15.02.2009

The Messenger Kritik + Trailer - Ben Foster + Woody Harrelson - Berlinale

The Messenger fängt relativ vielversprechend an: Der verwundete First Sargeant Will Montgomery (Ben Foster, Todeszug nach Yuma, 30 Days of Night, Pandorum) hat noch 3 Monate Dienst zu tun und die soll er als Überbringer von Hiobsbotschaften leisten. Zusammen mit Captain Tony Stone (Woody Harrelson, Transsiberian, Sieben Leben) muss er die Familien verstorbener Soldaten aufsuchen und diese über den Tod des Angehörigen unterrichten.

Es ist durchaus interessant, etwas über die vielen Vorschriften zu erfahren, die die Army für diese Fälle natürlich - sogar in Buchform - erstellt hat. Kein Körperkontakt und exakte Wortwahl sind nur zwei Beispiele daraus. Nach den ersten Aufträgen wird dem Zuschauer auch klar, dass diese Vorschriften nicht so unsinnig sind, wie sie auf den ersten Blick scheinen. Besonders der vorgegebene Text, an den sich unsere Todesengel klammern können, hilft in den unterschiedlichsten Situationen, mit denen sie nicht umgehen können, doch sehr weiter.

Der verwundete Will quält sich nebenher weiter mit seinen eigenen Wunden, trifft sich sogar mit seiner Ex-Freundin Kelly (Jena Malone, In die Wildnis - Allein nach Alaska, Ruinen, demnächst: Five Star Day). In einem allzu durchsichtigen Manöver uns zu zeigen, was so alles auf der Strecke bleibt, wird uns diese Ex-Freundin zweimal präsentiert. Beim zweiten Mal will Will eine Rede auf Kelly und ihren Verlobten halten und verfällt, da ihm nichts anderes einfällt, auf den Anfang des Textes seiner Hiobsbotschaften. Zwar im Moment ganz witzig, unterstreicht diese Szene nur die Schwäche von The Messenger: den verzweifelten Versuch uns zu vermitteln, was so alles dem Krieg zum Opfer fällt - Soldaten, Ehen und Liebesbeziehungen, das geordnete Leben der Hinterbliebenen. Kinder, die nie ihre Väter kennenlernen werden. Soldaten, die zwar überleben, aber nie über ihre Erlebnisse hinwegkommen werden.

Interessant ist das alles allerdings nur für diejenigen Zuschauer, für die das echte und spannende Neuigkeiten sind. Wem das schon vorher klar war, der wird sich bei The Messenger gewaltig langweilen, denn mehr hat der Film letztlich nicht zu bieten. Also der Mensch, für den es schon den Vietnam-Krieg gab oder gar die Weltkriege, der sich dazu ein paar Gedanken gemacht oder gar mit Opa geredet hat, für den hat The Messenger keine Message.

Auch der erfahrenere Stone, der das gängige Klischee des Berufssoldaten präsentiert, hilft da nicht weiter. Der trockene Alkoholiker lebt von One-Night-Stands, die ihm den Alkohol ersetzen. Vertrauen kann er keiner Frau mehr, denn die gehen seiner Ansicht nach fremd, sobald der Mann im Einsatz weit weg ist. Er kann nicht schlafen und nutzt seinen neuen Partner dazu, ihm mitten in der Nacht die Ohren vollzuquatschen. The Messenger leidet generell unter der Tendenz, uns wichtige Dinge via Dialog zu erzählen, statt sie uns zu zeigen. Da helfen auch die besten schauspielerischen Leistungen nichts.

Nach 30 Minuten sah ich zum ersten Mal auf die Uhr. Geht die Story los, gibt's hier eigentlich sowas wie eine Geschichte? Endlich trifft Will auf die nun frisch verwitwete Mutter Olivia (toll: Samantha Morton, Elizabeth - Das goldene Königreich, demnächst: Synecdoche, New York, The Daisy Chain), in die er sich verlieben soll. Er kann sich nicht zurückhalten und verfolgt die Frau, hilft ihr mit einer Autoreparatur und verbringt Zeit mit ihr und ihrem kleinen Sohn. Olivia spricht stellvertretend für viele Army-Ehefrauen, wenn sie sagt, dass es ihr früher auf die Nerven ging, von der Army hierhin, dann dorthin kommandiert zu werden, doch jetzt? Jetzt, wo sie wieder frei ist, hat sie keine Ahnung, was sie machen soll.

Der Sinn und Zweck der Figur der Olivia - uns zu zeigen, wie verloren die Angehörigen sind - wird mehrfach unterstrichen, wie hier all die "wichtigen Botschaften" mehrfach präsentiert werden. Olivia sagt uns also in ihrem Dialog, wie verloren sie sich fühlt. Typisch für The Messenger kauft sie gelegentlich auch noch zurückgelassene Gegenstände aus Lagerräumen auf, die sie sich in die Wohnung stellt.

The Messenger lässt eines kläglich vermissen: Eine interessante Geschichte, Plot. Nur mühsam kommt man zu etwas wie dem zweiten Akt, nur um dann in einem Stillstand zu verharren, aus dem man nicht wieder herausfindet. Statt uns eine Geschichte zu erzählen und diverse Gesichtspunkte hineinzuarbeiten, präsentieren die Autoren Oren Moverman (I'm Not There, Married Life, demnächst: Unthinkable) und Alessandro Camon die verschiedenen Aspekte des Verlusts und dann noch einmal und dann noch einmal, bis es auch der begriffstutzigste Zuschauer hoffentlich kapiert hat. Auf diese Art sind wenigstens einige gute Kritiken garantiert und eine Auszeichnung für's Drehbuch....

Ich war erstaunt zu sehen, dass der Film nur 105 Minuten lang ist - mir kam es vor, als wären es weit mehr als zwei Stunden gewesen, die ich mich in den unbequemen Sitzen des Friedrichstadtpalastes (keine Getränke mitnehmen, das ist ver-bo-ten!) mit The Messenger quälte. In der letzten halben Stunde oder so wartete ich sehnlich auf das Ende, denn dass sich noch etwas bewegen würde in dieser Geschichte, diese Hoffnung hatte ich dann schon begraben. Es kostete einige Anstrengung, überhaupt die Augen offen zu halten.

The Messenger -- Genre: Drama -- deutscher Kinostart: 03.06.10 -- Länge: 112 Minuten -- FSK: ab 6 Jahren

The Messenger Trailer deutsch



Drehbuch: Oren Moverman und Alessandro Camon
Regie: Oren Moverman

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1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

was man aus seiner lebenszeit macht bleibt jedem selbst überlassen, und somit können die konsequenzen gemachter entscheidungen eingeschlafene füsse,ein schmerzendes hinterteil sowie ein steifer nacken sein. letzteres wird aber bei manchen personen in bestimmten kopflastigen phasen ihrer entwicklung nicht zu vermeiden sein. "i saw them dying, i saw them crying, they raped my wife they killed my kids. too young to know but old enough to kill. if you havent been there you won´t know, if you don´t like what you see you can walk away,sometimes. the rest is just :yes!"