Entwarnung: Nanny Diaries ist um Klassen besser als man das nach dem völlig missglückten Trailer (deutscher und englischer Trailer > hier) annehmen würde. Es ist eine Komödie mit ganz viel Herz und Hirn, die auch noch ein schönes und befriedigendes Ende liefert. Zwar wird Nanny Diaries als romantische Komödie vermarktet, doch spielt die romantische Storyline eine eher untergeordnete Rolle und folgt auch nicht den üblichen Genre Konventionen.
Übrigens: Wer sich die Nanny Diaries nicht synchronisiert ansehen will, sondern lieber in der Originalversion, der kann das jetzt zuhause tun, die DVD ist bereits zu haben: The Nanny Diaries [UK IMPORT]
Literaturadaptionen sind immer so eine Sache. Manchmal versuchen die Filmemacher, die Schwächen der Bestseller auszugleichen und fabrizieren dann neue Schwächen (Der Teufel trägt Prada), manchmal wird aus einem exzellenten Buch ein exzellenter Film (Mrs. Dalloway), und in seltenen Fällen wird aus einem Bestseller mit Schwächen ein Film, der tatsächlicher besser ist als das Buch -- Nanny Diaries. War im Buch das Gejammere der Hauptfigur stellenweise nervig, ihre Vorstellungen genauso unrealistisch wie die Verwicklungen, so ist im Film nichts davon zu merken. Die Schwächen wurden eliminiert und nur das verwendet, was das Buch lesenswert machte. Man sollte wirklich nicht nur den Film sehen, sondern auch das Buch lesen um zu sehen, welch großartige Leistung das Ehepaar Shari Springer Berman und Robert Pulcini (beide Drehbuch und Regie) mit Nanny Diaries erbracht haben. > Nanny Diaries: Buch zum Film mit Scarlett Johansson
Annie Braddock (Scarlett Johansson, demnächst: Vicky Cristina Barcelona, The Spirit) hat gerade ihren College-Abschluss in Business (mit einem Minor in Anthropologie) gemacht, schafft aber den vor allem von ihrer Mutter Judy (Donna Murphy, demnächst: Shermans's Way) so sehnlich erhofften Einstieg in die Welt des Big Business nicht. Die Konkurrenz ist groß und Annie nicht wirklich darauf vorbereitet, sich jetzt in Bewerbungsgesprächen verkaufen zu müssen. Was ihr droht ist die Depression, die einen nach einem erfolgreichen Studium erfassen kann.
Just zu diesem Zeitpunkt läuft ihr Mrs. X (Laura Linney, Die Geschwister Savage, Enttarnt, demnächst: The Other Man, Spread) über den Weg, die dringend eine Nanny für ihren Sohn Grayer (Nicholas Art) braucht und aufgrund eines Misverständnisses Annie den Job anbietet. Plötzlich wird Annie von einer Menge gut betuchter Mütter aus Manhattan umgarnt, die alle händeringend eine Nanny suchen. Das Angebot ist zu verlockend, sie greift zu. Ihrer Mutter Judy erzählt sie, sie hätte einen Job in einer Bank angenommen und zieht zu der Familie X nach Manhattan. Ihre Freundin Lynette (Alicia Keys, Die Bienenhüterin) findet zwar die Lüge und den Job völlig bescheuert, unterstützt aber Annie wohl oder übel dabei.
Kaum hat Annie ihren neuen Job angetreten, folgt auch schon die Ernüchterung. Einzig das Mitleid mit dem von seinen Eltern völlig ignorierten Kind und ihr Interesse an dieser für sie völlig neuen Welt der New Yorker upper class lässt sie nicht gleich wieder kündigen. Sie kündigt auch nicht, als sie Hayden (Chris Evans, Street Kings, demnächst: Push, Under the Blue Sky) kennenlernt, der im gleichen Gebäude lebt -- obwohl sie sich heimlich mit ihm treffen muss, da Mrs. X. meint, auch über das Privatleben ihrer Nanny bestimmen zu können. Mr. X (Paul Giamatti, Die Gebrüder Weihnachtsmann, demnächst: The Haunted World of El Superbeasto, The Last Station, Duplicity) ist da ganz anders drauf, nimmt die Nanny nicht einmal wahr. Kein Wunder, ist er doch überwiegend mit seiner Geliebten in Chicago und mit Geld verdienen beschäftigt.
Am Ende sagt Annie Braddock, dass Anthropologen gerne folgende Weisheit zum Besten geben: Um deine eigene Kultur wirklich zu verstehen, musst du zuerst völlig in eine total fremde Kultur eintauchen. Jesus und Buddha und Co. wussten das, Experten auf dem Gebiet der interkulturellen Kommunikation wissen das, jeder der die Erfahrung gemacht hat, kann ein Lied davon singen. Nanny Diaries hat's veranschaulicht und kompakt auf den Punkt gebracht. Wenn man nur diese Weisheit aus dem Film mitnimmt, hat sich das Eintrittsgeld schon gelohnt.
Mrs. X war im Roman völlig überzeichnet und wurde deshalb nicht wirklich zur dreidimensionalen Figur. Im Film wird dieses Manko vor allem durch das versöhnliche Ende ausgeglichen, haben wir letztlich Verständnis für diese Frau, die in ihrer Situation gefangen ist und versucht, das Beste daraus zu machen. Durch das schöne Ende erfahren wir auch, wie das Leben für Grayer weitergeht - ein berührendes und zu Herzen gehendes Ende, ohne den üblichen Zuckerguss/unerträgliche Sentimentalitäten. Das ist wirklich gut gelungen.
Scarlett Johansson wird hier als Schauspielerin ernst genommen und nicht ständig in irgendwelchen schmollenden Close-Ups oder sexy Posen gezeigt, wie wir sie schon gefühlte eine Million Mal gesehen haben.Wenn man Johansson Gelegenheit gibt, nicht nur die untere Schublade zu ziehen, dann sehe ich ihr gerne zu. Ich habe ihr die Rolle der Nanny abgenommen.
Laura Linney ist wieder einmal fabelhaft. Sie hat einmal mehr gezeigt, dass sie ein sicheres Händchen bei der Auswahl ihrer Projekte hat. Die Geschwister Savage und Enttarnt waren beide sehr interessant. Demnächst sehen wir sie in der Adaption eines Romans von Bernhard Schlink, The Other Man (Der andere Mann), danach geht's mit einer romantischen Komödie weiter -- Spread.
Nanny Diaries Original Soundtrack: > Nanny Diaries, the
Nanny Diaries -- Genre: Komödie -- FSK: ohne Altersbeschränkung
Drehbuch: Shari Springer Berman, Robert Pulcini basierend auf dem Roman The Nanny Diaries von Emma McLaughlin und Nicola Kraus
Regie: Shari Springer Berman, Robert Pulcini
Nanny Diaries Cast:
Annie Braddock - Scarlett Johansson
Judy Braddock - Donna Murphy
Mrs. X - Laura Linney
Hayden - Chris Evans
Mr. X - Paul Giamatti
Lynette - Alicia Keys
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