06.07.2008

Kung Fu Panda - Kritik

In den vergangenen Jahren gab es einige Animationsfilme, die sowohl Kinder als auch Erwachsene begeisterten, wie z. B. der vor fast genau einem Jahr erschienene Ratatouille, der einige Gemeinsamkeiten mit Kung Fu Panda aufweist. Bestimmte Szenen sollen uns anscheinend an das erfolgreiche Ratatouille erinnern.

Allerdings ist Panda leider für ältere Kinder und Erwachsene lange nicht so unterhaltsam und weniger witzig als Ratatouille. Auch hatte Ratatouille eine kurze, klare Aussage, man konnte der Ratte Remy von Anfang bis Ende die Daumen drücken. Bei dem Panda namens Po ist das etwas komplizierter...

Bei Kung Fu Panda lautet die Aussage: Wenn deine Eltern deine Talente nicht erkennen und du es nicht schaffst, dich selbst zu motivieren, um deinen Traum zu verwirklichen, dann suche dir jemanden, der dein Potential erkennt und dich motiviert und trainiert. Po könnte also durchaus für Potential stehen.

Was haben die Ratte Remy aus Ratatouille und der Panda Po aus Kung Fu Panda gemeinsam? Sie wollen beide nicht das Leben führen, das für sie vorgezeichnet scheint, sie haben einen Traum und ihnen steht - das versteht sich von selbst - ein Hindernis im Weg. Bei Remy war das Hindernis, dass er als Ratte natürlich bei den Menschen nicht gerne gesehen war, schon gar nicht in seinem Traumjob. Er konnte nichts dafür, konnte nichts daran ändern.

Bei Kung Fu Panda liegt der Fall völlig anders. Panda Po träumt zwar Tag und Nacht davon, ein Kung Fu Meister zu sein, doch er tut eigentlich nichts dafür. Im Gegenteil. Po ist ein verfressener und behäbiger Faulpelz, der eher als Sumo-Ringer Karriere machen könnte denn als Kung Fu Meister. [Man kann Ähnlickeiten entdecken zwischen Po und den Leuten, die man in den DSDS-Casting-Chaoten Outtakes sieht, oder die bei Made (MTV) versagen.] Noch eine Gemeinsamkeit: die Küche. Remy wollte unbedingt in der Küche stehen und tolle Gerichte kreieren - Panda steht in der Küche des väterlichen Suppenladens und wünscht sich nichts sehnlicher, als endlich die Küchenschürze ablegen zu können. Sein Vater sieht ihn allerdings als Nachfolger. (Falls jemals erklärt wird, wie es kommt, dass ein Panda der Sohn eines Ganters sein kann, dann ist mir das entgangen.)

Po verdankt es einem Unfall bedingt durch sein Gewicht, dass er bei der Zeremonie zur feierlichen Ernennung des neuen Drachenkriegers dem weisen Meister Oogway, einer Schildkröte, vor die Füße fällt. Als dieser Po zum Drachenkrieger ernennt, sind die anwesenden Drachenkrieger-Anwärter Tigerin, Schlange, Affe, Kranich und Gottesanbeterin wie vor den Kopf geschlagen. Jahrelang haben sie hart trainiert und nun wird diesem dicken - nein, fetten - Nichtskönner die Ehre zu teil?

Verständlich, dass sie nicht gerade begeistert sind und Po erst einmal ablehnen. Po selbst ist ja nicht von sich überzeugt (wie auch?) und verliert an Mut, als seine ich-lerne-das-mal-eben Versuche scheitern. Doch die Zeit drängt, denn es droht Gefahr in Form des Kung Fu Meisters Tai Lung, der das Dorf bedroht. Da Oogway Po ernannt hat, bleibt den anderen auch keine andere Wahl, als Po früher oder später zu unterstützen. Selbst Altmeister Shifu ist mit der Wahl Oogways nicht glücklich und hat anfangs keine Ahnung, wie er den fresssüchtigen Po motivieren und trainieren kann. Es dauert eine ganze Weile, bis er erkennt, dass Po tatsächlich Potential hat.

