02.06.2008

Funny Games U.S. Kritik und Trailer


Funny Games U. S. -- Genre: Thriller/Horror -- FSK: 18

Drehbuchautor und Regisseur Michael Haneke (Versteckt, Wolfzeit, demnächst: Das weiße Band) beschert uns ein arrogantes US-Remake seines deutschsprachigen Films >Funny Games (1997), der uns bzw. dem US-Zuschauer anscheinend aufzeigen soll, wie Gewalt im (Thriller- und Horror-) Film funktioniert - als ob wir das nicht selbst wüssten. Gerade die Horror-Fans (besonders in den USA, dem Zielmarkt) wissen ganz genau über Konventionen und Klischees ihres Lieblings-Genres Bescheid. Wenn man Funny Games U.S. als Anklage gegen Gewalt im Film bzw. in den Medien ansieht, dann muss man Michael Haneke auch noch Heuchlerei vorhalten. Während er bei blutigen Gewalttaten die Kamera wegdreht und nur das Blut selbst zeigt, hat er kein Problem damit, die Erniedrigung der Frau (sie muss sich bis auf die Unterwäsche ausziehen) zu zeigen - sogar, als die Gefahr vorübergehend nicht mehr besteht, zieht sie sich nicht an. Vielen Dank dafür.

Man sieht förmlich den erhobenen Zeigefinger, auch wenn der Protagonist - hier Michael Pitt - nicht gerade direkt zu dem Publikum spricht, was er allerdings auch tut... Genau wegen dieser Theorie-basierten Methode funktioniert Funny Games U.S. weit weniger gut als andere Filme, die durch ihren Unterhaltungswert das Thema eindringlich machen, am eigenen Leibe spüren lassen, erfahrbar machen und dadurch zum Nachdenken anregen. Filme zu Gewalt in Medien gab es gerade in letzter Zeit öfter, z. B. Die Todeskandidaten, Hunting Party und Untraceable. Diese Filme unterhielten nicht nur, sie beleuchteten Sensationsgier, das Geschäft damit, die Zuschauerbeteiligung, sahen auch hinter die Kulissen. Funny Games U. S. hat mich im Vergleich dazu völlig kalt gelassen. Demzufolge regt es auch nicht zum Nachdenken an.

Funny Games U.S.
fängt an wie viele Horror-Filme anfingen, die nach dem Schema "5 Freunde gehen Campen" ablaufen: Ann Farber (Naomi Watts, Tödliche Versprechen, demnächst: The International), ihr Mann George (Tim Roth, demnächst: Jugend ohne Jugend, Der unglaubliche Hulk) und Sohn Georgie (Devon Gearhart, demnächst: Changeling) fahren in ihr teures Ferienhaus am See zum golfen und segeln.

Georges Geschäftsfreund Fred (Boyd Gaines) will ihm dabei helfen, das Schiff klarzumachen, bevor gegolft wird. Bei dieser Gelegenheit stellt er den Farbers Paul (Michael Pitt, Die Träumer, Mord nach Plan, The Village - Das Dorf) als einen Geschäftsfreund vor. Als später Ann allein im Haus ist und Peter (Brady Corbet, Thunderbirds, Dreizehn) - der aussieht wie Pauls Zwilling - auftaucht, um Eier zu borgen, behandelt sie ihn entsprechend höflich. Sie ist das dumme Klischee-Weibchen, das dem Täter in die Hand spielt. Als er die ersten 4 Eier kaputt gemacht hat und sie auch noch den Boden wischen muss, hätte sie ihn schon wegschicken müssen. Es ist fast wie ein Test, dieses Eier borgen, kaputt machen, wieder Eier borgen, wieder kaputt machen. Da Ann nicht früh genug eingreift, hat Peter Gelegenheit, ihr Handy unbrauchbar zu machen.

Als Ann später George bittet, Peter und Paul 'rauszuwerfen, ist dieser erstaunlicherweise dazu nicht bereit, entschuldigt sich sogar für seine Frau damit, dass es ihr nicht gut ginge. Erst als er später selbst eine Frechheit an den Kopf geworfen kriegt und mit einer Ohrfeige reagiert, kommt es, wie es kommen musste: Peter und Paul fangen mit ihren Funny Games an und versetzten die Familie in Angst, bevor sie einen nach dem anderen umbringen. Dumm nur, dass dabei das wichtigste Element fehlt, das für jeden Film unerlässlich ist -- denn dem Zuschauer ist es ziemlich egal, was mit der Familie passiert. Wir haben nichts gesehen, das uns veranlasst, mit ihnen zu leiden, ihnen die Daumen zu drücken. Die Dynamik in der Familie stimmte schon im Auto nicht und keiner hat sich Sympathie-Punkte erkämpft.

Witzig und interessant war in der Ohrfeigen-Szene die Aussage "er hat angefangen". Richtig, George fing mit der körperlichen Gewalt an. Hätte er das nicht getan, sondern wäre cool geblieben -- was wäre dann passiert? Später im Film lässt Haneke die Protagonisten per Fernbedienung eine Szene ungeschehen machen. Wäre interessant gewesen, hätte er das Tool öfter eingesetzt und alternative Fortgänge der Story aufgezeigt (wie Tom Tykwer das bei Lola rennt gemacht hat, wenn ich mich richtig entsinne).

Funny Games U.S. ist nicht sonderlich spannend, bietet keine neuen Einsichten und riecht nach Arroganz des Filmemachers gegenüber dem Genre und den Zuschauern, insbesondere dem US-Publikum. Muss man nicht gesehen haben, noch nicht einmal auf DVD.

Funny Games U.S.

Drehbuch und Regie: Michael Haneke


Funny Games U.S. Cast:
Ann Farber - Naomi Watts
George Farber- Tim Roth
Paul - Michael Pitt
Peter - Brady Corbet
Georgie Farber - Devon Gearhart
Fred - Boyd Gaines
Funny Games U.S. deutscher Trailer (2:10)


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