15.07.2008

Get Smart Kritik


Get Smart ist ein Film, bei dem man sich fragt, für wen er eigentlich gemacht wurde. Wer erinnert sich noch an die US-Serie, die bei uns unter dem Titel Mini-Max lief -- irgendwann Anfang der 70er Jahre -- oder hat die nächtlichen Wiederholungen mit Spannung verfolgt? Für die mag die spoofige Action-Komödie Get Smart witzig sein, so im Vergleich zur Serie betrachtet. Für diese Zuschauer mag es auch wichtig sein, ob die Musik beibehalten wurde oder ob der Hauptdarsteller dem verstorbenen Don Adams ähnlich sieht (ja und ja).

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Falls man mit Mini-Max allerdings nicht vertraut ist, dann ist Get Smart weder sonderlich spannend noch besonders witzig. Frauen könnten sich nicht nur gelangweilt sondern zusätzlich auch auf den "Schlips" getreten fühlen... Kein Date-Film, höchstens ein "lass-uns-Freunde-bleiben-" bzw. "und-tschüss-" Flick... (deshalb auch der Sarkasmus, der sich hier unweigerlich einschleichen wird.)

Angeblich spielt Get Smart in der Gegenwart. Seltsam, dass man trotzdem das Gefühl hat, einen älteren Film zu sehen -- nur leider ohne die Coolness, die zum Beispiel Bank Job hat, der ja in den 70ern spielt. Ist das ein uralt-Script, das man mit ein paar Gadgets inklusive Handy aufgewertet hat? Das lächerliche Schuh-Telefon (nee, das ist ein Schuh mit integriertem Phone, nicht sowas wie das Hamburger-Phone in Juno) hat man beibehalten, so als Leckerbissen für die Unmengen an Mini-Max Fans, die noch leben und bestimmt die Kinos stürmen werden... Für den Rest der Zuschauer (inkl. mir) hat das wenig Bedeutung oder Reiz.

Maxwell Smart (Steve Carell, Dan - mitten im Leben) arbeitet als Analyst für CONTROL, möchte aber unbedingt zum Geheimagenten aufsteigen. Der unterbegabte, tollpatschige und dennoch von sich überzeugte Langweiler, sorry, Durchschnittsmann natürlich, will so verehrt und von den Frauen angeschmachtet werden wie der blendend aussehende Star-Agent 23 (Dwayne "The Rock" Johnson, Daddy ohne Plan, demnächst: Race to Witch Mountain). Viel Glück damit.

Der Zufall kommt Smart zu Hilfe und bald wird er zusammen mit Agentin 99 (Anne Hathaway, Geliebte Jane, demnächst: Rachel Getting Married, Passengers, Bride Wars) Richtung Moskau geschickt. Die schöne 99 - Achtung: witzig! - sieht nur bedeutend jünger aus als Smart! In Wirklichkeit ist sie fast so alt wie er, musste aber (berufsbedingt) von einem plastischen Chirurgen ihr Aussehen völlig verändern lassen, der ihr gleich auch ein Face-Lift verpasste. Na, die Erklärung wird die Zuschauerinnen bestimmt beruhigen, oder?

Es gäbe in Hollywood genug Schauspielerinnen, die für diese Rolle wie geschaffen wären..... aber nein, Anne Hathaway musste es sein. Schon klar.

Und was macht unser begehrenswerter, lieber, verkannter Single Max, der bestimmt ein Herz aus Gold hat? Er hält 99 einen Vortrag über ihre biologische Uhr, was sonst. Er ist ja schon langweilig etc. soll er da auch noch charmant sein? Eben. Es ist also nur natürlich, dass sich 99 in Smart verlieben muss, später eher als früher, oder? Bekanntlich ist er genau der Typ Mann, auf den smarte und schöne Frauen fliegen, die alle einen Hang zum Masochismus haben (in den Filmen, die die Fantasien der (Unter-)Durchschnittsmänner bedienen - wie also dieser hier mit dem doppelt-und-dreifach ironischen Titel Get Smart. Got it). Die Minuspunkte häuften sich also.

Das Plot ist nicht der Rede wert, es kämpfen die Organisationen CONTROL vs. KAOS und wir sollen uns dafür entscheiden, dass Kontrolle die Oberhand behält und den Controlfreaks kräftig die Däumchen drücken. Mir fällt bei KAOS der Computerclub ein, aber das tut hier null zur Sache. Wer allein bei dem Statement Control vs. Kaos (Got it?) einen Lachanfall bekommt, dessen Chancen, dem Film etwas abzugewinnen, stehen nicht ganz so schlecht. Mich hat das Ganze schlicht und einfach gelangweilt.

Der Humor in Get Smart ist ein Kapitel für sich. Albern auf eine altmodische Art, die meine Gesichtsmuskeln so gut wie nie bewegen konnte, gemixt mit witzigen Kleinigkeiten ohne Gewicht und einer Dosis Bösartigkeit, auf die ich auch liebend gern verzichtet hätte (z. B. schlank gegen übergewichtig in der Tanzszene. Sollte das politisch korrekt sein? PC geht anders).

