14.03.2009

The Unborn Kritik +Trailer - Gigandet + Yustman


Im Schnitt wird in den USA fast jede Woche ein Horror-Film produziert. Ist es da wirklich überraschend, wenn The Unborn einem das Gefühl gibt, dass hier viele allzu bekannte Story-Elemente einfach aufgewärmt, bunt gemischt und mit einer Prise äußerst geschmackloser Kreativität neu aufgelegt wurden? Autor (Jumper, Batman Begins, Blade: Trinity) und Regisseur David S. Goyer (Unsichtbar - Zwischen den Welten, Blade: Trinity, demnächst: The Flash) hat mit The Unborn einen Geister-Horror abgeliefert, der sich wie ein Remake anfühlt - nur ist er eben nicht das Remake eines bestimmten Horrors, sondern sowas wie ein Querschnitt durch eine ganze Reihe von Horror-Flicks, alt und neueren Datums.

Eine Weile dachte ich, hier wird eine Dr. House Episode (die mit dem toten Zwilling im Hirn) neu aufgelegt, doch es gibt einen Touch Mirrors, The Eye, Der Exorzist, Shutter und Unsichtbar - Zwischen zwei Welten (das Remake des schwedischen Thrillers, bei dem David S. Goyer Regie führte), um nur ein paar zu nennen. Es empfiehlt sich, gut gelaunte Freunde mitzunehmen, damit man zusammen ablachen oder "Wo haben wir das schon gesehen?" spielen kann, anstatt sich tödlich zu langweilen oder sich gar über die ätzenden misogynistischen Elemente aufzuregen.

Die Studentin Casey Beldon (Odette Yustman, Cloverfield, demnächst: Rogue's Gallery) träumt und hat auch im wachen Zustand Visionen von einem kleinen Jungen (Atticus Shaffer), der "geboren werden" will. Ihr zur Seite steht ihr Freund Mark (Cam Gigandet, The Fighters, Twilight, demnächst: Pandorum), der sich liebevoll um seine neuerdings anscheinend etwas kirre Freundin kümmert. Allerdings verschwindet er plötzlich für lange Zeit aus der Story, um Casey eine Weile ohne männlichen Beschützer recherchieren und kämpfen zu lassen, nur um dann wieder aufzutauchen, wenn es zur tatkräftigen Auseinandersetzung mit dem gewalttätigen Geist kommt. In der Zwischenzeit leistet Romy (Meagan Good, Der Love Guru, Tödlicher Anruf) ihrer Freundin Casey Gesellschaft... als zweites weibliches Opfer, das man erschrecken und durch die Gegend jagen kann...

Mit einer toten Mutter (Carla Gugino, Righteous Kill, Watchmen, demnächst: Die Jagd zum magischen Berg), die sich in der Klapse erhängt hat (wer hat Angst vor Klischees?) und einem Zwillingsbruder, der noch in utero durch die Nabelschnur stranguliert wurde, hat Casey die besten Voraussetzungen, selbst bald ein Zimmer mit Vollpension inkl. Beruhigungsmitteln zu belegen.

Als allerdings ein Hinweis auf der Suche nach einer Erklärung für die Visionen Sofi Kozma (Jane Alexander, The Ring, demnächst: Gigantic, Terminator 4: Die Erlösung) führt, bin ich bald völlig bedient.

Sofi Kozma hat das KZ überlebt, ihr Zwillingsbruder hatte dieses Glück nicht. David S. Goyer benutzt den Holocaust, Dr. Mengele und seine Zwillingsstudien auf eine höchst abscheuliche Art und Weise. Hier wird nicht nur Sofis KZ-Tätowierung gezeigt und kurz die Hintergrund-Story erzählt, nein, Goyer zeigt uns Bilder in schwarz/weiß, wie wir sie aus Holocaust-Dramen und Dokus kennen. Ließen mich vorhergende Bilder von Käfern, maskierten Hunden und The-Omen-Jungs relativ kalt, fiel beim Anblick des KZs für mich die Klappe. Auch egal, denn was folgt ist nicht unbedingt originell.

Sofi rät Casey zu einem Exorzismus als einzigen Ausweg aus ihrer Situation. The Unborn bemüht dafür nicht wie üblich einen Katholiken, sondern den Rabbi Sendak (Gary Oldman, The Dark Knight, demnächst: Rain Fall, The Book of Eli), der noch einen Kollegen aus der Episkopalkirche (Idris Elba, Prom Night, demnächst: RocknRolla, Obsessed) hinzuzieht, mit dem der übliche ritualistische Schmus präsentiert wird - allerdings hat Goyer die Exorzismus-Szene in eine Folter-Szene verwandelt, inklusive Profi-Knebel.

Es versteht sich von selbst, dass diesmal der Davidstern die Funktion des Kreuzes übernimmt. Fehlt nur noch Knoblauch auf Challa oder so in diesem Horror-Mus.

Vielleicht hätte The Unborn mit einer männlichen Opfer-Figur eine Chance gehabt, aber so... ist es nur eine weitere geschmacklose Männer-Phantasie, die ein Mädelchen gerne in der Unterwäsche oder eben gefesselt, geknebelt und sich vor Angst windend präsentiert. Schlecht kaschierte Misogynie eben.

Die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, die unserem grünen Gummi-Hulkchen FSK 16 aufdrückte, war mit The Unborn vergleichsweise großzügig (auch ab 16), wie auch die amerikanische Schwestergesellschaft, die den Film schon ab 13 Jahren freigab.... Wie man das auslegen will?

The Unborn -- Genre: Horror -- deutscher Kinostart: 12.03.2009 -- FSK: ab 16 Jahren
Drehbuch: David S. Goyer
Regie: David S. Goyer

The Unborn Cast:
Casey Beldon - Odette Yustman
Vater Beldon - James Remar (TV: Dexter. Kino: Ananas Express, demnächst: TransBeMan)
Mutter Beldon - Carla Gugino
Romy - Meagan Good
Mark - Cam Gigandet
Sofi Kozma - Jane Alexander
Rabbi Sendak - Gary Oldman
Arthur Wyndham - Idris Elba

The Unborn - deutscher Trailer (2:21)



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