13.12.2008
The Women - Kritik und Trailer - Meg Ryan
Autorin und Regisseurin Diane English legt ein Remake von The Women - Die Frauen (1939) vor, das - unter anderem - die Geschichte einer betrogenen Ehefrau und deren Freundinnen aus der heutigen Perspektive erzählt. Wie schon das Original, so kommt auch The Women - Von großen und kleinen Affären gänzlich ohne Männer aus. Für dieses Projekt konnte sie eine lange Liste bekannter Schauspielerinnen verpflichten und trotzdem sollen die Produktionskosten weniger als $ 20 Millionen betragen haben. Erstaunlich. Eines muss man Diane English zugestehen (außer, dass sie gute Beziehungen hat): Sie schafft es, eine große Schwäche des Originals - die Bösartigkeit der Frauen untereinander und die völlige Verteufelung der Mätresse - zu eliminieren.
Was English nicht schafft ist, ihre Figuren aus dem Klischee-Sumpf herauszuziehen, in den sie sie wirft. Das wird besonders an der lesbischen Autorin Alex (Jada Pinkett Smith) deutlich, die eine Doppelfunktion erfüllt: Alibi-Lesbe und Alibi-Afro-Amerikanerin. Zwei Funktionen, aber insgesamt weniger Präsenz, Alex ist eine Randfigur. Dafür bekommt sie den grauenhaftesten Dialog: In einer Ansage zu lesbischem Sex behauptet Alex, dass Frauen Sex im Dunkeln bevorzugen. Das war mir neu. Das alte Märchen "Lisa will's im Dunkeln, weil da ist gut munkeln, während Kevin nur besticht, hat er genug Tageslicht" ist doch total vorgestrig. Und das von Alex, die mit ihrer neuen Geliebten, dem Model Natasha (Natasha Alam, demnächst: Drop Dead Georgeous) am Arm herumläuft und gerne auf Pseudo-Ghetto macht? Das kaufen wir ihr nicht ab, wir leihen uns das auch nicht. Aber wie gesagt, Alex erfüllt lediglich zwei Quoten. Nun zur Geschichte...
Mary Haines (Meg Ryan) ist sehr darauf bedacht, als Vorzeige-Ehefrau immer gut abzuschneiden. Sie arbeitet als Designerin in der Modefirma ihres Vaters (was wir allerdings nur erzählt bekommen, nachdem sie gefeuert wurde), sie kümmert sich eigenhändig um ihren Garten, und sie unterhält einen gute Beziehung zu ihrer Haushälterin und ihrem Au-Pair Mädchen Uta (Tilly Scott Pedersen). Sie hält sich selbst für perfekt.
Würde man allerdings Marys Tochter Molly (India Ennenga) fragen, bekäme man einen anderen Eindruck von Mrs. Perfekt. Molly hat nämlich keinen besonderen Draht zu ihrer Mutter, heult sich später sogar lieber bei Marys Freundin Sylvia (Annette Bening) aus. Eine nette Szene, denn Sylvia ist die Karriere-Frau, die - wie könnte es anders sein - keine Kinder hat und Molly deshalb einfach als Mensch behandelt. Ein Gespräch von Frau zu Frau, sozusagen.
Während Mary denkt, dass ihr Leben wunderbar funktioniert, geht ihr Mann fremd. Als erste erfährt das Sylvia, und zwar von der geschwätzigen Kosmetikerin Tanya (Debi Mazar, TV: Entourage). Die erzählt ganz locker von der Parfümverkäuferin Crystal Allen (Eva Mendes, Helden der Nacht, demnächst: The Spirit), mit der Herr Haines eine Beziehung hat.
Das ruft Marys Freundinnen auf den Plan, zu denen (leider) auch die Gebärmaschine Edie (Debra Messing, demnächst: Nothing Like the Holidays) gehört, die solange Kinder in die Welt setzen will, bis endlich der erwünschte Sohn da ist. Oh Mann, in welchem Jahrhundert lebt die nur? Die Figur ist unheimlich nervig. Dass man auch noch die Schluß-Szene in den Kreißsaal gelegt hat (trotzdem im Trailer...) tut dem Film weiter Abbruch. Das haben wir so oder anders eh schon gesehen - und schon das erste Mal war einmal zu viel.
