14.05.2008

Ein Mann fuer alle Unfaelle - Kritik + Trailer

Ein Mann für alle Unfälle ist eine sich verzettelnde und selten amüsante Geschichte (von "lustig" kann überhaupt keine Rede sein), die schnell zusammengeschustert scheint. Die Gelegenheit, eine sehenswerte Komödie zu dem Thema "Gewalt in der Schule" zu machen, wurde leider verschenkt, obwohl Ansätze zu sehen sind. Was uns Ein Mann für alle Unfälle sagt, das wollen wir gar nicht erst in Worte fassen. Es ist wohl nicht so einfach wie angenommen, einen Erfolg á la American Pie zu schaffen.

Da der wie am Fließband arbeitende Produzent bei der Promo für den Film ständig genannt wird, wollen wir ihm natürlich nicht nehmen, hier als mitverantwortlich genannt zu werden: Judd Apatow, derzeitiger (noch) Hollywood It-Boy hat als Produzent fungiert, seine Frau spielt mit. Fließbandproduktion.... Drehbuchautor Kristofor Brown hat bis jetzt nur an Episoden für TV-Serien mitgeschrieben (z. B. Beavis und Butthead), Co-Autor Seth Rogen hat schon bei Superbad als Co-Autor (dort mit Evan Goldberg) fungiert.

Doch auch zu zweit war es den Autoren nicht möglich, interessante Charaktere zu entwickeln. Statt dessen serviert man uns Klischees, die wir schon hundert Mal gesehen haben - nur jetzt ohne Tiefgang - und halbgare Storylines. Dafür hat man sich noch ab und zu bei anderen Filmen bedient. Manchmal hat man fast das Gefühl, dass der Film sich jetzt dazu aufrafft, ein Spoof der High-School-Loser-Stories zu werden, doch auch der Ansatz verläuft im Nichts. Ohne Hauptdarsteller Owen Wilson (demnächst in Marley & Me, Nachts im Museum 2) hätte es Ein Mann für alle Unfälle wohl kaum in's Kino geschafft, sondern wäre gleich auf DVD erschienen.

Die Loser sind dieses Mal Wade (Nate Hartley, demnächst in Fanboys und Little Big Men) - goß, dünn und bebrillt, der unter seinem Macho-Stiefvater leidet und auch von seinen sportlichen Halbbrüdern nur gehänselt wird; der übergewichtige Ryan (Troy Gentile, Der Glücksbringer), der aussieht wie der kleine Bruder von Seth Rogen oder Jonah Hill und von seiner (geschiedenen) Mutter verhätschelt wird und heimlich rappt; und der kleine Zahnspangenträger Emmit (David Dorfman, Ring 2, Texas Chainsaw Massacre), der überhaupt nirgendwo hinpasst, auch nicht in dieses Dreigestirn.

Der vierte Loser ist der wohnungslose Drillbit Taylor (Owen Wilson) der im Wald schläft, am Strand duscht und sich durch seinen Charme und Windschutzscheiben-Putzen über Wasser hält.

Am ersten Tag in der High School kriegen unsere 3 Teenies gleich Ärger mit dem ansässigen (älteren) gewalttätigen Bullly Filkins (Alex Frost, demnächst in Stop-Loss) und seinem Sidekick Ronnie (Josh Peck, demnächst: American Primitive, Safety Glass). Per Inserat suchen sich die Loser eine Bodyguard und heuern schließlich Drillbit an, der behauptet, ein Kriegsveteran zu sein (und auch ständig in Army-Garb herumläuft). Durch diesen "Job" mischt sich Drillbit sogar unter die Lehrer - im Lehrerzimmer behauptet er, Aushilfslehrer zu sein. Dort findet er gleich romantischen Anschluss in Form von Englisch-Lehrerin Lisa (Leslie Mann, demnächst: Seventeen Again). Wieder so eine verzweifelte Frauen-Figur mit Notstand...

Nach dem halbwegs interessanten Set-Up kann Ein Mann für alle Unfälle sich nicht wirklich entscheiden, wohin es gehen soll. Die potenziell interessante Figur des Drillbit, der 'mal kurz den Pazifisten gibt, verliert nach und nach an Profil, verzettelt sich in diversen unnötig ausgedehnten Subplots. Auf etliche der Szenen mit Leslie Mann (Produzent Judd Apatows Ehefrau, ähem, nun ja), die nicht wirklich zur Entwicklung der Drillbit Figur beitragen, hätte man getrost verzichten können.

Völlig daneben ist der "geliehene" Dialog aus Juno. Ich dachte, ich höre nicht recht, als Drillbit und Lisa mit dem Dialog aus einer süßen Szene aus Juno aufwarteten.... Vielleicht wollte man uns dadurch ja auf Valerie Tian hinweisen, die in Juno dabei war und nun in Ein Mann für alle Unfälle die Angebetete von Wade spielt, Brooke.

Bedauernswert: Ein Mann für alle Unfälle greift ein interessantes Thema auf, Gewalt auf dem Schulhof. Doch die Gelegenheit, in einer (subversiven) Komödie - dem geeignetsten Genre überhaupt - neue Wege zu gehen, wird letztlich dann doch verschenkt. Am Ende heisst die Lösung wieder einmal: draufhauen. Auch Drillbit mit der Army zu assoziieren war ein schlechter Einfall, denn das macht eine Interpretation der Story möglich, die vor ein paar Jahren bestimmt mehr Zuspruch gefunden hätte als heute, wo allgemeine Ernüchterung herrscht und der US-Prez bald seinen Hut nehmen muss. Somit verpufft die mögiche Kontroverse, bevor die Diskussion beginnt.

Ein Mann für alle Unfälle
- OT: Drillbit Taylor
Drehbuch: Kristofor Brown (bisher nur TV), Seth Rogen (Superbad) nach einer Idee von Brown, Rogen und John Hughes (Manhattan Love Story, Kevin - Allein zuhaus)
Regie: Steven Brill (Trouble ohne Paddel, Mr. Deeds, Little Nicky - Satan Junior)

Ein Mann für alle Unfälle Cast:
Bob "Drillbit" Taylor - Owen Wilson
Wade - Nate Hartley
Emmit - David Dorfman
Ryan - Troy Gentile
Filkins - Alex Frost
Ronnie - Josh Peck
Rektor Doppler - Stephen Root (Nur über ihre Leiche, demnächst: Ein verlockendes Spiel)
Brooke - Valerie Tian (Juno, Rise of the Silver Surfer)
Lisa - Leslie Mann

Ein Mann für alle Unfälle - Drillbit Taylor - deutscher Trailer (1:46)



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