03.03.2008

Oscar-Verleihung - und keiner hat zugeguckt?

Wow, ein wahrer Sturm ist losgebrochen an blog posts die darüber mutmaßen, warum wohl dieses Jahr weniger US-Zuschauer zur Oscar-Verleihung vor den Fernsehgeräten saßen.

(Man muss natürlich erst einmal einwerfen, dass die Einschaltquoten immer noch nur Hochrechnungen aus verhältnismäßig wenig Haushalten sind.....)

Es waren also dieses Mal ein paar Millionen weniger Zuschauer. Dass das an der Show selbst gelegen hat, also Leute einschalteten und wieder gingen, glaube ich nicht. Die Show war okay. Vielmehr könnte man zwei andere Faktoren verantwortlich machen:

1. Der Hype ging auf die Nerven

a) andere Preisverleihungen, die eher drankamen, hatten teilweise die selben Filme nominiert. Es ging auf die Nerven, immer die selben Filme auf der Gewinnerliste zu sehen - die Zuschauer erwarteten deshalb wohl keine Überraschungen. Mir war das auch zu blöde, deshalb habe ich über die anderen Preise nix geschrieben. Ich will weder mich selbst noch euch zu Tode langweilen.

b) wo man auch hinging, man stolperte über Oscar-Anzeigen. Ganz, ganz übel. Als Beispiel fällt mir jetzt die New York Times ein, aber es gab viele andere, mit ätzenden pop-ups, die man wegklicken musste.

2. Die nominierten Filme

Ja, sorry, aber wenn sich nun mal ausser dem Coen-Kult-Club und Film-Snobs wenige Leute für No Country For Old Men interessieren, dann interessiert die auch nicht, ob der Film einen Oscar holt oder nicht. Und ich bin durchaus der Meinung, dass die Zuschauer das Recht auf eine eigene Meinung und eigenen Geschmack haben - vor allem, wenn sie Geld für etwas ausgeben sollen.

Vielleicht hatten im Dezember/Januar/Anfang Februar auch nur wenige Lust, sich den recht dunklen There Will Be Blood anzusehen. Ich finde die älteren Werke von Paul Thomas Anderson (Hard Eight, Boogie Nights, Magnolia) zwar spannend, aber There Will Be Blood ist keine Story, die mich persönlich vom Stuhl reisst - egal, wie gut und professionell der Film letztlich ausschaut (also gemacht ist, Regie, Technik, schauspielerische Leistung, blahdeblah). In erster Linie interessiert mich die Story, alles andere ist untergeordnet. Giganten mit James Dean, Rock Hudson und Elizabeth Taylor hat mir besser gefallen. Das nur nebenbei bemerkt.

Mir ist bis heute unverständlich, wie die Seifenoper Abbitte nominiert werden konnte. Ich kann mir das nur so erklären, dass die Bestseller-Leser den Film nominiert haben. Denn ohne das Buch gelesen zu haben, wenn man nur den Film Abbitte selbst bewertet, kann man nicht zu diesem Schluss kommen. Zumindest mir geht das so. Bei aller Liebe und trotz Keira Knightleys absurden Verrenkungen nicht. War das eigentlich ein Body-Double, das da mit normal aussehender Figur statt Knochengestell aus dem Brunnen stieg? Auch egal. Nette Bilder, ja. Typisch hübsches Set, ja. Aber...

...die Story von Abbitte war recht lahm und mir persönlich kam sie völlig angestaubt vor. Zwar hat hier keiner Selbstmord begangen, aber irgendwie hatten wir das alles schon mal. Infam, Infame Lügen, etc. Das Subplot über den Vergewaltiger, der keiner war, hat die Story auch nicht gerade verbessert.
... die zwei Szenen-Wiederholungen haben mir den Blutdruck hochgetrieben. Zum einen fühlte man sich als Zuschauer da bei der Hand genommen und für dumm gehalten, zum anderen war zumindest die 2. Wiederholung völlig überflüssig. Dilettantisch eingeschoben hat sie auch noch den Erzählfluss unterbrochen.
.... die ewig lange und völlig unnütze Szene, in der wir uns 'mal eben den Krieg, die Soldaten, die Verwundeten angucken. Das Produktions-Budget war wohl zu groß.
.... das Ende hatte das Niveau von "war nur ein Traum" und zeigte lediglich, dass die Figur der Erzählerin Null Entwicklung hingelegt hat. Sie war genauso überheblich, anmaßend und unsympathisch wie sie als Kind schon war. Vielen Dank dafür. Bei Shakespeare hätte sie Selbstmord begangen und dafür hätt's von mir - ausnahmsweise - Applaus gegeben.

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