09.04.2009

Knowing Kritik + Trailer - Nicolas Cage, Rose Byrne


Wer mit dem Alien-Jesus und dem Roboter-Gott in Der Tag, an dem die Erde stillstand wenig anfangen konnte, da er an allem, was auch nur irgendwie mit Religion oder Bibel-Themen zu tun hat schlicht nicht interessiert ist, oder wer gar an dem freien Willen des Menschen festhält und keinesfalls an eine unveränderliche Vorbestimmung - also Determinismus - glaubt, der wird um die paranoide Kirchen-Propaganda Knowing mit ihrem Holzhammer einen ganz großen Bogen machen und sich lieber Religulous ansehen. Der Tag, an dem die Erde stillstand gestand den Menschen einen freien Willen, einen Jesus zum Verhandeln und letztlich auch ihre Menschlichkeit zu. Doch das extrem manipulative Knowing, über dessen wahren Inhalt die Zuschauer erst dann erfahren, wenn sie schon im Kino sitzen, hat eine Mission. Dass religiöse Autoren sich gerne des Sci-Fi Genres bedienen, um ihre Message zu verkaufen ist bekannt, von L. Ron Hubbard (Scientology) bis zum Ex-Pfarrer Tim LaHaye. LaHayes Left Behind Serie nahm sich des gleichen Themas wie Knowing an, doch blieb der Left Behind (Bibel-)film (Link), der kein Geheimnis um sein Thema machte, deutschen Kinogängern erspart. Knowing fällt eben nicht mit der Tür in's Haus, sondern....

Zuerst werden die Zuschauer mit einem interessanten Rätsel, coolen blonden Aliens, toll gemachten Desaster-Szenen und sogar Elementen aus dem Horror-Genre eingewickelt, dann verwandelt sich Knowing zusehends in eine Bibelstunde bzw. Predigt, die in einem haarsträubenden Bild von der "neuen Welt" gipfelt, die Gott erschaffen wird, nachdem er diese hier niedergebrannt hat. Damit verrate ich nichts, denn es steht ja bekanntlich alles schon in dem Buch mit dem für gewöhnlich schwarzen Einband. Dort steht auch, dass einige "unschuldige" Auserwählte vor dem Feuer abtransportiert werden (in DTADDES wurden dafür hippe Sphären benutzt, in Left Behind verschwinden sie einfach), gute Christen werden hinterher wiederauferstehen bzw. werden wiedererweckt. Wie gesagt bin ich wegen der Manipulation angefressen und fühle mich hinter's Licht geführt, denn die ganze "christliche Message" war für mich aus dem Trailer nicht ersichtlich, weder dem deutschen Teaser noch dem doppelt so langen original Trailer (hier mit eingebunden). Damit wird denjenigen Zuschauern ihr freier Wille genommen, die nicht vorhatten, einen Bibelfilm mit ihrem Eintrittsgeld zu unterstützen (und durch den "Erfolg" des Films für mehr Nachschub davon zu sorgen) oder dieses jemals zu tun.

Zuerst noch ein paar lobende Worte --- Was mir an Knowing gut gefallen hat ist die Filmmusik, für die man sich auch bei den Großen der klassischen Musik bedient hat. Im ersten Moment führte das zwar zu einem dieser ärgerlichen "Moment, das kenne ich, was ist das nur, von wem? Ich komme nicht drauf, *&&%/!" Momente, aber egal. Den Score hat Marco Beltrami (Max Payne, Todeszug nach Yuma, demnächst: Repossession Mambo) komponiert. >Knowing Soundtrack

1959. Zur Einweihung einer Schule soll eine Zeitkapsel vergraben werden. Die Schüler sollen Bilder davon malen, wie sie sich die Zukunft vorstellen. Die kleine Lucinda (toll: Lara Robinson), deren Idee die Zeitkapsel war, malt aber kein Bild, sondern füllt ihr Blatt mit endlosen Zahlenreihen. Da sie mit ihren Zahlenreihen noch nicht fertig ist, als ihr die Lehrerin das Blatt aus der Hand nimmt, dreht sie durch und kratzt sich an einer Tür die Finger blutig. Die Kleine ist reif für die Klapse.

2009. Die Zeitkapsel wird ausgegraben und der schwerhörige Schüler Caleb Koestler (Chandler Canterbury), der ein Hörgerät tragen muss, erhält Lucindas Zahlenblatt. Wie sich gleich herausstellt, ist das alles natürlich kein Zufall, dennn.....

