30.07.2008

Kritik: Akte X - Jenseits der Wahrheit - mit Trailer


Akte X - Jenseits der Wahrheit kommt uns philosophisch und dabei bleibt die Spannung letztlich auf der Strecke. Der Film funktioniert ähnlich wie auch M. Night Shymalans The Happening - beide Filme zeigen zwar das eine oder andere schockierende Bild, sind aber weder Horror noch Thriller, interessieren sich mehr für ihr Thema als dafür, eine spannende Geschichte zu erzählen. Keine nennenswerten Thrills, Gänsehaut oder Spannung. Vielleicht ist es ja auch so, dass der Zuschauer entscheidet, ob er sich für den vorliegenden Akte X Fall und die Beziehung Mulder/Scully interessiert (eher enttäuschend) oder sich geistig mit der Ausleuchtung des Themas beschäftigt (etwas interessanter).

Jetzt erstaunlich preisgünstig auf DVD zu haben, mit einer Menge Extras - Director's Cut: Akte X - Jenseits der Wahrheit oder auf Blu-Ray: >Akte X - Jenseits der Wahrheit

Wenn wir uns den Originaltitel anschauen - The X-Files: I Want to Believe - dann sehen wir schon, worum es geht: um den Glauben. Scully und Mulder glauben allem Anschein nach an verschiedene Dinge. Dana Scully (Gillian Anderson, demnächst: New York für Anfänger) arbeitet in einem katholischen Krankenhaus und behandelt dort den todkranken Christian (Marco Niccoli). Im Verlauf der Geschichte sehen wir, mit welchen Hindernissen Scully in dieser Umgebung konfrontiert wird. Sie muss sich erst über den neusten Stand der von der Kirche zum Teil abgelehnten Stammzellen-Therapie informieren, die sie bei Christian anwenden will. Ihr Vorgesetzter, ein Priester, will den Jungen zum Sterben in's Hospiz schicken und redet sogar dessen Eltern ein, dass das das Beste sei. Scully sieht das anders, hat aber auch so ihre Bedenken. Es stellt sich die Frage nach dem Willen Gottes. Mehr zum Patientien Christian später.

Fox Mulder (David Duchovny, Things We Lost in the Fire, demnächst im Free-TV: die Serie Californication) führt ein Einsiedlerdasein und hegt einen gewaltigen Groll gegen das FBI, das seine Erkenntniss in Bezug auf Ausserirdische und andere (noch) unerklärliche Dinge vehement der Welt vorenthält. Im Verlauf des Films wird uns gezeigt, dass die beiden vielleicht an die selben Dinge glauben - ihnen aber unterschiedliche Namen geben. Sicher eine interessante Theorie... wenn wir die diversen Glaubensrichtungen unter diesem Aspekt alle unter einen Hut bringen könnten, dann gäb's weniger Krieg/Tote, wäre also wünschenswert. Scheint aber (noch) völlig illusorisch, also Fantasy/Sci-Fi territory. Zurück zu Akte X - Jenseits der Wahrheit.

As eine FBI-Agentin entführt wird und die einzigen Hinweise von einem pädophilen Priester (Billy Connolly) kommen, der Visionen hat, tritt FBI-Agentin Whitney (Amanda Peet, demnächst: 5 Dollars a Day, Real Men Cry) an Scully heran. Diese stimmt zu, mit Mulder an dem Fall zu arbeiten und sucht ihn auf. Es dauert nicht lange, bis Mulder mitmacht. Dabei wird er auch selbst entführt...

Als die Hintergründe des Falles aufgeklärt wurden, dachte ich nur "och nö, wie lahm". Der Film hätte auf jeden Fall besser in die Vorweihnachtszeit gepasst, wenn die Menschen empfänglicher für das Thema von Akte X - Jenseits der Wahrheit sind (da kommt dann vermutlich die DVD 'raus)... Mit dabei ist übrigens Xzibit als Agent Mosley. Xzibit sehen wir demnächst in einer Reihe von Filmen u. a. American Violet und Fencewalker.

