24.10.2009

Kritik Away We Go - Auf nach Irgendwo

Wenn das erste Kind unterwegs ist, dann verfallen die zukünftigen Eltern oft in Panik. So geht das auch Burt (John Krasinski, Ein verlockendes Spiel, demnächst: Wenn Liebe so einfach wäre) und Verona (Maya Rudolph, Idiocracy, demnächst: Grown Ups) in Away We Go - Auf nach Irgendwo. Die beiden sind Anfang 30, arbeiten von zuhause aus, führen eine gesunde Beziehung und haben sich ihr Leben so eingerichtet, wie's ihnen passt. Doch die "Schwangerschaftspanik" wirft plötzlich -zig Fragen auf.

Burt und Verona stellen sich die üblichen Fragen von Wo soll unser Kind aufwachsen bis Wie sollen wir unser Kind erziehen? In diesem Zustand der allgemeinen Verunsicherung und aus dem Gefühl heraus, dass man irgendwie nicht reif genug und nicht fähig ist und überhaupt - es bedarf doch eines ganzen Dorfes, nicht? -, machen sich die beiden auf den Weg, um Freunde und Verwandtschaft zu besuchen. Verwandte, die man jetzt unter neuem Vorzeichen sieht. Aus der Mutter wird die Großmutter, aus der Schwester die Tante. Doch halt: Wie sieht's mit der Kinder-Tauglichkeit von Freunden und Verwandten aus?

Das Autoren-Ehepaar Dave Eggers (demnächst: Wo die wilden Kerle wohnen) und Vendela Vida schreibt sicherlich aus Erfahrung. Sie sind selbst Eltern und sehr engagiert, wenn es um das Thema Kinder geht. Man könnte viel Löbliches über die beiden, ihre sozialen Projekte und ihr Engagement sagen, doch hier geht's nur um Away We Go.

Der größte Fehler der Autoren war vermutlich, Away We Go - Auf nach Irgendwo als "Road Movie" zu konzipieren, denn dadurch werden nacheinander nicht nur die Menschen besucht, sondern auch Klischees abgeklappert und Fragen abgehakt.

Los geht's mit den zukünftigen Großeltern Gloria (Catherine O'Hara, Penelope, demnächst: Killers) und Jerry (Jeff Daniels, State of Play, demnächst: Paper Man), die gleich verkünden, dass sie für die nächsten zwei Jahre außer Landes sein werden. Jerry und Gloria sind nicht die Art von altmodischen Großeltern, die immer als Babysitter zur Verfügung stehen, das Kind verwöhnen, mit ihm in den Park gehen etc. Sie vertreten die "neuen Großeltern", die abwesend sind bzw. ihr eigenes Leben leben, auf die man nicht zählen kann. Außerdem sind sie laut und völlig überdreht. Spätestens beim nächsten Besuch (mehr laute und überdrehte Verwandte) wird dem Zuschauer klar, wie der Hase läuft...

Maggie Gyllenhaal, die sich selbst schon zum Thema Stillen in der Öffentlichkeit geäußert hat, spielt in Away We Go eine winzige Nebenrolle, eine Karikatur ihrer selbst - die Professorin LN, die auch 'mal ältere oder fremde Kinder stillt und zu allem eine abgefahrene Meinung parat hat. Die reißerische Überzogenheit dieser Figur, für deren Ansichten man schon nach der ersten Szene kein offenes Ohr mehr hat, ist besonders bedauerlich bis schmerzhaft. Den Holzhammer und die Schlagzeilen hätte man besser zuhause gelassen.

Away We Go - Auf nach Irgendwo grast seine Liste ab und versucht panisch, dabei nicht verbissen, sondern auch lustig zu sein. Das geht aber leider völlig in die Hose, wirkt viel zu bemüht und passt nicht zum Ton von Anfang und Ende. Erst zum Schluss des Films, als Burt und Verona wieder in ihrem Haus sind, wirkt der Film auch wieder authentisch.