Calebs Vater ist kein anderer als der verwitwete Pfarrerssohn und Astrophysiker John Koestler (Nicolas Cage, Bangkok Dangerous, demnächst: Kick Ass, Werner Herzogs Remake Bad Lieutenant), der nicht an Determinismus glaubt. Als der sich im angetrunkenen Zustand mit dem Zahlenblatt beschäftigt, findet er schnell heraus, dass die Zahlen Daten sind, an denen sich Katastrophen ereignet haben (und noch ereignen werden!) und auch die Anzahl der Toten steht dabei. Es dauert nicht mehr lange, dann kommt er dahinter, dass auch ungefähre Ortsangaben enthalten sind.

John Koestler ist vom Glauben abgefallen, er ist der verlorene Sohn, der schon lange seinen Vater - den leiblichen als auch den anderen - nicht mehr besucht hat. Sein Beruf bringt es mit sich, dass er von Rationalisten umgeben ist (lt. der Statistik aus Religulous sind 93 % aller Wissenschaftler nicht religiös, John arbeitet also im Sündenpfuhl) und Knowing will uns einreden, dass diese sich gegen die Kirche verschworen haben und alles verschwinden lassen, was deren Stories belegen könnte. Das sehen wir daran, dass John mit seiner Warnung weder seinem Kollegen vom MIT zu kommen braucht, noch damit offiziell an die Öffentlichkeit gehen kann - vor Furcht, lächerlich gemacht zu werden und seine Glaubwürdigkeit als Wissenschaftler und damit seinen poshen Job zu verlieren. Es ist eine Anti-Kirche Verschwörung! (Man sollte sich, wenn überhaupt, Knowing nur zusammen mit Religulous ansehen, dann wird diese irrwitzige uralte Verschwörungstheorie erst recht zum Lacher. Alternativ demnächst: Illuminati - die Verschwörung der Wissenschaftler, aber auch die Bluttaten der Kirche.... )

Je weiter Knowing damit fortschreitet, den ungläubigen/abtrünnigen Protagonisten "umzudrehen", also wieder auf den "rechten Weg" zu bringen, um so mehr fällt der Film in sich zusammen.

Wie nicht anders zu erwarten, sucht John nach Lucinda, findet allerdings nur noch deren Tochter Diana Wayland (Rose Byrne, 28 Weeks Later, TV: Damages) und Enkelin Abby (wieder Lara Robinson) vor. Diana hat unter ihren kirren Mutter schon genug gelitten und hat keine Lust, sich wieder mit deren Prophezeiungen zu beschäftigen, doch bald gibt sie nach. Caleb und Abby haben etwas gemeinsam: Sie können beide das Geflüster der göttlichen Aliens hören...

Diana ist eine dieser nervigen (meist weiblichen) Figuren, die in Krisensituationen alles tun, nur keinen kühlen Kopf bewahren oder nachdenken. Statt dessen wird geschrien, auch wenn keiner da ist, der's hören kann. Damit macht Rose Byrne ernsthaft Jennifer Carpenter in Quarantäne Konkurrenz, die uns ja auch mit ihrem ständigen Geschrei genervt hat.

Ich habe absolut nichts gegen Genre-Mixes, allerdings müssen die Genres vernünftig verschmolzen werden. Nacheinander Genres abzuklappern oder holprig mal hiervon 'was, mal davon ein Element einzustreuen, wie das in Knowing 'rüberkommt, funktioniert weniger gut. Die Holprigkeit mag natürlich daran liegen, dass so viele verschiedene Autoren am Drehbuch herumgedoktort haben, das auf einer Idee des Romanautors Ryne Douglas Pearson basiert, der auch am Drehbuch beteiligt war. Dies ist das erste produzierte Drehbuch, an dem Douglas Pearson mitgeschrieben hat. Sein verfilmter Roman Mercury Rising - Das Mercury Puzzle handelte bekanntlich auch von einem Jungen und einem Code... Das an Knowing beteiligte Autorenteam Juliet Snowden & Stiles White kommt aus der Horror-Ecke (Boogeyman - Der schwarze Mann, demnächst: Poltergeist). Und das sind nur die 3 Autoren, die letztlich in den credits genannt werden...

Jetzt kommt Ostern, danach kommt Pfingsten (das im Film auch erwähnt wird), weshalb der Starttermin des Films passend gewählt und bestimmt keine Zufall ist. Es ist eben alles vorherbestimmt....

