20.11.2008
Max Payne - Kritik
Seit die Familie von Max Payne (Mark Wahlberg, Happening, Helden der Nacht, demnächst: In meinem Himmel/The Lovely Bones) ermordet wurde, macht der Detective der Mordkommission Innendienst - er verwaltet die "Cold Cases" (kennen wir ja aus dem TV, also die unaufgeklärten Fälle, an denen keiner aktiv arbeitet). Das hält ihn aber nicht davon ab, in seiner Freizeit auch schon 'mal Verdächtige zu verfolgen, denn einer der Mörder seiner Familie ist noch auf freiem Fuß bzw. lebt noch. Max ist besessen von der Idee, den Mörder zu finden. Seine Kollegen meiden ihn, denn keiner glaubt daran, dass der Fall noch aufgeklärt wird - und sie fühlen sich schuldig. Oder sie halten Max für schuldig.
Dann macht Max Payne in einem Club die Bekanntschaft von Natasha (Olga Kurylenko, Hitman, Ein Quantum Trost, demnächst: Tyranny) und bemerkt ihr außergewöhnliches Tattoo. Die Frau interessiert ihn nicht, er will von ihr nur Infos über den furchteinflößenden Lupino (Amaury Nolasco, TV: Prison Break, Kino: Street Kings, demnächst: Armored), der auch im Club war. Doch sie hat nichts zu bieten.
Am nächsten Tag ruft Paynes Ex-Partner Alex (Donal Logue, Zodiac, demnächst TV: Life) an und nimmt ihn mit zu einer zerschmetterten Leiche, bei der Maxs Brieftasche gefunden wurde -- Natasha. Auch Alex fällt die Tätowierung auf und er recherchiert: es ist die gleiche, die auch einer der Mörder der Familie Payne trug. Doch nun fällt wieder der Verdacht auf Max, was Jim Bravura (Ludacris als Chris Bridges, Die Gebrüder Weihnachtsmann, demnächst: RocknRolla, Game) von Internal Affairs auf den Plan ruft.
Der Mord an Natasha beschert Max eine Verbündete: die Hitfrau Mona Sax (Mila Kunis, Nie wieder Sex mit der Ex, demnächst: Extract), eine Freundin Natashas. Sie wollen herausfinden, inwiefern Lupino in die Sache verwickelt ist. Bald gesellen sich auch der Ex-Cop BB Hensley (Beau Bridges) und Jim Bravura dazu.
Was hat eine neue blaue Droge mit dem Fall zu tun? Der Fall wird immer verwickelter und immer gefährlicher für Max.
Für mehr als die Hälfte des Films funktioniert Max Payne gut - als gutaussehender Krimi mit einem guten Cast und vor allem einem interessanten Gegner. Endlich darf Amaury Nolasco den über und über tätowierten Badass spielen. Ein netter Bonus für die Prison Break Fans unter den Zuschauern. Ich sehe mir ganz gerne Krimis im TV an, erwarte aber etwas mehr, wenn diese im Kino laufen. Max Payne ist auf jeden Fall interessanter als damals das grauenhafte The Sentinel, aber... Großes, dem Film das Genick brechendes Aber.
Ab der Mitte gibt's ein paar nette Wendungen, doch nach etwa einer Stunde geht's steil bergab. Drehbuchautor Beau Thorn (Max Payne ist sein Erstling) versiebt den dritten Akt, setzt das Ende in den Sand. Er schafft es nicht, den Fall so aufzulösen, dass das Interesse - und ich rede hier absichtlich vom Interesse des Zuschauers, nicht von Spannung - nicht lange vor Filmende aus dem Fenster ist. Statt das Tempo zu beschleunigen, bremst er u. a. mit langsamen Flashbacks ab. Besonders aufgefallen: In einer Szene wird via eines Videos Exposition geliefert, in der nächsten sehen wir dann den Effekt des eben gehörten, was in dem Moment dann eh' schon klar ist. Das hätte man dramatisch eleganter lösen müssen, den Ton des Videos in die nächste Szene als Voice Over "rüberbluten" lassen (so man denn unbedingt die Zuschauer mit der Nase draufstossen muss, auch den letzten unaufmerksamen Popcorn-Kauer). Ähnlich "doppelt gemoppelt" wurde gleich am Anfang, als man (wohl für die Hörgeschädigten unter uns) das Schild "Cold Case" zeigte, im Close-Up, dann die Figuren auch noch drüber redeten, dass Max jetzt die Cold Cases verwaltet. Vielleicht sollte man sich Max Payne nochmal angucken, diesmal mit Ohrstöpseln, möglicherweise kommt der Film dann besser.
