15.06.2008

Doomsday - Tag der Rache Trailer + Kritik

Nach ein paar Stunden Prog Rock und nachdem ich gehört hatte, dass es in Doomsday - Tag der Rache rebellische Punks gäbe, musste ich mir das natürlich ansehen. Mit endlos-Schlachten, Enthauptungen und Kannibalismus hatte ich nun nicht gerade gerechnet. Auch nicht mit einem Frontalangriff auf mein Gehör -- laute Schiesserei plus nervtötender Score, die beide um die Vorherrschaft kämpfen, ergibt einen Bedarf von mindestens einer Aspirin. Geredet wird in dem Film wenig, dafür geballert, dass es für fünf Filme gereicht hätte, Motivationen sind stellenweise unklar und das Einzige, was mich beeindruckt hat, ist Rhona Mitra. Dass ich mir den Film überhaupt bis zum Rambo-artigen Ende angesehen habe, ist einzig meiner Neugier zuzuschreiben. Ach ja - 3 Bentleys mussten für den Film herhalten, weil's ohne ein cooles Auto nicht geht. Zumindest soll Neil Marshall der Meinung sein. Ich finde nicht, dass der Bentley obercool aussieht, und bezahlen mussten sie tatsächlich auch noch dafür. Hätte ich mich nicht lange vor dem Kinostart über die Doomsday/Bentley Geschichten amüsiert -- ich wüsste noch nicht einmal, dass diese schwarze Sarg-Karosse ein Bentley ist... (nicht meine Preisklasse). Hier 'mal eben auf die Schnelle ein paar Worte zum Film.

Doomsday - Tag der Rache fing ganz interessant an: Ein garstiges Virus breitet sich aus und während wir den Schlagzeilen der Tagespresse entnehmen, dass die Menschen sterben wie die Fliegen, verkündet uns eine Stimme aus dem Off, dass das Virus sich jeden nimmt - es kennt keinen Hass, keine Gefühle, sucht sich die Opfer nicht nach bestimmten Kriterien aus. Wer dabei nicht an AIDS denkt, der stammt von einem anderen Planeten. Wer damals schon gelebt hat, als das Virus zuerst in Erscheinung trat, dem kommt hier Vieles bekannt vor. Unangenehme Erinnerungen, bei dem es einem heute noch den Magen umdreht. Auch die Idee, alle Infizierten irgendwohin zu verbannen wurde damals diskutiert. Man wusste nicht, wie das Virus übertragen wird und vor allem wusste man nicht, wie es nicht übertragen wird, wie man sich schützen kann. Die Angst war groß, die sexy 7oer waren endgültig tot. Gloom und Doom.

Doomsday - Tag der Rache zeigt uns, was passiert wäre, wenn die verrückte Idee ausgeführt worden wäre, dachte ich. Eine spannende Idee. Doch nein.

Nach Ausbruch des tödlichen Virus Reaper wurde eine Mauer um Schottland gebaut, die Infizierten dahin verfrachtet und der Schlüssel weggeworfen. Es wird eine ähnliche Stimmung gezeigt, wie wir sie zuletzt in I am Legend gesehen haben. Ein Viertel Jahrhundert später taucht der Reaper plötzlich wieder auf - in London. Die gute Nachricht: Videos aus dem Sperrgebiet zeigen, dass Menschen überlebt haben. Da muss Dr. Kane (Malcolm McDowell) wohl erfolgreich gewesen sein und ein Gegenmittel gefunden haben. Klar, dass man den besten Mann in's Sperrgebiet schicken muss, um das Gegenmittel zu beschaffen.

Der beste Mann ist eine Frau: Eden Sinclair (Rhona Mitra, Shooter, demnächst: The Boy in the Box, Underworld 3: Aufstand der Lykaner), die mit ihrem Glasauge eine ähnliche Nummer abzieht, wie wir das anderswo schon gesehen haben. Bewaffnet bis an die Zähne und nicht ohne Panzer läuft Eden und ihr Trupp im Sperrgebiet ein, wo sie umgehend von blutrünstigen Kannibalen-Punks angegriffen wird. Für eine Sekunde gibt's coole Musik, die an die 80er erinnert, und Punks in Kilts, schon wird ein Gefangener gebraten. "Wenn Du Hunger hast, dann nimm dir 'was von deinem Freund" oder so ähnlich.

