08.03.2010

Oscar-Verleihung 2010

Die 82. Oscar-Verleihung (2010) fand am 07.03.2010 in Los Angeles im Kodak Theater statt und wir waren gespannt, ob es tatsächlich zu einem Duell zwischen Avatar und The Hurt Locker - Tödliches Kommando kommen würde (beide 9 Nominierungen, siehe Oscar Gewinner-Liste 2010). Auch interessant war natürlich, ob und wer einen Oscar nach Deutschland bringt.

Der Oscar für die Kategorie Bester Nebendarsteller machte den Anfang und so wurde Christoph Waltz, der für seine Leistung in Inglourious Basterds ausgezeichnet wurde, zum ersten Gewinner des Abends. Christoph Waltz schaffte es, in der Kürze der ihm erlaubten Zeit eine effektive kleine Rede zu halten und sich bei Quentin Tarantino für seine Unterstützung zu bedanken. Auf dem roten Teppich hatte er bemerkt, dass in den USA Filme "mit Enthusiasmus" gemacht werden. Er zitierte auch den Regisseur Wolfgang Liebeneiner, der einmal gesagt hat, dass in den USA Filme wie Kunstwerke gemacht und dann wie Handelsware verkauft werden - in Deutschland sei es genau umgekehrt.

Keinen Oscar gab es für Michael Hanekes Das weiße Band, das zwei Nominierungen erhalten hatte.

Eine der emotionalsten Reden hielt Geoffrey Fletcher, der mit einem Oscar für bestes Drehbuch Adaption ausgezeichnet wurde. Precious - Das Leben ist kostbar (deutscher Kinostart: 25.03.2010) ist sein erstes produziertes Drehbuch, weshalb der bescheidene Fletcher wohl auch nicht damit gerechnet hatte, zu gewinnen. Er bedankte sich bei den Menschen, die an ihn geglaubt und ihn unterstützt haben, bevor er völlig den Faden verlor und sich dafür entschuldigte, dass ihm nichts mehr einfiel - worauf Steve Martin frotzelte, er hätte Fletchers Rede geschrieben.

Interessant waren auch die "Premieren" - zum ersten Mal in der Geschichte der Academy Awards gewann eine Frau den Oscar für beste Regie - Kathryn Bigelow für Hurt Locker - Tödliches Kommando. Besonders in den Kategorien Drehbuch und Regie sind Frauen leider immer noch unterrepräsentiert. Ein Fakt, den man leicht vergessen kann...

Eine Premiere gab's auch für Sandra Bullock, die zum allerersten Mal nominiert war und prompt den Oscar in der Kategorie beste Haupdarstellerin für The Blind Side - Die große Chance gewann (deutscher Kinostart: 25.03.2010). In ihrer Rede fragte sie, ob sie den Oscar verdient hätte, oder ob sie (mit ihren vielen Filmen) den Mitgliedern der Academy einfach derart auf die Nerven gegangen war, dass sie sie dieses Jahr nun nominiert hätten.

Nicht ganz so prompt kam der Oscar-Gewinn für Jeff Bridges als bester Hauptdarsteller (für den fabulösen Film Crazy Heart), denn dies war bereits die 5. Nominierung für das Multitalent. Dass Jeff Bridges gewinnen würde, war jedem klar, der Crazy Heart gesehen hat. Bad Blake ist eine Paraderolle und Bridges hat den (fiktiven) Sänger so gut verkörpert, dass man sich das wirklich nicht besser vorstellen kann. Bridges zeigte Klasse, in dem er bemerkte, dass mit dem Preis auch seine Eltern geehrt werden. Wie so viele Schauspieler, so stammt auch Bridges aus einer Schauspieler-Familie und konnte dadurch schon früh das Handwerkszeug erlernen. Er bedankte sich natürlich auch bei Drehbuchautor/Regisseur Scott Cooper. Der Neuling hat mit Crazy Heart wirklich tolle Arbeit geleistet.

Running Gag des Abends war Meryl Streep, die dieses Jahr zum 16. Mal für einen Oscar nominiert war (für Julie & Julia). Damit hält sie den Rekord als die am häufigsten nominierte Schauspielerin in der Geschichte der Oscars! Da die Schauspielerin aber insgesamt bis jetzt nur 2 Oscars gewonnen hat, flachste Moderator Steve Martin, dass sie damit für ihn die größte Loserin aller Zeiten sei. Meryl Streep hat sich den ganzen Abend blendend amüsiert und lachte jedesmal herzhaft, wenn wieder jemand eine Anspielung auf ihre 16 Nominierungen machte.

Kathryn Bigelow hat im Oscar-Interview in einer ihrer Antworten gesagt, dass Mark Boals Drehbuch für The Hurt Locker - Tödliches Kommando so exzellent war, sie musste es einfach nur umsetzen (siehe Video des Interviews, engl.). Klasse, dass Newcomer Mark Boal damit den Oscar für das beste Original-Drehbuch gewonnen hat.

Michael Giacchino, der einen Oscar für beste Filmmusik (für den Film Oben) erhielt, nutzte die Gelegenheit, um allen Menschen Mut zuzureden, deren Kreativität von ihrer Umgebung nicht unterstützt wird. Er hatte jede Menge Unterstützung im Laufe seines Lebens, ist sich aber bewusst, dass es nicht jedem so ergeht. Seine Botschaft, die er an den Nachwuchs richtete: Kreativität ist keine Zeitverschwendung. Lasst euch das nicht einreden. Zieht euer Ding durch und bleibt am Ball, dann werdet ihr auch Erfolg haben. Die anwesenden Kreativen stimmten mit tosendem Applaus zu.

Hurt Locker - Tödliches Kommando
war mit 9 Nominierungen, die in 6 Oscars resultierten, der erklärte Gewinner des Abends. Avatar brachte es "nur" auf 3, Inglourious Basterds gar nur auf einen Oscar (Waltz).

Undankbarste Oscar-Preisträgerin: Kostümdesignerin Sandy Powell (Young Victoria). Diese meinte, sie hätte ja schon zwei... und dieser hier sei für alle die Kostümdesigner, die an kontemporären Filmen arbeiten, genausoviel Arbeit in ihre Kostüme stecken, und trotzdem nicht die gleiche Anerkennung bzw. keine Oscar-Nominierungen bekämen. Autsch.

Leider fehlte auch dieser Oscar-Verleihung das, was wir letztes Jahr schon vermissten: Persönlichkeit und Herz. Wir erinnern uns gerne an witzige oder emotionale Dankesreden aus vergangenen Jahren, die etwas über die Gewinner aussagten. Doch diese bekommen neuerdings wenig Gelegenheit, überhaupt etwas zu sagen. Viel zu viel Zeit wird an die Moderation und völlig unnötige sowie langweilige Show-Einlagen verschwendet. Da werden Menschen auf die Bühne gescheucht und bevor der Zuschauer überhaupt herausfinden kann, was das soll, müssen sie schon wieder von der Bühne flüchten.

Sicher, wir erinnern uns noch mit Grauen an die überlange Dankesrede von Barbra Streisand oder an die Show, die Robert Begnini abzog. Doch solche Ausrutscher nehmen wir gerne in Kauf, wenn dafür wieder jedem Preisträger mehr Zeit eingeräumt und damit die Gelegenheit gegeben wird, seine Zeit im Oscar-Rampenlicht zu genießen.

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