26.11.2008

New York fuer Anfaenger - Kritik + Trailer


Die Brit-Komödie New York für Anfänger ist kein Film, der von Anfang an gefällt, sondern wird erst sehr spät einigermaßen sympathisch. Ausnahme: eingefleischte Simon Pegg (Run Fatboy Run, Big Nothing, demnächst: Star Trek) Fans, die den Schauspieler von vornherein für sympathisch halten und diesen Sympathie-Bonus auf seine Rolle als Sidney Young übertragen - und Liebhaber von Humor Marke "Schenkelklopfer". Der Rest der Zuschauer (inklusive mir) sieht nur das, was in dem Film gezeigt wir, und da kommt über lange Strecken wenig an. Mir war schon ganz flau, als New York für Anfänger endlich, endlich die Kurve bekam und mich zum Ende hin dann versöhnlich stimmte. Wie bereits berichtet, basiert der Film auf den Memoiren von Toby Young (kein Tippfehler. Der Protagonist im Film wurde umbenannt in Sidney Young), die ursprünglich unter dem (passenden) deutschen Titel High Snobiety oder wie ich sie alle nervte erschienen. Buchlink: New York für Anfänger.

Der Brite Sidney Young (Simon Pegg) ist Herausgeber des kurz vor der Pleite stehenden Magazins Postmodern Review. Um das Blatt zu retten, crashed Sidney die After Party der BAFTA-Awards, veranstaltet vom Sharps Magazine, um dort Promi-Klatsch aufzufangen. Er fliegt auf und hochkantig 'raus. Dieses Desaster führt dann aber nicht zu Sidneys Ruin, sondern beschert ihm einen Job - beim Sharps Magazine. In New York.

Man fragt sich unweigerlich während New York für Anfänger immer wieder, wie Sidney zu dem neuen Job kam. Und mehrmals - ja, mehrmals - wird uns gesagt, dass der Herausgeber von Sharps, Clayton Harding (Jeff Bridges, Iron Man, demnächst: The Open Road, Men Who Stare at Goats), aus einer sentimentalen Anwandlung heraus gehandelt hat. Man kann's trotzdem nicht fassen, aber egal.

Sidney soll für die Klatschspalte des Magazins arbeiten, obwohl der ungehobelte Heuchler kaum Ahnung von der Welt der Promis zu haben scheint und überall aneckt. Schon als ihn Alison (Kirsten Dunst, Spider-Man 3, demnächst: All Good Things) beauftragt, Bildunterschriften zu verfassen, ist er völlig aufgeschmissen (Wer sind die Leute nur?) und bekommt es nicht einmal hin, vernünftig zu recherchieren. Und das ist auch schon das erste Problem, das der Zuschauer mit New York für Anfänger hat...

Sidney Young ist ungehobelt, höchst unsympathisch und scheint obendrein keine Ahnung von den Dingen zu haben, für die er angestellt und nach New York gebracht wurde. Statt uns zu zeigen, weshalb wir uns für die Geschichte überhaupt interessieren sollen, setzen die Filmemacher auf den "Sympathieträger" Simon Pegg und dessen (vielleicht ja überschätzte) Fanbase. Simon Pegg hetzt als Sidney mit aufgerissenen Augen und offen stehendem Mund von einer müden Slapstick-Einlage zur nächsten (ähnlich wie Uma Thurman in Zufällig verheiratet) und gibt auch eine Vorstellung als Tanzbär, in der er nicht überzeugen kann. Überhaupt hat man öfters den Eindruck, dass Simon Pegg Richtung Kamera schielt und völlig unentspannt ist. Ich habe mich unweigerlich gefragt, ob man den Film in Reihenfolge gedreht hat. Erst nach etwa einer Stunde lässt sich New York für Anfänger dazu herab, uns nach und nach die andere Seite von Sidney zu zeigen. Ab da wird's langsam interessanter und der Humor funktioniert besser.

