16.04.2011

Ohne Limit - Kritik + Trailer - Cooper, De Niro, Cornish

Der smarte und durchweg spannende Thriller Ohne Limit mit Bradley Cooper (Hangover, Fall 39, Verrückt nach Steve, Das A-Team) in der Hauptrolle basiert auf einem Drehbuch von Leslie Dixon, die sich in den letzten Jahren auf Remakes und Literaturdaptionen spezialisiert hat (Solange du da bist, Hairspray, Nach 7 Tagen - ausgeflittert). Ohne Limit ist die Adaption eines Romans des irischen Autors Alan Glynn, der ursprünglich 2001 als The Dark Fields erschien, kurzfristig in deutscher Übersetzung (Stoff) zu erhalten war und jetzt unter dem Titel Limitless neu herausgegeben wurde. Creepy:  Glynn hat eine reale Entwicklung beschrieben, siehe unten.  (Link zum Roman, derzeit nur in der Originalsprache zu haben: Limitless)

Der Schriftsteller Eddie Morra (Bradley Cooper) hat einen neuen Tiefpunkt erreicht. Seine Schreibblockade lässt ihn immer öfter zu Alkohol greifen, seine Wohnung ist ein Chaos und seine Freundin Lindy (Abbie Cornish, derzeit auch in Sucker Punch) hat ihn sitzen lassen.

Lindy (Abbie Cornish) und Eddie (Bradley Cooper)
Ausgerechnet in dieser Verfassung läuft er seinem Ex-Schwager Vernon (Johnny Whitworth, Todeszug nach Yuma, Gamer) in die Arme, was ihn auch noch an seine fehlgeschlagene erste Ehe erinnert. Ex-Drogendealer Vernon erzählt stolz, dass er jetzt  ganz legal für einen Pharmakonzern tätig sei und drängt Eddie eine Probe des neuen Medikaments NZT auf, das ihm bei seinem Problem helfen soll. Damit erlebt der ein wahres Wunder. Die Tablette berauscht nicht, sondern sorgt für den absoluten Durchblick. Er kann sich an alles erinnern, was er jemals gelesen, gehört oder gesehen hat, er kann im größten Datenhaufen versteckte Muster erkennen, er kann Sprachen erlernen - und alles in Rekordzeit. Plötzlich ist er motiviert, selbstsicher, krempelt sein Leben um und schreibt jede Menge Seiten für seinen Roman. Sehr gute Seiten. Eddie ist begeistert von seinen neuen Möglichkeiten und von NZT. Nix wie her damit. (Alle Fotos mit freundicher Genehmigung und (c) Concorde Filmverleih)

Als er Vernon ermordet auffindet ist das erst der Anfang einer Reihe neuer Probleme, mit denen er sich auseinandersetzen muss. Ein kleiner Restvorrat an NZT und Vernons Bargeld helfen ihm, sich neu zu erfinden und sich der Welt als einen Gewinner zu präsentieren. Er hat jetzt wieder eine Perspektive und Ziele, auf die er hinarbeiten kann, die Problemchen wird er schon in den Griff bekommen.

Macher: Van Loon (Robert De Niro) und Eddie

Eddie ist auf der Erfolgsspur und erobert  Lindy zurück. Er versilbert seine Hirnleistung als Börsenmakler und erregt sogar die Aufmerksamkeit von Carl Van Loon (Robert De Niro Kurzer Prozess - Righteous Kill, Machete), der ihm eine Audienz gewährt, weil er von den Erfolgen des jungen Mannes beeindruckt ist. Eddie kann alles nicht schnell genug gehen. Von Sorge um den Verlust des Medikaments getrieben, lässt er sich auf einen Deal mit einem Kredithai ein, um schneller viel Geld machen zu können. Und er erhöht ständig seine Dosis, was ihn noch effektiver macht. Er muss einen Weg finden, um das Zeug selbst herstellen zu können, aber in veränderter Form. NZT hat nämlich extreme Nebenwirkungen. Nebenbei schwebt Eddie auch noch ständig in Lebensgefahr, denn andere NZT-Süchtige trachten ihm nach dem Leben und wollen an seinen Vorrat...

