01.05.2009

X-Men Origins: Wolverine Kritik + Trailer - Jackman, Schreiber


X-Men Origins: Wolverine ist der erste der großen "Sommer-Blockbuster" und so gingen wir erwartungsvoll und gespannt in's Kino. Ich komme mir ja schon vor wie eine verkratzte Schallplatte, aber wieder einmal muss ich sagen: Wenn der ganze Film so toll wäre wie der Anfang, der erste Akt, in dem wir uns auch über eine Reihe interessante Figuren, allen voran Ryan Reynolds als Wade bzw. Deadpool amüsieren dürfen, dann wäre ich jetzt völlig begeistert. Und das, obwohl dem ersten Akt (wie eigentlich dem ganzen Film) etwas fehlt: coole Frauen-Power. X-Men Origins: Wolverine besteht darauf, dass wir uns hauptsächlich mit Wolverine und seiner nicht sonderlich originellen Story beschäftigen. Ärgerlich, aber zugegebenermaßen nicht völlig unerwartet. Wenn richtig coole Figuren auftauchen - zum Beispiel sexy Remie LeBeau "Gambit" (Taylor Kitsch, Der Pakt, demnächst: Gospel Hill, The Bang Bang Club) - und dann wieder für lange Zeit verschwinden, dann unterstreicht das nur die Tatsache, dass Wolverine keine faszinierende Hauptfigur ist; schon gar nicht in dieser Story, die wir übrigens den Autoren David Benioff (Der Drachenläufer) und Skip Woods (Hitman, Swordfish) zu verdanken haben.

X-Men Origins: Wolverine gibt uns zuerst kurz einen Eindruck von der Kindheit der Halbbrüder James Howlett - später bekannt als Logan bzw. "Wolverine" - und Victor Creed "Sabretooth". Das ist sehr schön gemacht, zeigt es doch die komplizierte Dynamik im Verhältnis der beiden: Eifersucht aber auch Freundschaft, Fürsorge und Verantwortungsgefühl seitens Victor. Einzig der Darsteller des jungen James (Troye Sivan), der völlig übertrieben spielt, ist in diesen Anfangsszenen zu bemängeln. Was sich Regisseur Gavin Hood (Machtlos, Tsotsi) dabei dachte?

Toll gemacht ist der Übergang von der Kindheit 1845 - die beiden ungleichen Brüder auf der Flucht - hin zu Logan (Hugh Jackman, Australia, DVD: Deception - Tödliche Versuchung) und Victor (Liev Schreiber, Unbeugsam, demnächst: Taking Woodstock) als Soldaten, die Seite an Seite über die Jahrzehnte in diversen Kriegen kämpfen und ihre besonderen Fähigkeiten einsetzen.

Bald zeigt sich dann die Schwachstelle von X-Men Origins: Wolverine, die sich durch den ganzen Film zieht: Der Protagonist Wolverine ist lange nicht so interessant wie Victor, dem im Laufe der Jahrzehnte sein moralischer Kompass abhanden gekommen ist. Kain und Abel eben. Dass Victor sich nicht um Recht und Unrecht schert sehen wir schon an einer Szene, in der er sich während einer Schlacht eine Frau greift und in einer Hütte über sie herfallen will.

Victor und Logan sind wegen ihrer Fähigkeiten für die Regierung natürlich besonders interessant. Sie lassen sich von William Stryker (Danny Huston, New York für Anfänger) für eine Sondereinheit rekrutieren, die für zweifelhafte Zwecke eingesetzt wird, Massenmorde inklusive.

Diese Elite-Einheit bringt Schwung in X-Men Origins: Wolverine, denn sie besteht aus interessanten Figuren - u. a. Chris Bradley "Bolt" (Dominic Monaghan, TV: Lost), den man bei Stromausfall super gebrauchen kann, Plappermaul Wade Wilson "Deadpool" (Ryan Reynolds, Vielleicht - vielleicht auch nicht, demnächst: Selbst ist die Braut, Adventureland), der mit seinem Schwert schneller alles niedermacht, als man gucken kann und sich auch noch superwitzige Wortgefechte mit den anderen liefert, John Wraith (Will.I.Am), der sich blitzschnell teleportieren kann, usw.

Gerade, als man es sich in seinem Kinositz bequem macht und sich über die Action dieses interessanten Teams freut, da ist auch schon Ende Gelände. Logan erinnert sich an sein Gewissen, kehrt dem Team entsetzt den Rücken und spielt statt dessen in den Bergen Holzfäller. Ein völlig einsam gelegenes Haus in atemberaubender Landschaft und seine gähnend langweilige Freundin Kayla mit ihrem esoterischen Gelaber (Lynn Collins, TV: True Blood) genügen dem von Alpträumen geplagten Logan jahrelang völlig. Ob's an Kaylas übermenschlichen Fähigkeiten liegt, jeden Streit sofort schlichten zu können? (The Mentalist lässt grüßen.) Die Kayla/Logan Szenen sind schwer zu ertragen, könnten allerdings als Schlafmittel supi funktionieren.

Stryker und Agent Zero (Daniel Henney in seinem US-Debut) tauchen mit schlechten Nachrichten auf: Mitglieder des Elite-Teams werden ermordet und Logan soll helfen. Der winkt desinteressiert ab. Doch dann wird auch Kayla ermordet. Als Wolverine Kayla in den Armen hält und losbrüllt erwartet man fast, dass er grün anläuft und sich in Hulk verwandelt. Obwohl wir froh sind, dass die langweilige Kayla weg vom Fenster ist, sollen wir uns jetzt also voll hinter Logans Revanche stellen - und wenn er damit durch ist, wird er dann wieder Mr. Langweiliger Holzfäller? Logan lässt sich von Strykers Team erst einmal in den unkaputtbaren Wolverine verwandeln.

Wolverine hört sich ein wenig richtungslos und konfus an? Durchaus. Dieser Protagonist kann einem mit seinem hin- und her leicht nerven. In den Szenen zwischen den Action-Sequenzen fragte man sich auch schon 'mal, wo die Reise eigentlich hingehen soll. Ich war immer froh, wenn Victor aufgetaucht ist, doch auch die Kämpfe zwischen den Brüdern nutzten sich ab und die "Auflösung" des Konflikts im Finale war ziemlich daneben.

Es ist anscheinend das Jahr der Entstehungsgeschichten und Prequels. Kürzlich haben wir Underworld 3 - Aufstand der Lykaner gesehen, das allein wegen Bill Nighy Spaß machte und die Entstehung der Vampir/Lykaner-Fehde nicht wirklich erklärte. Erklärt wurde in X-Men Origins: Wolverine zwar einiges, aber überraschend war so gut wie nix davon. Fans der X-Men Franchise hatten sich die Backstory zu Wolverine schon gedacht... Als nächstes soll's angeblich ein X-Men Origins: Deadpool geben. Ryan Reynolds fand ich toll, Deadpool ist auf jeden Fall auch witzig.... aber wird man imstande sein, einen ganzen Film so unterhaltsam zu schreiben wie die Deadpool-Szenen in Wolverine? Wir würden es uns wünschen. Allerdings würde ich lieber erst einmal X-Men 4 sehen - mit dem gesamten Team inkl. der Frauen. Wunschdenken?

X-Men Origins: Wolverine -- Genre: Action/SciFi/Comic-Adaption -- deutscher Kinostart: 29.04.09 -- FSK: ab 16 Jahren
Drehbuch: David Benioff (Der Drachenläufer) und Skip Woods (Hitman, Swordfish)
Regie: Gavin Hood (Machtlos, Tsotsi)

X-Men Origins: Wolverine Trailer, deutsch




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