07.06.2008

Kritik und Trailer: Penelope mit Christina Ricci


Penelope ist ein bemerkenswertes modernes Märchen aus den Tasten der smarten Drehbuchautorin Leslie Caveny (TV: Alle lieben Raymond), das es faustdick hinter den romantischen Ohren hat. Der Schönheitswahn, die lächerliche Anbetung eines Schönheitsideals, für das sich Menschen sogar freiwillig unter's Messer legen, wird auf äußerst unterhaltsame Weise mit viel Witz und Verstand genauso vorgeführt wie die Medien (und ganz nebenbei auch Politiker). Dass dabei auch einige Männer nicht gut wegkommen, liegt in der Natur des Themas. Vom Stil her erinnert Penelope manchmal an Die fabelhafte Welt der Amélie, was der Sache keinen Abbruch tut. Wenn das Marketing von Penelope nicht so völlig am Film vorbeiginge (Cinestar: "eine verwunschene Schöne.... die einen wahrhaften Prinzen finden muss", UCI: "macht sie sich grunzender Weise auf Partnersuche" (totaler Blödsinn, Penelope grunzt nicht)), hätte der Film allerdings eher eine Chance, sein Publikum zu finden. Penelope hätte das wirklich verdient. (Marilyn Kaye hat die Geschichte übrigens in Romanform gebracht, gibt's bisher leider nur in Englisch, mit einem Vorwort von Reese Witherspoon: > Penelope)


Die adelige Penelope (Christina Ricci, Speed Racer, demnächst: New York I Love You) wurde aufgrund eines Fluchs mit einer inoperablen Schweinsnase und -ohren geboren. Ihre Mutter Jessica (Catherine O'Hara) und Vater Frank (Richard E. Grant, Filth and Wisdom, demnächst: The Garden of Eden) spielen der Öffentlichkeit vor, ihre Tochter sei gestorben und halten sie unter Verschluss, bis sie schließlich im heiratsfähigen Alter ist. Der Fluch soll durch die Liebe und Akzeptanz eines Menschen aus den eigenen Rängen gebrochen werden können, also sucht man dann mittels Ehevermittlerin Wanda (Ronni Ancona) einen blaublütigen Bräutigam. Die Heiratskandidaten werden jedesmal nach der "Besichtung" per Vertrag zum Schweigen verpflichtet, doch einer stürzt angewidert davon, ohne unterschrieben zu haben: Edward Vanderman III. (Simon Woods, Pride and Prejudice - Stolz und Vorurteil).

Vanderman hat nichts besseres zu tun, als zu Sensationsreporter Lemon (
Peter Dinklage (Sterben für Anfänger, demnächst: Die Chroniken von Narnia - Prinz Kaspian von Narnia) zu rennen, der schon seit der Geburt Penelopes wusste, dass aus der Geschichte noch etwas 'rauszuholen ist. Schließlich hat ihn die Geschichte bereits ein Auge gekostet...

Edward und Lemon setzen den sich in Geldnot befindenden blaublütigen Zocker Max (
James McAvoy, Abbitte, Geliebte Jane, demnächst: Wanted, The Last Station) auf Penelope an, der sie gegen ein stolzes Honorar fotografieren soll. Penelope und Max verlieben sich ineinander, doch als sie ihn anfleht, sie zu heiraten, gibt er ihr einen Korb. Auch Lemon bekommt von Max das versprochene Bild nicht. Statt eines Fotos erscheint dann eine monströse Zeichnung in der Zeitung, die nach Angaben von Edward erstellt wurde.

Penelope hat die Faxen dicke und reißt aus, mietet sich ein Hotelzimmer und sieht sich die Welt außerhalb des elterlichen Anwesens an. Annie (
Reese Witherspoon, Machtlos, demnächst: Four Christmases) ist die erste Freundin, die sie in ihrem Leben hat. Doch die Presse, ihre Eltern und Edward sind auf der Suche nach ihr...

