10.06.2008

Kritik: Ein verlockendes Spiel - Clooney + Zellweger

Sportreporter Duncan Brantley (Sports Illustrated) hatte vor 20 Jahren eine Idee für ein Drehbuch über die Geschichte des Profi-Footballs und fing an zu schreiben. Dann holte er sich seinen SI-Kollegen Rick Reilly dazu und zusammen stellten sie die romantische Sportkomödie Ein verlockendes Spiel (Originaltitel: Leatherheads) fertig. Erstaunliche 16 Jahre lang ging das Drehbuch von Hand zu Hand - Mel Gibson zeigte Interesse, Steven Soderbergh, George Clooney, Michael Keaton, Ray Liotta. Alles verlief im Sande... Dann plötzlich, nach 16 Jahren, ging's Schlag auf Schlag, Clooney schrieb während des Sommers in Italien den 3. Akt um und bald konnte in Produktion gegangen werden. Rick Reilly sitzt in einer der Szenen bei einem Spiel übrigens in der Presse-Loge. Diese romantische Komödie ist übrigens auch für Zuschauer gemacht, die sich mit dem Sport nicht auskennen (wie ich).

1925. Während College Football zigtausende Zuschauer anzieht, geht's dem Pro-Football miserabel. So miserabel, dass sogar der letzte Sponsor den Duluth Bulldogs die Unterstützung kündigt. Team-Kapitän Jimmy "Dodge" Connelly (George Clooney, Michael Clayton, Ocean's 13, demnächst: Burn After Reading), der das Spiel über alles liebt, ist verzweifelt. Die Bulldogs lösen sich auf, die Spieler gehen in ihre alten Jobs zurück (z. B. das Bergwerk). Doch Dodge ist arbeitslos und hat keinen Beruf, den er wieder aufnehmen kann. Seine Verzweiflung wächst. Da hat er eine Idee...

College-Footballer und Kriegsheld Carter "The Bullet" Rutherford (John Krasinski, Lizenz zum Heiraten, demnächst: Brief Interviews with Hideous Men, Farlanders) ist ein berühmter Kassenmagnet - allerdings wird er dafür nicht bezahlt. Connelly überredet Carters Agenten CC Frazier (Johnathan Pryce, Pirates of the Carribean 1-3, demnächst: My Zinc Bed, The Gift), ihm zumindest zuzuhören und macht Carter einen lukrativen Vorschlag, den die beiden nicht ablehnen können (CC verdient dabei fleißig mit). Bald sind die Bulldogs wieder vereint und spielen plötzlich im großen Stadium vor zigtausend Zuschauern.

Reporterin Lexie Littleton (Renée Zellweger, demnächst: Appaloosa, Case 39) wird von ihrem Boss auf Carter angesetzt. Einem Informanten zufolge ist Carter nämlich kein Kriegsheld, hat alles frei erfunden. Kein Wunder, dass sich Lexie und Dodge fortan ständig über den Weg laufen. In einer Szene teilen die beiden ein Schlafabteil, und die Vorhang-auf Vorhang-zu Geschichte hat mich an "die Wand von Jericho" aus Es geschah in einer Nacht erinnert. Die Szenen Zellweger/Clooney sind so lustig und romantisch, wie man das heute leider selten sieht.

Schließlich steht Lexie zwischen dem jüngeren Carter "The Bullet" Rutherford und dem älteren Jimmy "Dodge" Connelly. Die beiden Spitznamen hier sind witzig - bedeutet der Ausdruck "to dodge the bullet" doch nichts anderes, als sich aus einer schwierigen/unangenehmen/gefährlichen Situation zu befreien.. ;)

Am Ende gibt's für Dodge, der Regeln verabscheut, einen "die Geister, die ich rief"-Moment - er hat geholfen, ein sich noch in der Entwicklung befindendes System zu fördern, das den professionellen Football reguliert, reguliert, reguliert und zu einem Riesengeschäft wird. Bald steht das Geld im Vordergrund und Dodge steht nicht auf der Liste der Spieler, die man für sein Team einkaufen will. Außerdem darf nicht mehr so gespielt werden, wie das Spass macht, sondern die Regeln machen den Sport ein wenig langweiliger.

