10.07.2007

DVD: Babel - mit Brad Pitt, Cate Blanchett, Gael Garcia Bernal

Babel ist ein Film, den die Zuschauer sich quasi erfühlen und den jeder für sich anders interpretiert - vielleicht gerade deshalb hinterlässt Babel solch einen starken Eindruck. Die vier mehr oder weniger miteinander verbundenen Handlungsstränge üben eine Faszination aus, wie man sie nicht häufig erlebt.

Wunderschöne Bilder und stimmungsvolle Musik komponiert von Gustavo Santaolalla (der dafür einen Oscar erhalten hat) runden das von Guillermo Arriaga geschriebene und von Alejandro Gonzalez Innaritu inszenierte Meisterwerk ab. (Alle drei hatten auch schon bei 21 Gramm und Amores Perros zusammengearbeitet.) Zuerst zu den DVD-Features, dann zum Film Babel selbst...

Babel DVD
Bonusmaterial
:

Auf der Babel Single DVD ist absolut nada, nothing, nix ausser eine Handvoll Trailer. Ich war sehr enttäuscht. Auf dem am 6. August 2007 erscheinenden Babel (Deluxe Steelbook) soll dann endlich auch das ausgiebige Making of Babel drauf sein, das wirklich auch sehenswert sein soll. Das Making of Babel als Fotobuch (super Idee) gibt's hier: Babel. Ein Film von Alejandro Gonzalez Inarritu: On the Set with Inarritu - The Making of the Final Film in the Mexican Director's Acclaimed Trilogy (Photo Books)

FSK: 16 Jahre, Länge: rund 140 Minuten, Sprachen: Deutsch und Englisch, UT für fremdsprachige Dialoge (z. B. japanisch, spanisch etc.)

Bezüglich der Untertitel zu fremdsprachigen Szenen: Ich kam mir stellenweise vor wie in Lost in Translation, in der Bill-Murray Szene beim Whiskey-Werbeshoot. Ich nehme an, dass es Absicht war, nicht alles zu untertiteln... damit macht man ein tolles Statement bezüglich der Unzulänglichkeiten von Übersetzungen (da stimme ich ja sowas von zu), was voll zum Thema von Babel gehört, aber geärgert hat's mich trotzdem.

Babel - Der Film

Der Ausgangspunkt für die Geschichte liegt in Marokko, wo ein Hirtenjunge seinem Bruder die Reichweite seines neuen Gewehres demonstrieren will und sich als Ziel einen Bus voller Touristen aussucht. Durch den Schuss wird Susan (Cate Blanchett, Hot Fuzz) schwer verletzt. Ihr Ehemann Richard (Brad Pitt, Ocean's 13) versucht verzweifelt, ärztliche Hilfe aufzutreiben und wir kriegen mit, wie aufgeschmissen die Einheimischen in einer solchen Situation sind. Sofort wird angenommen, dass der Schuss ein terroristischer Akt war und es gibt allerlei politische Verwicklungen, durch die die medizinische Betreuung noch weiter verzögert wird.

Während Susan in Marokko um ihr Überleben kämpft, passt zuhause in San Diego die mexikanische Haushälterin Amelia (Adriana Barazza, Amores Perros) auf die beiden Kinder des Ehepaares auf. Durch den verlängerten Aufenthalt von Susan und Richard in Marokko sieht sie sich gezwungen, die beiden Kinder mit nach Mexiko zu nehmen, wo sie der Hochzeit ihres Sohnes beiwohnen will. Ihr Neffe Santiago (Gael Garcia Bernal, La mala Educacion) spielt den Chauffeur und begeht den Fehler, bei der Hochzeit Alkohol zu trinken.

Damit haben wir schon 'mal drei Handlungsstränge, die nachvollziehbar und gut verknüpft zusammenhängen. Doch fragt man sich während des Films, was eigentlich die Geschichte der taubstummen Japanerin Chieko (Rinko Kikuchi) und ihres Vaters Yasujiro (Koji Yakusho) mit all dem zu tun hat. Wenig. Eigentlich zu wenig.