Dramen ohne Humor (die nicht auf Bestsellern basieren) lassen sich angeblich schwer verkaufen. Deshalb bekommen wir verhältnismäßig oft solche fehlgeschlagenen Versuche präsentiert, denen man ansieht, dass herumgedoktort wurde bzw. dass sich die Autoren auf Teufel komm 'raus bemüht haben, nur ja genug vermeintliche Lacher einzubauen, auf neudeutsch bekannt als "comic relief". Als reinrassige Komödie hätte Away We Go mit seinem Anliegen sicher besser funktioniert. Diese Mischung hier funktioniert jedenfalls nicht. Was sich Produzent und Regisseur Sam Mendes (Zeiten des Aufruhrs) dabei gedacht hat?

Der melodische Soundtrack zum Film enthält etliche Titel von Alexi Murdoch (einige sind auch auf seinem Album Time Without Consequence zu finden), aber auch Blue Mind von George Harrison, Breathe von The Stranglers, Meet Me in the Morning von Bob Dylan und Oh! Sweet Nuthin'? von The Velvet Underground. Link: Away We Go Soundtrack

Away We Go - Auf nach Irgendwo -- deutscher Kinostart: 15.10.2009 -- Länge: 98 Minuten -- FSK: ab 12 Jahren
Drehbuch: Dave Eggers & Vendela Vida
Regie: Sam Mendes
Away We Go Trailer deutsch - Auf nach Irgendwo



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15.10.2009

G-Force – Agenten mit Biss

In der Action-Komödie G-Force - Agenten mit Biss geht's um das streng geheime tierische Undercover-Spionageteam G-Force, das vom nerdigen Regierungsbeamten Ben (Zach Galifianakis, Hangover) ausgebildet wurde. Ben ist einer dieser "verrückten Wissenschaftler", die man öfter in Filmen sieht.

Zu der Einheit G-Force unter Leitung des Meerschweinchens Darwin (Foto rechts) gehören die Meerschweinchen Agentin Juarez und Agent Blaster, der Maulwurf Speckles und die Fliege Mooch. Zusammen kämpft der Trupp gegen Korruption und Verbrechen.

G-FORCE-DARWIN
Der Auftrag der G-Force: dem verrückten Milliardär Leonard Saber (Bill Nighy, Underworld 3: Aufstand der Lykaner) Einhalt gebieten, der per einer teuflischen Software die Welt regieren will. Dabei kommen die Undercover-Viecher auch schon 'mal den menschlichen FBI-Agenten in die Quere...

Für das Drehbuch von G-Force - Agenten mit Biss zeichnen gleich fünf Autoren verantwortlich: Das als The Wibberleys bekannte Ehepaar Marianne und Cormac Wibberley (Shaggy Dog, Das Vermächtnis des geheimen Buches), das legendäre Autorenteam Ted Elliott und Terry Rossio (Shrek 1, Fluch der Karibik Trilogie, Das Vermächtnis des geheimen Buches) und Tim Firth (Shopaholic).

imageRegie führt Hoyt Yeatman, der auch die Idee für diese Story hatte. Yeatman ist Spezialist für Visual Effects, G-Force - Agenten mit Biss ist seine erste Regiearbeit (Feature).

G-Force - Agenten mit Biss -- Genre: Familienfilm -- deutscher Kinostart: 15.10.2009 -- FSK: ohne Altersbeschränkung
Drehbuch: The Wibberleys , Ted Elliott & Terry Rossio, Tim Firth.
Regie: Hoyt Yeatman




G-Force Trailer deutsch - Agenten mit Biss



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05.10.2009

von den Morgans gehoert Trailer deutsch Hugh Grant + Sarah Jessica Parker

Update: Ab Juni auf DVD -- Haben Sie das von den Morgans gehört?

