22.07.2009

Killshot Kritik + Trailer

Der Thriller Killshot ist die Adaption eines Romans von Elmore Leonard, dem wir schon eine ganze Reihe von Filmen zu verdanken haben, u. a. Be Cool, Out of Sight. Die spannendste Figur in Killshot ist allerdings nicht wie erwartet der erfahrene und skrupellose Halbindianer Armand, der von Mickey Rourke (The Wrestler, demnächst: The Informers) dargestellt wird, sondern der junge Richie, über dessen Vorgeschichte wir nach und nach einiges erfahren, das uns zu denken gibt...

Killshot Story:

Auftragskiller Armand, genannt "Blackbird" (Mickey Rourke) hat seine Prinzipien ähnlich denen, die wir z. B. von Jim Jarmuschs Ghost Dog kennen. Allerdings ist Blackbirds oberstes Gebot, keinen Augenzeugen am Leben zu lassen. Er geht bei seinen Aufträgen sehr präzise und bedacht vor, wie er uns bei der Ermordung des Mafia-Bosses Papa (Hal Holbrook, Into the Wild - Allein nach Alaska) demonstriert.

Trotzdem konnte er nicht verhindern, dass seinen beiden Brüdern ein Auftrag zum Verhängnis wurde (einer starb, der andere sitzt für den Rest seines Lebens hinter Gittern). Anlass für den von Albträumen geplagten Blackbird, den Job an den Nagel zu hängen. Ein letzter Auftrag soll ihm das nötige Kleingeld bringen, dann will er sich zurückziehen. Zurück zu den Wurzeln, das ist die Idee. Allerdings macht ihm der Indianer Lionel (Aldred Montoya) bei einem Besuch in der alten Heimat unmissverständlich klar, dass Blackbird nicht zurückzukommen braucht, dass er unerwünscht ist. Nach der Abfuhr nennt sich Blackbird nur noch Armand.

Auch das junge Großmaul Richie (Joseph Gordon-Levitt, demnächst: (500) Days of Summer, GI Joe: Geheimauftrag Cobra) bekommt eine Abfuhr. Eine seiner ehemaligen Pflegemütter, die er zusammen mit seiner neuen Flamme Donna (Rosario Dawson, Sieben Leben, demnächst: Percy Jackson - Diebe im Olymp) aufsucht, schlägt ihm die Tür vor der Nase zu, was zu einem seiner vielen Wutausbrüche führt. Wutausbrüche, die sich ein Krimineller wie Richie eigentlich gar nicht leisten kann. Er ist eine tickende Zeitbombe.

Als Richie Armand über den Weg läuft, nimmt dieser sich dessen an. Sentimentalität? Schuldgefühle wegen seiner Brüder? Am Anfang sieht es fast so aus, als könnte der Auftragskiller mit seinen Ratschlägen für Richie von Nutzen sein, zumindest die Lebenszeit des schießwütigen Temperatmentbündels verlängern. Später scheint selbst Armand vom Ergebnis seiner "Lehrstunden" und Richies Skrupellosigkeit überrascht.

Armand lässt sich von Richie die Drecksarbeit machen, quartiert sich bei ihm und Freundin Donna ein. Er scheint sich wirklich für den jungen Mann zu interessieren. Richie legt sich schwer in's Zeug in seinem Bestreben, Armand zu beeindrucken. Dabei überrascht er mit Intelligenz, Flexibilität und einem Händchen für alte Damen. (Mit dem Talent hätte er bei Big Stan Karriere machen können, ohne zum Mörder zu werden. Dumm gelaufen.)

Richie und Armand verfolgen die Spur zweier Augenzeugen, die Armand auf seiner Abschussliste stehen hat: das Ehepaar Carmen (Diane Lane, Untraceable, Das Lächeln der Sterne) und Wayne Colson (Thomas Jane, Der Nebel). Dumm nur, dass die inzwischen am Zeugenschutzprogramm teilnehmen, also umgezogen sind, und sich auch noch getrennt haben. Armand tut sich schwer, doch Richie nimmt die Sache in die Hand und kommt an die nötigen Informationen. Bald stehen die beiden Mordlustigen in Carmens Haus und warten auf das Erscheinen von Wayne...

