19.09.2009

Oben Kritik + Trailer - Disney

Wer den Film Oben bisher nur aus der TV-Werbung kennt oder nur den online-Trailer gesehen hat, der kann sich gar nicht richtig vorstellen, wie beeindruckend der Film im Kino tatsächlich ist. Die erste halbe Stunde oder so ist einfach genial und schon für sich genommen den Eintrittspreis wert. (NB: Ich habe den Film nicht in 3-D gesehen, kann also nichts über die Effekte sagen.) Oben ist ein Film, der außergewöhnlich viel zu bieten hat - atemberaubende Bilder, viel Humor, aber auch viel Gefühl - und dürfte besonders Erwachsene ansprechen.

Am Anfang wird uns in 10 - 15 Minuten die Lebensgeschichte von Carl Fredricksen gezeigt. Oder besser gesagt, die Liebesgeschichte von Carl und seiner verstorbenen Frau Ellie. Die beiden lernen sich schon im Kindesalter kennen, träumen von Weltreisen, von Abenteuern und später dann auch von Kindern. Keinen ihrer Träume können sie verwirklichen. Trotzdem haben sie viel Freude in ihrem kleinen Haus, vor dem auch jetzt noch die inzwischen uralte Mailbox mit Ellies Handabdruck steht.

Der 78-jährige trauernde Witwer Carl würde gerne bis zu seinem Ableben in diesem Haus mit seinen Erinnerungen leben, doch selbst dieser bescheidene Wunsch soll ihm verwehrt werden. Genervt von den Immobilienhaien und dem Baulärm rastet er kurz aus und wird vom Gericht dazu verurteilt, in ein Altersheim umzusiedeln. Doch Carl ist nicht bereit, auch noch seinen letzten Traum aufzugeben. Er fliegt mit seinem Haus einfach davon Richtung Südamerika. Dumm nur, dass zu dem Zeitpunkt der kleine Pfadfinder Russell auf seiner Veranda steht und mitfliegt... (Foto: Carl & Ellie beim Einzug in ihr Haus, © Disney/Pixar)

Klar, dass Carl von dem blinden Passagier nicht gerade begeistert ist, wollte er doch der Welt bzw. der hässlichen, nervenden Gegenwart entfliehen. Der alte Mann braucht zwar eine Gehhilfe und ein Hörgerät, aber er hat's noch faustdick hinter den Ohren. Die Manöver, die er sich einfallen lässt, damit die Zeit mit Russell erträglicher wird, sind clever und witzig. Zusammen lernen sie den farbenprächtigen und äußerst seltenen Riesenvogel Kevin kennen, der nicht fliegen kann, und den liebesbedürftigen Golden Retriever Dug, der von den anderen Hunden gehänselt und gemobbt wird....

Oben ist ein toller Film, aber nicht ganz so perfekt wie Wall-E. Das Problem? Sprechende Hunde, mit denen man wohl sicherstellen wollte, dass auch die Kinder auf ihre Kosten kommen. Wall-E hatte den Vorteil, dass der süße Nummer-5-Verschnitt von vornherein auch für Kinder spannend war. Ein alter Mann, ein Pfadfinder, ein flugunfähiger Vogel und ein herziges Hündchen? Viel zu riskant. Bei Produktionskosten im dreistelligen Millionenbereich wollte man anscheinend nicht das Risiko eingehen und darauf hoffen, dass genug Erwachsene in's Kino stürmen, um einen Animationsfilm zu sehen. Diese Haltung ist zwar verständlich, aber Angst war noch nie ein guter Ratgeber. Auch hier nicht. Man hat wirklich den Eindruck, dass das Subplot um den Abenteurer Charles Muntz nur aus diesem Grunde existiert. Trotzdem Muntz gleich am Anfang vorgestellt wird und es ein Kindheitstraum von Carl war, ihn einmal kennenzulernen, fügt es sich nicht recht in den Film ein. Der Ton ändert sich, die Eckpfeiler der bis dahin geschaffenen Welt werden gesprengt. (Übrigens: Hat Muntz nicht verdammt viel Ähnlichkeit mit Kirk Douglas? Sogar das Kinngrübchen stimmt;). (Foto: Charles Muntz, © Disney/Pixar) .

Ich konnte der ganzen konstruiert anmutenden Muntz-Story bis auf einige witzige Momente wenig abgewinnen und wünschte die dämlichen Hunde (außer natürlich Dug) einen Moment lang sogar zum Teufel, möglichst samt demjenigen, der auf ihnen bestanden hat.

Trotz des kleinen Schönheitsfehlers ist Oben ein sehenswerter und mit viel Aufwand und Liebe zum Detail hergestellter Film, der mich berühren und begeistern konnte. Dass Carl und Russell sich anfreunden würden war von vornherein klar. Der Weg dahin ist jedoch unerwartet amüsant und die Entwicklung fühlt sich nicht erzwungen an. Carl Fredricksen ist unvergesslich. (Foto: Russell und Carl nach der Landung © Disney/Pixar)

Disney/Pixars Oben -- Genre: Animationsfilm -- deutscher Kinostart: 17.09.09 -- Länge: 96 Minuten -- FSK: keine Altersbeschränkung
Drehbuch: Bob Peterson (Findet Nemo) und Pete Docter
Regie: Pete Docter (Die Monster AG) mit Bob Peterson als Ko-Regisseur

Disney/Pixars Oben Trailer deutsch



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1 Kommentar:

Patty hat gesagt…

Danke für die tolle Kritik. Wir selber hatten noch nicht die Gelegenheit, den Film im Kino anzusehen, aber unsere Tochter war heute die erste der Familie. Sie war begeistert von dem Film und wird ihn gerne mit uns nochmals ansehen, wenn er auf DVD erschienen ist.