31.03.2008

Run Fatboy Run - Simon Pegg, Thandie Newton, Hank Azaria

Run, Fatboy, Run (6,5/10)

Schade eigentlich. Kaum standen Simon Pegg und David Schwimmer zusammen vor der Kamera für die sehenswerte Komödie Big Nothing, da kommen die beiden mit dieser romantischen Komödie an. Das Drehbuch zu Run, Fatboy, Run stammt ursprünglich von Michael Ian Black, der es Simon Pegg verkaufte. Pegg hat dann den Schauplatz nach England verlegt und auch sonst noch so einige Änderungen durchgeführt, inkl. dem Ding ein neues Ende verpasst. David Schwimmer hat übrigens Regie geführt.

Gesponsert wurde Run, Fatboy, Run wohl - wie nicht zu übersehen ist - von einem Sportartikel-Hersteller, den man vor einigen Jahren noch mit Sweat-Shops in Zusammenhang brachte. Fortan können wir diese Firma nun mit diesem Film assoziieren.

In Run, Fatboy, Run spielt Simon Pegg
(Hot Fuzz, Big Nothing, demnächst: New York für Anfänger/ How to Lose Friends & Alienate People) den ungepflegten Loser Dennis, der am Anfang des Films seine schwangere Braut Libby (Thandie Newton, Streben nach Glück, Norbit. demnächst: RocknRolla) am Tag der Hochzeit wortlos sitzen lässt. Er rennt davon, die Hochzeitsgäste samt Braut brüllen ihm hinterher. Nicht nur haben wir diese Szene schon hundertmal gesehen, man hat auch Schwierigkeiten, sich Simon Pegg und Thandie Newton überhaupt als Paar vorzustellen. Das ist am schwierigsten zu verkaufen, was in keiner Weise an Thandie Newtons schauspielerischer Leistung liegt. Die Unglaubwürdigkeit dieser Beziehung und das oberschäbige Verhalten von Dennis stellt eine große Hürde für den Film dar, denn will man Dennis wirklich die Daumen drücken?

5 Jahre später....

Dennis arbeitet als Wachmann (neudeutsch: Security Guard) in einer Boutique für Damenunterwäsche und hat sich offenbar kein Stück weiterentwickelt - er ist nur etwas aus dem Leim gegangen. Als eine Drag Queen (Gabriel Fleary, demnächst in Die Girls von St. Trinian) sich mit unbezahlter Ware davonmacht, hat Dennis Mühe, sie einzuholen, trotzdem sie im egen Rock davontrippelt. Eben diese Drag Queen ruft ihm zu: Run, Fatboy, Run. Worauf Dennis natürlich klarstellt, dass er nicht fett ist - nur eben total nicht fit. (Im Englischen ist das auch ein Wortspiel, denn dort gibt's ja feststehende Begriffe wie "unfit parent", also ein unfähiges Elternteil, oder auch "not fit to live", also jemand, der sein Leben nicht geregelt kriegt.)

Dennis hat nicht nur seinen Körper gehen lassen, er hat alles schleifen lassen. Das wird ihm bewusst, als er seinen Sohn Jake (der schnucklige Matthew Fenton) abholt, und dabei Libbys neuen Lover Whit (Hank Azaria, demnächst: Year One, Nacht im Museum 2) kennenlernt.

Whit ist das genaue Gegenteil von Dennis: erfolgreich, gepflegt, gut bestückt (dazu gibt's ne Szene) und fit. Whit ist in solch guter Form, er nimmt sogar an einem Marathon teil. Das lässt sich Dennis nicht zweimal sagen. Er setzt sich in den Kopf, auch an dem Marathon teilzunehmen -- und natürlich Libby zurückzugewinnen. Schade nur, dass wir so wenig erfahren über die vergangenen 5 Jahre - das ist der Story auch ein wenig abträglich, denn die wenigen Stückchen im Dialog lassen kaum erahnen, was abging.

Vermutlich hätte Dennis auch den Marathon-Plan wieder zu den Akten gelegt, wenn nicht sein Kumpel Gordon (der Komiker Dylan Moran, Shaun of the Dead, dessen blanker Hintern auch zwei reizende Cameo-Auftritte hat), der leidenschaftliche Zocker, auf ihn gewettet hätte. Das ist ein nettes und originelles Plot-Tool, das mir gut gefällt. Anstatt wieder einmal die "wahre Freundschaft"-Nummer zu fahren, ist auch Gordon in erster Linie daran interessiert, Profit zu machen. Die Quoten sind natürlich super, denn wer glaubt schon daran, dass Dennis 'mal etwas durchziehen könnte?