Marys Mutter Catherine (Candice Bergen, TV: Boston Legal, demnächst: Bride Wars - Beste Feindinnen) rät ihr - genau, wie das auch im Original war - den Mund zu halten und die Affäre einfach zu ignorieren. Erst viel später, als Mary auf die mehrfach geschiedene Leah (Bette Midler) trifft, fängt sie an, ihr Leben so richtig zu überdenken...
Gerade, als ich anfing, mich für Marys Geschichte zu erwärmen, ging The Women - Von großen und kleinen Affären dann aber völlig den Bach hinunter. Das Problem, wenn man solche Geschichten in der Oberschicht ansiedelt ist, dass sich mit Geld und den richtigen Beziehungen (fast) alles regeln lässt. Als Zuschauer fühle ich mich aber verarscht, wenn sich herausstellt, dass alles supi ist, sobald Sonntagskind Mary einmal entschieden hat, was sie eigentlich will. Für wen ist der Film gemacht, für reiche Erbinnen mit jeder Menge guter Beziehungen? Wer soll sich denn sonst in dieser Figur wiederfinden?
Wer mich viel mehr interessiert hat ist Sylvia. Annette Bening ist super, Sylvia hat die besten Sprüche drauf, ich habe oft gewartet, dass sie wieder in Erscheinung tritt. Sylvia ist als Mensch interessant und auch ihre beruflichen Probleme interessieren uns. Wer hat sich nicht schon über Frauenzeitschriften geärgert, die ihre Mode an 13-jährigen Models zeigen und deren schlecht recherchierte oberflächliche "Artikel" wenig mehr als Seifenblasen sind? Im Gegensatz zu Mary, die im Falle einer Scheidung eh' finanziell versorgt ist, trifft Sylvia eine Kündigung extrem hart. Nicht nur, dass sie ihr Einkommen braucht, sondern auch dass sie eine Frau im fortgeschrittenen Alter ist, kommt da zum tragen. Das Thema ist zeitgemäß und spannend.
Eva Mendes hat eine witzige kleine Rolle als Mätresse Crystal Allen, sie verkörpert den manipulativen Vamp, der den (reichen) Mann am Nasenring zum Traualtar führt, ohne dass der 'was merkt. English schafft es, uns diese Frau näher zu bringen. Zum einen wissen wir, wie ihre Geschichte weitergehen wird (siehe Mary, aber - je nachdem, wie lang die Ehe hält - mit weniger Geld), zum anderen ist ihr Verhalten zumindest nachvollziehbar. Das ist genial gemacht und so viel besser als im Original. Eva Mendes ist aber auch eine Idealbesetzung. Mendes kennt den Unterschied zwischen "sexy" und "billig", was für diesen Film auch enorm wichtig ist.
The Women - Von großen und kleinen Affären stellt verschiedene Frauentypen vor und verzettelt sich dann völlig mit -zig sogenannten "Frauenthemen" gerade so, als hätte Diane English Angst, sie würde nie mehr einen Film machen und müsste deshalb jetzt alles hier hineinpacken. Auf die Art kratzt sie aber kaum an der Oberfläche dieser Themen. Da kann man sich auch den Club der Teufelinnen angucken. Das Original The Women - Die Frauen schneidet allerdings auch nicht besser ab.
Das andere Remake, das diese Woche an den Start ging, Der Tag, an dem die Erde stillstand mit Keanu Reeves, ist deutlich besser gelungen. Drehbuchautor David Scarpa wusste, dass weniger mehr ist...
Soundtrack zum Film: > The Women Soundtrack
The Women - von großen und kleinen Affären - Genre: Dramedy - FSK: ohne Altersbeschränkung - deutscher Kinostart: 11.12.08
Drehbuch: Diane Englisch (TV: Murphy Brown), basierend auf dem Drehbuch The Women (1939) von Anita Loos und Jane Murfin, basierend auf dem Theaterstück von Clare Boothe Luce.
Regie: Diane English
The Women - Von großen und kleinen Affären Cast:
Mary Haines - Meg Ryan
Sylvia Fowler - Annette Bening
Crystal Allen - Eva Mendes
Molly Haines - India Ennenga
Natasha - Natasha Alam
Catherine - Candice Bergen
Tanya - Debi Mazar
Uta - Tilly Scott Pedersen
The Women - von großen und kleinen Affären -- deutscher Trailer (2:19)
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