27.06.2008

Ruinen - Kritik und Trailer


Eins gleich vorneweg: Sich Ruinen in der Originalversion anzugucken ist ein zweischneidiges Schwert, da es darin eine deutsche Figur namens Matthias gibt, die von Joe Anderson (Across The Universe, demnächst: High Life) gespielt wird. Nun ist Joe Anderson ja Engländer und wuchs offensichtlich nicht zweisprachig auf. Der Mann hat also einen heftigen Akzent, wenn er deutsch spricht.... Andererseits sind einige Witze auf der Herkunft von Matthias aufgebaut, die in der deutschen Synchro vermutlich schlecht 'rüberkommen.

Der Horror-Thriller Ruinen basiert auf dem Roman The Ruins von Scott B. Smith (Ein einfacher Plan), der auch das Drehbuch schrieb. Bei uns erschien der Roman als > Dickicht. Regie führte Carter Smith (weder verwandt noch sein Alter-Ego;). Für Carter ist es die erste Feature Regiearbeit. [Die beiden Herren Smith haben für reichlich Verwirrung gesorgt, wie verschiedenenorts ersichtlich war. Künstlernamen wären empfehlenswert, auch wenn die Verwechslungen ganz amüsant sind.]

Zwar haben viele Leute den Bestseller gelesen und deshalb scheinen viele anzunehmen, dass es okay ist, Spoiler zu Ruinen zu verbreiten, aber ich finde Spoiler nicht okay. Die Romanvorlage kenne ich nicht und deshalb hielt Ruinen eine spannende Überraschung für mich bereit --- und genau deshalb ist auch diese Kritik spoiler-frei.

Das 90 Minuten kurze Ruinen fängt gemächlich an mit mellow Urlaubsstimmung in Cancun, Mexico -- ein beliebtes Ziel für Studenten, um dort den kurzen Spring Break oder jede andere Art von Break saufend und faulenzend zu verbringen. Das machen auch Amy (Jena Malone, In die Wildnis - Allein nach Alaska, demnächst: The Messenger) und ihre beste Freundin Stacy (Laura Ramsey, demnächst: Street, Shrink). Mit dabei sind Amys Freund Jeff (Jonathan Tucker (Im Tal von Elah, demnächst: Veronika Decides To Die) und Stacys Lover Eric (Shawn Ashmore, X-Men 3, demnächst: Solstice). Als sich der deutsche Matthias (Joe Anderson, demnächst: Traveling, Rogue's Gallery, Amelia) dazugesellt, schwant uns schreckliches. Doch er beweist erst einmal, dass er Charakter hat. Die betrunkene Amy wirft sich ihm an den Hals und er ruft Stacy zu Hilfe.

Ein gemeinsames Besäufnis verbindet und als Matthias einen Trip zu einer Ausgrabungsstätte vorschlägt, wo sich sein Bruder Heinrich aufhalten soll, ist Jeff gleich dabei und letztlich zieht sogar Amy mit. Ein paar Stunden Kultur können nicht schaden. Auch Dimitri (Dimitri Baveas) ist hungrig nach Kultur. Also machen sich die 6 Leute am nächsten Tag auf, um anhand einer handgezeichneten Karte die Ausgrabungsstätte zu suchen.

Als sie bei einer alten Opferstätte ankommen, werden sie schon erwartet. Die Stätte wird von bewaffneten Männern bewacht. Dumm gelaufen, dass unsere sechs sich nicht mit den Wächtern verständigen können, so gibt es den ersten Toten. Die verbleibenden 5 flüchten die Treppen zur Opferstätte hoch. Dort finden sie Heinrich -- mausetot. Die Flucht zurück wird ihnen von den Wächtern verweigert. Sie sitzen in der Hitze fest -- mit wenig Wasser, ohne funktionierendes Handy, und ohne einen Plan. Bald darauf wird Matthias schwer verletzt und die Lage spitzt sich zu...