Seit über zwei Jahren warten wir jetzt schon auf einen neuen Film mit Hugh Grant, den wir zuletzt in American Dreamz und Mitten in's Herz gesehen haben. Im Januar 2010 wird das Warten ein Ende haben, da kommt endlich die romantische Komödie Haben Sie das von den Morgans gehört? mit Grant und Sarah Jessica Parker (Sex and the City 2) in die Kinos. Einen deutschen Trailer gibt's jetzt schon, cool! (siehe unten)

Auf diesen Film freuen wir uns besonders, weil der Drehbuchautor und Regisseur kein anderer als Marc Lawrence ist, der schon bei Mitten in's Herz und Ein Chef zum Verlieben mit Hugh Grant zusammengearbeitet hat. Auch drei der Produzenten von Mitten in's Herz sind wieder an Board - Liz Glotzer (auch: Der Nebel, Das perfekte Verbrechen), Martin Shafer (Beowulf) und Melissa Wells.

Story:

Die Ehe der beiden erfolgreichen New Yorker Paul (Hugh Grant) und Meryl Morgan (Sarah Jessica Parker) ist alles andere als glücklich. Dann werden die beiden Zeugen eines Mordes und müssen befürchten, dass der Auftragskiller sie deshalb als nächstes in's Fadenkreuz nimmt.

Genau dafür gibt's das Zeugenschutzprogramm, hurra! Doch halt -- die zwei Urbanites werden wohin verfrachtet? In's tiefste Wyoming, in ein Kaff in den Rockys zu den Cowboys? Wird das die Ehe der beiden City Slicker retten oder ihr den Todesstoß versetzen?

Okay, die Storyline erinnert doch sehr an Killshot - allerdings waren dort die beiden Auftragskiller (gespielt von Mickey Rourke und Joseph Gordon-Levitt) die Hauptpersonen und es war weder romantisch noch lustig. Killshot meets City Slickers?

Bei Haben Sie das von den Morgans gehört? mit dabei sind auch Mary Steenburgen (Selbst ist die Braut) und Michael Kelly (Der fremde Sohn, demnächst: Law Abiding Citizen)

Haben sie das von den Morgans gehört? -- Genre: romantische Komödie -- deutscher Kinostart: 07.01.2010 -- FSK: ab 6 Jahren
Drehbuch: Marc Lawrence (Mitten in's Herz, Miss Undercorver I+II, Ein Chef zum Verlieben, Auf die stürmische Art)
Regie: Marc Lawrence (Mitten in's Herz, Ein Chef zum Verlieben)

Haben sie das von den Morgans gehört Trailer deutsch



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03.10.2009

Die fast vergessene Welt Kritik

Nachdem die letzte Adaption einer uralt-TV Serie - Get Smart - nicht überzeugte, kommt jetzt trotzdem die nächste: Die fast vergessene Welt mit Will Ferrell (Die Eisprinzen, Stiefbrüder). Diese hier unterhält vielleicht - wie auch das Original - die lieben Kleinen, für die schon der Anblick eines Dinosauriers reicht, um ihre Herzchen höher schlagen zu lassen und Erwachsene, für die eine Komödie vor allem eines sein muss: albern bis zum Anschlag. Der Humor ist auf jeden Fall arg dünn gesät, so dass Will Ferrell leider viel zu selten Gelegenheit bekommt, sich mit der ihm eigenen Ernsthaftigkeit zum Deppen zu machen, was er doch so toll kann. Positiv ist zu vermerken, dass Die fast vergessene Welt uns wenigstens nicht so ärgert wie z. B. sein letzter Film, Stiefbrüder, oder diverse bösartige "Komödien", die in letzter Zeit unseren Sinn für Humor strapaziert haben. Zu empfehlen für übernächtigte Eltern, die im Sitz neben ihren Kids ein wenig dösen wollen.

