14.06.2010

DVD: So gluecklich war ich noch nie

So glücklich war ich noch nie zeigt ein Kapitel im Leben des Hochstaplers Frank Knöpfel (Devid Striesow, This Is Love). Als Frank in einer Boutique die schöne Tanja (Nadja Uhl, Männerherzen) sieht, macht er ihr ein erstaunliches Angebot. Doch bevor sich eine Romanze entwickeln könnte, wird Frank verhaftet und für zwei Jahre weggesperrt.

Wieder einmal wird deutlich, weshalb man im deutschen Sprachgebrauch von einer Vorstrafe spricht - denn am Tag seiner Entlassung wird Frank von einem seiner Opfer abgepasst und brutal zusammengeschlagen.

Das ist er also, der Auftakt seines strahlend neuen Lebens. Bestraft und "rehabilitiert", muss Frank Knöpfel jetzt den lebenslangen zweiten Teil seiner Strafe antreten. Der intelligente Ex-Gymnasiast und genial talentierte Verkäufer soll froh sein, dass er in einer Putzkolonne arbeiten darf.

Sein jüngerer Bruder Peter (Jörg Schüttauf, TV: Tatort) war zwar nicht so smart wie das oben angegebene Opfer und hat versäumt, ihn am Tag der Entlassung abzuholen, aber bietet Frank ein kleines Zimmer in seiner Wohnung an. Dieses Mal will er ihm helfen, auf der geraden Linie zu bleiben, denn Peter erinnert sich sehr gut daran, wie sein großer Bruder ihm immer beigestanden hat, als sie unter ihrer gewalttätigen Mutter litten. Dazu bekommt Frank auch bald wieder Gelegenheit, allerdings ist Peter dieses Mal nicht dankbar, sondern sauer. Peter will nicht unbedingt an die unglückliche Kindheit erinnert werden, obwohl er sich mit seiner Ehefrau eine Light-Version der grausamen Mutter angeschafft hat. Nicht untypisch, leider.

Peter ist mit der dominanten, passiv-aggressiven Marie (Floriane Daniel, TV: Der letzte Bulle) verheiratet, die Frank immer wieder zu verstehen gibt, dass sie ihn in ihrem Umfeld höchstens duldet. Marie nimmt's mit der Wahrheit auch nicht so genau, wenn es um ihre Positionssicherung als Alpha-Tier geht.

Frank bemüht sich redlich. Er versucht, das Alpha-Tier Marie mit Schmeicheleien versöhnlich zu stimmen. Er bemüht sich in seinem Job und verkneift sich alle Unehrlichkeiten, auch wenn Kollegen und Vorgesetzte es offensichtlich selbst nicht so genau nehmen mit der Ehrlichkeit.

Dann trifft er zufällig Tanja wieder.

Er ist so überrascht wie wir, dass Tanja als Prostituierte arbeitet - und ihr eigentlich denkwürdiges erstes Zusammentreffen in der Boutique völlig vergessen hat. Er setzt alles daran, um Tanja zu beeindrucken. Das ist nicht einfach, denn Menschen ihres Berufsstandes haben eine gewisse Menschenkenntnis. Gerade das ist aber auch das reizvolle, denn sie kauft ihm seine Lügen (im Gegensatz zu einigen anderen Figuren) nicht ab...

Drehbuchautor und Regisseur Alexander Adolph erzählt in seinem Interview (siehe Bonusmaterial unten), wie er für seine Arbeit an der Dokumentation Hochstapler etliche Männer dieses Fachs kennengelernt hat und war offensichtlich von diesen Menschen fasziniert, was ihn zu So glücklich war ich noch nie inspirierte. (Link zur DVD: Die Hochstapler - Dokumentarfilm)

Besonders beeindruckt,  wie er sein Wissen um die Biographien und Psychologie der Hochstapler in diesen Film eingearbeitet hat und auch, wie er die Figur der Tanja angelegt hat. Sie entspricht weder dem Klischee der "Hure mit dem Herz aus Gold" noch ist sie eine Anfängerin wie Vivian in Pretty Woman, sie riecht nicht nach Gosse und sie hat auch kein Kind.

Peter ist ein typisches Opfer einer gewalttätigen Mutter, das - völlig anders als sein Bruder Frank - sich trotz seiner erlernten Hilflosigkeit und Unterwürfigkeit irgendwie durch's Leben schlängelt. Peter hat sich als erwachsener Mann einen neuen Meister gesucht: Marie. Diese beiden Alltagsmenschen zusammen geben nicht gerade ein erstrebenswertes Bild ab.Sie werden zwar nie hinter Gittern landen, aber Peter sitzt ja quasi schon im Gefängnis. Peter geht mit seinen Kindheitserfahrungen anders um als Frank, ist aber kein Stück gesünder. Frank lehnt die lebenslängliche Opferrolle ab und sagt Peter auch einmal auf den Kopf zu, dass er doch um Gottes Willen nicht so devot sein soll.

Hauptdarsteller Devid Striesow ist toll besetzt als der wandlungsfähige Frank, Jörg Schüttauf kann uns das unterwürfige Sensibelchen verkaufen, Floriane Daniel können wir mit Inbrunst als Marie hassen und Nadja Uhl verkörpert erfolgreich die recht verschlossene und mysteriöse Tanja.

Link zur DVD:  So glücklich war ich noch nie

Bonusmaterial:
- Spannender Trailer zur Doku Hochstapler, in dem vier Hochstapler über ihre Betrügereien erzählen
- Aufschlussreiches Interview mit Drehbuchautor/Regisseur Alexander Adolph über die Merkmale eines  Hochstaplers, die Besetzung des Filmes etc.
- Interviews mit Nadja Uhl und Devid Striesow zu ihren Rollen.

So glücklich war ich noch nie -- DVD-VÖ: 17.06.2010 -- Länge: 88 Minuten -- FSK: ab 12 Jahren
Drehbuch & Regie: Alexander Adolph

So glücklich war ich noch nie Trailer

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