James McAvoy ist als romantischer Lead einfach der Bringer. In Abbitte und Geliebte Jane fiel er positiv auf und in Penelope ist er auch wieder fabelhaft. Russell Brand hat ein kleines Cameo als Sam, Freund von Max. Es ist unmöglich, diesen shooting Star zu übersehen, sei seine Rolle auch noch so klein. Von Russell Brand werden wir dieses Jahr noch viel mehr zu sehen kriegen - als nächstes in Nie wieder Sex mit der Ex, wo er den neuen Geliebten eben dieser Ex spielt, und danach sehen wir ihn wieder in Die Girls von St. Trinian's. Schon allein wegen Brand lohnt es sich, Penelope in der Originalfassung anzusehen. Überhaupt funktionieren hier die verschiedenen Akzente sehr gut, da sie nicht nur Farbe 'reinbringen, sondern die Herkunft der jeweiligen Figur wunderbar unterstreichen.

[Wer kein OV-Kino in der Nähe hat, kann sich trotzdem auf Penelope freuen, denn am 23. Juni schon kommt die Original-DVD auf den Markt: >Penelope [UK IMPORT]

Die Figur des zwergwüchsigen Reporters Lemon, dargestellt von dem bemerkenswerten Peter Dinklage, macht eine schöne Entwicklung durch. Ob Lemon nach dieser Bewusstseinserweiterung noch als Sensationsreporter arbeiten kann, ist allerdings fraglich. Sehr schön ist auch, wie Penelope am Ende mit Edward umgeht, der ihr anfangs gestanden hat, dass auch er sehr vielen Zwängen ausgesetzt ist, was im Laufe der Story gezeigt wird.


Christina Ricci hat in diversen Interviews erzählt, dass ihr Penelope ein Anliegen war, da sie selbst jahrelang mit Unsicherheit gekämpft hat, unter Anorexia litt, etc. bevor sie eine ähnliche Entwicklung durchmachte wie die Protagonistin hier. Wer Ricci über die Jahre beobachtet hat, der konnte sehen, wie sich ihr Aussehen veränderte. Das hat bestimmt zu ihrer glaubhaften Darstellung beigetragen.

Reese Witherspoon, die auch als Produzentin fungierte, hat nur eine sehr kleine Rolle, die aber mit einem Kommentar zu Frauenfreundschaften das Bild schön abrundet. Außerdem gibt uns die Figur der Annie die Perspektive der attraktiven Frau, die irgendwelche für die Umwelt nicht unbedingt sichtbaren Makel an sich sieht.

Penelope sagt uns letztlich: Es sind nicht die "Schönheitsfehler", die uns das Leben vermiesen, es ist die Macht, die wir ihnen geben. Für Penelopes Mutter kommt das allerdings zu spät, zu tief verwurzelt sind ihre eigene Erziehung und der Druck gesellschaftlicher Verpflichtungen. Sie ist und bleibt eine der Frauen, die den Wert ihrer eigenen Person mit ihrem Aussehen gleichsetzen, wie man ihnen das beigebracht hat...

Penelope - deutscher Trailer (2:23)



Penelope - Original Video Clip (1:17) - Max hat sich in Penelope verliebt und will nicht mehr für Lemon und Edward ausspionieren.





Penelope
- FSK: ab 6 Jahren -- Laufzeit: 102 Minuten
Drehbuch: Leslie Caveny
Regie: Mark Palansky


Penelope Cast:
Penelope Wilhern - Christina Ricci
Max - James McAvoy
Annie - Reese Witherspoon
Penelopes Mutter - Catherine O'Hara
Penelopes Vater - Richard E. Grant
Reporter Lemon -
Peter Dinklage
Edward Vanderman - Simon Woods
Sam - Russell Brand
Wanda - Ronni Ancona
Butler Jake - Michael Feast (The Deaths of Ian Stone)

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