04.12.2008

Kritik: Mein Schatz, unsere Familie und ich - Trailer

Die Komödie Mein Schatz, unsere Familie und ich scheint aus zwei ganz unterschiedlichen Teilen zusammengesetzt zu sein. Der eine Teil ist eine interessante und durchaus intelligente Dramedy um zwei erwachsene Scheidungskinder, die gezwungen sind, sich mit ihren Kindheitstraumata auseinanderzusetzen, was ihnen zu neuen Erkenntnissen verhilft und sie in ihrer Beziehung einen Schritt weiter bringt. Der andere Teil ist leider eine angestrengte Komödie mit Slapstick, spuckenden Babies und jeder Menge Klischees. Diesem Film einen ähnlichen deutschen Titel zu verpassen wie der Komödie Meine Braut, ihr Vater und ich war nicht unbedingt eine gute Idee, da Braut eine recht oberflächliche Angelegenheit war. Im Trailer (unten) sind fast ausschließlich Ausschnitte aus der "angestrengten Komödie" zu sehen, da man diesen Aspekt des Films wohl für zugkräftiger hält.

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Kate (Reese Witherspoon, Penelope) und ihr Freund Brad (Vince Vaughn, In die Wildnis - Allein nach Alaska, Die Gebrüder Weihnachtsmann) leben seit 3 Jahren in einer Beziehung und sind glücklich. Ihr Sexleben ist toll, Geldsorgen kennen sie nicht und ihren ungeliebten Familien entkommen sie jedes Jahr, indem sie zu Weihnachten in Urlaub flüchten, angeblich um fern der Heimat ehrenamtlich zu arbeiten. Doch nicht dieses Jahr. Ihr Flug wird gestrichen und ihre schockierten Gesichter werden live in den Nachrichten gesendet. Oops. Dieses Jahr gibt es kein Entrinnen. Alles aus dem Weg, wir haben einen Termin in der Hölle.

Brad und Kate haben insgesamt 4 nervige Familien, die sie besuchen müssen. Schon auf dem Weg zur ersten Familie - Brads Vater (Robert Duvall, Helden der Nacht) und seinen Macho-Brüdern Denver (Jon Favreau, Iron Man, Trauzeuge gesucht) und Dallas (Tim McGraw, Operation: Kingdom) und der gebärfreudigen Schwägerin Susan (Katy Mixon, demnächst: The Informers - Die Informanten) - wird klar, dass das nicht nur eine unangenehme Pflichtübung wird, sondern potenziell traumatisch werden kann, und zwar für beide. Sie versprechen sich, auf jeden Fall ein Paar zu bleiben, egal, wie der heutige Tag abläuft. Brad macht sich solche Sorgen, dass er sogar vorschlägt, ein "Safe Word" zu benutzen. Wenn einer von beiden das Codewort sagt, dann ist das Alarmstufe Neonrot und man wird aus der Situation flüchten.

Doch als Brad später das Codewort flüstert, befindet sich Kate außer Hörweite. Sie hält ihm dann eine schöne Motivations-Rede zur Unterstützung. Diese macht deutlich, wie die beiden als Paar funktionieren. Brad versucht Kate dazu zu bringen, das Codewort zu sagen, weil er sich überfordert fühlt und ihm alles auch sehr peinlich ist, aber diese ist zäh. Für sie ist dieser Besuch nicht halb so schmerzhaft wie für ihn.

Nach dem Macho-Haushalt geht's weiter mit einem Frauen-Trupp: Kates Mutter Marilyn (Mary Steenburgen, Stiefbrüder, DVD: Honeydripper, demnächst: The Open Road), die ein Ding für den seltsamen Prediger Phil (Dwight Yoakam, Crank, demnächst: Crank 2) hat, Kates gebärwütiger Schwester Courtney (Kristin Chenoweth, TV: Pushing Daisies), diversen Tanten und ihrer peinlichen Oma, die über ihr Sexleben redet und mit Brad flirtet.

Als die beiden auch noch bei der Aufführung der Weihnachtsgeschichte als Maria und Joseph auftreten müssen, geht endgültig alles den Bach 'runter. Nun ist es Kate, die so fertig ist, dass sie ihren Auftritt vermasselt. Brad hilft ihr nicht, sondern genießt das Rampenlicht.