Die fast vergessene Welt fängt ganz interessant damit an, dass sich der Paläontologe Dr. Rick Marshall (Will Ferrell) in einer TV-Sendung mit Moderator Matt Lauer (spielt sich selbst) anlegt, der sein neues Buch über seine Theorie zu Zeitreisen und Parallelwelten verunglimpft. (Marshalls Wortwahl erinnert sehr an Das Haus am See). Von seinen Kollegen geächtet, muss der deprimierte Wissenschaftler nun desinteressierte Schüler unterrichten. Als Jahre später die englische Studentin Holly (Anna Friel, TV: Pushing Daisies. Bathory) bei ihm auftaucht, hat sein Martyrium ein Ende. Denn Holly verehrt den Wissenschaftler und hat sogar einen Beweis dafür, dass seine von den Kollegen niedergemachte Theorie stimmen könnte.

Marshall fasst neuen Mut und reist mit seinem Groupie zu einem Portal, von wo aus sie der Geisteszwerg Will (Danny McBride, Ein Mann für alle Unfälle, Ananas Express, Tropic Thunder, Shopping-Center King) auf ihrer Reise in eine andere Welt begleitet.

Der erste Dino taucht auf, Ferrell bringt eine paar trockene Witze an. Ich erinnerte mich daran, dass die TV-Serie damals bewusst und absichtlich albern und unglaubwürdig gewesen sein soll. Trotzdem war ich auf den Affen-Menschen Chaka - der Schauspieler Jorma Taccone in einem Affenkostüm, das so Fake aussieht, wie es faker nicht mehr geht - nicht gefasst. Bald darauf wird klar, dass die Story sich jetzt nicht zu einem Mordsspaß und Riesenabenteuer aufschwingt, sondern lediglich vor sich hinplätschert und selbst die flugs heruntergeschraubten Erwartungen noch enttäuscht.

Ähnlichkeiten mit Die Reise zum Mittelpunkt der Erde und damit logischerweise auch mit Ice Age 3 ließen mich mit den Augen rollen, denn wenn schon spoofig, dann aber richtig und vor allem richtig lustig. Nur mein Glaube, dass es das ja wohl kaum schon gewesen sein könnte hielt mich wach, auch wenn ich gelangweilt war. Doch mehr kam nicht. Am Ende sahen wir nochmal Matt Lauer und irgendwie ist das traurig. Erinnerte uns sein Auftritt doch daran, dass wir anfangs noch etwas Hoffnung hatten...

Da Kinder bekanntlich die selben Geschichten wieder und wieder hören und sehen können, ohne dass sie das nervt, und auch kein Problem damit haben, dass ein 100 Millionen $ Film aussieht, als hätte er höchstens 20 gekostet, sind die Kleinen da vermutlich großzügiger....

Die fast vergessene Welt mit Will Ferrell wurde inspiriert von einer amerikanischen TV-Serie aus den 70ern, Land of the Lost, nach der diese Fantasy-Komödie im Original auch benannt wurde. Das Drehbuch zu Die fast vergessene Welt stammt von zwei TV-Autoren - Chris Henchy (Spielfilmdebut) und Dennis McNicholas (The Ladies Man), der fast 10 Jahre lang an der TV-Show Saturday Night Live mitgeschrieben hat. Regie führte Brad Silberling (10 Items or Less – Du bist wen du triffst, Lemony Snicket – Rätselhafte Ereignisse).

Die Filmmusik wurde komponiert von Michael Giacchino, der auch für die Töne des neuen Star Trek gesorgt hat und für die TV-Serie Lost komponiert. Link zum Die fast vergessene Welt Soundtrack : Land of the Lost.

Die fast vergessene Welt -- Genre: Fantasy/Komödie -- deutscher Kinostart: 01.10.09 -- FSK: nicht bewertet.

