27.06.2009

Big Stan Kritik + Trailer - Morrison, Rathbone, Carradine, Schneider

Ich hätte nicht gedacht, dass mir einmal eine Komödie mit Rob Schneider (Die Bankdrücker, Deuce Bigalow) in der Hauptrolle gefallen könnte, aber Big Stan hat mich eines besseren belehrt. Nicht wirklich verwunderlich, wenn man genauer hinguckt: Das Drehbuch stammt nämlich von Autor Josh Lieb, der an weit über 100 Folgen von The Daily Show mit Jon Stewart mitgeschrieben hat - einer meiner Lieblingssendungen. Big Stan ist das Spielfilmdebut von Autor Josh Lieb und Rob Schneiders Regiedebut. Eine durchaus gelungene Kollaboration, congrats.

In Big Stan findet man ähnlich gelagerten, politisch korrekten Humor mit smarten Seitenhieben (wie in Jon Stewarts Show), der mir sehr zusagt. Lieb hat offensichtlich auch ein Faible für Parodie, was dem aufmerksamen Zuschauer auffallen wird. Zusätzlich gibt's noch Jennifer Morrison (spielt Cameron in Dr. House), wie ich sie noch nie gesehen habe, den kürzlich verstorbenen David Carradine in einer witzigen Rolle, Jackson Rathbone aus Twilight - Biss zum Morgengrauen als Häftling/Stoner und Dan Haggerty (bekannt als Der Mann aus den Bergen) als schwulen Biker.

Nebenbei bemerkt: Prison Break Fans werden bei der Storyline öfters grinsen - eine nette Hommage an die Serie. Leider gibt's weder Szenenbilder mit Jennifer Morrison noch mit Jackson Rathbone, sonst hätte ich sie hier eingestellt. Da hat die Marketing Abteilung aber 'mal sowas von total gepennt, oder? Schließlich will man als Dr. House- und/oder Twilight Fan doch informiert sein. Wenigstens gönnt uns der Trailer einen - viel zu kurzen - Blick auf Morrison und auch Jackson Rathbone ist zu sehen. (Er guckt ganz erschrocken, als der Gefängniswärter die Untersuchung ankündigt und kurz darauf wird er von einem Insassen gegen die Wand gedrückt. Genau, das isser, unser Jasper. Auch in Big Stan um die Nase blass;) .... Und der Trailer wird dem Film auch ('mal wieder) nicht gerecht.

Worum geht's?

Stan Minton (Rob Schneider) ist ein erfolgreicher Anlagebetrüger, der genau weiss, wie er seine Kunden um den Finger wickeln kann. Der erklärten Rassistin, die nicht in der "schlechten, überwiegend afro-amerikanischen" Nachbarschaft Urlaub machen will, verkauft er trotzdem einen Anteil an einer Wohnung denn gegen Sex mit einem solchen Afro-Amerikaner hätte sie ja nun wiederum nichts einzuwenden. Ganz im Gegenteil. Damit hat Josh Lieb genial schon den ersten vorurteilsbehafteten Heuchler vorgeführt und uns gleichzeitig gezeigt, dass Stan Minton ein ganz schlauer Verkäufer ist, der die Schwächen seiner Kunden genau kennt und auszunutzen weiss.

Als Stan für seine Tätigkeiten jahrelang in den Knast soll, verschafft ihm sein Anwalt erst noch 6 Monate Aufschub. Sofort recherchiert Stan, was ihn denn im Knast erwarten könnte. In einer Biker-Kneipe sagt ihm der erfahrene Tubby (Dan Haggerty), dass Stan davon ausgehen muss, vergewaltigt zu werden. Und erklärt auch, dass eine Vergewaltigung ein Akt der Gewalt ist und nichts mit Sex oder Homosexualität zu tun hat. Das ist wirklich gut gemacht und lustig noch dazu. Ich will den Twist dieser Szene nicht spoilen... Nur soviel: damit wird auch noch ein anderes Vorurteil angesprochen.