Im Verlauf der Geschichte wird Brad immer mehr zum Schuft und Kate zieht sich zurück und findet sich in der Opfer-Rolle wieder. Beide sind in die Verhaltensmuster ihrer Kindheit zurückgefallen und diese beiden "Kinder" vertragen sich nicht. Es kommt zu heftigen Streitereien. Leider führt sich Brad derart schuftig auf, dass wir vorübergehend große Probleme haben, dem Liebespaar die Daumen zu drücken. Vielleicht sollten sie sich ja trennen? Erst Brads versteckte Entschuldigung und Kates Reaktion darauf zeigen uns wieder das Paar, das wir am Anfang sahen. Nur jetzt vielleicht mit einem tieferen Verständnis für den Partner. Doch bevor wir dahin kommen, müssen wir noch diverses mitmachen...

So ganz nebenbei findet sich Kate in jeder Familie mit Baby im Arm wieder, spielt einmal sogar mit Milchpumpe und macht - was soll das nun wieder? - auch einen Schwangerschaftstest, der ihr zufällig in die Hände fällt. Ganz klar, wo die Entwicklung hinführt, obwohl beide anfangs vehement und mit Nachdruck die Meinung vertreten, dass Ehe und Kinder für sie nicht in Frage kommen. Etwas zu subtil vielleicht, in all dem Tumult, eine frühzeitige Ansage von Kate: Ihr sind die Reisen nicht mehr wichtig, ein Strand sieht aus wie der nächste.

Langsam wird klar: Die beiden wollen keine Kinder haben, weil sie befürchten, diese womöglich ähnlich zu verletzen, wie sie selbst als Kinder von ihren Familien verletzt worden sind. Und wer sagt, dass sie es besser machen können? Ein zu großes Risiko. Ihnen geht dann irgendwann auf, dass die Kinderlosigkeit keine "freie Entscheidung" ist, sondern lediglich zeigt, dass ihre fürchterlichen Familien immer noch über ihr Leben bestimmen. Eine sehr wichtige und vor allem grundehrliche Erkenntnis, die man in dieser Komödie nicht vermutet hätte. Für die Zuschauer ist aber auch klar, dass die beiden ohne die Einmischung ihrer Blutsverwandtschaft besser dran sind, am besten nächstes Jahr wieder irgendwo "unabkömmlich" sein sollten.

Daran ändern auch gewisse "Reden" zum Thema Familie nicht, wie sie zum Beispiel Kates Vater (Jon Voight, demnächst: Das Gesetz der Ehre) oder ihre Schwester Courtney zum besten geben. Man kann den Leuten (schon im eigenen Interesse) vergeben, aber ein Jahresticket für Trips in die Hölle ist deshalb noch lange nicht angesagt und wäre der geistigen Gesundheit nicht unbedingt zuträglich.

Wie gesagt, die "andere Hälfte" des Films ist eine höchstens durchschnittlich zu nennende Komödie. Vopfilm meint, dass das vielleicht auf die gelisteten 2 Autorenteams zurückzuführen ist. Das Original-Drehbuch wurde schon vor einigen Jahren von den Newcomern Caleb Wilson & Matt R. Allen geschrieben, ging durch mehrere Hände, wurde dann vom Autorenteam Jon Lucas & Scott Moore (beide: Full of It, Volltreffer - Ein Supercoach greift durch) umgeschrieben... Was auf wessen Mist gewachsen ist, werden wir wohl nie erfahren... Ich würde auf jeden Fall gerne Mein Schatz, unsere Familie und ich ohne die überdrehte Comedy, den Klamauk und Slapstick sehen. Der Film könnte mir richtig gut gefallen.

Hier geht's zum Soundtrack: Mein Schatz, unsere Familie und ich

Mein Schatz, unsere Familie und ich deutscher Trailer



Mein Schatz, unsere Familie und ich - deutscher Kinostart: 04.12.08 - FSK: ab 6 Jahren
Drehbuch: Autoren-Team Caleb Wilson & Matt R. Allen und das Autoren-Team Jon Lucas & Scott Moore
Regie: Seth Gordon (The King of Kong)

Mein Schatz, unsere Familie und ich Cast:
Brads Mutter Paula - Sissy Spacek (demnächst: Lake City)
Brads Vater Howard - Robert Duvall
Kates Mutter Marilyn -Mary Steenburgen
Kates Vater Creighton - Jon Voight
Brads Bruder Denver - Jon Favreau
Dallas - Tim McGraw
Kates Schwester Courtney - Kristin Chenoweth
Pastor Phil - Dwight Yoakam


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