Das Timing der Slapstick-Szenen ist unbeschreiblich. Es ist, als würde man alles in Zeitlupe zeigen, so über Gebühr ausgedehnt. Auch eine Szene, bei der 99 und Smart um Sicherheits-Laser herumtanzen ist (abgesehen davon, dass wir solche Sachen schon ganz toll vielfach gesehen haben), so unterirdisch und unlustig, man fragt sich, wer die Dailies abgesegnet hat und das also zumindest okay fand. Oder wenn der früher 'mal übergewichtige Smart mit einer fülligen Dame über's Tanzparkett schwebt (das soll uns u. a. zeigen, was für ein feiner Kerl er ist), im Konkurrenzkampf mit 99 und ihrem Partner - da zeigte sich die Einfallslosigkeit der Filmemacher ganz besonders. Ich mache ja sonst wenige Bemerkungen zur Regie usw. aber hier ist die Choreographie grottig, die Kamera hat entsprechend auch keinen Plan, wo genau draufgehalten werden soll und der Zuschauer sitzt und guckt und wartet auf den Moment, in dem er herzhaft lachen wird. Wenn einem dabei die Tränen in die Augen steigen, dann sind das keine Freudentränen. Kreativ ist anders (z. B. Mamma Mia!). Die eingangs erwähnten Minuspunkte wurden auf diese Weise natürlich nicht wett gemacht, besonders im Hinblick auf den Ausgang der Geschichte.

Steve Carell
stapft unterirdisch roboterhaft durch die Gegend und mit einem Blick, als müsste er 'mal dringend zum Augenarzt, was schon bald sehr nervt. Eine über die Schmerzgrenze ausgedehnte pseudo-lustige Szene auf einer Flugzeugtoilette wird dadurch auch nicht aufgewertet. Anne Hathaway hat mir richtig leid getan. Wenn Dwayne Johnson gegen eine Wand läuft, dann ist das lustiger als wenn Steve Carell sich selbst von oben bis unten mit Nägeln bestückt. Warum das so ist werden wir wohl alle verstehen. Wer war hier für das Casting zuständig? Egal. Ich könnte mir Carell sehr gut als arroganten 23 vorstellen und in der (etwas umgeschriebenen, versteht sich) Hauptrolle James MacAvoy (Penelope, Geliebte Jane, demnächst: Wanted) oder Kal Penn (Harold & Kumar, The Namesake - Zwei Welten, eine Reise) oder auch Colin Firth (demnächst: Die Girls von St. Trinian) oder Eward Norton (Der unglaubliche Hulk). Man war wohl der - meiner Meinung nach nicht ganz richtigen - Annahme, dass Steve Carell die Kinosäle füllen würde, dass er ein Publikumsmagnet ist. Da überschätzt man vielleicht seine Anziehungskraft genauso wie Anzahl der Get Smart bzw. Mini-Max Fans. Sex and the City spielt da in einer ganz anderen Liga....

Die nächsten beiden Steve-Carell-Projekte hören sich ähnlich "vielversprechend" an. Herr Carell wird uns auch sein Talent als Drehbuchautor demonstrieren. Mal schauen, wie die Rolle ausschaut, die er für sich selbst schreibt...

Während der Get Smart Vorstellung habe ich mir ständig gewünscht, dass einige der anderen Figuren, die tatsächlich für ein paar (gutmütige) Lacher sorgen, den Agenten Smart einfach umlegen und den Film kidnappen, also weitermachen. Z. B. die beiden CONTROL Erfinder-Geeks Bruce (Masi Oka, TV: Heroes, derzeit Balls of Fury, demnächst: The Promotion) und Lloyd (Nate Terrence, demnächst: My Best Friend's Girlfriend). Wie ich inzwischen erfahren habe, gibt's ein Spin-off mit den beiden: Get Smart's Bruce & Lloyd Out of Control, das bereits auf DVD bestellbar ist (direkt auf DVD, also kein Kinostart oder so). Allerdings stammt das Drehbuch - genau wie das für diesen Film - vom Autorenteam Tom J. Astle und Matt Ember (beide: Zum Ausziehen verführt). Für Get Smart's Bruce and Lloyd... spricht a) dass Steve Carell bzw. Maxwell Smart anscheinend nicht mitspielt und b) dass Gil Jung Regie führt (nicht Peter Segal). Hier der Link: Get Smart - Bruce And Lloyd Out Of Control [UK IMPORT]

Get Smart - deutscher Kinostart: 17.07.08 (nach der Vorpremiere vom 01.07. gibt's nochmals Previews, und zwar am 16.07.08 ;) -- Länge: 110 Minuten -- FSK: 12

Hier geht's zum Get Smart Trailer
Get Smart
Drehbuch: Autorenteam Tom J. Astle und Matt Ember (beide: Zum Ausziehen verführt, Get Smart's Bruce and Lloyd Out of Control). Die TV-Serie (und damit die Figuren) wurden entwickelt von Mel Brooks und Buck Henry.
Regie: Peter Segal (50 erste Dates, Die Wutprobe)

Get Smart Cast:
Maxwell Smart - Steve Carell
Agent 99 - Anne Hathaway
Agent 23 - Dwayne Johnson
Chief - Alan Arkin
Siegfried - Terence Stamp
Agent 91 - Terry Crews
Larabee - David Koechner
Bruce - Masi Oka
Lloyd - Nate Torrence
Präsident - James Caan
Agent 13 - Bill Murray

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