30.10.2008

Kritik - Mirrors mit Kiefer Sutherland


Gleich zu Anfang von Mirrors (Remake von Into the Mirror) sehen wir einen Mann auf der Flucht, der sich dann - umgeben von Spiegeln - die Kehle aufschlitzt (video). Beim Anblick des Blutstrahls fürchtet man schon, in einem Slasher-Horror gelandet zu sein, doch ganz so geht's nicht weiter (der zweite ekelhafte Selbstmord schlägt den ersten auf der Horror-Skala um Längen, nebenbei bemerkt).

Die Autoren Alexandre Aja und Gregory Levasseur (beide auch: P2, The Hills Have Eyes) stellen uns erst einmal den Protagonisten vor, damit wir ihm für den Verlauf des Filmes die Daumen drücken und um sein Leben/seine geistige Gesundheit bangen können. Dieses Manöver funktioniert erst einmal ausgesprochen gut. Nicht zuletzt deshalb, weil man Hauptdarsteller Kiefer Sutherland die Rolle des unter Druck stehenden Alkoholikers völlig abkauft. Doch leider, leider setzen die Filmemacher dann auch noch auf "Familie in Lebensgefahr", was nicht halb so gut ankommt. Letztlich ist Mirrors etwas spannender und stimmungsvoller als Into the Mirror, nicht ganz so überladen, hat aber neue Schwachstellen.

Ben Carson (Kiefer Sutherland) ist vorläufig suspendiert. Das NYPD hat ihn bis zur Klärung einer Schießerei mit Todesfolge suspendiert und auch seine Frau Amy (Paula Patton, demnächst: Push) hat ihn als Ehemann und Vater bis auf weiteres suspendiert. Noch nicht einmal zum Geburtstag seines sechsjährigen Sohnes Michael (Cameron Boyce, derzeit auch Eagle Eye) soll Ben seine Kinder besuchen dürfen - es kommt zum Streit. Etliche 08/15 Ehe-Streitereien folgen, was sehr schade ist. In einem Thriller/Horror kommt das nicht gut, da will ich keine Szenen einer Ehe sehen. Außerdem ist das Thema "verschmähter Ehemann muss sich rehabilitieren" nicht unbedingt frisch.

Kein Wunder, dass Ben frustriert und wütend ist. Seit über drei Monaten hat er schon keinen Alkohol mehr getrunken und kämpft sich mittels Medikamenten durch den Tag. Jetzt will er der Couch seiner ihn bemutternden Schwester Angela Carson (Amy Smart, demnächst: Crank 2) entkommen.

Ben nimmt einen Job als Nachtwächter des ausgebrannten Luxus-Kaufhauses Mayflower ohne zu zögern an, er braucht das zusätzliche Einkommen. Dort fallen ihm gleich die blankgeputzen Spiegel auf - und später auch die Handabrücke, die darauf zu sehen sind. Er hat Visionen vom Kaufhaus-Brand, meint einmal sogar, selbst zu verbrennen. Allerdings trägt Ben eine reale Wunde davon und findet die Brieftasche des Selbstmörders, den wir ganz zu Anfang sahen. Ben tut dann das, was er so gut kann: er spielt Detektiv.

Die Hinweise aus der "realen Welt" häufen sich und gleichzeitig treibt ein Geist sein Unwesen im düsteren Mayflower. Auch im Haus der Carsons taucht der Geist auf und zieht Michael in seinen Bann. Natürlich glauben weder Angela noch Amy die Geistergeschichten und halten Ben für kirre... Doch das soll sich rächen.

Nach dem grausigen zweiten Selbstmord dreht Ben Carson/Kiefer Sutherland zunehmend seinen inneren Jack Bauer aus der Serie 24 auf und holt sich hilfreiche Informationen bei Larry Byrne (Jason Flemyng, demnächst: Der seltsame Fall des Benjamin Button). Während Amy und die Kids um ihr Leben kämpfen, versucht Ben, den Fall aufzuklären.... Wettlauf mit der Zeit etc.

Dass Aja und Levasseur sich entschieden haben, der von ihnen erfundenen Familie (die der Held in Into the Mirror nicht hatte) so viel Gewicht beizumessen, sie zur Hauptmotivation von Ben Carson zu machen, funktioniert leider nur am Anfang. Im Verlaufe der Geschichte ist es aber genau diese 08/15 Storyline, die Mirrors abflachen lässt und gegen Ende das Genick bricht.

Auch schreckte Aja nicht davor zurück, Paula Patton B-Movie mäßig in lächerlich tief ausgeschnittenen Tops herumlaufen und dann auch noch im Wasser plätschern zu lassen, wo sie ihrem völlig überforderten Filmsohn das Leben retten muss. Schade nur, dass Amy ganz am Anfang so unsympathisch 'rüberkommt, dass dem Zuschauer ihr Schicksal nicht wirklich am Herzen liegt. Die häufigen Streitereien zwischen ihr und Ben verstärken noch den Eindruck, dass die Trennung der beiden eine gute Idee ist. Wir bangen zwar mit dem leidenden Ben, aber sein Ziel (happy family) berührt uns nicht. Daran ändern auch die ständigen (und eher störenden) Blicke in's Haus der Carsons und der Vorgänge dort nicht viel.

Mirrors hat für's Auge mehr zu bieten als das eher kopflastige Into the Mirror. Die Location für das Mayflower hat viel zur Spuk-Atmosphäre beigetragen, auch wenn die Filmemacher etwas zu angetan waren von ihrem Fund und die Augen bzw. die Kamera nicht von dem Gebäude lassen konnten.

Das Eliminieren einiger Subplots war sicherlich eine gute Idee, doch das Einfügen der Familienstory funktionierte dann wieder nicht. Alles in allem bietet Mirrors sicher mehr von dem, was man vom Horror/Thriller-Genre erwartet, hat gute Effekte und Kiefer Sutherland zu bieten, aber begeistert sind wir auch von dem Remake nicht. Besser machen ist gar nicht so einfach.

Mirrors - deutscher Trailer
Mirrors - die ersten 3 Minuten (engl.)
Mirrors - Original-Trailer und Interview mit Alex Aja (engl)

Mirrors - Kiefer Sutherland (video)

Mirrors - Genre: Horror - FSK: ab 18 -- deutscher Kinostart: 30.10.2008
Drehbuch: Alexandre Aja & Gregory Levasseur, basierend auf dem koreanischen Film Into the Mirror
Regie: Alexandre Aja (The Hills Have Eyes, High Tension)

Mirrors Cast:
Ben Carson - Kiefer Sutherland
Amy Carson - Paula Patton
Angela Carson - Amy Smart
Michael - Cameron Boyce
Larry Byrne - Jason Flemyng

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