Eine Pille, die die Denkprozesse turbo-beschleunigt, das Gedächtnis sortiert und alle Daten zugänglich macht - das ist der Wunschtraum vieler Schüler und Studenten und einiger Menschen auf den unteren Sprossen der Karriereleiter (die nicht mit dem goldenen Löffel im Mund geboren wurden und sich faul per copy-and-paste ihre Hausarbeiten klauen oder einen Ghostwriter bezahlen). NZT ist der Jackpot. Ohne Limit zeigt sehr schön, warum im wahren Leben die "smart drugs" zu einem recht großen Problem wurden*. Man kann Eddies Motivation und Risikobereitschaft verstehen, denn schließlich sichert ihm NZT die Anerkennung durch die Gesellschaft, den Erfolg - und Geld, womit man bekanntlich sogar Freiheit kaufen kann.

Eddie ist einfach nicht bereit, seinen tollen Traum schnell wieder zu begraben. NZT macht ihn manisch, weshalb er dann auch keine Angst kennt, als bei den vernünftigen Zuschauern schon längst die Bedenken überwiegen würden. Genau deshalb lieben wir Figuren wie Eddie: sie gehen weiter und tun Dinge, die viele von uns nicht mehr tun würden. Durch sie können wir erleben, wie es wäre, wenn und zusehen, wie sie mit den Konsequenzen umgehen.

Bradley Cooper ist ein Schauspieler, der endlich die Rollen bekommt, die ihm zustehen, nämlich Hauptrollen (Christian Alvart hat Cooper in Fall 39  klar unterschätzt, großer Fehler). Er kann uns den hungernden Künstler genauso gut verkaufen wie den energiegeladenen Macher und als Lover ist er eh gebongt. Bradley Cooper hat bei Ohne Limit übrigens erstmals auch als ausführender Produzent fungiert (siehe auch Video 3 unten, Cooper über De Niro). Robert De Niro ist die Idealbesetzung als der mit allen Wassern gewaschene, manipulative Van Loon. Ein Riesenspass!

*) Seit Jahren rennen immer wieder viele Schüler und Studenten ihrem Traum hinterher, wenn sie zu "smart drugs" greifen, wenn sie verschreibungspflichtige Medikamente wie Ritalin und Adderall (womit man ADD behandelt) zweckentfremden, wenn sie jeden Tag ihren Körpern irre Cocktails aus diversen Substanzen zuführen und mit jeder Menge Kaffee und vor allem "Energy Drinks" hinunterspülen. Die ADD Medikamente werden als Studier-Droge angesehen, tragen Spitznamen wie  "College Crack" oder "Cognitive Steroids", können Psychosen auslösen, zu Gewichtsverlust, Schlaflosigkeit und Herzproblemen führen und Tote gibt es auch immer wieder. Die ganzen Warnungen und Horrormeldungen scheinen aber wenig Eindruck zu machen, denn es wird weitergezockt im Kampf um die Illusion "Chancengleichheit". Weshalb mir dazu wohl der Fall Guttenberg und die verabscheuungswürdige Reaktion der Bundeskanzlerin (Bagatellisierung) einfällt?

Ohne Limit -- Genre: Thriller, Drama, Literaturadaption -- deutscher Kinostart: 14.04.11 -- Länge: 105 Minuten -- FSK: ab 16 Jahren

Drehbuch: Leslie Dixon basierend auf dem Roman von Alan Glynn
Regie: Neil Burger (The Lucky Ones, The Illusionist)


Ohne Limit Clip - Vor NZT: Eddie trifft Vernon


Ohne Limit Trailer deutsch


Bradley Cooper über Robert De Niro


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2 Kommentare:

Karl hat gesagt…

Wird eigentlich wieder Zeit für einen anständigen Film mit DeNiro. Die letzten Filme in denen er mitgewirkt hat, waren leider sehr enttäuschend.

VoP hat gesagt…

Wohl war. Also nix wie hin zum Kino, Karl.