King of California (7,5/10)
Der Romanautor Michael Cahill (A Nixon Man) legt mit der Tragikomödie King of California - unter dem Namen Mike Cahill - sein Filmdebüt vor. Als Drehbuchautor und Regisseur dieses Indie-Films kann Cahill durchaus überzeugen. Es ist schön zu sehen, dass wir nicht einen neuen Filmemacher Marke Indiewood bekommen haben, sondern jemand, der nicht versucht, mit banalen kommerziell anmutenden Filmen die Tür der Hollywood-Produzenten zu öffnen oder sich in der Sparte "experimentell" verkriecht.
In King of California spielt Michael Douglas den bi-polaren Charlie, der nach zweijährigem Aufenthalt in der psych. Klinik nun entlassen wird. Seine 16-jährige Tochter Miranda (Evan Rachel Wood) ist nicht erbaut. Durch ein Netz von Lügen hat Miranda es geschafft, in dieser Zeit unbehelligt allein im Haus der Familie zu leben. Schule ist nicht, dafür Doppelschichten bei McDonald's.
Bald merkt Miranda, dass ihr Vater - den sie nur Charlie nennt - nicht "geheilt" ist, nicht als Haushaltsvorstand seine Pflichten übernimmt, sondern sich in einer manischen Phase befindet.... Charlie hat keine Zeit für einen bezahlten Job, er muss einen Schatz suchen. Ja, er ist absolut sicher, dass eine Kiste alter Goldmünzen da draussen vergraben ist und einfach noch nicht gefunden wurde. Zu der Überzeugung kam er in der Klinik, da hat er nämlich alle möglichen Dokumente studiert und recherchiert.
Miranda staunt nicht schlecht, wie einfach es für ihren Vater ist, zum Beispiel eine neue Hypothek auf das Haus aufzunehmen. Charlie kann sehr charmant und überzeugend sein. Natürlich wird das Geld nicht für Arbeiten am Haus verwendet, sondern dient der Schatzsuche. Miranda ist froh, dass ihr Vater mit etwas beschäftigt ist und nicht in eine Depression verfällt und wieder versucht, sich umzubringen. Obwohl natürlich die ganze Zeit diese Gefahr besteht - und sie ist sich derer voll bewusst. Dennoch -- sie unterstützt ihn bei seinem Vorhaben. Nicht zuletzt wohl auch, um ihn im Auge behalten zu können. Als Babysitter, sozusagen.
Es wird oft gesagt, dass manisch-depressive Menschen wenigstens Spass haben, während sie krank sind - zumindest in der manischen Phase. Charlies Obsession erinnert mich an all die Künstler, die Haus und Hof riskieren, um ihr Projekt fertigzustellen. Sei das ein Buch, ein Film, eine CD, ein Video Game, wasauchimmer. Rowling hat ihren Harry Potter geschrieben, als sie von Sozialhilfe lebte... Dass einige davon bi-polar sind bzw. waren (F. Scott Fitzgeral, Virginia Woolf) ist zwar richtig, aber das ist eine Minderheit, denke ich.
Vielleicht hat mir deshalb auch der Film so viel Spass gemacht. Es gibt viele Charlies in der Welt, die ihren Träumen nachjagen und sich nicht beirren lassen. Menschen, die jede freie Minute am Computer zubringen, um ihren Roman oder ihr Drehbuch zu schreiben ohne die Gewissheit, dass je ein Verlag oder eine Produktionsfirma sich dafür interessieren wird.
Die Umwelt wendet sich entweder ab oder ist fasziniert. Meist jedoch ist der (finanzielle) Erfolg der Faktor, der die Obsession rechtfertigt bzw. die Zweifler und Lästerer plötzlich zu Fans macht. Merke: Eine Obsession ist dann auf jeden Fall okay, wenn jemand dafür zahlt.
Ob Charlie seine Schatzkiste findet? Das wird natürlich nicht verraten. Michael Douglas ist jedenfalls überzeugend in seiner Rolle und Evan Rachel Wood steht ihm in nichts nach.
Für Michael Douglas ist King of California ein echter Lichtblick. Nach der dümmlichen Komödie Ich, Du und der Andere und dem langweiligen und stümperhaften The Sentinel - Wem kannst Du trauen? endlich 'mal wieder ein Film, den seine Fans anschauen können, ohne die Augen zu verdrehen, weil die Story so .... wenig interessant ist.
Evan Rachel Wood (Krass) ist als nächstes in Across the Universe zu sehen (Kinostart: 22.11.) und wird wohl auch 2008 in den Kinos präsent sein.
King of California Soundtrack: King of California
Hier klicken für den King of California Trailer.
King of California -- Dauer: 93 Minuten FSK: 12
Drehbuch: Mike Cahill
Regie: Mike Cahill
King of California Cast
Miranda: Evan Rachel Wood
Charlie: Michael Douglas
Pepper: Willis Burks