29.05.2008

Indiana Jones und das Koenigreich des Kristallschaedels - Kritik und Kinotrailer

Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels - Genre: Abenteuer -- deutscher Kinostart: 22.05.2008 -- FSK: 12

Millionen von Indiana-Jones-Fans, die sich vermutlich gerade nochmals die drei Vorgänger von Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels im Marathon angesehen haben, sind zwar nicht hellauf begeistert, aber doch eher mit diesem Film zufrieden, als der Rest der Zuschauer.

Kann Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels auf seinen eigenen zwei Beinen stehen? Kann der Film außer den eingefleischten Indy-Fans auch neue Zuschauer in seinen Bann ziehen? Diese Frage wollte ich klären, deshalb widerstand ich dem Marketing und sah mir keinen der alten Indiana-Jones-Filme an. Völlig unvorbelastet also...

Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels

Die Antwort auf obige Fragen ist ein kristallklares Nein. Die dünne Story um einen magnetischen Kristallschädel, um den Indiana Jones (Harrison Ford, demnächst: Crossing Over) und die mit übersinnlichen Kräften begabte Irina Spalko (Cate Blanchett, Babel, Hot Fuzz, I'm Not There. Demnächst: Der seltsame Fall des Benjamin Button) rangeln, ist völlig spannungsfrei und vorhersehbar, eine lustlose Pflichtübung. Zwar fiel Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels in zigtausend Kinos weltweit ein und setzte am Premieren-Wochenende Riesensummen um, doch darf stark bezweifelt werden, dass das über die nächsten Wochen so bleibt, der Erfolg letztlich an den von z. B. Iron Man herankommen wird. Es sind die eingefleischten Indy-Fans, die diesen Film pushen und sich auch die DVD für ihre Indy-Kollektion holen werden.

Drehbuchautor David Koepp, ehemaliger IT-Boy (z. B. Panic Room und die Adaption von Spider-Man (1) und Das geheime Fenster), schafft es noch nicht einmal, die größte Enthüllung powerful umzusetzen. (Gerüchten zufolge soll er sich zwar bei früheren Entwürfen anderer Autoren (Jeff Nathanson, Frank Darabont) reichlich bedient haben, aber das sind eben nur Gerüchte, ich habe die Entwürfe nicht gesehen.) Da Koepp keine Spannung erzeugen konnte wundert es einen auch nicht, selbst in Filmkritiken schon zu lesen, dass Mutt Williams (Shia LaBeouf) der Sohn von Indiana Jones und Marion Ravenwood (Karen Allen) ist. Im Film wird diese Enthüllung nebenbei, so als "ach, übrigens...." präsentiert. Auch wird das große Finale nicht vernünftig aufgebaut und hat deshalb null Impakt. Die Romanze zwischen Marion und Indy müssen die Zuschauer noch von den anderen Filmen im Kopf haben, quasi selbst mitbringen, und dann einen Bogen schlagen und dran glauben, dass 20 Jahre wie ein Tag sind.

Dass uns die Augen nicht zufielen lag an Cate Blanchett (keine Überraschung, ne?), Shia LaBeouf (und unserer Hoffnung, dass es zwischen Mutt und Indy spannend werden könnte) und an den teils lächerlichen, teils ham-wer-schon-gesehen Action-Szenen und CGI-Spektakel. Wolfgang Petersen (Poseidon) hätte sicherlich aus den Wasser-Szenen mehr herausgeholt als der ehemalige Star-Regisseur Steven Spielberg, der für Indiana Jones IV geschätze 125 - 185 Millionen Dollar verbraten haben soll. Keine Angst, die werden vermutlich dieses Wochenende dann wieder drin sein, wenn die weltweiten Umsätze 360 Millionen erreichen. (Iron Man öffnete in weniger Kinos und steuert derzeit auf die 500 Millionen Dollar Umsatz weltweit zu bei Produktionskosten von 140 Millionen Dollar)

Wir saßen da und schauten uns die Action-Szenen ziemlich emotionslos an, was uns noch Zeit gab, uns während der überlaaaaaannngen Verfolgungsjagd durch den Urwald zu fragen, wieso in bestimmten Einstellungen der Hinterkopf von Irina Spalko nicht so aussah, als wäre es tatsächlich Cate Blanchetts dunkler Bob. Oder ob Mutt Williams, der sich - eben während der Verfolgungsjagd - eine Zeit lang wie Tarzan mittels Lianen fortbewegte, tatsächlich die Autos einholen könnte. Oder, oder, oder. Lauter Fragen, die wir nie gestellt hätten, wären wir tatsächlich von der Story und den Figuren gefesselt gewesen.

Die Frage, ob Shia LaBeouf hier als neuer Indiana Jones eingeführt wird, steht lange Zeit im Raum. Doch die letzte Szene scheint diese Frage mit Nein zu beantworten - Indiana Jones nimmt Mutt Williams seinen Markenzeichen-Hut aus der Hand, setzt ihn sich selbst auf und läuft Richtung Sonnenschein..... Ein offensichtlicher Mangel an interessanten Geschichten für Indiana Jones verbietet das ohnehin.

Shia LaBeouf, anscheinend ein Spielberg-Protegé, (Transformers, Disturbia, demnächst im auch von Spielberg produzierten Eagle Eye und Transformers 2), kommt ganz gut als 50er-Jahre Rebell... oder als Tarzan :) Als LaBeouf auf dem Motorrad auftauchte, musste ich grinsen. Wo haben wir das schon gesehen, genau so? Ach ja, Brando war das in Der Wilde.

Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels startet 1957 und um uns diese Zeit näher zu bringen, wird uns zuerst einmal Elvis Presley Musik auf die Ohren gehauen. Weiter geht's dann abwechselnd mit dem ohrenbetäubenden Indiana Jones Thema und den einfallslos ausgewählten abgenudeltsten aller abgenudelten "greatest Hits" der Zeit, bis dann irgendwann angenommen wird, dass es auch der letzte Popcornkauer begriffen hat und nur noch am Indy-Thema gerifft wird. Stellenweise ist der aufdringliche Score völlig unpassend arrangiert. Mir ging der Score und Soundtrack echt gehörig auf die Nerven. Im Laufe des Films flacht das zwar ab, aber da ist es auch schon zu spät. Von mir gäb's dafür einen Razzie.

Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels - OT: Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull
Drehbuch: David Koepp (Zathura, Krieg der Welten, Das geheime Fenster. Demnächst: Ghost Town) basierend auf einer Story von George Lucas und Jeff Nathanson.
Regie: Steven Spielberg (München, Krieg der Welten. Demnächst: The Trial of the Chicago 7, Tintin)

Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels Cast:
Indiana Jones - Harrison Ford
Mac - Ray Winstone (Ein Schatz zum Verlieben. Demnächst: Jason Connery Project (kein Titel)
Mutt Williams - Shia LaBeouf
Irina Spalko - Cate Blanchett
Prof. "Ox" Oxley - John Hurt (demnächst: Hellboy 2 - Die goldene Armee)
Charles Stanforth - Jim Broadbent (demnächst: Tintenherz, Harry Potter und der Halbblutprinz)
Marion Ravenwood - Karen Allen

Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels - deutscher Trailer (1:44)


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