Big-Stan-Carradine-StillSofort quartiert Stan den kettenrauchenden Kampfsportler Der Meister (David Carradine, Foto) in seinem Haus ein und trainiert von früh bis spät. Sehr zum Leidwesen seiner Frau Mindy (Jennifer Morrison, TV: Dr. House, Kino: Star Trek), die sich Hoffnungen auf ein Baby machte. Doch Stan redet ihr das aus, denn er geht ja nur für 3 Jahre in den Knast, was soll man dann mit dem Kind machen, wenn er wieder 'rauskommt? ;) Trotzdem Mindy enttäuscht ist, unterstützt sie ihren Stan, denn der hat bisher noch alles geschafft. Er ist schließlich ein Selfmade-Millionär, er hat 'was drauf.

Zur Sicherheit lässt sich Stan noch den Hintern tätowieren und schon im Bus Richtung Knast macht er gleich auf super-tough nach dem Motto "Angriff ist die beste Verteidigung" und legt sich so ein entsprechendes Image zu. Neuankömmling Robbie (Jackson Rathbone) ist ein Stoner, dem von Anfang die Muffe saust. Stan beschützt ihn vor Übergriffen, auch wenn das angeblich nur ein Resultat seines Selbstschutzes ist.

Dass Big Stan nicht nur eine Aneinanderreihung von witzigen Szenen ist, dürfte wohl jedem Leser inzwischen klar sein. Selbst das Ende des Films ist überraschend und Stan hat tatsächlich etwas gelernt, er hat sich verändert - wie wir das vom Protagonisten in einem guten Film erwarten. Mit dem Thema Homosexualität, das natürlich im Knast unweigerlich zur Sprache kommt, schließlich werden die Häftlinge bunt zusammengewürfelt, wird vorbildlich umgegangen. Damit hätte man sich doch eigentlich ein Prädikat verdient?! Von mir gibt's ein "besonders wertvoll" mit ***** - und deshalb würde ich dem Film auch ein FSK 12 geben.

Meiner Meinung nach ist Drehbuchautor Josh Lieb ein Fan der Serie Prison Break und hat augenzwinkernd einige PB Elemente eingebaut, so als Hommage an die Serie. Dazu gehört u. a. die Storyline um Robbie (Prison Breaker erinnern sich an Tweener Apolski) und ein Modell ähnlich wie das, das damals Michael Scofield für Henry Pope fertiggestellt hat. Auch für Gefängnisdirektor Gasque (Scott Wilson, Junebug, demnächst: For Sale By Owner) spielt ein solches Modell eine sehr wichtige Rolle und es soll für Stan ähnlich wichtig werden wie es das für Michael damals war. Prison Break geek-speak, schon klar... ;) Auch ein Aufstand wird geplant. Ich fand die Hommage echt witzig und gut gemacht und habe mich darüber sehr amüsiert.

Jennifer Morrison als Stans Ehefrau Mindy ist natürlich schon deshalb witzig, weil wir sie als Dr. Cameron ganz anders kennen. Hier ist sie die süße Ehefrau, die auf den ersten Blick vielleicht sehr naiv oder gar Peggy-Bundy-mäßig erscheint, sie hat's aber faustdick hinter den Ohren und vor allem liebt sie ihren Mann. Die Darstellung der Ehe der beiden hat mir sehr gut gefallen.

Seine Rolle in Big Stan war keinewegs David Carradines letzte Rolle. Ganz im Gegenteil, es kommen noch eine ganze Reihe von Filmen mit ihm, die meisten befinden sich noch in der Postproduktion. David Carradine sieht hier ziemlich entspannt aus und scheint Spaß an der Arbeit gehabt zu haben.

Schade, dass Big Stan in nur relativ wenigen Kinos angelaufen ist. Da werden wohl einige Leute noch warten müssen - schlimmstenfalls auf die DVD. Aber es lohnt sich auf jeden Fall. [Weshalb der Film mit einem FSK 16 geschlagen werden musste ist mir nicht ganz klar, auch nicht nach Durchsicht der Einstufungskriterien. Ja, schon klar - what else is new? Hoffnungslos.]

Big Stan Trailer deutsch



Big Stan -- Genre: Komödie -- deutscher Kinostart: 25.06.09 -- FSK: ab 16 Jahren -- Länge: 109 Minuten
Drehbuch: Josh Lieb
Regie: Rob Schneider

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