Gute Nachrichten: M. Night Shyamalans neuer Film The Happening ist nicht nur bedeutend besser als erwartet (siehe Bericht), es ist ein schöner Film, der mich beeindruckt hat. Ich sehe es Shyamalan dabei nach, dass seine erwachsenen weiblichen Figuren wenig mehr als nur Beiwerk sind.
Gleich vorneweg sei gesagt, dass es diesmal keinen Twist am Ende gibt (statt dessen versetzt uns der Film einen letzten Schlag) und auch kein Cameo von Drehbuchautor und Regisseur Shyamalan. Er sollte als Joey auftreten, doch böse Zungen haben behauptet, dass er aufgrund der schlechten Shyamalan-PR in der Vergangenheit nun gezwungen wurde, sich herauszuhalten. Witzig dabei ist, dass wir "Joey" nur als Namen auf dem Handy sehen und in einer anderen Szene kurz mit ihm telefoniert wird....
The Happening ist der neue Name für das Projekt, dass unter dem Arbeitstitel The Green Effect für jede Menge Gerüchte und Spekulationen gesorgt hatte. Leider haben etliche Kritiker nicht darauf verzichtet, Spoiler zum Thema zu verbreiten.... Schade, aber es bringt die Zuschauer nicht um das Vergnügen an dem Film. Obwohl ich das sehr ähnliche Drehbuch gelesen hatte, hat mich der Film doch fasziniert. Was man nicht erwarten sollte ist ein Thriller, der einen von Anfang bis Ende in Atem hält. Der schöne Score wurde - wie bei allen Shyamalan-Filmen seit The Sixth Sense - wieder von James Newton Howard (Michael Clayton, Der Krieg des Charlie Wilson, demnächst: The Dark Knight) komponiert. Soundtrack: The Happening
Im Central Park verhalten sich eine Menge Menschen plötzlich roboterhaft (wie die Pod people aus den Körperfresser-Filmen, zuletzt gesehen in Invasion), laufen rückwärts und bringen sich dann selbst um. Ähnliche Szenen spielen sich dann auch noch andernorts ab, z. B. auf den Straßen und auf einer Baustelle.
Während dessen versucht der Naturwissenschaftslehrer Elliot (Mark Wahlberg, Helden der Nacht, demnächst: Max Payne, The Lovely Bones - In meinem Himmel ) vergeblich, seine Schüler für Themen wie Umweltverschmutzung oder das Bienensterben zu interessieren. Aufgrund der Massenselbstmorde werden die Schulen bis auf weiteres geschlossen, es wird fieberhaft nach dem Grund dieses seltsamen Phänomens gesucht. Wie wird das auslösende Nervengift verbreitet?
Lehrer-Kollege Julian (John Leguizamo, demnächst: Game, Righteous Kill, Humboldt Park), seine kleine Tochter Jess (Ashlyn Sanchez, demnächst: Universal Signs), Elliot und dessen Frau Alma (Zooey Deschanel, Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford) begeben sich auf die Flucht vor dem unbekannten Feind. Sie wollen bei Julians Eltern auf dem Land unterschlupfen. Doch dieses Ziel erreichen sie nicht. Julian trennt sich schon bald von der Gruppe, um seine Frau zu suchen - Alma, Elliot und Jess bleiben zusammen. Schade, dass Julian schon so früh aus dem Film verschwindet. Die Dynamik zwischen Julian und Elliot ist interessant, der Dialog auch. Davon hätte ich auch mehr sehen können. Aber Shyamalan wollte uns wohl klarmachen, dass wir uns nicht in Sicherheit wiegen können...
Das Nervengas verbreitet sich immer weiter im Nordosten der USA und bald sieht es so aus, als gäbe es kein Entrinnen. Zwar kennt man den Verursacher schon recht früh und sitzt deshalb nicht vor Spannung platzend auf seinem Kinostuhl, wie das viele von einem Thriller erwarten, doch ist es spannend zu sehen, wie das Thema weiter ausgeleuchtet wird. Gegen Ende gibt es einige Schreckmomente, die mich zusammenzucken ließen. Es sind solche Momente, wie man sie vor allem aus B-Horror kennt.
Shyamalan setzt das Mädchen Jess als Spiegel für die Natur ein. Wenn Jess Angst hat, fängt sie an zu flüstern. Deutlicher kann ich das hier nicht sagen, spoiler-frei. Allerdings finde ich es wichtig zu bemerken, dass es die Furcht ist, die Jess flüstern lässt. Keine Wut, Rage, Zorn oder etwas ähnlich negatives, sondern die Angst.
Die Selbstmorde sehen auf der großen Leinwand (im vgl. zu den vorher im TV und IT gesehenen Trailern) zum Teil erschreckend aus - Shyamalan hat sich da einige Methoden einfallen lassen, an die man gemeinhin nicht denkt. Seine Opfer verschwenden keinen Gedanken daran, eine schmerzfreie oder unblutige Methode zu finden - sie wollen nur so schnell wie möglich in's Jenseits.
In The Happening hat Shyamalan darauf verzichtet, die sich in der Krise befindliche Ehe von Alma und Elliot so klischeehaft zu zeigen wie im Drehbuch. Apropos Drehbuch - es ist toll zu sehen, wie das Drehbuch auseinandergenommen und anders wieder zusammengesetzt wurde, wie die wenigen Veränderungen ein besseres Ergebnis erzielen konnten. Erstaunlich ist allerdings, dass im Drehbuch die Katastrophe sich auf der ganzen Welt ereignet, im Film dann sich auf den Nordosten der USA beschränkt. Ob Shyamalan das getan hat, weil er die letzte Szene umgeschrieben hat? Als die Ereignisse noch globaler Natur waren, war die Begründung für die Es-sind-doch-keine-Terroristen Aussage sofort völlig nachvollziehbar. Auch ist es jetzt wieder möglich, die üblichen Vorurteile gegen die USA weiter zu verbreiten und dabei z. B. Indien und Europa (die im Drehbuch auch vorkamen) ganz bequem auszuklammern.
Eine Sache, die mir im Drehbuch besonders gut gefiel, dort aber viel zu kurz kam, ist ein Stimmungsring. Dem wurde nun etwas mehr Platz eingeräumt, was sehr gut funktioniert. (Vermutlich werden die Verkäufe von Stimmungsringen (so sie denn überhaupt noch auf dem Markt sind) ansteigen.)
Shyamalan kennt keine Furcht. Manch einer wird einiges am Ende des Films als "esoterisch" abtun bzw. belächeln. Das war schon immer so und wir haben in der Beziehung aus der Vergangenheit nichts gelernt. The Happening zwingt uns, darüber nachzudenken, wie viele Dinge, die ehemals "esoterisch" waren, heute vom Mainstream akzeptiert werden - nachdem die Wissenschaftler es endlich geschafft haben, diese Dinge auch zu erklären.
Nach der Vorstellung lief ich furchtlos durch die Nacht, eine leise Brise bewegte die Blätter in den Bäumen. Vielleicht sollte ich mir ein paar Pflanzen anschaffen.
Generelle Filminfos + Trailer> The Happening
The Happening
Drehbuch und Regie: M. Night Shyamalan
The Happening Cast:
Elliot Moore - Mark Wahlberg
Alma Moore - Zooey Deschanel
Jess - Ashlyn Sanchez
Julian - John Leguizamo
Josh - Spencer Breslin (Santa Claus 3, demnächst: Harold)
Joey - M. Night Shyamalan
Komponist: James Newton Howard
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