Wie gut, dass Eden unkaputtbar ist. Nach den Punks macht sie später noch Bekanntschaft mit einer anderer Gruppe Überlebender - diese leben in einer mittelalterlichen Burg, laufen in Ritterrüstungen umher und sind nicht weniger blutrünstig.

Die blutrünstigen Ritter haben mir gefallen, weil sie Sinn machen und der Vergleich passt. Schon Troma hat mit seiner Adaption von Romeo und Julia mit dem Titel Tromeo and Juliet in den 90ern verdeutlicht, dass Shakespeare genauso auf Gewalt und Sex gesetzt hat, wie man das heutigen Filmen immer wieder gerne vorwirft, als wäre das eine Idee dieses Jahrhunderts.

Wie gesagt, ich habe den Film nur aus Neugier bis zu Ende angesehen und mit der Hoffnung, dass mich das Ende völlig überrascht und ich nicht sauer bin, zwei Stunden Lebenszeit verschwendet zu haben. Die Hoffnung wurde enttäuscht. Zwar wird ein kleiner Seitenhieb ausgeteilt, über den man grinsen kann, doch ist das bei weitem nicht genug. Unter'm Strich ist Doomsday - Tag der Rache ein schnell zusammengeschusterter Geldmacher mit einer unterentwickelten Story und ein paar guten Ansätzen. Den Mangel an Storymaterial hat man versucht, mit über Gebühr ausgedehnten Kampfszenen und -zig Explosionen zu vertuschen. Auf diese Art und Weise kam man letztlich auf 105 Minuten Film.

Am Ende von Doomsday - Tag der Rache habe ich mich gefragt, ob womöglich eine Sequel dazu zu geplant ist. Im Reich der Kranken ist der Immune König. Doomsday 2: The Garden of Queen Eden. Oder so ähnlich.

Doomsday - Tag der Rache
-- deutscher Trailer
(1:34)



Doomsday - Tag der Rache (Originaltitel: Doomsday)
Drehbuch: Neil Marshall (The Descent, Dog Soldier)
Regie: Neil Marshall (The Descent, demnächst: Drive)

Doomsday - Tag der Rache Cast:
Eden Sinclair - Rhona Mitra
Dr. Kane - Malcolm McDowell

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3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

hm, kann die kritik nicht teilen. ich wurde sehr gut unterhalten. der film ist ein völlig abgefahrener genre-mix und jeder der auf trashiges action-kino steht wird seine helle freude haben. der film is so schnell und actiongeladen dass mir die 105mins vorgekommen sind wie 30mins. das die story nicht allzu ausgereift ist, ist bei einem film dieser art auch völlig in ordnung und für trash-fans auch nicht weiter störend. freue mich schon auf die nächsten streiche von neil marshall

Anonym hat gesagt…

Ich finde das immer ganz toll, wenn Anonym gleich für eine ganze Gruppe spricht und genau weiss, wie die ganze Gruppe empfindet.

Schnell und actiongeladen mag ich sehr gerne. Hier war die Action aber oft langweilig und dadurch, dass die Szenen so in die Länge gezogen waren, alles andere als "schnell".

Abgefahren hört sich gut an. Vielleicht war mir Doomsday einfach nicht abgefahren genug. Mich hätten die Punks interessiert, nicht nur das oberflächliche Bild. So war es wenig mehr als ein konservativer Blick. Im englischen wird das Wort "Punk" gerne als allgemeines Schimpfwort benutzt - und so wurde das hier umgesetzt.

Zwischen "ausgereift" und "unterentwickelt" liegen ein paar Welten, denke ich. Wäre Doomsday temporeich, wäre das Manko im Storybereich gar nicht so aufgefallen....

Anonym hat gesagt…

Ich weiss nicht wirklich was an diesem Machwerk unterhaltsam sein soll?
Die Charaktere sind lächerlich oberflächlich angefangen bei der Hauptdarstellerin die am Anfang des Films den Tod eines Kollegen verschuldet, was nicht mit einer Silbe erwähnt wird.
Da dieses Machwerk gerne mit Mad Max verglichen wird, vermutlich wegen der Punks fiel mir noch der eklatante Erklärungsnotstand dieses Filmes auf. Bestes Beispiel woher haben diese Punks Benzin wenn sie seit 25 Jahren eingeschlossen sind.
Warum essen sie Menschen, wieso lebt ein Arzt auf einer Ritterburg bewacht von metallenen Mördern?

Alles Fragen die nie beantwortet werden dafür aber mit Action zugeschüttet wurden.