07.03.2010

Toedliches Kommando - The Hurt Locker Kritik + Trailer

The Hurt Locker - Tödliches Kommando bot bei sämtlichen Preisverleihungen der Big-Budget Produktion Avatar die Stirn und gewann insgesamt 6 Oscars (Bericht). Damit hat sich das Wagnis, einen etwas anderen Action-Film zu machen, für alle Beteiligten gelohnt.

Das Drehbuch stammt von Newcomer Mark Boal, der als Reporter im Irak eingesetzt war und damals auch viele GIs interviewte. Aus dieser Erfahrung ging schon der Film Im Tal von Elah hervor, der durch einen Magazinartikel von Boal inspiriert wurde. Regisseurin Kathryn Bigelow (K-19: Showdown in der Tiefe, Strange Days) hat mehrmals betont, dass Boals Drehbuch für Tödliches Kommando - The Hurt Locker so gut war, dass sie es ohne Änderungen einfach nur umzusetzen brauchte.

Irak, 2004. Die Aufgabe der Spezialeinheit Bravo unter der Leitung von Staff Sergeant Thompson (Guy Pearce, Bedtime Stories, demnächst: The Road) ist es, selbstgebastelte Bomben, mit denen sich die Anwohner gegen die Besatzer zur Wehr setzen, aufzuspüren und zu entschärfen. Dass die Männer dabei jedes Mal ihr Leben riskieren, wird uns auch gleich vorgeführt, denn Thompson wird bei einem Entschärfungsversuch in die Luft gesprengt.

38 Tage haben die Soldaten noch vor sich, dann ist ihr einjähriger Einsatz zu Ende und sie dürfen endlich wieder nach Hause. Dass diese Shorttimer entsprechend ausgelaugt sind, kann man sich denken. Doch Thompsons Nachfolger William James (Jeremy Renner, 28 Weeks Later, demnächst: The Town) rüttelt die Männer auf. James ist ein Meister auf seinem Gebiet, Entschärfungen sind seine Leidenschaft.873 Bomben hat er schon entschärft. 873 Mal sein Leben riskiert. 873 Mal Leben gerettet. Er geht mit Präzision und kühlem Kopf an jede Herausforderung heran und bringt alles zu Ende, auch wenn seinen Kameraden die Gesamtsituation viel zu brenzlig erscheinen mag.

Dieses Verhalten stört vor allem Sanborn (Anthony Mackie, Notorious BIG, demnächst: The Adjustment Bureau), der James für einen Thrillseeker und Adrenalinjunkie hält. Sanborn kommt mit Eldridge (Brian Geraghty, Love Lies Bleeding, demnächst: Easier with Practice), der ständig vor Angst in seiner Uniform schlottert, viel besser zurecht.

Tödliches Kommando - The Hurt Locker zeigt uns mit erschreckend realistisch anmutenden Bildern, wie es sich anfühlt, ständig in Lebensgefahr zu schweben. Es fällt dem Zuschauer schwer, hinter jedem Zivilisten einen möglichen Attentäter zu vermuten. Uns geht es wie Eldridge, der keinen Menschen töten will, ohne klare Beweise für dessen Schuld zu haben. Doch sein Zögern kostet Menschenleben und er muss lernen, eigene Entscheidungen zu treffen und nicht immer auf einen Schießbefehl zu warten. Er muss Verantwortung übernehmen, kann nicht alles auf seine Kameraden abschieben.

Im Laufe des Films lernen wir die verschiedenen Facetten des Protagonisten James kennen. Nicht nur seine Liebe zu seinem Beruf, sondern auch die Geduld, die er für seine Kameraden aufbringt. Mutig ist James auch bereit, einem unschuldigen Zivilisten das Leben zu retten.

Mark Boal schafft es, dass wir mit jeder Action-Sequenz auch tatsächlich etwas neues über die Figur des James und/oder die Beziehung der Figuren untereinander erfahren.

Ein Cameo von Ralph Fiennes (Der Vorleser, demnächst: Kampf der Titanen) war eigentlich höchst überflüssig und stiftet höchstens kurz Verwirrung, indem es die Hoffnung auf eine Storyline um seine Person wachruft, nur um sie gleich wieder zu zerstören. Diese Rolle hätte auch ein anderer Brite spielen können. Dass mir einmal jemand erklären könnte, weshalb der Einsatz der US-Army so teuer ist, hätte ich nicht gedacht. Das wird mit dem Auftritt dieser Figur erreicht.

Jeremy Renner kann in seiner Rolle als James überzeugen und wurde dafür mit einer Oscar-Nominierung in der Kategorie bester Hauptdarsteller belohnt. Großes Pech, dass er ausgerechnet gegen Jeff Bridges (Crazy Heart) antreten musste...

Tödliches Kommando - The Hurt Locker gelingt es, auf interessante Art und Weise gut choreographierte und häufige Action mit Charakterstudie zu verbinden und auf aufdringliche politische Statements oder überflüssige Anti-Krieg-Statements zu verzichten.

Der Film zeigt uns allerdings nicht nur den ängstlichen Soldaten, den Soldaten, der Dienst nach Vorschrift macht und den Soldaten, der ohne Wenn und Aber mutig Kopf und Kragen riskiert. In einer kleinen Szene wird uns auch einer von der Sorte gezeigt, die sich über jedes Gesetz hinwegsetzen und mit Vorsatz morden (lassen). Dieser Charaktertyp erscheint in der Gestalt von Colonel Reed (David Morse). Mehr ist auch nicht nötig, denn der Fokus des Films sind nicht die Ausnahmen und wie gesagt, ein politisches Statement soll auch nicht gemacht werden. Sehr smart.

Regisseurin Kathryn Bigelow hat ihre Oscars nicht nur den Soldaten, sondern allen Uniformträgern (wozu sie Polizisten, Feuerwehrleute, aber auch Ärzte zählt) gewidmet.

Dass sich Tödliches Kommando demnach nicht in die Reihe der (Anti-)Kriegsfilme einreihen lässt, war vielen potentiellen Kinogängern (inkl. mir) nicht klar, weshalb dem Film an den Kinokassen ein ähnlich trauriges Schicksal widerfuhr wie etlichen (Anti-)Kriegsfilme, denen man aus vielerlei Gründen die Existenzberechtigung absprechen kann. Vielleicht sorgen ja die Oscars jetzt dafür, dass sich der eine oder andere den Film auf DVD anschaut.

DVD-Link: Tödliches Kommando - The Hurt Locker

The Hurt Locker - Tödliches Kommando deutscher Trailer



Regisseurin Kathryn Bigelow beantwortet ein paar Fragen zum Film:>Video

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