29.01.2009
Kritik: Seltsame Fall des Benjamin Button mit Brad Pitt
13 Oscar-Nominierungen erhielt Der seltsame Fall des Benjamin Button letzte Woche (Bericht). Dreizehn. Das und die enormen Produktionskosten von rund $ 150 Mios steigern natürlich die Erwartungen der Zuschauer. Schon als letztes Jahr der Trailer 'rauskam war gleich klar: Der Film sieht zumindest wahnsinnig toll aus (alle 166 Minuten). Auch die Spezialeffekte können völlig überzeugen, machen Benjamins Verjüngungsprozess durchaus glaubhaft. Der seltsame Fall des Benjamin Button ist ein Film für die Augen und für den Kopf, da man unweigerlich versucht, sich in Benjamins Situation hineinzuversetzen. Die Gefühle werden dabei nicht übermäßig angesprochen, was aber kein Nachteil sein muss. Inspiration für den Film war die Kurzgeschichte von F. Scott Fitzgerald (Der große Gatsby), die den gleichen Titel trägt.
Erzählt wird die Geschichte des Benjamin Button in Flashbacks. Daisy (Cate Blanchett (Indiana Jones IV, Babel, I'm Not There, demnächst: Fantastic Mr. Fox) liegt auf dem Sterbebett und bittet ihre Tochter Caroline (Julia Ormond, Unter Kontrolle, demnächst: Che) ihr das Tagebuch von Benjamin vorzulesen. Wenn es Fragen gibt, dann kann Daisy diese beantworten. Wir kommen immer wieder zurück von Benjamin zu Daisy. Anfänglich erinnert das natürlich an Rose aus Titanic, doch während die alte Rose mir damals auf die Nerven ging und ich sie am liebsten herausgeschnitten hätte, funktionieren die Krankenhaus-Szenen mit Daisy und Caroline sehr gut.
1918. Als Benjamins Mutter bei seiner Geburt stirbt, dreht sein Vater Thomas Button (Jason Flemyng, Mirrors, demnächst: Solomon Kane) völlig durch und setzt das Baby auf den Stufen eines Hauses aus.
Das Haus ist eine Art Altenheim, in dem Queenie (Taraji P. Henson, TV: Boston Legal, Eli Stone, Kino: Talk to Me, demnächst: Hurricane Season, Once Fallen) arbeitet. Sie findet Benjamin und nimmt ihn auf. Da das Baby gebrechlich ist wie ein sehr alter Mensch, wird davon ausgegangen, dass es nicht sehr lange leben wird. Die Annahme stellt sich natürlich als falsch heraus. So wächst Benjamin in einem Haus voller alter Menschen auf, die nicht mehr sonderlich aktiv sind, und sieht sich selbst auch so - als einen alten Mann. Es dauert Jahre, bis er überhaupt laufen kann, sein Gehör besser wird, usw. Außerdem macht Benjamin Bekanntschaft mit dem Tod, da doch einige der Senioren sterben, während er da lebt.
Unter diesen ungewöhnlichen Umständen aufzuwachsen - auch mit den Einschränkungen seines Körpers - hinterlässt natürlich Spuren. Benjamin (Brad Pitt, Ocean's 13, Babel, demnächst: Inglorious Basterds) ist ein sehr ruhiger Mensch und stellt keine Ansprüche an's Leben, hat keine Wünsche oder Träume. Seine Welt besteht aus dem Haus und den Menschen darin.
Das einzige Kind, mit dem Benjamin überhaupt in Kontakt kommt, ist die kleine Daisy. Sie bemerkt, dass Ben nicht so ist wie die anderen Senioren. Sie bemerkt in ihm etwas kindliches, verspieltes. Benjamin stellt fest, dass er sich nicht so fühlt wie die anderen alten Menschen. Mit Daisy zu spielen stellt eine völlig neue Erfahrung für ihn dar.
Wir begleiten Benjamin Button über Jahrzehnte hinweg. Er macht Erfahrungen mit Frauen, verlässt das Heim und heuert auf einem Schiff an, lässt sich auf eine Affäre mit der verheirateten Elizabeth (Tilda Swinton, Michael Clayton, Julia, demnächst: The Limits of Control) ein. Doch Daisy ist diejenige, die seine Geschichte kennt. Daisy ist diejenige, zu der er sich sein Leben lang hingezogen fühlt.
Der seltsame Fall des Benjamin Button ist ein altmodisches Drama, das sich Zeit nimmt, seine Geschichte zu erzählen. Es lässt sich nicht hetzen, nicht in 90 Minuten pressen, hat sein eigenes Tempo. Der Spruch "Jugend ist verschwendet an die Jungen" kommt immer wieder in den Sinn und man überlegt unweigerlich, während man Benjamin beobachtet, ob dieser Spruch tatsächlich Sinn macht.
Als Benjamin sich dem Teenager-Alter nähert, wird uns auch klar: Er hat nicht mehr lange zu leben. Wie furchtbar, das zu wissen, zu wissen, was jetzt noch kommen muss. Ist das so anders als wenn man auf die 70 zugeht? Irgendwie schon, denn wir wissen nicht, wie lange wir noch haben. Ob wir 71 werden oder 90. Benjamin hatte da eine viel bessere Vorstellung davon, wie lange es noch dauern wird und auch davon, wie seine allerletzten Jahre sein werden.
Ich fand Brad Pitts Performance überaus passend. Er hat die Figur des Benjamin nicht so gespielt, als hätte seine (Bens) Lebenserfahrung keine Auswirkungen auf sein Verhalten. Und vielleicht ist es genau das, was uns zu einem irgendwie beruhigenden Fazit führt.
Die Filmmusik verdanken wir dem französischen Komponisten Alexandre Desplat (Syriana, The Queen, demnächst: Julie & Julia, Fantastic Mr. Fox). Der Soundtrack ist hier zu finden: > Der seltsame Fall des Benjamin Button - Original Soundtrack
Zum Benjamin Button Trailer hier lang> Trailer.
Der seltsame Fall des Benjamin Button -- Genre: Drama -- deutscher Kinostart: 29.01.2009 -- FSK: ab 12 Jahren
Drehbuch: Eric Roth (Der Gute Hirte, München)
Regie: David Fincher (Zodiac, Panic Room, Fight Club)
Der seltsame Fall des Benjamin Button Cast:
Benjamin Button - Brad Pitt
Daisy - Cate Blanchett
Elizabeth Abbott - Tilda Swinton
Caroline - Julia Ormond
Queenie - Taraji P. Henson
Tizzy - Mahershalalhashbaz Ali (TV: The 4400, demnächst Kino: Crossing Over)
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Labels:
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