Clayton macht Sidney klar, dass er erst die erste von sieben Karrierestufen geschafft hat. Doch das stachelt Sidney nicht an. Sex mit dem Filmsternchen Sophie Maes (Megan Fox, Transformers, demnächst: Jennifer's Body) wäre schon eher etwas, das seinen Ehrgeiz hervorkitzelt. Als jedoch deren Pressesprecherin Eleanor (Gillian Anderson, Akte X - Jenseits der Wahrheit, demnächst: Boogie Woogie) ihm klarmacht, wie Presse und Promis zusammenarbeiten, kehrt er wieder den Heuchler hervor und tut empört. Sidneys Vorgesetzter Maddox (Danny Huston, 30 Days of Night, demnächst: Boogie Woogie, The Laundry Warrior) kann sich über ihn nur amüsieren. Wir fragen uns da, weshalb Sidney den Job überhaupt angenommen hat.

Für gewöhnlich nerven mich Filme, die übermäßig darauf bedacht sind, dass ihr Protagonist auch ja sympathisch herüberkommt und deshalb gleich am Anfang etliche Sympathie-Szenen oder Backstory einschieben, die erklären sollen, weshalb der Protagonist so ein Unsympath ist. Totaler Overkill eben. New York für Anfänger zeigt uns zwar Sidney Young als kleinen Jungen, doch ist das nicht sonderlich effektiv gemacht. Der Kontext zu diesem Flashback kommt erst sehr viel später. Bis dahin setzt der Film auf billige Gags und seinen Hauptdarsteller. Als Sidneys Vater Richard Young (Bill Paterson) auftaucht und auch Alison kennenlernt, bekommen wir endlich die Szenen, die ich schon früher gebraucht hätte (inkl. Kontext für Klein-Sidney). Überhaupt die ganze Sequenz, die in Sidneys Apartment spielt, hat ihn mir dann langsam etwas näher gebracht.

Verpasst wurde die Chance, richtig bissig und mit mehr Detail den Printmedienbetrieb und seine Zusammenarbeit mit den Publizisten der Promis zu schildern. Also das, was New York für Anfänger für die Zuschauer interessant macht, denen die Manipulation der Medien und daraus resultierende "Berichterstattung" noch nicht klar ist. Statt dessen hat man sich weitgehend damit begnügt, uns wieder eine Welt zu zeigen, die wir spätestens seit Der Teufel trägt Prada kennen. Plus der obligatorischen Liebesgeschichte.

Kirsten Dunst als Alison, die sich nur sehr, sehr langsam für Sidney begeistern kann, hat das meiste aus der undankbaren Rolle herausgeholt. Die "Liebesgeschichte" folgt unweigerlich dem uralt-Schema F für romantische Komödien, wonach sie zwischen zwei Männern zu stehen hat, von denen einer ein Schuft sein muss, was sie erst spät merkt. Dass das die betreffende Frau unweigerlich nicht gut aussehen lässt, ist dann auch schon egal. Sidney Young hingegen tobt sich mit oberflächlichen Tussen aus, weil "das Männer eben so machen, wenn sie die Möglichkeit dazu haben" oder sowas in der Art.

Öfters würde man zu Sidney Young/Simon Pegg gerne sagen "Jetzt komm' 'mal 'runter, Mann!". Ganz am Ende - viel zu spät - ist es dann soweit.

Simon Pegg soll nicht umsonst getanzbärt haben, es gibt einen Soundtrack (mit Reinhörfunktion)> New York für Anfänger Soundtrack

New York für Anfänger -- Genre: Komödie -- FSK: keine Altersbeschränkung -- deutscher Kinostart: 27.11.2008
Drehbuch: Peter Straughan (Sixty Six - Eine fast wahre Geschichte, demnächst: Men Who Stare at Goats), basierend auf den Memoiren von Toby Young.
Regie: Robert B. Weide (TV: Curb Your Enthusiasm, demnächst: Kurt Vonnegut, American Made)

New York für Anfänger Cast:
Sidney Young - Simon Pegg
Sophie Maes - Megan Fox
Alison Olsen - Kirsten Dunst
Maddox - Danny Huston
Eleanor Johnson - Gillian Anderson
Clayton Harding - Jeff Bridges
Richard Young - Bill Paterson
Cameo: Thandie Newton

New York für Anfänger - deutscher Trailer (0:54)



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