09.12.2008

Quarantaene - Kritik und Trailer

Es soll Menschen geben, die noch nicht genug haben von den ganzen gefakten Dokumentationen mit ihren dazugehörigen Wackel-Kameras (z. B. Cloverfield), die seit Blair Witch die Sinne der Zuschauer herausfordern. Für diese Menschen ist Quarantäne, das US-Remake des spanischen Horrorfilms [Rec], gemacht worden. Wer eine spannende Story, halbwegs interessanten Dialog oder überhaupt spannende Unterhaltung/Horror erwartet, der kann sich über Quarantäne nur von Anfang bis Ende ärgern. Pluspunkt: Die Tortur dauert "nur" 88 Minuten.

Quarantäne fängt gaaaaanz gemächlich an. So gemächlich und absolut nichtssagend, dass man sich schon fragt, was man denn machen könnte in der Zeit, bis die Action losgeht oder ob man sein Zeitgefühl verloren hat. Anscheinend haben die Filmemacher ein Herz für diejenigen Zuschauer, die sich erst einmal den Bauch vollschlagen müssen, denn nichts von dem Geschehen oder Dialog der ersten 15 Minuten oder so ist wichtig für den weiteren Verlauf der Handlung... Man könnte meinen, dass uns hier die Figuren vorgestellt werden würden, damit wir ihnen später die Daumen drücken und mit ihnen mitleiden könne, aber es kommt einfach nichts 'rüber, was die Leute sympathisch oder wenigstens halbwegs interessant macht. Und das, obwohl geredet und geredet wird.

Fernsehreporterin Angela Vidal (Jennifer Carpenter, TV: Dexter) und ihr Kameramann Scott (Steve Harris TV: Eli Stone, demnächst: 12 Runden) drehen eine Doku über eine Feuerwache in LA. Sie guckt sich dort jede Ecke an, flirtet mit den Feuerwehrmännern, vor allem Jake (Jay Hernandez, Hostel, Grindhouse, demnächst: Lakeview Terrace) und Fletcher (Jonathon Schaech, Prom Night, demnächst: The Poker Club). Angela rutscht auch noch die Stange 'runter, was uns peinlicherweise an Bridget Jones erinnert, und plappert und kichert als wäre sie 13. All das müssen wir uns quasi durch die TV-Kamera angucken (wie den ganzen Film). Es wird also auch noch ständig zu uns gesprochen, Angela ist sich zu jeder Zeit der Zuschauer bewusst. Und wir sind uns bewusst, dass sie sich bewusst ist und bei soviel Bewusst-sein schafft der Film einen großen Abstand zu den Zuschauern, anstatt wir wie beabsichtigt näher dran sind.

Viel später geht's also endlich, endlich zu einem Einsatz. Ms. Espinoza (Jeannie Epper) ist alleine in ihrer Mietwohnung. Besorgte Nachbarn hörten sie schreien und tätigten den Notruf. Als die Feuerwehr ankommt, ist die Polizei auch schon da. Gewaltsam wird in die Wohnung der Frau eingedrungen, ein Tier flüchtet, die Frau fängt zu jammern, heulen und schreien an, dann schlägt sie um sich.

[Wenn ich gewusst hätte, dass das Geheule und Geschrei (von verschiedenen Personen, aber was soll's, meine Ohren sind meine Ohren) fast den ganzen Film über - statt Filmmusik - so weitergeht, wäre ich gleich wieder gegangen. Kaum auszuhalten.]

Die zu der Zeit anwesenden Mieter und Polizei/Feuerwehr finden sich plötzlich im Haus eingeschlossen, unter Quarantäne gestellt, denn irgendeine noch nicht identifizierte Krankheit verbreitet sich und dieses Haus scheint die Quelle der Seuche zu beherbergen. Fluchtwege gibt es keine, denn selbst die Fenster werden in Windeseile von draussen verbarrikadiert. Der Veterinär Lawrence (Greg Germann) spielt mit diversen Theorien herum, die nichts bringen. Das muntere Sterben kann losgehen...

Spätestens in der Mitte des Films fing ich an, mich (wieder) tödlich zu langweilen. Mir war egal, wer stirbt und wer nicht. Kurz ekelte ich mich, als einem der Feuerwehrleute sehr, sehr langsam ein Loch in den Kopf gebohrt wurde, aber das war's auch schon. Gesichter mit blutverschmierten Mündern schockieren uns nicht, jagen uns auch keine Angst ein. Auch nicht, wenn es ein Kindergesicht ist (dazu fällt uns höchstens das viel unterhaltsamere 30 Days of Night ein oder einer der besten Filme des Jahres - So finster die Nacht (Let the Right One In)).

Alles in allem ist Quarantäne nervig und langweilig und nicht wert, dass man überhaupt viele Worte darüber macht.

Dann schon lieber 'ne gute DVD: The Chaser

Quarantäne -- Genre: Horror/Thriller -- Länge: 88 Minuten -- FSK: ab 16 Jahren --deutscher Kinostart: 04.12.08
Drehbuch: John Erick Dowdle und Drew Dowdle, basierend auf dem Drehbuch [REC] von Paco Plaza und Luis Berdejo und Jaume Balagueró.
Regie: John Erick Dowdle

Quarantäne Cast:
Angela Vidal - Jennifer Carpenter
Scott - Steve Harris
Jake - Jay Hernandez
Fletcher - Jonathon Schaech
Randy - Denis O'Hare (Der Krieg des Charlie Wilson, Baby Mama, demnächst: Der fremde Sohn)
Danny - Columbus Short (This Christmas, demnächst: Whiteout, Cadillac Records)
Kathy - Marin Hinkle (TV: Two and a Half Men)
Yuri - Rade Serbedzija (The Eye, demnächst: The Code)
Lawrence - Greg Germann

Quarantäne deutscher Trailer (1:36)



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