächst: Grown Ups) in Away We Go - Auf nach Irgendwo. Die beiden sind Anfang 30, arbeiten von zuhause aus, führen eine gesunde Beziehung und haben sich ihr Leben so eingerichtet, wie's ihnen passt. Doch die "Schwangerschaftspanik" wirft plötzlich -zig Fragen auf.

Burt und Verona stellen sich die üblichen Fragen von Wo soll unser Kind aufwachsen bis Wie sollen wir unser Kind erziehen? In diesem Zustand der allgemeinen Verunsicherung und aus dem Gefühl heraus, dass man irgendwie nicht reif genug und nicht fähig ist und überhaupt - es bedarf doch eines ganzen Dorfes, nicht? -, machen sich die beiden auf den Weg, um Freunde und Verwandtschaft zu besuchen. Verwandte, die man jetzt unter neuem Vorzeichen sieht. Aus der Mutter wird die Großmutter, aus der Schwester die Tante. Doch halt: Wie sieht's mit der Kinder-Tauglichkeit von Freunden und Verwandten aus?

Das Autoren-Ehepaar Dave Eggers (demnächst: Wo die wilden Kerle wohnen) und Vendela Vida schreibt sicherlich aus Erfahrung. Sie sind selbst Eltern und sehr engagiert, wenn es um das Thema Kinder geht. Man könnte viel Löbliches über die beiden, ihre sozialen Projekte und ihr Engagement sagen, doch hier geht's nur um Away We Go.

Der größte Fehler der Autoren war vermutlich, Away We Go - Auf nach Irgendwo als "Road Movie" zu konzipieren, denn dadurch werden nacheinander nicht nur die Menschen besucht, sondern auch Klischees abgeklappert und Fragen abgehakt.

Los geht's mit den zukünftigen Großeltern Gloria (Catherine O'Hara, Penelope, demnächst: Killers) und Jerry (Jeff Daniels, State of Play, demnächst: Paper Man), die gleich verkünden, dass sie für die nächsten zwei Jahre außer Landes sein werden. Jerry und Gloria sind nicht die Art von altmodischen Großeltern, die immer als Babysitter zur Verfügung stehen, das Kind verwöhnen, mit ihm in den Park gehen etc. Sie vertreten die "neuen Großeltern", die abwesend sind bzw. ihr eigenes Leben leben, auf die man nicht zählen kann. Außerdem sind sie laut und völlig überdreht. Spätestens beim nächsten Besuch (mehr laute und überdrehte Verwandte) wird dem Zuschauer klar, wie der Hase läuft...

Maggie Gyllenhaal, die sich selbst schon zum Thema Stillen in der Öffentlichkeit geäußert hat, spielt in Away We Go eine winzige Nebenrolle, eine Karikatur ihrer selbst - die Professorin LN, die auch 'mal ältere oder fremde Kinder stillt und zu allem eine abgefahrene Meinung parat hat. Die reißerische Überzogenheit dieser Figur, für deren Ansichten man schon nach der ersten Szene kein offenes Ohr mehr hat, ist besonders bedauerlich bis schmerzhaft. Den Holzhammer und die Schlagzeilen hätte man besser zuhause gelassen.

Away We Go - Auf nach Irgendwo grast seine Liste ab und versucht panisch, dabei nicht verbissen, sondern auch lustig zu sein. Das geht aber leider völlig in die Hose, wirkt viel zu bemüht und passt nicht zum Ton von Anfang und Ende. Erst zum Schluss des Films, als Burt und Verona wieder in ihrem Haus sind, wirkt der Film auch wieder authentisch.

Dramen ohne Humor (die nicht auf Bestsellern basieren) lassen sich angeblich schwer verkaufen. Deshalb bekommen wir verhältnismäßig oft solche fehlgeschlagenen Versuche präsentiert, denen man ansieht, dass herumgedoktort wurde bzw. dass sich die Autoren auf Teufel komm 'raus bemüht haben, nur ja genug vermeintliche Lacher einzubauen, auf neudeutsch bekannt als "comic relief". Als reinrassige Komödie hätte Away We Go mit seinem Anliegen sicher besser funktioniert. Diese Mischung hier funktioniert jedenfalls nicht. Was sich Produzent und Regisseur Sam Mendes (Zeiten des Aufruhrs) dabei gedacht hat?

Der melodische Soundtrack zum Film enthält etliche Titel von Alexi Murdoch (einige sind auch auf seinem Album Time Without Consequence zu finden), aber auch Blue Mind von George Harrison, Breathe von The Stranglers, Meet Me in the Morning von Bob Dylan und Oh! Sweet Nuthin'? von The Velvet Underground. Link: Away We Go Soundtrack

Away We Go - Auf nach Irgendwo -- deutscher Kinostart: 15.10.2009 -- Länge: 98 Minuten -- FSK: ab 12 Jahren
Drehbuch: Dave Eggers & Vendela Vida
Regie: Sam Mendes
Away We Go Trailer deutsch - Auf nach Irgendwo



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