Sicherlich ein interessanter Kommentar zum Profi-Sport und der NFL (National Football League), den Regisseur und Football-Fan George Clooney hier liefert. Dieses Thema gilt ja für alle Sportarten, für die jedes Jahr Millionen-Verträge mit Sportlern abgeschlossen werden.

Äußerst schön gemacht, wenn auch vielleicht etwas zu subtil für viele, ist die Parallele Footballspieler : Soldaten. Beim finalen Spiel ist das Spielfeld derart matschig, dass die Spieler von oben bis unten derart schlammbraun sind, dass sogar die Sportreporter nicht immer wissen, welches Team denn nun den Ball hat. Während des Spiels wird zwischen Spielfeld und Zuschauern geschnitten, und dabei sieht man in der ersten Reihe Soldaten in ihren Uniformen sitzen. Die Parallele ist klar. Zusätzlich ruft Dodge auch noch etwas, dass den Punkt unterstreicht und den abschließenden Dialog zwischen Carter und Dodge nachvollziehbar macht.

Renée Zellweger hat sichtlich Spass daran, als Lexie Littleton mit Clooney zu flirten und clevere Wortgefechte auszutragen, wie man sie noch aus den Komödien der 30er und 40er Jahre kennt, die eine Inspiration für Ein verlockendes Spiel gewesen zu sein scheinen. Ich habe mich beim einen oder anderen Wort-Duell fast weggeschmissen. Dodge und Lexie sind beide so schlagfertig, dass das wirklich Spass macht.

George Clooney überzeugt nicht nur im Anzug, sondern auch im Trikot auf dem Spielfeld, wer hätte das gedacht? Sein komisches Talent ist auch nicht zu unterschätzen. In der Szene, in der Dodge Carter dazu überreden will, für die Bulldogs zu spielen, und schnell auf die ihm entgegengesetzten Gegenargumente reagieren muss, zum Beispiel. Oder als er bei der Arbeitsvermittlerin dreist behauptet, 39 Jahre alt zu sein und dann auf 45 geschätzt wird (Clooney ist 47).

Zwar ist Ein verlockendes Spiel mit 114 Minuten ein wenig zu lang geraten und hätte durch Kürzungen gewinnen können (die Filmmusik ist auch nicht gerade mein Fall), doch alles in allem fühlte ich mich gut unterhalten. Ich habe ich mich amüsiert, etwas über die Geschichte dieses Sports erfahren und George Clooney im Matsch Football spielen sehen -- das war eh' das Eintrittsgeld wert.

Wenn man bedenkt, dass zwei Sportreporter das Drehbuch geschrieben haben, dann wundert einen, dass in Ein verlockendes Spiel nach jedem Spiel Dodge auch noch die Arbeit des Sportreporters Suds (Stephen Root, Ein Mann für alle Unfälle, Nur über ihre Leiche - meine himmlische Verlobte und ich, demnächst: Bob Funk) übernimmt und ihm den Spielbericht diktiert. Ob das wohl auf einer wahren Begebenheit beruht?

Ein verlockendes Spiel - Originaltitel: Leatherheads -- Genre: romantische Komödie/Sportkomödie -- FSK: ab 6 Jahren -- deutscher Kinostart: 05.06.2008

Drehbuch: Duncan Brantley & Rick Reilly
Regie: George Clooney

Ein verlockendes Spiel Cast:
Dodge Connelly - George Clooney
Lexie Littleton - Renée Zellweger
Carter Rutherford - John Krasinski
CC Frazier - Johnathan Pryce
Coach Frank - Wayne Duvall (Im Tal von Elah, demnächst: Star Crossed)
Suds - Stephen Root



Ein verlockendes Spiel - deutscher Trailer (1:54)



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