23.04.2010

Chloe Kritik Trailer - Moore, Seyfried, Neeson

Der spannende Erotik-Thriller Chloe fängt an wie ein höchst interessantes Ehedrama: Als der Kunstprofessor David (Liam Neeson, Clash of the Titans, 96 Hours) zu seiner eigenen Geburtstags-Überraschungsparty nicht erscheint, beschleicht seine Frau Catherine ein ungutes Gefühl. Nach über 20 Jahren Ehe ist die Leidenschaft verflogen, ihr Mann küsst sie selten, berührt sie kaum noch. Eine eindeutige SMS auf Davids Handy scheint ihren Verdacht zu bestätigen - David lebt seine Leidenschaft mit einer anderen Frau aus.

Für Catherine ist das eine weitere Niederlage. Ihr geliebter Sohn Michael (Max Thieriot, Jumper) ignoriert die Wünsche seiner Mutter, die seine Freundin Anna (Cameo: Nina Dobrev, Vampire Diaries) nicht im Haus übernachten lassen will. Er schließt sie aus seinem Leben völlig aus. Als Frau über 40 hat Catherine jeden Tag damit zu kämpfen, dass sie, im Gegensatz zu ihrem Mann, nicht mehr als begehrenswert erachtet wird. (Foto rechts: Thieriot, Dobrev)

Die Gynäkologin Catherine (Julianne Moore, A Single Man, demnächst: The Private Lives of Pippa Lee) versucht, einen kühlen Kopf zu bewahren. Kühl wie ihre Praxis, kühl wie ihr teures Glashaus, kühl wie ihre Outfits. Sie beschließt, ihren Mann auf die Probe zu stellen, und heuert dafür Chloe an, eine junge Prostituierte, die sich als Studentin ausgeben soll.

Chloe (Amanda Seyfried, Mamma Mia!, demnächst: Das Leuchten der Stille, Letters to Juliet) trägt ihre Haare offen und gibt sich gerne betont mädchenhaft. Ihre Berichte über David sind detailliert und üben auf Catherine eine seltsame Faszination aus, gegen die sie sich nicht wehren kann. Catherine zu verführen ist für Chloe einfach...

Chloe ist das Remake des französischen Films Nathalie. Die Adaption stammt von Erin Cressida Wilson, die mit dem fabelhaften Secretary bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Obwohl sich die romantische Komödie Secretary mit einem brisanten und sexy Thema befasst (S/M Beziehungen), rutscht es im Gegensatz zu Chloe nie auf Soft-Porno Niveau ab.

Regisseur Atom Egoyan demonstriert drei Dinge sehr eindrücklich: dass es beim Thema Nacktheit im Film keine Gleichberechtigung der Geschlechter gibt, dass nicht jede Schauspielerin zu dieser Art der Ausbeutung bereit ist und dass die, die dazu bereit sind, mit ihrer Bereitschaft die Kreativität hemmen. Statt sich etwas Neues einfallen zu lassen, macht es sich Egoyan leicht und zeigt einfach billige Bilder, die er meint, im Rahmen diesen Films präsentieren zu dürfen. Schwache Leistung. Man muss sich fragen, ob die oft zitierte "europäische Sensibilität" eine Umschreibung für derartige Szenen und als Kompliment gemeint ist - oder eher nicht. (Foto links: Seyfried, Moore)

Chloe wandelt nach kurzer Anlaufzeit auf den Spuren von Fatal Attraction - Eine verhängnisvolle Affäre und gelegentlich meint man, die Filmmusik von Bilitis in den Ohren zu haben. Trotz der Schwächen ist die Story spannend.

Das Ende des Films ist nicht sonderlich zufriedenstellend. Man riecht förmlich die Verzweiflung der Autoren, die ihr Drama hochgedreht haben, nur um sich dann mit einem copout aus der verzwickten Affäre zu ziehen. Schade eigentlich, denn dadurch geht Chloes Kritik am Verhalten des Paares ebenso unter wie Catherines Verzweiflung und Davids Selbstgefälligkeit. Der interessante Anfang wird degradiert zum "Mittel zum Zweck", die Charaktere verkommen zu schemenhaften Figuren. Als erfolgreiches Genre-Mix kann ich das nicht bezeichnen.

Chloe Trailer deutsch




Chloe -- Genre: Drama/Erotik-Thriller -- deutscher Kinostart: 22.04.10 -- Länge: 96 Minuten -- FSK: ab 12 Jahren

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