Die fast vergessene Welt Trailer



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Die nackte Wahrheit Kritik + Trailer

Die Fans von Grey's Anatomy bzw. Katherine Heigl stürmen die Kinos, um sie in Die nackte Wahrheit zu sehen, doch die Begeisterung für diese zynische romantische Komödie hält sich sehr in Grenzen. Nach dem amüsanten Selbst ist die Braut hatten wir kurz die Hoffnung, dass es mit dem Genre wieder aufwärts gehen könnte. Pustekucken. Die nackte Wahrheit ist ein Film für Männer (was auch Gerard Butler in der männlichen Hauptrolle erklärt), die sich köstlich darüber amüsieren können, wenn sich die weibliche Hauptfigur zum Deppen macht, Haut zeigt und eine Marionette des Mannes ist, während der bärtige und brustpelztragende Macho-Mann so nebenbei als begehrenswert und einfach nur missverstanden verkauft werden soll. Also Wunscherfüllung für Männer, die immer wieder Bestätigung dafür brauchen, dass Frauen enorm tolerant sind, wenn es um das Aussehen, Verhalten und generell die Macken einzelner Herren geht. Dass Frauen die Zielgruppe für das Genre sind/sein sollen, hat man geflissentlich ignoriert. Wollte man auf diese Art mehr Zuschauer in die Kinos locken? Seltsame Strategie.

Als wären Frauen durch Medien wie z. B. "Frauen"Magazine noch nicht verunsichert genug (Studien belegen diesen Effekt), werden sie in Die nackte Wahrheit für ihre Verunsicherung auch noch lächerlich gemacht. Wieder einmal lautet die Botschaft an die Frauen: Wenn du schön bist und gebildet und halbwegs erfolgreich im Beruf, dann reicht das noch lange nicht (wärst du ein Mann, würde der Erfolg im Beruf schon völlig reichen, ätsch.). Du bist nicht gut genug. Es sind weiterhin die Männer, die sich die Frauen aussuchen, nicht etwa umgekehrt. Merk' dir das, du dummes Mädel, und hör' endlich auf, Ansprüche zu haben! Ach ja - mit 30 hast du gefälligst unter Torschlusspanik zu leiden, denn du bist ja auf dem Weg eine "alte Jungfer" zu werden.

In Die nackte Wahrheit spielt Katherine Heigl die Figur Abby Richter, die eine Frühstückssendung produziert, deren Quoten stetig sinken. Das ist auch kein Wunder, denn die Sendung sieht aus wie etwas, das wir von einem öffentlich-rechtlichen TV-Sender erwarten, dem die Quoten egal sein können. Abby träumt von Interviews mit Politikern und scheint generell wenig Kontakt mit der Popkultur zu haben. Andererseits hat sie viel von dem Schwachsinn verinnerlicht, der seit Jahrzehnten schon von Frauenverdummungsmagazinen, Pop-Psychologen, Self-Help AutorInnen und Dating Websites serviert wird.

Bevor sie zu ihren Blind Dates aufbricht, besorgt sie sich Hintergrundinfos zu dem Mann, wie wir am Beispiel ihres Dates mit Jim (Kevin Connolly, TV: Entourage. Er steht einfach nicht auf dich) sehen. Sie hat außerdem eine Liste mit wichtigen Eigenschaften, die ihr Zukünftiger haben muss und eine Liste mit Gesprächsthemen, falls Funkstille eintreten sollte. Natürlich ist sie auch noch bescheuert genug, ihre Karten beim ersten Date offen auf den Tisch zu legen... Eine besonders bedauernswerte Schwachstelle der Geschichte. Abby hätte schließlich auch einfach zu der Einsicht gelangen können, dass sich der ganze Aufwand wirklich nicht lohnt.

Abby ist kein Stück realistisch, wie schon die peinlichen Freudentänze beweisen, die Heigl mehrmals aufführen muss, als würde sie eine 13-jährige spielen und keine etwa 30-jährige TV-Produzentin. Dieses Rumgehopse sieht alles andere als überzeugend aus. Selbst ihr Markenzeichen-Lächeln wirkt öfters gezwungen, so dass man sich fragt, was sich Regisseur Robert Luketic (21, Das Schwiegermonster, Total verknallt in Tad Hamilton und Natürlich blond) eigentlich dabei denkt, uns diese wenig überzeugenden Shots zu präsentieren.

