03.10.2007

Die Fremde in Dir -- Jodie Foster und Terrence Howard


Die Fremde in Dir (9.5/10)

Update: Ab 1. Februar auf DVD zu haben (mit Trailer):>> Die Fremde in Dir

Die Fremde in Dir ist ein exzellentes Drama mit ein paar Thriller-Momenten, tollen schauspielerischen Leistungen und einer Story, die von Anfang bis Ende interessant ist. Jodie Foster spielt in Die Fremde in Dir (OT: The Brave One) die Radiomoderatorin Erica Bain, die einen äußerst brutalen Überfall knapp überlebt, bei dem ihr Verlobter David umgebracht wird. Obwohl Erica im Laufe dieses Films einige Gewalttäter umbringt, ist dies kein Rache-Film. Die Fremde in Dir befasst sich mit dem Thema Gewalt auf faszinierende Weise und bleibt dabei erschreckend realistisch.

In den ersten Minuten beobachten wir Erica Baine (Jodie Foster), typisch liberale Vertreterin der gehobenen New Yorker Mittelklasse. Sie moderiert eine Radiosendung über New York, die sich mit den positiven Momenten der Vergangenheit befasst. Erica ist gebildet, ihr Verlobter David (Naveen Andrews) ist Arzt, sie lebt in einer großzügig geschnittenen Wohnung und hat keine Sorgen. Die Frau hat es nicht nötig, sich mit den Hässlichkeiten der Stadt zu befassen - sie nimmt sie gar nicht wahr. Diese Minuten haben eine seltsam nervöse Spannung, jeden Moment erwartet man die Katastrophe. Als sie eintrifft, ist die Szene länger und viel brutaler in der Darstellung, als ich erwartet hätte. Und obwohl ich wusste, dass die Szene kommen wird, hatte sie eine Menge Power.

Ericas altes Leben gibt's plötzlich nicht mehr. Sie traut sich nicht mehr vor die Tür. Ohne melodramatisch zu werden, werden die Auswirkungen des Überfalls gezeigt. Eine illegal erworbene Pistole hilft ihr dann, diesen inakzeptablen Zustand zu ändern. Bald kommt die Pistole unerwartet zum Einsatz und mit der Zeit macht Erica Bekanntschaft mit der Fremden in ihr - so nennt sie die Seite, die der Gewalt fähig ist.

Die Fremde in Dir ist kein Rachefilm, sondern zeigt das Dilemma, mit dem sich viele von uns - vor allem wohl Frauen in den Großstädten - konfrontiert sehen. Wer absolut kein Opfer sein will, sich nicht völlig ausliefern will, muss sich (aus-)rüsten, denn mit reden bewirkt man bei gewaltbereiten Tätern absolut nichts. Doch Gewalt fordert immer Opfer. Immer. Wie man's dreht und wendet, der Täter bekommt immer das, was er will. Er drückt dem Gegenüber seinen Willen auf. Er macht selbst eine Frau wie Erica Bain zum gewaltbereiten Menschen.

Erica will kein Mitleid, will nur wieder ein normales Leben führen, will einfach kein Opfer sein. Sie ist überrascht, dass beim Schießen ihre Hand nicht zittert. Sie hätte sich das alles ganz anders vorgestellt. Als Detective Mercer (Terrence Howard) ihren Fall recherchiert, hat er bald eine Ahnung, dass Erica nicht nur Opfer war, sondern jetzt auch Täterin ist. Und er macht ihr klar, dass er kein Mitleid kennt, sollte er sie überführen können. Und Erica? Sie vermutet zu jeder Zeit, dass sie eine Grenze überschreitet. Viele Leute in der Stadt sehen das gar nicht so. Doch - ist Ericas Annahme korrekt? Wenn sie der Protagonist in einem Superhelden-Film wäre, dann hätten wir mit ihren Aktionen kein Problem. Aber so? Frauen, die sich wehren, kommen meist nicht gut an.

Auch für Detective Mercer bringt der Fall einen Wendepunkt. Was ist Notwehr und was nicht mehr? Wo hört Selbstverteidigung auf und fängt Selbstjustiz an? Die Fremde in Dir zeigt auf, dass diese Frage nicht so leicht zu beantworten ist, wie vielleicht angenommen.

Die Fremde in Dir ist ein beeindruckender Film, der einen noch lange nach seinem Ende beschäftigen kann. Wenn ein Mensch halb totgeschlagen wird und zu den Auswirkungen der Tat gehört, dass der Mensch jetzt bereit ist, sich und andere gegen Gewalttäter zu verteidigen - gehört er dann zu den Tätern oder zu den Opfern oder gibt es noch ein dritte Gruppe? Das Opfer Erica Bain quält sich, wie viele Opfer, mit Schuldgefühlen. Die Entscheidung, die Detective Mercer letztlich trifft, ist die Entscheidung eines Menschen, dem der "Zyklus der Gewalt" nicht unbekannt ist.

Link zur DVD und Trailer: Die Fremde in Dir

Der Soundtrack zum Film: Die Fremde in dir (OT: The Brave One )

Die Fremde in Dir
FSK
: 16 Länge: 122 Minuten

Drehbuch: Bruce A. Taylor, Roderick Taylor und Cynthia Mort
Regie: Neil Jordan

Cast:
Erica Bain: Jodie Foster
Detective Sean Mercer: Terrence Howard
David Kirmani: Naveen Andrews
Detective Vitale: Nicky Katt
Carol: Mary Steenburgen

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