22.01.2009

Operation Walkuere - Stauffenberg Attentat Kritik + Trailer


Operation Walküre - Das Stauffenberg Attentat stellte meine Geduld auf eine extrem harte Probe, was wenig mit seiner Länge von 121 Minuten per se zu tun hat. Dennoch ist Operation Walküre ein Film, der er erst hinterher so richtig interessant wird, wenn man darüber redet, einem bestimmte Szenen wieder einfallen und man über deren Daseinsberechtigung im Film nachdenkt.

Einige haben gefragt, weshalb man am Anfang von Operation Walküre - Das Stauffenberg Attentat den adelsbetitelten Stauffenberg (Tom Cruise, Tropic Thunder, Von Löwen und Lämmern) in Action sieht, wobei er eine Hand, ein Auge und noch zwei Finger verliert und weshalb dann auch noch seine Rückkehr zur Familie gezeigt wird. Das wäre doch unnötig, so der Einwurf, und alles habe mit der Story an sich, dem Attentat, wenig zu tun. Gar keine schlechte Frage.

Zum einen zeigt uns die Verwundung Stauffenbergs, dass unser Protagonist für's Vaterland den Kopf hingehalten hat und nicht nur Schreibtischtäter war. Zum anderen zeigt es auch, dass er Mut hat. Mut ist, das wollen wir nicht vergessen, wenn man etwas tut, das einem Angst macht.

Außerdem stellen uns die Szenen am Anfang auch Stauffenbergs Frau Nina (Carice van Houten, Black Book) vor. Van Houten legt viel Gefühl in ihre Performance und diese sagt etwas über den Charakter von Stauffenberg, erzählt von der Angst und dem Mut und dem Willen, endlich zur Tat zu schreiten. Auch ohne Dialog. Besonders in einer kitschig anmutenden Szene mit den Kindern, in der die Freude an ihrem Spiel plötzlich der Erkenntnis weicht, was man den eigenen Kindern mit seiner Untätigkeit antut. Die lernen schon früh, dass Uniformen und Gewalt Bestandteil des Lebens sind.

Während des Films kann man beobachten, dass der berühmt-berüchtigte deutsche Perfektionismus, Über-Planung und starre Hierarchien genau die Dinge sind, die alles aufhalten. Nichts bewegt sich, auch wenn Bewegung das Ziel ist. Erlernte Hilflosigkeit? Angst zu versagen? Cinderella-Komplex, also Angst vor Erfolg? Oh, Gott, wenn's klappt, was machen wir denn dann?

Diese Frage wurde tatsächlich gestellt.

Operation Walküre, das machen wir dann. Nach Paragraph X Absatz Y tritt die nach Hitlers Ableben in Kraft. Moment, bevor wir das Attentat durchführen, müssen wir erst einmal die Walküre absolut hundertprozentig wasserdicht machen. Ungläubige Blicke, als Hitler anstandslos die Neufassung von Operation Walküre unterschreibt.

Auch das noch, keine Entschuldigung mehr, es muss gehandelt werden? Es grenzte schon an eine Parodie und ich muss zugeben, dass ich mich über die Uniformträger lustig machte. Schließlich saß ich ja im Kino und sah einen Film. Der Film wollte wohl realitätsnah zeigen, was in den Leuten vorgegangen sein kann. Also keine Hollywood-Helden, die sich blind in die gefährlichsten Situationen werfen, sondern Menschen mit Ängsten und Fehlern. Trotzdem drängte sich das Wort "Feiglinge" immer wieder in mein Bewusstsein.

Übrigens: tolle Leistung von Tom Cruise, der nach seinem Attentat vor Angst fast mit den Zähnen klappert. Doch erst da, ultra-spät im Film, kommt endlich Bewegung in die Sache, wird auch ein einziges Mal geflucht, wird einfach gepusht und gehofft, dass alles gut geht. Es wird - völlig untypisch - auch improvisiert, schnelle Entscheidungen getroffen Wenn da nur nicht diejenigen Verbündeten wären, die mit ihren Bedenken und ihrer Behäbigkeit Sand in's eben gerade auf Touren gekommene Mut- und Action-Getriebe werfen. Doch für Stauffenberg ist endlich "jetzt oder nie!" angesagt, er steht unter Strom. Er ist ein Mann mit einem Traum.

Das war, wie gesagt, der letzte Akt, der Höhepunkt. Vorher wünschte ich mir, es würden ein paar der Verbündeten sich ihre Schweizer-Messer greifen, ein paar Leute aus dem Weg räumen und dann den King vom Thron stoßen. Historisch akkurat oder nicht, das war mir zu dem Zeitpunkt auch schon völlig egal. Künstlerische Freiheit und Fiktion, nix wie her damit und erlöse mich von den uniformierten Tätern, die einfach genau das nicht hinkriegen, was doch sonst ihre Spezialität ist - das Töten. Ich war in etwa so frustriert wie ein paar der Möchtegern-Attentäter.

"Führer befiehl, wir folgen Dir!" stand auf einer Wand. Was, wenn keiner befiehlt, der die Macht hat, so schwarz-auf-weiß? Die Lemminge, auch die Höher-Rangigen, sind aufgeschmissen und machen sich fast in's Hemd, haben Angst vor der eigenen Courage. Da beruft man sich doch gerne wieder auf die Hierarchie und das Protokoll, auf seine Vorschriften, denen man ja zu folgen hat. Demnächst in Der Vorleser werden wir hören, dass das nicht die unvorteilhafteste Strategie ist, sein Verhalten angeblich gezwungenermaßen dem Kontext der Zeit angepasst zu haben, sich einfach als unschuldigen Lemming zu bezeichnen, obwohl man aktiv das behindert hat, was nach moralischem Empfinden hätte passieren sollen...

Übrigens: Von Matthias Schweighöfer gab's viel zu wenig zu sehen. Schade.

Operation Walküre - Das Stauffenberg Attentat -- Genre: Drama/Kriegsfilm -- deutscher Kinostart: 22.01.2009 -- FSK: ab 12 Jahren
Drehbuch: Christopher McQuarrie (Die üblichen Verdächtigen, The Way of the Gun) & Nathan Alexander
Regie: Bryan Singer (Superman Returns)

Operation Walküre Cast:
Stauffenberg - Tom Cruise
Olbricht - Bill Nighy (demnächst: Underworld - Aufstand der Lykaner)
Fromm - Tom Wilkinson (Michael Clayton, demnächst: RockNRolla, Duplicity)
Nina von Stauffenberg - Carice van Houten
Beck - Terence Stamp (Get Smart, demnächst: Der Ja-Sager)
Hitler - David Bamber

Operation Walküre - Das Stauffenberg Attentat -- deutscher Trailer (2:27)



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