Die Verbindung hängt an solch einem dünnen Faden, dass auch ich zuerst etwas angefressen war, weil selbst am Ende des Films nicht noch ein Detail auftauchte, was die Verbindung stärkte. Es ist zwar nicht uninteressant zuzusehen, wie Chieko aufgrund des Seltstmords ihrer Mutter völlig aus der Spur läuft und auch, wie ihr Vater damit umgeht - aber irgendwie wartete ich doch auf ... irgendetwas.

Der Zusammenhang ist (leider nur) ein thematischer. Zum einen ziehen sich hier Eltern/Kinder, Trauer und Verlust und das Umgehen bzw. Akzeptieren von Fehlern, die wir Menschen machen, wie rote Fäden durch den ganzen Film. Wichtiger ist allerdings das übergeordnete (und namengebende) Thema der interkulturellen Kommunikation.

Was macht man in Babylon, wie verständigt man sich? Selbst Menschen, die die gleiche Sprache sprechen, verstehen einander oft falsch. Worte sind auch nur Symbole und daher meist unzureichend, misinterpretierbar und oft nur im Kontext zu begreifen. Worte sind nicht die Lösung - Gefühl, Mitgefühl, Einfühlungsvermögen, Verständnis etc. sind vonnöten. Cooles Wort: Verständnis....

Es ist Arriaga hoch anzurechnen, dass er das Thema - interkulturelle Kommunikation - nicht nur wie üblich auf ethnische Gruppen bezogen hat, sondern richtig nach Textbuch auch eine Subkultur mit einbezogen hat. Wobei die Gruppe der Taubstummen mit ihrer Zeichensprache noch leichter verständlich ist (für den unbedarften Zuschauer) als wenn Arriaga eine andere Subkultur gewählt hätte, die auch ihre eigene Lingo und Besonderheiten hat.

Genau betrachtet zeigt der Film Babel was (interkulturelle) Kommunikation ist, wie sie funktioniert und weshalb wir so oft Schwierigkeiten damit haben. .. Am besten sieht man das nun leider am Beispiel von Chieko. Sie kann sich verständigen - doch dafür muss ihr Gegenüber bereit sein, sich ihrer Art der Kommunikation zu öffnen, er muss sich in ihre Situation hineinversetzen.

Und daran hängt, wenn man es genau betrachtet, in Babel alles. Jede der Figuren ist darauf angewiesen, dass die anderen Einfühlungsvermögen oder gar Mitgefühl haben und dementsprechend handeln. Richard und Susan haben Glück mit den Einheimischen (jedoch nicht mit den anderen Touristen, bei denen überwiegt die eigene Angst). Chieko eckt vielerorts an (ausser bei ihrem Vater), bei Amelia und Santiago klappt es auch nicht, schon gar nicht in der Hektik an der mexikanischen Grenze. Und immer wieder ist es ihre Angst, die die Menschen dazu treibt, Fehler zu machen.

Hier kann man in den schönen Soundtrack reinhören: Babel

Den Original Babel Trailer und andere Babel video-clips habe ich hier eingestellt (alle in Englisch)

Babel
Drehbuch: Guillermo Arriaga
Regie: Alejandro Gonzalez Inarritu
Musik: Gustavo Santaolalla

Babel Cast:

Richard: Brad Pitt
Susan: Cate Blanchett
Amelia: Adriana Barazza
Chieko: Rinko Kikuchi
Santiago: Gael Garcia Bernal
Yasujiro: Koji Yakusho

Auch interessant:
Startseite Film
In die Wildnis - Allein nach Alaska
Tödliche Entscheidung - Before the Devil Knows You're Dead
Outsourced
Die Fremde in Dir

Abonniere den Newsletter! Einfach hier klicken