03.07.2008

Hancock Kritik + Trailer

Nach ein paar superpedantischen Vorab-Kritiken war ich auf das Schlimmste vorbereitet und wartete auf den Moment, in dem Hancock in sich zusammenfallen würde. Der Moment kam nicht. Statt dessen wurde ich angenehm überrascht.

Jetzt auf DVD! -- Hancock

Diese 150-Millionen-Dollar Produktion traut sich 'was. Nicht nur, dass Hancock ein deprimierter Superheld ist, der sich rund um die Uhr die Birne zuknallt und jeden anmacht egal, ob Kind oder Oma, was äußerst witzig ist... nicht nur, dass sich Hancock selbst als Superhelden-Film nicht ganz ernst nimmt, sondern den Superhelden aus einem anderen Blickwinkel betrachtet und uns das zeigt, was wir sonst nicht zu sehen kriegen (was bei einigen Fans des Genres vermutlich nicht gut ankommen wird).... zusätzlich hält Hancock uns aber auch noch den Spiegel vor und was wir da sehen, gibt zu denken.

Kann man die Welt retten, auch wenn sich die Welt dagegen wehrt? Das ist die zentrale Frage, die hinter der Action-Komödie Hancock hervorschaut - mit einem lachenden und einem weinenden Auge. John Hancock selbst rettet besoffen, fluchend und mit zusammengebissenen Zähnen jeden Tag Menschenleben, obwohl das weder seiner Wut noch seiner Depression hilft und er ständig nur Ablehnung erfährt. Eigentlich hat Hancock längst aufgegeben. Ray Embry appelliert in seinem Job als PR-Berater an das Gute im Anzugträger-mit-der-dicken-Brieftasche und erntet nur Spott. Ray hält allerdings mit kindlichem Idealismus an seiner Idee fest und will nicht aufgeben. Die beiden Idealisten, die Menschenleben über Profit stellen, sind also wie gemacht für eine Zusammenarbeit.

Als wir John Hancock (Will Smith, I am Legend, demnächst: Seven Pounds) kennenlernen, richtet er bei einer Rettungsaktion 9 Millionen Dollar Sachschaden an. Selbst die Sprecher in den TV-Nachrichtensendungen reden von seinen "sogenannten Heldentaten" und fügen anklagend hinzu, dass "Hancock wie üblich nicht für einen Kommentar zur Verfügung stand". 600 Zivilklagen hat der ungeliebte Held bereits am Hals.

Ähnlich geht es auch dem PR-Spezialisten Ray Embrey (Jason Bateman, Nie wieder Sex mit der Ex, Juno, demnächst: State of Play). Er will mit seinem PR-Konzept "All Heart" Menschenleben retten und gleichzeitig das Image der Pharma-Industrie verbessern - doch die Anzugträger, denen er vorschlägt, ein TB-Medikament kostenlos zu verteilen, halten ihn für verrückt. Leben retten auf Kosten des Profits? Kommt nicht in die Tüte.

Nachdem Hancock Ray das Leben gerettet hat, will dieser ihm als Dank zu einem besseren Image verhelfen. Nach der Pleite mit "All Heart" erwarten wir, dass auch das in die Hose geht. Rays Sohn Aaron (Jae Head) ist ein großer Fan von Hancock, doch seine Frau Mary (Charlize Theron, Im Tal von Elah, demnächst: Sleepwalking, The Burning Plain, The Road) steht ihm ablehnend gegenüber. Ray ist unbeirrbar. Endlich hat er jemanden gefunden, der seine Vision teilt, einen Gleichgesinnten. Das gibt ihm wieder Hoffnung und eine neue Aufgabe.

Rays Strategie funktioniert wider Erwarten: Hancock geht freiwillig in's Gefängnis (wo er viele der Verbrecher trifft, die er dorthin gebracht hat), nimmt an der dortigen Aggressions-Gruppentherapie teil und nach relativ kurzer Zeit lässt man ihn frei, damit er bei einer Geiselnahme helfen kann. Dort trifft er auf den Geiselnehmer Red (Eddie Marsan in einer ähnlich menschenverachtenden Rolle wie in Happy-Go-Lucky. Demnächst: The Restraint of Beasts, Me and Orson Welles), der es sich zum Lebensziel macht, Hancock aus dem Verbrecherweg zu räumen.

Es gibt einige Überraschungen in Hancock, mit denen ich nicht gerechnet hatte, und die kamen wirklich gut. Eine "Kampf der Giganten" Szene (nicht wie üblich ganz am Ende) war nicht nur was für's Auge, sondern auf Grund mehrerer Dinge, die ich hier nicht ausführen kann (Spoiler), auch extrem lustig und hat mir gut gefallen.