Die Männer in Killshot - jeder sucht den "Neuanfang" und findet die Ablehnung

Die Frauen in Killshot sind eher Nebensache. Rosario Dawsons Donna bedient das Klischee des Ganovenliebchens, das sich im Grunde nicht für seinen Liebhaber interessiert. Obwohl wir viel von Diane Lanes Carmen sehen, lernen wir auch sie nicht wirklich kennen. Ihr Mann Wayne hat in der Vergangenheit Fehler gemacht, die ihn die Ehe gekostet haben. Er hat sich verändert, er bettelt um eine Versöhnung, die sie ihm verwehrt. Wayne ist nicht der Einzige, der sich in diesem Film eine Abfuhr holt, doch er bleibt wenigstens am Ball.

Was im Laufe von Killshot berührt ist die Tragik des jungen Richie. Er ist das Gegenargument zu tough love, das Gegenargument zu den Jugendämtern, die ihre Mündel im Laufe von deren Kindheit und Jugend bei wechselnden Pflegeeltern unterbringen, deren Qualifikation vielleicht eher suboptimal ist. Armand gibt ihm das Gefühl, dass er ihn ernst nimmt und akzeptiert. Nicht verwunderlich, dass sich Richie an diese Vaterfigur hängt. Ein Neuanfang.

Wir bekommen durch Richies Handlungen immer wieder den Eindruck, dass er einmal ein Junge war, der verzweifelt versucht hat, sich in eine Familie zu integrieren. Was wie genau falsch gelaufen ist, das erfahren wir nicht. Wir sehen aber sein Talent, sein Einfühlungsvermögen und seine "Lieber Junge"-Seite. Dabei kommt er nicht so 'rüber wie z. B. Robert Kneppers T-Bag aus Prison Break, dessen klare Motivation und eiskalte Berechnung Teil seines unterhaltsamen Psychopathen-Charmes ist, sondern wir kaufen Richie seine weiche Seite trotz allem ab. Eine reife Leistung von Joseph Gordon-Levitt.

Das macht die Figur des Richie viel spannender als seinen älteren Spiegel Armand, der höchstens ab und an überlegt, ob er sich für seine Rentnerjahre eine Liebste anschaffen will und den seine Reue nicht davon abhält, für weitere Leichen zu sorgen. In Bezug auf seinen Neuanfang legt Armand noch weniger Ehrgeiz als Rourkes Figur The Wrestler an den Tag.

Sind wir ein Produkt unserer Erziehung und können dieser nicht entfliehen? Wie die Männer in Killshot zeigen, ist es nicht verkehrt, ab und zu Bilanz zu ziehen und einen Neuanfang in's Auge zu fassen. Betonung auf "Neu". Ein Schritt zurück zum Ausgangspunkt führt - wie Richie und Blackbird demonstrieren - nur zu unliebsamen Wiederholungen, Schmerzen und genau den gleichen Situationen, die einen dahin gebracht haben, wo man sich gerade befindet (und von wo man ja nun weg will). Jeder hat die Möglichkeit, sich völlig neu zu erfinden - so er sich dazu entschließen kann. Betonung auf "neu".

Killshot -- Genre: Thriller -- deutscher Kinostart: 16.07.2009 -- Länge: 96 Minuten -- FSK: ab 16 Jahren
Drehbuch: Hossein Amini (Die vier Federn, Die Flügel der Taube) basierend auf dem Roman von Elmore Leonard.
Regie: John Madden (Proof - Der Beweis)

Killshot Cast:
Armand "Blackbird" - Mickey Rourke
Richie - Joseph Gordon-Levitt
Wayne aka Matt - Thomas Jane
Carmen aka Pam - Diane Lane
Donna - Rosario Dawson
Papa - Hal Holbrook (Into the Wild - Allein nach Alaska)

Killshot Trailer deutsch



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