05.03.2009

Marley & Ich - Kritik - Aniston & Wilson

Eigentlich müsste man zusammen mit dem Kinoticket auch gleich ein Taschentuch erhalten, denn am Ende von Marley & ich wurde geschluckt, geschnieft und in den Taschen gekramt. Der lustige, traurige und auch rührende Film Marley & ich basiert auf den Memoiren des Kolumnisten John Grogan: Marley & ich: Unser Leben mit dem frechsten Hund der Welt. Die einfühlsame Adaption erzählt nicht nur die (Lebens-) Geschichte des Hundes Marley und die Geschichte der Freundschaft zwischen Grogan und seinem Hund, sondern eine ganze Menge mehr. Und genau das ist es, was diesen Film so erfolgreich macht. Marley & ich erzählt die Geschichte einer Ehe, einer Karriere, einer Familie und eines Mannes. Das Ganze kommt unwiderstehlich authentisch und lebensbejahend daher.

Schon am Hochzeitstag von John Grogan (Owen Wilson, Ein Mann für alle Unfälle, demnächst: Nachts im Museum 2) und seiner Jenny läuft alles anders als geplant. Das Auto will nicht, das Wetter spielt nicht mit und so weiter. John und Jenny ist das egal. Und damit erfahren wir schon, was das für Menschen sind. Da wird nicht irgendeinem Traum vom perfekten Hochzeitstag nachgeheult, sondern das Leben so genommen, wie's kommt.

Und das, obwohl die Journalistin Jenny (Jennifer Aniston, Er steht einfach nicht auf Dich, demnächst: Management, Traveling) gerne Pläne macht und eine Liste mit den Dingen führt, die sie unbedingt machen und erreichen will. Johns einziger Plan ist der, ein erfolgreicher Journalist zu werden und den Pulitzer zu gewinnen. Mit Hilfe seines Freundes Sebastian (Eric Dane, Grey's Anatomy) bekommt er einen Job, allerdings als Kolumnist. Das ist ein Anfang, denkt er sich.

Als Jenny zum ersten Mal das Wort "Kinder" ausspricht, bekommt's John mit der Angst. Da sie keine Pflanze am Leben erhalten kann, schenkt ihr John einen Labrador-Welpen zum Üben. Marley. Keiner der beiden verschwendet einen Gedanken daran, den Hund zu erziehen, der sich entsprechend als Herr des Hauses fühlt. Als die beiden sich endlich dazu entschließen, mit dem Hund zur Hundeschule zu gehen, ist es schon zu spät. Die Hundetrainerin (Kathleen Turner) wirft das Handtuch und schickt die drei wieder weg. Damit ist das Thema Hundeerziehung auch schon wieder vom Tisch.

Bald stellt sich heraus, dass die täglichen Erlebnisse mit dem ungezogenen Marley eine tolle Quelle für Johns Kolumne sind, was Johns Boss Arnie (Alan Arkin, Get Smart, demnächst: The Private Lives of Pippa Lee, Sunshine Cleaning) gleich erkannt hat.

Auch im Privatleben wird Marley unersetzlich. Als die Grogans vom ersten Schicksalsschlag getroffen werden, ist Marley als Tröster da.

John mag keinen Plan haben, aber er navigiert mit Hilfe des weisen Arnie um so manchen Gefahrenpunkt herum. Wo der Single Sebastian das Handtuch werfen und davonlaufen würde, da macht John unbeirrt weiter, selbst wenn er dafür die Zähne zusammenbeißen muss. Auch Jenny erreicht einen Punkt, an dem sie nicht mehr kann, doch John ist klar, dass das vorübergehen wird. Als John von der Midlife Crisis geschüttelt wird, da hält ihm Jenny einfach den Spiegel vor. Pläne und Träume sind eine Sache. Was das Leben tatsächlich bringt, kann aber auch toll sein, wir müssen nur genau hinsehen.