Ganz am Ende wird uns allerdings eine Begründung für Hancocks Weggang bzw. Abflug gegeben, die ich zwar verstand, die aber bei mir nicht gut ankam. Ich hatte mich während des Films schon gefreut, dass es eine Sequel geben kann und mir vorgestellt, wer dabei mitspielt.... Nach der Begründung sah die hypothetische Sequel-Besetzung dann ganz anders aus.. (Medienberichten zufolge ist Hancock 2 durchaus geplant und wird kommen, falls Hancock ein Erfolg wird. Ich hätte absolut nichts dagegen.)

Wenn Hancock in Aktion ist, dann behandelt er Menschen und Dinge, als wären sie seine persönlichen Spielsachen, gibt dem Wort "Toys" neue Bedeutung. Die Special Effects sind dem riesigen Budget entsprechend cool, trotzdem ich mich ab und zu schon fragte, ob eine Sekunde des Schwankens (nach einer Landung Hancocks) auf den Suff zurückzuführen sein soll oder unbeabsichtigt im Film blieb. Ich konnte mir in diesen Momenten gut die Seile vorstellen, an denen Will Smith während der Aufnahme hing. Überhaupt sind einige der Action-Szenen recht spoofig, was kein Nachteil sein muss.

Will Smith ist super in dieser tollen Rolle. Auch Charlize Theron hatte einiges zu tun, hat mich allerdings nicht völlig überzeugt. Sie litt unter auffälligem Rot-Augen Syndrom ähnlich der heulsusigen Hauptfiguren in Baz Luhrmans Romeo und Julia, bei denen man das wenigstens nach zwei Litern Tränen pro Kopf verstehen konnte. Man fragt sich hier, ob's die Kontaktlinsen waren oder das Millionste Take der Heul-Szene (vermutlich Letzteres). Jason Bateman hatte im Vergleich dazu in seiner Gutmensch/Vater-Rolle wenig Möglichkeiten, uns die Bandbreite seines Könnens zu demonstrieren.


Original Soundtrack zum Film: Hancock 

Der Film auf DVD: Hancock

Hancock - Genre: Action-Komödie -- FSK: ab 12 -- Spieldauer: 92 Minuten
Drehbuch: Vincent Ngo & Vince Gilligan
Regie: Peter Berg (Operation: Kingdom)

Hancock Trailer deutsch




Hancock Cast:
Hancock - Will Smith
Ray Embrey - Jason Bateman
Mary Embrey - Charlize Theron
Aaron Embrey - Jae Head
Red - Eddie Marsan
Jeremy (cameo) - Johnny Galecki (TV: The Big Bang Theory)



Superhelden-Central: Iron Man, Der unglaubliche Hulk, Superhero Movie ;)

Film Startseite

Abonniere den Newsletter! Einfach hier klicken

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Nun kurz bevor ich ins Bett gehe und gerade vom Frankenheim-Open-Air-Kino in Düsseldorf herkomme...muss ich noch kurz ne Filmkritik abgeben.

Hancock...FSK ab 16 Jahre...im Düsseldorfer Open-Air-Kino durchaus berechtigt!!

Die ersten 30 Minuten strotzt der Film - Will Smith sei Dank - vor aberwitzigen aber auch durchaus krassen Verbalausdrücken...wie am Fließband!!
Hancock ist ein heruntergekommender "Antiheld" mit Superkräften und erlangt mit Hilfe eines Promoters zunehmend Anerkennung für seine Heldentaten.
Im ersten drittel des Filmes säuft Hancock und verursacht bei seinen "immerzu guten Taten" heftige Kollateralschäden und baggert zudem ohne Ausnahmen jederman an.

KEIN Grund den Film "Kindern ab 12" zu zeigen...denn sie würden nur noch mehr Nahrung (=neue Kraftausdrücke) dazu bekommen.
Dieser Film - so Unterhaltsam er auch ist setze ich daher auf den Index - für Jugendliche unter 16 und würde den Film wirklich keinen Jugendlichen unter 16 Jahren zeigen wollen.

Witzig ist der Film allemal mit auch gutem Unterhaltungswert.
Ein Film FÜR Erwachsene mein Fazit...und durchaus mit Sinn "und Verständniss" für krassem, schwarzen und zynischem Humor.

Nach 2/3 des Films schwenkt der Film von einer urkomischen sarkastischen Komödie um in immer mehr Dramatik - mit allerdings gutem und auch wieder witzigem Ende.
LG
FrankRosskoss@aol.com