Knowing --Genre: Thriller/Sci-Fi/Horror/Desaster/Bibelfilm -- deutscher Kinostart: 09.04.2009-- FSK: ab 12 Jahren
Drehbuch: Ryne Douglas Pearson und Juliet Snowden & Stiles White.
Regie: Alex Proyas (I, Robot)

Knowing - deutscher Trailer



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13 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich habe mir den Film eben angeschaut und bin wirklich angepisst, da ich in einer reinen christlichen Propaganda gelandet bin.

Anonym hat gesagt…

komme auch grad aus dem film. der ist wirklich geil gemacht, die story, die geschehnisse aber wie sich der film entwickelt ist wirklich schade. in so einen film passen nun wirklich keine blonden "aliens" die mit ihren raumschiffen kinder in den himmel bringen.

Anonym hat gesagt…

das war kein christenfilm sondern die reinste scientology-werbung

Anonym hat gesagt…

also ich hab mir den film gestern angeschaut und muss sagen das er mir bis ca. 15 min befor der film endete richtig gut gefallen hat und ab den besagten zeitpunkt einfach nur zum schräg lachen ist!!! das ende ist einfach nur schrecklich also an alle die sich den film im kino anschauen wollen! geht schaut ihn euch an und gehts aus den kinosaal raus bevor die aliens kommen und denkt euch alles sterben kein haapy end und verdammt war das ein geiler film! an alle die in sich bis zum ende anschauen (oder angeschaut haben sowie ich)werden es bereuen 7,10 € für diesen film ausgegeben zu haben!!

Anonym hat gesagt…

Das war ne im Leben Scientology-Werbung. Das entsprach einer abwandlung der neutestamentlichen Vorstellung der Apokalypse unter einbezieung von Aliens (die im Übrigen den Anschein von Engeln erwecken sollen).
All das wirst du bei Scientology nicht finden.


Ich muss sagen, dass ich den Film bis auf die letzten 10 Minuten eigentlich sehr gut fand, das Ende war dann einfach etwas zu abgedreht.

Anonym hat gesagt…

Nun ja, leider ist mir das gleiche passiert, wie meinen Vorrednern, oder sollte ich sagen Schreibern. Der Film ist spannend und unterhaltsam, manchmal sogar gruselig und lullt einen durch die emotionale Achterbahnfahrt so richtig schön ein, sodass man fast nicht merkt, dass man hier einem Propagandamachwerk aufgesessen ist. Diejenigen die christliche Fundamental-Werte in diesem Film sehen und sich darüber aufregen sind dem falschen Fufzger dann sogar zweimal aufgesessen. Die Massage ist Sceintology in Reinkultur.
Schade, ein guter Filmansatz völlig versaut und ein alternder Nicolas Cage wird , willentlich oder nicht, für Propaganda missbraucht. Spart euch das Geld.
*Daumenrunter*

Anonym hat gesagt…

Ich fand den Film genial
habe ihn mir mit meinem Freund am wochenende im kino angesehen...
Der Film hat mich total gefesselt mich hätte mal jemand ansprechen sollen...
aber das ende und mit den Aliens war wirklich der absolute scheiß aber ansonsten ein super film toll gemacht
und lohnt sich trotzdem in jedem fall in anzusehen ...

Anonym hat gesagt…

nun ja, ich weiß ja nicht was ihr alle gegen das Ende habt, ist doch mal abwechslungsreicher als der typische patriarchische Scheiß! Diesmal gibt es eben kein Retter...
Ich fand das Ende endlich mal gerechtfertigt und irgendwie erinnerte es mich auch ein bischen an Matrix :) Und war Matrix wegen dem Ende auch so schlecht? Ich denke nicht! Also, nur weil die ganze Menschheit vernichtet wurde ist das Ende doch nicht scheiße!

Anonym hat gesagt…

Mein Freund und ich fanden den Film klasse! Scientology oder christlicher Propagandafilm hin oder her. Die Story ist interessant und regt zum Nachdenken an..
Dass sich die vermeintlichen Aliens dann als Engel entpuppt haben fand ich eigentlich ganz schön, auch wenn ich finde, dass diese Szenen mit den Kindern auf der 'neuen' Erde hätten wegfallen können.
Und was ich mal gut fand: Es wurden wenigstens nicht nur die Amis gerettet!! Gab ja mehrere Raumschiffe;)

CodeFlatter hat gesagt…

Dieser Film ist einfach nur schlecht und gehört am Ende um mindestens 20 Minuten zensiert.
Was da an Kirchenpropaganda abgezogen wurde, könnte man fast als lächerlich bezeichnen, wenn es in den Köpfen vieler Menschen nicht so unheilvolle Wurzeln schlagen und allzuviele neue "Jünger" in die Arme der nächstenliebenden kirchlichen "Abschlepper" treiben würde.
Ich Wette, diese Saat geht auf...