Scully hat große Schwierigkeiten mit dem Priester, der 37 Ministranten mißbraucht hat. Wie lassen sich seine Visionen damit vereinbaren? Kommen sie von Gott, ist er gar ein neuzeitlicher Mystiker -- oder vom Teufel? Auch im Krankenhaus wird das Thema der Pädophilie angeschnitten, als der Patient Christian meint, dass der Priester, der Scullys Vorgesetzter ist, ihn seltsam anschauen würde und ihm das unangenehm ist.

Christian bedeutet im englischen ja auch christlich, gläubig. Der Patient Christian ist ein Symbol für den Glauben bzw. die Institution Kirche und sein Zustand im Laufe des Films ist deshalb interessant zu beobachten. Wird er überleben oder sterben? Die Eltern wollen ihm nicht den Schmerz der Stammzellen-Therapie zumuten, weil der Priester sie dahingehend manipuliert hat. Man könnte das also zum Beispiel so interpretieren: Die Kirche muss sich verändern, wenn sie überleben will, wehrt sich allerdings dagegen. Das Krankenhaus hat erstaunlich viele weibliche Ärzte, doch die Entscheidungsgewalt liegt beim Priester (stellvertretend für den Papst, vielleicht?).

Scully legt sich mit dem Priester deswegen an, sagt ihm, dass sie als Ärztin die Entscheidungen trifft. Daraufhin meint er, dass er dafür zu sorgen hat, dass sie die richtigen Entscheidungen trifft. Wieder jede Menge Interpretationsmöglichkeiten. Frauen wird dabei unweigerlich das Thema der Abtreibung einfallen, das ja verwandt ist, wenn wir uns die Haltung der Kirche zur Stammzellen-Therapie bzw. die Begründungen dafür ansehen/antun. Während der Film läuft kann man sich dann Gedanken darüber machen, wie paradox/scheinheilig diese Haltung ist, auch im Hinblick auf die (erlaubte) künstliche Befruchtung, bei der bekanntlich viele Embryos "aussortiert" werden oder in Bezug auf den Kinderschutz und die Millionen, die jedes Jahr an die Opfer solcher Männer wie dem hier von Billy Conolly dargestellten Priester ausgezahlt werden. Wenn wir uns des "wir sind eben alle nur Menschen/Sünder" Arguments bedienen, dann können wir uns schlecht gleichzeitig Autorität anmaßen. Aber mit Logik braucht man wohl nicht zu kommen, wenn's um Macht, um das Ehepaar Kirche und Staat geht. Nun denn.

Mulder regt sich am Ende von Akte X - Jenseits der Wahrheit darüber auf, dass wieder einmal der "übersinnliche" Aspekt des Falles vom FBI unterschlagen wird und Scully ist sich nicht sicher, ob sie die richtige Entscheidung getroffen hat, weil sie an die Einwände der Eltern bzw. des Priesters bezüglich Christians Behandlung denkt. Beide haben ihren Glauben, beide kämpfen mit den Menschen, die in Machtpositionen sitzen und andere dadurch entmündigen, dass sie für sie Entscheidungen treffen bzw. es zumindest versuchen. Dazu fällt mir abschließend ein Sticker-Text ein: Question Authority. Amen, Brüder und Schwestern ;)

Soundtrack zum Film (mit 'Reinhör-Funktion): > The X-Files: I Want to Believe
Buch zum Film: > The X-Files. I Want to Believe. Movie-Tie-In (X-Files (Harper Entertainment))

Akte X - Jenseits der Wahrheit
- deutscher Trailer (1:38)



Akte X - Jenseits der Wahrheit - Originaltitel: The X-Files - I Want to Believe -- deutscher Kinostart: 24.07.08 -- FSK: ab 12
Drehbuch: Frank Spotnitz (hat auch schon an der Serie Akte X mitgeschrieben) und Chris Carter, der Akte X creator (demnächst: Fencewalker)
Regie: Chris Carter

Akte X - Jenseits der Wahrheit Cast:
Fox Mulder - David Duchovny
Dana Scully - Gillian Anderson
Dakota Whitney - Amanda Peet
Vater Joseph Crissman - Billy Connolly
Agent Mosley Drummy - Xzibit

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