Leider ist nicht alles so originell und auch nicht original. Eine Szene in Libby's Bäckerei Nice Buns, zum Beispiel, erinnert an den Suppen-Nazi aus Seinfeld und es gibt noch andere Szenen, die einem verdammt bekannt vorkommen.... 3 Männer und ein Baby lieferte - midestens - einen (mittlerweile) Klischee-Plotpoint, der schon öfters benutzt wurde. Wenn ich so drüber nachdenke, fallen mir noch mehr Gemeinsamkeiten mit diesem Film ein.... Was dann wiederum wirklich witzig ist ist eine kurzer Waltons-Augenblick zwischen Gordon und Dennis.

Run, Fatboy, Run kommt leider nicht ohne Furz-Szenen aus. Ja, mehrere. Der Gipfel der Geschmacklosigkeit ist allerdings eine Szene, in der sich Dennis eine Wasserblase am Fuß zugezogen hat, um die Gordon sich kümmert. Ekelerregende Szene. Warum mich die wohl an die Farrelly Brüder und Verrückt nach Mary erinnert?

Was ganz gut funktioniert sind die Szenen, in denen Dennis mit Jake zusammen ist. Die kommen recht glaubhaft rüber. Auch Dylan Moran als Gordon stellt ein gutes Gegengewicht zur manchmal doch ein bisschen nervigen Simon-Pegg-Show dar.

Letztlich ist allerdings die Idee, dass eine schöne, erfolgreiche und warmherzige Frau nur die Wahl zwischen einem Lügner und dem Mann haben könnte, der sie vor der Hochzeitstorte hat stehen lassen, das Klischee bzw. die Schwachsinns-Idee, die Run, Fatboy, Run zum Loser macht. Als alternatives Ende könnte ich mir eine Hochzeit vorstellen, bei der Libby ihrem Dennis davonläuft, um sich erst einmal selbst zu finden. Zwar wird hier kein Klischee-Ende präsentiert, aber es ist nur um Haaresbreite davon entfernt.

Offensichtlich hat man vergessen, dass romantische Komödien traditionell Frauen ansprechen. Die zerren dann - Gerüchten zufolge - ihre Männer mit in's Kino. Es ist auch ziemlich gleichgültig, ob man Run, Fatboy, Run nun als romantische Komödie sieht - was es von der Struktur her ist - oder einfach als Komödie. Es ist in keinem Genre so wirklich hundert pro der Bringer, auch wenn es durchaus etliche gute Momente hat und auch Lacher erzeugen kann.

Nicht zu vergessen.... Thandie Newton, Hank Azaria und Dylan Moran, die super harmonieren, und auch Harish Patel
(Chicken Tikka Masala) als der indische Vermieter von Dennis.

Run, Fatboy, Run
ist Wunscherfüllung für alle ungepflegten, nicht sonderlich gut aussehenden Loser auf der Welt, die meinen, mit wenig Einsatz eine wunderschöne und erfolgreiche Frau für sich begeistern zu können, die natürlich Jahre darauf wartet, dass er endlich zu Potte kommt und erwachsen wird. Ich will mehr von Dylan Moran sehen - und dabei spiele ich jetzt nicht auf seinen nackten Hintern an...

Wer ein O-Kino in der Nähe hat, sollte sich unbedingt dahin bemühen, denn die Synchro-Arbeit sieht nicht so toll aus.

Run Fatboy Run


Drehbuch: Michael Ian Black (demnächst: Blind Wedding - Hilfe, sie hat ja gesagt) und Simon Pegg (Hot Fuzz, Shaun of the Dead)
Regie: David Schwimmer

Run Fatboy Run Cast:
Dennis - Simon Pegg
Libby - Thandie Newton
Whit - Hank Azaria
Gordon - Dylan Moran
Mr. Goshdashtidar - Harish Patel
Maya Goshdashtidar - India de Beaufort
Jake - Matthew Fenton
Drag Queen - Gabriel Fleary

Auch im Kino:
Untraceable
Scorsese: Shine a Light
JUNO
Lars und die Frauen
Daddy ohne Plan

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