Natürlich fällt all das auch in den Zuständigkeitesbereich von Produzent und Regisseur John Moore, keine Frage. Der war anscheinend z. B. völlig begeistert von Mark Wahlbergs Darbietung als Ertrinkender, denn er ließ einfach draufhalten und draufhalten, als wäre der Film sonst zu kurz. Das war eine lange Szene, mit der der Film auch schon anfing (dort inkl. philosophischem Voice Over), ein kurzer Recall später im Film hätte genügt (so vergesslich sind wir nun auch wieder nicht) und nix wie weiter. Doch nein, die Filmemacher haben keine Eile, sind fasziniert vom Shoot. Dann wird's eben 'mal - nach der "hochdramatischen" Szene - unfreiwillig komisch, da Hulk-mäßig. Später noch die Vögel.... Mystische Vögel mögen im Videogame witzig gewesen sein (falls es die da gibt, keine Ahnung), aber diese CGI-Geier tun dem Film nichts Gutes. Sie drosseln das Tempo, weil wir uns die Dinger ja auch richtig angucken müssen, haben ja schließlich Geld gekostet. Diese ganzen Shenanigans sehen aus, als wollte man mit Gewalt interessante Bilder schaffen, die Eindruck machen, doch das geht sowas von daneben. Zumindest ist der Eindruck, den diese Sachen hinterlassen haben nicht der, der beabsichtigt war. Andererseits wurde Max Payne für relativ bescheidene (für diese Art Film) 35 Millionen $ produziert, was vielleicht die eine oder andere Unzulänglichkeit erklärt, allerdings nicht den seltsamen Geschmack und Stil der Filmemacher.
Über die allerletzte Sequenz legen wir am besten die Schweigedecke, denn die versuche ich verzweifelt zu vergessen. Goldiger, sentimentaler Kitsch und (höchstens mittelprächtige, recht fake aussehende) CGI-Noir passen in meiner Welt einfach nicht zusammen.
Schade eigentlich. Wahlberg war klasse, Beau Bridges auch. Nolasco hatte nicht wirklich viel zu tun ( Prison Breaker - "T-Bag" Robert Knepper geht's in Transporter 3 besser, da bekommt er etwas mehr zu tun). Eine andere Videogame-Verfilmung, Hitman (auch mit Robert Knepper), kann ich mir zum Beispiel immer 'mal wieder einfach aus Spaß angucken, so für die witzige Choreo der Fights und das Geplänkel zwischen Olga Kurylenko und Timothy Olyphant - für Max Payne reicht einmal angucken völlig aus, da wird zusätzlich zur Krimi-Story nicht viel geboten, das mich begeistert bzw. Spaß macht.
Hier geht's zum Original Soundtrack, komponiert von Marco Beltrami (Todeszug nach Yuma, Stirb langsam 4.0) und Buck Sanders> Max Payne
Hier geht's zum Max Payne Trailer
Wer diese Woche Spannung sucht, sollte sich diesen anderen Neustart der Woche ansehen - The Strangers.
Max Payne - Genre: Action/Thriller/Game Adaption - FSK: ab 16 Jahren - Länge: 99 Minuten - deutscher Kinostart: 20.11.2008
Drehbuch: Beau Thorne (Erstling), basierend auf dem Videogame Max Payne von Sam Lake.
Regie: John Moore (Das Omen (2006))
Max Payne Cast:
Max Payne - Mark Wahlberg
Mona Sax - Mila Kunis
Jack Lupino - Amaury Nolasco
Natasha - Olga Kurylenko
Jim Bravura - Ludacris als Chris Bridges
Jason Colvin - Chris O'Donnell (Kinsey)
BB Hensley - Beau Bridges
Alex - Donal Logue
Andere Neustarts vom 20.11.2008: The Strangers -- Baby Mama -- Wiedersehen mit Brideshead
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Labels:
Filmkritik,
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