05.06.2008

Kritik: Cassandras Traum mit Colin Farrell, Ewan McGregor

Selbst Woody-Allen Fans werden kaum behaupten, dass Cassandras Traum eine Glanzleistung ist, die man gesehen haben muss. Lange war es nicht sicher, ob Cassandras Traum in die Kinos kommt oder gleich auf DVD herauskommt. Leider hat man sich dann dafür entschieden, mittels dem Zugpferd Woody Allen, der ja gerade mit dem hoffentlich viel viel besseren Vicky Cristina Barcelona (deutscher Kinostart: voraussichtlich 04.12.08) in Cannes war, den Zuschauern Geld für 108 stellenweise peinliche, stellenweise langweilige und letztlich einfach nicht zufriedenstellende Minuten abzunehmen. Selbst der exzellente Colin Farrell und der nicht immer überzeugende Ewan McGregor können das amateurhafte Cassandras Traum nicht 'rausreißen. Vielleicht ist 1 Film pro Jahr ein Produktionstempo, das sich Woody Allen nicht mehr antun sollte.

Ian (Ewan McGregor, demnächst: Deception), der im Restaurant eines Vaters arbeitet und sein Bruder, der Automechaniker und Zocker Terry (Colin Farrell, Brügge sehen ... und sterben?), wollen schnell Geld machen. Terry hat, nach anfänglichen Gewinnen, gerade eine Riesensumme verzockt, Ian möchte aus dem Familienrestaurant heraus und sich in eine Hotelkette einkaufen.

Die Gier nach Geld wird noch verstärkt, als Ian die Schauspielerin Angela (Hayley Atwell, demnächst: Wiedersehen in Brideshead) kennelernt, der er vorgaukelt, reich zu sein. Währenddessen fühlt sich Terry von seiner Freundin Kate (Sally Hawkins, demnächst: Happy-Go-Lucky) unter Druck gesetzt, die nichts von seinen Spielschulden weiss und die gemeinsame Zukunft plant.

Wie gut, das just in dieser Situation der reiche Onkel Howard (Tom Wilkinson, demnächst: RocknRolla, Walküre) auftaucht. Doch anstatt der die Brieftasche aufmacht, erzählt er von seinen eigenen Schwierigkeiten mit seinen nicht ganz legalen Geschäften und bittet die beiden Brüder darum, einen Mord zu begehen. Bis der Mord endlich passiert, liegt schon über eine ganze Stunde Film hinter uns, viel davon verbracht damit, jegliche aufkeimende Spannung zu zerreden mit allen möglichen Argumenten und Gegenargumenten, und diese dann noch zu wiederholen. Nach der Tat hat einer der Brüder Schuldgefühle, was zur Katastrophe führt.

So wenig glaubhaft die Entscheidung, so wenig glaubhaft ist auch der Fortgang der Story. Woody Allen erzählt die Geschichte per überlangem on-the-nose Dialog, anstatt einen Subtext zu entwickeln. Alles on-the-nose. Ich glaube, es war Christopher McQuarrie, der einmal sagte: Überleg' Dir, was du in der Szene sagen willst. Und dann sag' es nicht. Auch David Mamet geht es in seinem Buch On Directing Film darum, wie man etwas ausdrückt, anstatt es per on-the-nose Dialog einfach zu sagen.

Erst vor kurzem hatten wir Tödliche Entscheidung (Drehbuch: Kelly Masterson, Regie: Sidney Lumet) gesehen, in dem zwei Brüder (Ethan Hawke, Philip Seymour Hoffman) den elterlichen Juwelierladen überfallen, was völlig in die Hose geht, auch da passiert ein Mord. Auch da wird nur einer der Brüder von Schuldgefühlen geplagt, während der andere gewaltbereit ist. Aber wo Tödliche Entscheidung spannend und glaubhaft ist, mit der Zeit spielt und vor allem auch die Charaktere entwickelt, versagt Woody Allens Cassandras Traum. Leider.

Cassandras Traum - Cassandra's Dream - deutscher Trailer (2:15)



Cassandras Traum - OT: Cassandra's Dream
Buch und Regie: Woody Allen

Cassandras Traum Cast:
Ian - Ewan McGregor
Terry - Colin Farrell
Howard - Tom Wilkinson
Kate - Sally Hawkins
Angela - Hayley Atwell

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