02.12.2008

Madagascar 2 Kritik und Trailer

Löwenbaby Alex ist knuddelig und verspielt, tänzelt lieber einem Schmetterling hinterher, als zuzuschauen wie sein Vater, der Alpha-Löwe Zuba, seinen aufgestylten Konkurrenten Makunga auf dessen Platz verweist. Das rächt sich, denn Alex wird von Wilderern geschnappt und landet auf Umwegen im Central Park Zoo. Dort amüsiert Alex über die Jahre die Menschen mit seinen Tanzdarbietungen, inklusive Pirouetten. Schade, dass Alex so schnell erwachsen werden muss, denn für das Löwenbaby sind den Zeichnern einige witzig-süße Bilder gelungen, von denen ich gerne mehr gesehen hätte. (Knut-Syndrom, schon klar;)

Die anderen Zoo-Tiere schauen neidisch zu und machen böse Kommentare: "Angeber!" Es ist dann Aufgabe von Madagascar 2, die Tiere zu versöhnen und einigen auch Selbstakzeptanz beizubringen. Wer sich selbst akzeptiert und glücklich ist, der kann auch andere akzeptieren. Zusammen flüchten sie per Flugzeug und kommen, nach einem unfreiwilligen Zwischenstopp und aufgrund extremer Fehlnavigation, in der alten Heimat von Alex an, wo dieser später mit seinen Eltern vereint wird - die sich an ihren tanzenden Sohn, der ja den Posten als Leitlöwe erben sollte, erst noch gewöhnen müssen.

Madagascar 2 ist in erster Linie ein Kinderfilm, der für die Erwachsenen weniger amüsant ist als z. B. Ratatouille oder Findet Nemo. Madagascar 2 ist kein Road-Trip, der eine Geschichte erzählt, sondern eine Reihe kleiner Geschichten, in denen wir die Entwicklung der Tiere beobachten können, die natürlich als Vertreter bestimmter Menschen-Typen stehen (übergewichtig, schwächlich und schüchtern, usw.) - kleine Lektionen für die Kleinen sind das also.

Allerdings sind die Dinge, die man den Kindern durch die Figuren vermitteln will, manchmal etwas zu subtil (für Kinder) dargestellt oder man fragt sich, wie man das (z. B. das Date von Gloria mit Draufgänger Moto Moto) den kleineren Kindern erklären soll. Was sind also die Aufgaben der Tiere? Ein paar Beispiele:

Alex muss beweisen, dass nicht nur Macho-Männer 'was drauf haben, sondern auch Entertainer wie er etwas für die Allgemeinheit tun können, rettet seine Gruppe vor dem Verdursten und behauptet sich. Durch Alex wird oft Musik eingebaut, was uns hier aus irgendeinem Grund an das gute alte Dschungelbuch erinnert, vor allem aber auf den Madagascar 2 Soundtrack hinweist. Es ist eine Menge Musik in Madagascar 2, was durchaus kein Nachteil ist.

Der schüchterne Hypochonder Melman (Giraffe), der heimlich in das voluminöse Flusspferd Gloria verliebt ist, muss endlich Mut fassen und sich Gloria offenbaren. Den Hypochonder-Aspekt von Melman fand ich total witzig, das fängt schon im Zoo an, wo Melman über Jahre hinweg einen Kopfschutz (wie heißen die Dinger nur? Auch egal) trägt.

Gloria muss sich mit dem schmierigen Nilpferd Moto Moto abgeben, bevor sie begreift, dass der nur auf ihren großen Körper steht, sonst nichts. (Da fragte ich mich allerdings, wie alt eigentlich die Zielgruppe ist, die man im Auge hatte? Den ganz Kleinen würde ich das nicht erklären wollen, so von wegen "er will nur ihren massigen Körper, der Fetischist"... Da muss man sich dann mit "ist zu oberflächlich" und "interessiert sich nur für Äußerlichkeiten" herausreden. )

Das Zebra Marty war gewöhnt, im Zoo im Mittelpunkt zu stehen, etwas Besonderes zu sein. Aber in der Wildnis, in einer Gruppe Zebras, bekommt er eine Identitätskrise und fragt sich, ob sein Hintergrund schwarz ist oder die Streifen darauf schwarz sind. Das ist natürlich interessant in einer Zeit, in der ein bi-kultureller Präsident ständig nur als "schwarz" bezeichnet wird. Marty unterstellt Alex, dass für den alle Zebras gleich aussehen, er seinen Freund nicht in der Masse finden würde. Die übliche Rassismus-Unterstellung, nett verpackt - aber auch ein Ansprechen dieses durchaus existenten Phänomens, das mit Rassismus gar nichts zu tun hat. Alex hatte in seinem Leben wenig Gelegenheit, viele Zebras kennenzulernen. Auch wie diese Situation aufgelöst wird, ist gut gemacht.

Alles in allem bietet Madagascar 2 eine Menge "Material", mit dem Eltern eine Weile arbeiten können. Parallelen können aufgezeigt werden zwischen den verschiedenen Formen der Diskriminierung, die sich ja auch in Komplimenten (wie im Falle von Moto Moto) ausdrücken kann. Vergleiche mit anderen bekannten Filmen können herangezogen werden - die Ratte Remy, die als Koch nicht anerkannt wird, da sie eine Ratte ist (Ratatouille), der dicke Panda Po, dem keiner (er selbst inbegriffen) besondere sportliche Leistungen zutraut (Kung Fu Panda) und Alex, der nicht als Leitlöwe anerkannt wird, weil er tanzend und singend durch die Welt läuft - keiner dieser Figuren traut man eine Machtposition zu, doch alle haben ihre Fähigkeiten bzw. sind lernfähig, so sie denn richtig motiviert sind bzw. werden. Hinzu kommen noch Themen wie Loyalität, Konfliktlösung, Gruppenzusammenhalt. Madagascar 2 bekam von der Filmbewertungsstelle das "Prädikat wertvoll" verliehen.

Madagascar 2 als Spiel gibt's in verschiedenen Ausgaben mit FSK 0 und FSK ab 6 Jahren. >Madagascar 2 Nintendo DS zum Beispiel hat keine Altersbeschränkung. Im Spiel verfügt u. a. unser Hypochonder Melman über Heilkräfte und eine der Stärken der beleibten Gloria ist schnelles Schwimmen.

Madagascar auf DVD (Sonderausgabe) mit Musik-Video und Bonus-Film "Die Madagascar-Pinguine auf vorweihnachtlicher Mission": >Madagascar (Special Edition, 2 DVDs)

Madagascar 2 - deutscher Trailer



Madagascar 2 - Genre: Animationsfilm - deutscher Kinostart: 04.12.08 - FSK: keine Altersbeschränkung.
Drehbuch: Etan Cohen (Tropic Thunder)
Regie: Regie-Team Eric Darnell (Madagascar, Antz) und Tom McGrath (Madagascar)

Verwandt:
Ratatouille Kritik
Kung Fu Panda - Kritik

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