Ausgerechnet das Großmaul Mike Chadway (Gerard Butler, Die Insel der Abenteuer, demnächst: Gamer, Law Abiding Citizen) wird angeheuert, um mit seinem Macho-Segment The Ugly Truth die Quoten von Abbys Frühstücks-Format anzuheben. In diesem Segment zeigt Mike den Frauen, "was Männer wollen", da diese ja simpel und einheitlich nur Eines im Sinn haben, und den Männern zeigt er, wie sie das bekommen. Im Laufe von Die nackte Wahrheit sehen wir immer öfter den "Normalo" hinter der Macho-Fassade und auch seine Ugly Truth wird besser. Man fragt sich schon, wann er seinem Segment den Todesstoß versetzen wird, denn einfach weitermachen wird er kaum können.

Abby lässt sich auf eine Wette mit Mike ein. Wenn sie gewinnt, wird er kündigen. Doch welch Graus - Mikes Tipps (enge Klamotten, push-up BH, anzügliche Kommentare und manipulative Aktionen) führen für Abby zum Ziel bei ihrem erklärten Traummann, ihrem Nachbarn Colin (Eric Winter, TV: Moonlight), womit sie die Wette zu verlieren droht. Colin ist Chirurg und vertritt im Film den Mann, der die "feinen Dinge" liebt, selbstverständlich total oberflächlich ist und natürlich auf Abbys Manipulationen hereinfallen muss. Colin ist der "störende Dritte", also obligatorisch für jede romantische Komödie, die aus Formel plus Klischees besteht. Die Geschichte schreibt Abby vor, dass sie auch bei Anzeichen der Inkompatibilität mit Colin weitermachen muss, obwohl jede halbwegs normale Frau den Typen zu dem Zeitpunkt in Tonne treten würde. Womit ja eigentlich die ganze Theorie nicht mehr stimmt, denn Colin ist nicht der Traummann. Er wird trotzdem bis zum Ende mitgeschleppt, weil den Autorinnen wohl nichts besseres einfiel. Apropos einfallen...

Wenn Jennifer Beals in Flashdance ihre Shrimps ißt, dann ist das - von ihr gewollt - erotisch. Wenn Abby auf Befehl von Mike einen Hot Dog auf ähnliche Art verspeisen soll, dann ist das geschmacklos, derb, völlig unerotisch und auch nicht lustig. Wenn in Harry & Sally Meg Ryan im Restaurant ihrem Harry mit einem vorgespielten Orgasmus vor den Kopf schlägt und völlig verunsichert, dann ist das lustig. Wenn in einer Restaurant-Szene Katherine Heigl einen Orgasmus vortäuschen muss, noch dazu während eines Businesss-Meetings mit Vorgesetzten, weil Abby die vibrierende Unterwäsche trägt (ein Geschenk von Mike, was sonst) und ein kleiner Junge die Fernbedienung bedient, dann wirkt die Szene völlig überzogen und nicht wirklich lustig (eher geschmacklos und fragwürdig wegen des Jungen und fragwürdig, weil Mike die Situation überblickt und nicht eingreift). Ganz abgesehen davon ist die Harry & Sally Szene mittlerweile doch völlig ausgelutscht, zuletzt wurde sie in Mission Hollywood misinterpretiert und nachgespielt. Etwas Neues fällt nicht ein? Zugegeben, eine überflüssige Frage, wenn man an die Mehrzahl der romantischen Komödien denkt, die wir seit einigen Jahren präsentiert bekommen.

Wir verdanken diesen neuen Tiefpunkt dem Autoren-Duo Karen McCullah Lutz und Kirsten Smith, die das Drehbuch zusammen mit Neuling Nicole Eastman schrieben, die auch die Idee zu dem Stoff hatte. McCullah Lutz fungierte außerdem (zusammen mit Eric Reid (Crank 1+2, Underworld 3, Untraceable)) als ausführende Produzentin. McCullah Lutz und Smith hatten vor 10 Jahren einen Hit mit ihrem Original-Drehbuch 10 Dinge, die ich an Dir hasse und der Literaturadaption Legally Blonde - Natürlich blond!. In jüngster Vergangenheit einttäuschten sie allerdings mit ihren Original-Drehbüchern zu House Bunny und She's the Man - Voll mein Typ. Vielleicht wäre es besser, wieder zu Literaturadaptionen zurückzukehren...

