18.08.2008

Shuttle Kritik + Trailer


Die Europapremiere des Thrillers Shuttle - Endstation Alptraum fand im Rahmen des 22. Fantasy Filmfests statt und gerne würde ich sagen, dass ich bei der Premiere eines tollen Filmes dabei war. Aber das wäre etwas weit von der Wahrheit entfernt, denn Shuttle ist eine eher holprige Angelegenheit. Drehbuchautor (Flawless) und Regisseur (Shuttle ist sein Debüt) Edward Anderson hat nicht das beste Gespür für Rhythmus und Timing, wusste zwischen den Action-Szenen nicht viel mit seinen Figuren anzufangen und liefert das, was viele Zuschauer nicht ausstehen können: Einen Film, bei dem das Publikum lange vor den Hauptfiguren begreift, was das Thema ist und worum es eigentlich geht. Das ist besonders schade, weil das ein weiterer Film ist, der das Thema nur abnutzt. Aber auch, weil Anderson zum Beispiel eine recht gute letzte Sequenz an den höchstens mittelprächtig zu nennenden Streifen drangehängt hat. Dass Shuttle beim Fantasy Filmfest nach dem viel professioneller gemachten 100 Feet gezeigt wurde, hat dem Film natürlich auch nicht gerade geholfen. (Thema kann ich natürlich nicht näher ausführen, das wäre ein Spoiler).

Mel (Peyton List, TV: Moonlight, demnächst: Deep Winter) verbrachte vor ihrer Hochzeit noch mal schnell ein Bachelorette-WE mit ihrer besten Freundin Jules (Cameron Goodman, demnächst: The Informers, The Steamroom, An American Carol). Zu fortgeschrittener Stunde lernen sie am Heimatflughafen den aufdringlichen Seth (James Snyder) und seinen Kumpel Matt (Dave Power) kennen. Die Anmache von Seth und der Dialog zwischen den vier hat mich größtenteils gelangweilt. Interessant war noch Mels Demonstration der Zeichensprache, ein Set-Up für eine spätere Szene, aber nicht viel mehr.

Das Quartett teilt sich zusammen mit dem Buchhalter Andy (Cullen Douglas, demnächst: Ace Ventura Jr., Deadland) ein Airport-Shuttle in die Stadt. Bald wird klar, dass der (namenlose) Fahrer (Tony Curran, auch in einem weiteren Film des Fantasy Filmfests zu sehen: The Midnight Meat Train, wo er wieder einen namenlosen Fahrer spielt;) ganz andere Pläne mit seiner "wertvollen Fracht" hat und es stellt sich die Frage, wer überleben wird und wo die Überlebenden ankommen werden.

Bei einer noch recht frühzeitigen Enthüllung, die mich verblüffte, motzte mein Sitznachbar gleich "das war ja klar". Wir stöhnten abwechselnd vor Ungeduld oder Frustration mit dem Film, ich fasste mir bei der Story öfters mal an den Kopf. Herr Nachbar fand wenigstens an den Action-Szenen mehr Gefallen als ich, ich wurde etwas zu oft von Shuttle irritiert. Was mich so irritierte?

Zum Beispiel: Zwei Frauen in Lebensgefahr, eingesperrt in einem fensterlosen Raum. Was machen die wohl? Edward Anderson will uns allen ernstes erzählen, dass die jetzt nichts besseres zu tun haben, als sich hinzusetzen und über Männer und ihre Beziehungen zu reden. Unterlegt wird das Ganze dann noch mit Geigenmusik... Gimme a break! Als eine der beiden am Schluss dieser ich-öffne-dir-mein-Herzelein-Szene dann meint, dass das wohl jetzt nicht mehr wichtig wäre, hätte ich am liebsten gebrüllt "Genau, du Dumpfbacke!". Das war eine Super-Szene für eine Parodie. Als sie ihren Text schön zu Ende aufgesagt hatte, kam dann wieder Fahrer zur Tür herein. Das ist auch so eine Sache. Edward Anderson hat anscheinend noch nie davon gehört, dass vielleicht auch 'mal jemand mitten im Satz in eine Szene 'reinplatzen könnte. Manchmal habe ich mich bei diesen mit Geigenmusik unterlegten "Unterbrechungen", die das Tempo natürlich auf 0 'runterschraubten gefragt, was eigentlich Fahrer so treibt. Man hatte wirklich den Eindruck, dass der irgendwo auf seinen nächsten Auftritt wartet. Zur Figur des Fahrers gibt's noch mehr zu sagen...

Fahrer erleidet mehrere Verletzungen. Gegen Ende des Films wünschte ich mir wirklich, Robert Knepper (T-Bag in Prison Break) würde den Fahrer spielen, denn der hat überzeugend gezeigt, wie man einen verletzten Verbrecher spielt, der trotzdem weiter kämpft. Tony Curran hat das nicht überzeugend hingekriegt, zumindest nicht in allen den Verletzungen folgenden Szenen. [Apropos Verletzungen ... Fahrer hätte sich während einer seiner Pausen vielleicht 'mal um seine Kopfverletzung kümmern können, die mit der Zeit immer weniger überzeugend, da gleichbleibend aussah.]

Fahrer tut nicht einmal so, als sei er konsequent. Leere Drohungen des Bad Guys (9 items!) kommen nicht gut, auch wenn sie sich, wenn auch nicht vollständig, sehr viel später im Film erklären. Das Timing diverser Enthüllungen bzw. Offenlegungungen von Zusammenhängen wurde, wie gesagt, nicht immer glücklich gewählt. Das ist natürlich die Kunst bei Thrillern: Die Spannung dadurch zu halten, dass man den Zuschauern Informationen zum günstigsten Zeitpunkt gibt. Dabei kann zu frühes oder auch zu spätes Preisgeben fatal sein.

Shuttle - Endstation Alptraum hat für mich u. a. schon deshalb nicht funktioniert, weil ich mich nicht für die weiblichen Hauptfiguren interessieren konnte. Sie wurden für mich nicht zu dreidimensionalen Charakteren, sondern blieben Figuren, die Anderson auf seinem Plot-Schachbrett nach belieben hin- und her bewegte. Seine Vorstellung davon, wie man einer Figur ein wenig Tiefgang gibt, ist für mich nicht nachvollziehbar.

Jetzt auf DVD: Shuttle - Endstation Alptraum!


Shuttle Trailer engl.(1:50)



Shuttle - Endstation Alptraum
Drehbuch und Regie: Edward Anderson

Shuttle - Enstation Alptraum Cast:
Mel - Peyton List
Jules - Cameron Goodman
Fahrer - Tony Curran
Andy - Cullen Douglas
Seth - James Snyder
Matt - Dave Power

Andere Fantasy Filmfest 2008 Teilnehmer:
Mirrors
The Chaser
Restraint - Wenn die Angst zur Falle wird

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