Dadurch, dass ich das Buch nicht kannte, konnte mich Ruinen zu dem Zeitpunkt tatsächlich in seinen Bann ziehen. Es wurde richtig spannend, dann kam die Überraschung, und es ging spannend weiter. Gerade, als ich mich freute, dass Ruinen so viel interessanter ist als All the Boys Love Mandy Lane da war --- Schluss. The End, my friend. Ich war vielleicht angefressen.

Ein vernünftiges, befriedigendes Ende geht anders. Man hatte das Gefühl, dass die Struktur der Geschichte völlig ineffektiv ist. Gerne hätte ich auf ein paar Minuten des Set-Ups verzichtet, das zwar sehr schön, aber letztlich nicht fürchterlich relevant war für den spannenden Handlungsstrang.

Action-Schreiber betonen immer gerne, dass die Handlungen der Figuren ihren Charakter zeigen und man deshalb in ihrem Genre so wenig Zeit drauf verwendet, die Figuren vorzustellen (aka "establishing character"). Ruinen hätte von dieser Attitüde sicherlich profitiert. Ich brauche zum Beispiel gar nicht zu wissen, dass Jeff Medizin studiert -- sobald es den ersten Verletzten gibt, würde sich das eh' zeigen. Andererseits fragte ich mich öfter, was eigentlich Amy beruflich macht. Man verpasste ihre eine Brille und sie verhielt sich völlig geeky.... Falls das erwähnt wurde, ist es mir entgangen.

Gut gefiel mir, dass eine vernünftige Erklärung gegeben wurde, warum ausgerechnet die Frauen sich der größten Gefahr aussetzen mussten. Es ist im Horror Genre viel zu häufig, dass Frauen sich unsinnig verhalten und demzufolge auch gequält werden. ... Wenigstens gab's hier 'nen triftigen Grund.

Was bei Ruinen auffällt ist die Schwachstelle einer leichten Dialog-Lastigkeit. Regie-Neuling Carter Smith hatte seinem Namensvetter wohl nichts entgegenzusetzen. Anstatt einfach ein paar Mal Amys Flip-Flops zu zeigen, musste auch noch darüber geredet werden. Anstatt einfach zu zeigen, dass Jeff sich mit der Behandlung Verletzter auskennt, muss vorher darüber geredet werden u. ä.

Dass Ruinen zumindest teilweise erfolgreich ist, liegt vor allem auch an den wirklich guten Performances der Darsteller, besonders Jena Malone fiel positiv auf. Da konnte Carter Smith zeigen, dass er weiss, was gut ist. Auch die unterirdische Enthüllungs-Szene kam gut. Bei Stacys Zusammenbruch hat das nicht ganz so gut geklappt. Die Zusammenarbeit von Carter Smith mit den erfahreneren Darius Khondji (Kamera) und Editor Jeff Betancourt reisst mich nicht wirklich vom Hocker.

Interessant ist, dass das Ende so unterschiedlich interpretiert wird. Irgend einer meinte sogar, es wäre der Grundstein für eine Sequel. Nach meiner Interpretation wäre das unmöglich - was meine Wut noch vergrößerte. (Nein, ich will keine Sequel, das meine ich damit nicht.)

Die DVD ist da:>Ruinen. Anscheinend eine ziemlich Schnörkel-freie Sache...

Ruinen - Originaltitel: The Ruins - Genre: Horror - FSK: ab 16 J - Laufzeit: 90 Minuten - deutscher Kinostart: 26.06.2008.
Drehbuch: Scott B. Smith (Ein einfacher Plan), basierend auf seinem Roman > The Ruins
Regie: Carter Smith

Ruinen Cast:
Jeff - Jonathan Tucker
Matthias - Joe Anderson
Amy - Jena Malone
Eric - Shawn Ashmore
Stacy - Laura Ramsey
Dimitri - Dimitri Baveas

Ruinen - deutscher Trailer (1:05)



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