Romantisch wird's in Die nackte Wahrheit erst ganz zum Ende hin, viel zu spät, als Abby endlich selbst eine Entscheidung trifft und Mike aufhört, Abby zu manipulieren. Vom Zuschauer wird erwartet, dass er so ziemlich alles vergisst, was vorher war - inklusive The Ugly Truth. Davor ist Die nackte Wahrheit gelegentlich witzig, was allerdings generell auf Kosten der völlig unterentwickelten weiblichen Hauptfigur geht. Ein neuer Tiefpunkt auch für Katherine Heigl und ihre Filmkarriere. Beim ersten Mal war trotz Seth Rogens Figur ganz nett, 27 Dresses eher schwer zu ertragen und Die nackte Wahrheit nun ist völlig daneben.

Gerard Butler und seine Behaarung sind fehlbesetzt. Wenn man uns Frauen - und wir sind ja bekanntlich die Zielgruppe für romantische Komödien, die Männer "gehen nur mit" um hinterher belohnt zu werden, so die Theorie - schon solch einen unausgegorenen sexistischen Mist verkaufen will, weil wir bekanntlich ja alle einen Hang zum Masochismus haben, dann sollte man wenigstens einen Mann als Lead engagieren, den wir uns an Abbys Seite wünschen würden. Also eher einen bärtigen Jeffrey Dean Morgan (zufälliger Weise Izzies verstorbener Liebster in Grey's Anatomy. Zufällig verheiratet, demnächst: Shanghai), dem Gerard Butler in PS I Love You schon nichts entgegenzusetzen hatte, obwohl dort er den verstorbenen geliebten Ehemann spielte. Wenn ein Ashton Kutcher in Love Vegas den kurzfristig bösartigen Neanderthaler gibt, dann funktioniert das. So einen schwer zu verkaufenden Neanderthaler kann man nur mit einem fähigen Schauspieler besetzen, der für gewöhnlich eher den Softie spielt, also "against type" besetzen. Null Punkte an die Casting Direktorinnen.

Man will also den Frauen unbedingt wieder den unrasierten Neanderthaler verkaufen, den Macho mit dem guten Kern, der der Frau zeigt, was Sache ist. (Irgendjemand sollte Karl Lagerfeld Bescheid sagen, dass er mit seinem Protegé, dem Model und atemberaubenden neuen It-Boy Baptiste - sensibel, unbehaart *und* muskulös - völlig daneben liegt. Ja, sicher doch;) Selbstverständlich haben die Frauen überzogene Vorstellungen, die sie sich abschminken müssen, denn -- wenn die Frauen single bleiben, ihre Männer nur noch á la carte genießen und sich diese garstigen Neanderthaler weit weit vom Leib halten, dann müssten diese am Ende umdenken und das geht ja 'mal gar nicht. Es sind immer die Frauen, die falsch liegen und sich ändern und anpassen müssen, nicht die Männer.

Was in Die nackte Wahrheit öfters angenehm auffällt? Der Soundtrack. Da gibt's einige coole Tunes im Film zu hören. Allerdings braucht der Zuschauer nicht nach dem Soundtrack zu suchen - es gibt nur den Score des Films, also die eher schwachen Neukompositionen, die keinen vom Hocker reißen, die coolen Titel sind nicht drauf. Sorry.

Die nackte Wahrheit -- deutscher Kinostart: 01.10.2009 - Genre: romantische Komödie -- Länge: 96 Minuten -- FSK: ab 12 Jahren.
Drehbuch: Nicole Eastman (Erstling) & das Autorenteam Karen McCullah Lutz & Kirsten Smith
Regie: Robert Luketic (21, Das Schwiegermonster, Natürlich blond)

Die nackte Wahrheit - deutscher Trailer (1:49)



Verwandt: Grey's Anatomy News - Katherine Heigl
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