Richtig lebendig und witzig wird die Geschichte, als Meister Shifu eine Methode gefunden hat, um Po zu trainieren. Da bekommen wir dann die temporeichste und lustigste Sequenz des ganzen Films zu sehen. Schade, dass es nicht mehr Sequenzen wie diese gibt.

Es passiert fast ein bisschen zu spät, dass Po erkennt, dass er ein Frust-Fresser ist. Das Grundthema der Fettleibigkeit (Entstehung und Folgen) wird in Kung Fu Panda gut ausgeleuchtet, was allerdings wiederum für die ganz kleinen ein bisschen kompliziert sein könnte. Außerdem ist es - von einem pädagogischen Standpunkt aus betrachtet - nicht so einfach, einem Faulpelz die Daumen zu drücken oder für längere Zeit andere Figuren abzulehnen, die aufgrund ihrer Leistung und ihres unermüdlichen Trainings Unterstützung verdient hätten. Das alles soll ja passieren, bevor wir wissen, weshalb Po sich so fett gefressen hat.

Ganz zu schweigen davon, dass Pos Vater Ping ihm die Unterstützung verweigert bzw. von den Träumen seines Sohnes erst einmal keine Ahnung hat. Die Figur des Vaters ist auf jeden Fall nicht sonderlich sympathisch. Für uns Erwachsene ist Ping bemitleidenswert und gleichzeitig natürlich auch eine Ermahnung. In Kung Fu Panda wird das Kind - wieder einmal - von der Familie getrennt und ist erst dann erfolgreich. In Findet Nemo hatte Nemos Vater ihn durch seine Fürsorge nur behindert, Remy kam durch eine Katastrophe ganz alleine nach Paris und überzeugte dort durch sein Können. Remy hatte sich das durch das Studium diverser Quellen selbst angeeignet.

Kung Fu Panda
geht alles in allem einen recht gefährlichen Weg, schafft es aber ganz zum Schluss, dass sich das Bild irgendwie zusammenfügt. Letztlich wird gezeigt, dass Po erfolgreich sein kann - aber nicht ohne fremde Hilfe. Pos Überwindung seines inneren Schweinehunds ist ein Resultat der Motivation und des Trainings durch Shifu. Wäre er nicht von Oogway auserwählt worden, würde er heute noch in der Küche seines Vaters stehen und fressen.

Kung Fu Panda ist ganz nett anzusehen, das Setting (China) ist 'mal was anderes -- was auch dazu führt, dass man (anders als z. B. bei Ab durch die Hecke...) auf Product Placement verzichtet. Es wird also im Film nicht so nebenbei Werbung für Junk Food oder die fast schon allgegenwärtigen Cerealien gemacht. Was nicht bedeutet, dass man darauf verzichtet, für Kung Fu Panda selbst unzählige Produkte wie z. B. Bücher, Plüschtiere und diverse Spielsachen, nicht zu vergessen Video Games anzubieten. so groß ist die Auswahl, dass man extra einen Kung Fu Panda Store erstellt hat, wo übrigens auch der deutsche Trailer eingebunden ist.

Ich habe mir die Originalfassung des Films angesehen und kann nur sagen - Jack Black ist super und auch Dustin Hoffman hat in seiner schönen Sprech-Rolle überzeugt. Von Angelina Jolie gibt's recht wenig zu hören....

In der Originalfassung sprechen Jack Black (Po), Angelina Jolie (Tigerin), Dustin Hoffman (Shifu), Schlange (Lucy Liu), Kranich (David Cross), Affe (Jackie Chan), Gottesanbeterin (Seth Rogen), Oogway (Randall Duk Kim), Tai Lung (Ian McShane).

Kung Fu Panda -- Genre: Animation/Kinderfilm -- deutscher Kinostart: 03.07.08 -- FSK: ab 6 Jahren

Drehbuch: Autorenteam Jonathan Aibel und Glenn Berger nach einer Story-Idee des Autorenteams Ethan Reiff und Cyrus Voris (beide: Bulletproof Monk, Men of War).
Regie: Mark Osborne, John Stevenson.

Animation made in Germany: Jasper, der Pinguin , demnächst
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