Oh ja, DAS ist Scientologie!
In dem schrecklichen Ende (nun - das die Erde ausgelöscht wird, ist dabei noch die gute Nachricht...) wird die biblische Geschichte per Knopfdruck auf "Reset" gestellt und somit deren Wahrheitsgehalt implizit außer Frage gestellt und zwei Auserwählte dürfen wieder im Garden Eden dinieren - ohne natürlich von der Frucht des Baumes kosten zu dürfen(?).
Dieser Film ist schlichtweg eine Frechheit!

Anonym hat gesagt…

Das ist definitiv kein christlicher Film, auch wenn ich das selber zunächst auch geglaubt habe, und zwar aus folgenden Gründen:

- Da wird behauptet, dass ab jetzt, wo ich diesen Kommentar hier schreibe, in ca. 2 Wochen (!) die Welt untergehen soll. Diese Panikmache ist unchristlich: In der Bibel steht zwar, dass unsere Welt irgendwann ein Ende haben wird, aber es heißt explizit, dass nur Gott weiß, wann das passieren wird (vorausgesetzt, der Termin steht überhaupt schon fest). Das heißt, dass es KEINE derartige Prophezeihung gibt oder geben wird, aus der man irgendwie ein solches Weltuntergangsdatum errechnen oder entschlüsseln kann.
Jegliche Ankündigungen eines Weltuntergangs für einen bestimmten Termin, wie sie z. B. die Zeugen Jehovas immer wieder machen, sind damit Unfug.

- Die Wesentlichen Inhalte des Christentums kommen garnicht vor: Jesus, Kreuzigung, Vergebung der Sünden.

Anonym hat gesagt…

Jetzt, wo ich immer mehr erfahre, dass Scientology dahintersteht, bereue ich, dass ich diesen Film gesehen habe. Schlecht an diesen so wie eigentlich an den meisten Weltuntergangsfilmen finde ich, dass für den Untergang nie die Menschen selbst schuld sind: Es sind fast immer nur Naturkatastrophen, Auseridische usw. Dabei sind wir Menschen sehr wohl in der Lage (und wir tun das momentan auch) uns selbst zu vernichten(Umweltzerstörung, Ausbeutung, Weltwirtschaftskrisen, zunehmende Militärausgaben und bald Kriege um die letzten Ressourcen usw.). Wenn die Filme daran ansetzen würden und Perspektiven aufzeigen würden, wären die Filme wenigstens eine Warnung an uns und wir hätten eine Chance uns zu ändern.

Anonym hat gesagt…

Hab mir den Film heut abend auf BluRay angesehen (hervorragende Qualität)und im Anschluß die Kommentare hier gelesen.

Find ich ja interessant, dass die Grundzüge von Christentum und Scientology offensichtlich so ähnlich sind, dass der Film hier gleich leidenschaftlich beiden Strömungen zugeschrieben wird. ;-)

Mir geht's mit dem Film ganz gleich wie den meisten hier. Fängt ganz gut an, entwickelt sich nicht schlecht, wird recht spannend, gute Desaster-Szenen, wenngleich auch insgesamt keine Stilmittel vorkommen, die man nicht mehrfach anderswo schon gesehen hätte.

Aber das Ende ist und bleibt natürlich absolut indiskutabel und einmal mehr wird ein an sich brauchbarer Streifen von seinem eigenen Schluss zerstört.

Und als Vater eines 6jährigen Buben behaupte ich mal, dass kein Elternteil der Welt sein Kind hier so einfach gehen lassen und selbst zurückbleiben würde.

Das beste Ende für den Film wäre natürlich: das Mega-Flare der Sonne vernichtet den Planeten, sowas kommt im Universum vor, alle sterben, und aus. Das würde zur Story und zum Stil passen.

Aber wir alle wissen natürlich, dass kein Filmstudio der Welt einen solchen Schluss produzieren würde...

;-)

Bernd