Die Figur des Sebastian ist ein kleiner Schwachpunkt. John ist neidisch auf Sebastian, der einfach die Koffer packen und Erfolg und Ruhm entgegenreisen kann. Wieder einmal wird es so dargestellt, als hätten Singles keine Sorgen, als würde ihnen alles einfach in den Schoß fallen. Sebastian sieht gut aus, verdient toll, gewinnt Preise und lacht sich in jeder Stadt junge Frauen an. In einem kurzen Moment guckt Sebastian neidisch auf Johns Familienfoto, doch schon hat er wieder zwei Frauen am Arm. Das kommt nicht so authentisch 'rüber wie Johns Geschichte. Wäre schön gewesen, hätte man auch Sebastian weniger oberflächlich geschaffen. Schließlich bringt nicht nur John ständig Opfer für seine Familie, sondern auch Sebastian bringt Opfer, nur eben für seinen Job.

Es wird die Frage gestellt, was Glück eigentlich ist. Marley & ich steht auf dem Standpunkt, dass man nicht in jedem Moment seines Lebens glücklich sein muß oder sich fragen soll, ob man glücklich ist. Es gibt Streit. Es sieht so aus, als würde man aus einem Tief nicht mehr herauskommen. Da gibt es Momente, die sind zum davonlaufen. Für John ist das einfach keine Option. Er hat sein Ja-Wort für gute und für schlechte Zeiten gegeben und dabei bleibt's. Das spiegelt sich auch in der Beziehung der Familie zu Marley wunderbar wieder - dem hat man auch ein Ja-Wort gegeben, man ist eine Verpflichtung eingegangen.

Was Marley & ich sehr schön zeigt ist, dass sich alles irgendwie fügt, so man denn will und zusammenhält. Ungeplanter Nachwuchs mag für einen Moment ein Problem darstellen und alle Pläne über den Haufen werfen, aber dem Problem folgt immer auch eine Lösung, mit der man gar nicht gerechnet hat. Als John irgendwann fragt, was eigentlich auf Jennys Liste als nächster Punkt steht, da sagt sie ihm, dass es keine Liste mehr gibt. Wozu Pläne machen, wenn ständig nach einem Plan B gesucht werden muss? Das kann man sich sparen, dann muss man sich auch nicht ärgern. Aber das klappt eben nur, wenn John dableibt und mitmacht.

Marley & ich ist ein Plädoyer für die Familie, keine Frage. Ein sehr geschicktes Plädoyer. Wie würde der Film wohl funktionieren, wenn er aus der Sicht von Jenny gemacht wäre? Jenny, die ihre Karriere opfert und darauf baut, dass John dableiben wird?

Jennifer Aniston überzeugt als die Journalistin, die sich freiwillig für ein Hausfrauen-Dasein entscheidet. Wenn das keine reife Leistung ist. Owen Wilson liefert einen John Grogan ab, der stellenweise fast deprimiert erscheint, was im Kontext der Geschichte nachvollziehbar ist. John ist der ruhige Typ, der selbst in Glücksmomenten die Bodenhaftung nicht verliert. Auch das kaufen wir.

Ob man wirklich mit John tauschen würde ist nicht die Frage. Die "Sebastians" dieser Welt sehen Marley & ich und sehen ihre Eltern und Großeltern, nur diesmal ohne Gejammer und mit Blick auf das Positive. Oder sie denken sich: so lebt also die andere Hälfte. Interessant.

Marley & ich -- Genre: Komödie/Familienfilm -- deutscher Kinostart: 05.03.2009 -- FSK: keine Altersbeschränkung

Drehbuch: Scott Frank (Die Regeln der Gewalt) und Don Roos (Bounce), basierend auf den Memoiren von John Grogan.
Regie: David Frankel (Der Teufel trägt Prada)

Marley & ich Cast:
John Grogan - Owen Wilson
Jenny Grogan - Jennifer Aniston
Arnie - Alan Arkin
Sebastian - Eric Dane


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1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

sooooooo traurig. dieser film hat mich um zwei jahre zurück geworfen, als ich mein hund einschläfern mussste.